LOEWE: "My Fair Lady" - Simply loverly!
Meine Lieben,
Manchmal schäme ich mich bei besonders beliebten Werken ein bißchen, daß ihnen noch kein Thread gewidmet wurde, und versuche, einen entsprechenden Anstoß zu geben. Manchmal gelingt's ja, die wirklichen Kenner aus der Reserve zu locken. Hier hoffentlich auch, denn "My Fair Lady" ist mein besonderer Musical-Favorit - auch wenn es nicht gerade der Film von George Cukor mit Audrey Hepburn und Rex Harrison ist, der natürlich in jeder Hinsicht Vergnügen pur bedeutet:
Man sieht Audrey Hepburn zwar, aber bei den Liedern wurde die Stimme von Marni Nixon geborgt. Wenn man die erhaltenen Hepburn-Nummern anhört, finde zumindest ich, daß man ruhig beim Original bleiben hätte können. Rex Harrison ist ja auich nicht unbedingt ein Sänger im vollen Sinn des Worts, was aber bei seiner umwerfenden Persönlichkeit keinen Nachteil bedeutet. Der Vorteil des wunderschön und treffend ironisch gestalteten Films ist die perfekte Besetzung aller Rollen bis in alle Einzelheiten. Auch musikalisch sorgt André Previn für eine musterhafte und von anderen Dirigenten meines Wissens nicht übertroffene Interpretation.
Vergleicht man musikalisch die Naxos-CVD mit der Broadway-Aufnahme von 1956,
so fällt diese gegenüber der Previn-Fassung klar ab. Franz Allers dirigiert verhältnismäßig derb, und auch Julie Andrews (von der man wahrlich auch gern eine Leinwand-Eliza gesehen hätte), Rex Harrison und Stanley Holloway sind da noch nicht so ganz in ihre Rollen hineingewachsen. Ich zweifle nicht, daß sie 1958, als sie mit dem Stück erstmals in London auftraten, schon wesentlich besser waren. Auch der Ton klingt bei der Naxos-CD ein wenig hart. Was aber freut, sind die Bonus Tracks, insbesondere die Ausschnitte aus Loewes und Lerners "Brigadoon" mit Kaye Ballard und Alan Jay Lerner selbst. Nebenbei festgestellt: Shaw-Puristen werden vielleicht Lerners Schlußtransfer von Eliza zu Higgins statt zu Freddie als verflachend empfinden. Ich dagegen meine, Lerner hatte damit hundertprozentig recht. Shaw hat seine eigenen Figuren nicht so gut gekannt! In dieser Auffassung bestärkt mich übrigens auch ein kulturell höchst versierter britischer Freund.
Begeistert bin ich auch von der früher mit einem weit schöneren Cover verkauften Aufnahme mit Kiri te Kanawa und Jeremy Irons:
Mag Dame Kiri auch nicht die volle Vulgarität von Julie Andrews erreichen, mich stört das nicht, und rein musikalisch ist das eine ausgesprochen göttliche Aufnahme, woran der Dirigent John Mauceri keinen geringen Anteil reklamieren kann. Die Nebenrollen sind ja auch bestens verkörpert (Jerry Hadley als Freddie!)
Im meinem Regal steht außerdem noch eine undatierte CEDAR-CD, bei der keine Besetzung angegeben ist (wird wohl im besten Fall irgendeine Lizenz-Pressung sein), nur das "Stage Door Orchestra". Demnach müßte das eigentlich eine Previn-Einspielung sein (und sie hört sich auch ebensogut wie die Film-Musik an); es ist aber nicht die Filmversion. Dessenungeachtet aber eine hervorragend besetzte Querschnitt-Aufnahme, die keine Wünsche offen läßt.
Liebe Grüße
Waldi