Valery Gergiev

  • Zitat

    Kurz zur Info: Neuerscheinung der Schostakowitsch Symphonien 2 und 11

    Ich habe mir diese SACD heute leider spontan gekauft und bin total enttäuscht. Ich hatte ja keine großen Erwartungen, aber selbst die wurden noch untertroffen. Die Klangtechnik lässt Präsenz und Detailgenauigkeit vermissen, das Orchester wirkt unmotiviert und routiniert - so, wie man es von Valery "ich krieg den Hals nicht voll" Gergiev leider mittlerweile gewöhnt ist.

    Eine CD für die Mülltonne - ich bringe sie morgen ins Geschäft zurück und will mein Geld zurück.

  • Zitat

    - ich bringe sie morgen ins Geschäft zurück und will mein Geld zurück.

    wie geht das denn ?( ?( ?( ?(

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Und während sich vereinzelte, frustrierte Hörer noch über Gergievs Schostakowitsch echauffieren, legt dieser nimmermüde Dirigent schon seinen nächsten Geniestreich hin (oder auch nicht, wir werden es hören): Mahlers Symphonie Nr. 5 mit dem LSO.

    Erscheint Ende Januar und hat ein ähnliches Cover wie die anderen Mahler-Aufnahmen, nur dass eine 5 (wer hätte das gedacht?) darauf prangt. :rolleyes:

    Gruß, Cosima

  • legt dieser nimmermüde Dirigent


    na das ist ja etwas, seine anhänger freuen sich, die kritiker haben wieder mal arbeit, :) also freuen sich auch.

    doch etwas 1976 in berlin von karajan gelernt, das man viel aufnahmen machen muss wenn der rubel rollen soll.

    mal sehen ob er auch 800 aufnahmen schafft.

    nur an die verkaufszahlen eines karajans wird er mit sicherheit nicht rankommen.

    Liebe Grüße Dirigent :wink:

    Die Kunst zu wissen, wann man das Orchester nicht stören soll.
    Herbert von Karajan (1908-1989)

  • doch etwas 1976 in berlin von karajan gelernt, das man viel aufnahmen machen muss wenn der rubel rollen soll.

    Na, als gelehriger Schüler – so muß ich das wohl lesen? – wird der gute Valery sicherlich auch noch eine schöne Nicht-Kommerz-c-moll-Messe vorlegen.

    :thumbup: Wolfgang

    Die Wahrheit zu sehen müssen wir vertragen können, vor Allem aber
    sollen wir sie unseren Mitmenschen und der Nachwelt überliefern,
    sei sie günstig oder ungünstig für uns. (August Sander)


  • doch etwas 1976 in berlin von karajan gelernt, das man viel aufnahmen machen muss wenn der rubel rollen soll.

    mal sehen ob er auch 800 aufnahmen schafft.

    nur an die verkaufszahlen eines karajans wird er mit sicherheit nicht rankommen.

    Du verwechselst da etwas: Ich bin keine fanatische Gergiev-Anhängerin, so wie Du ein fanatischer Karajan-Jünger bist. Ich handhabe es auch nicht so wie Du, der Du keine Alternativ-Aufnahmen von anderen Dirigenten hörst, wenn Du den guten Herbert schon im Regal stehen hast. Für mich ist Gergiev kein gottgleiches Wesen, das ich engstirnig und mit abstrusen Argumenten verteidigen muss, sondern einfach ein toller Dirigent, von dem es die eine oder andere fantastische Interpretation zu hören gibt.

    Insofern kann ich mit Deiner Intoleranz und Deinen Gehässigkeiten rein gar nichts anfangen.

    Gruß, Cosima

  • Mach dir nichts draus, liebe Cosima. Die dominierendste Kraft unseres Menschendaseins ist die (gehobene) Mittelmäßigkeit. Würde sich stets nur das Beste oder das Schlechteste durchsetzen, die Welt würde sich schon lange nicht mehr drehen. Was gäbe es noch zu erstreben in einem solchen Zustand? Insofern handelt der Dirigent doch sehr vernünftig, wenn er die Mittelmäßigkeit wie einen Gral vor sich herträgt. Dass er dabei noch innerhalb seines Karajan-Kosmos diesem Grundsatz treu bleibt und die wirklich flotten und guten Aufnahmen aus den früheren Jahren konsequent zu posten meidet, ist ihm gar nicht hoch genug anzurechnen.
    So werden die, die keine fanatischen Jünger Herberts sind, stets von neuem daran erinnert, dass sie nicht der Tante-Erna-ich-brauch-ne-gute-Scheibe-fürTante-Frieda-was-habnsedennda-darf-auch-optisch-was-hermachen-HvK-Mehrheit angehören, sich dafür aber mit dem Wissen um guten Geschmack trösten dürfen. Ist doch was. :D

    :wink:

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)

  • doch etwas 1976 in berlin von karajan gelernt, das man viel aufnahmen machen muss wenn der rubel rollen soll.

    mal sehen ob er auch 800 aufnahmen schafft.

    nur an die verkaufszahlen eines karajans wird er mit sicherheit nicht rankommen.

    Ich wusste es doch: Karajan = Kommerz! Jetzt gibst Du es sogar selber zu ...

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Ich wusste es doch: Karajan = Kommerz!

    Sicher diskussionswürdig. Die daran (und an andere Karajan betreffende Erörterungen) anknüpfen wollen, mögen sich bitte hierhin begeben: HERBERT VON KARAJAN - Ein Interpret in Licht und Schatten. Hier dagegen geht es um Valery Gergiev!

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Die wahren Liebhaber kaufen sich am Besten gleich eine der DVDs, z. B. die wirklich interessante Doku "You Cannot Start Without Me"...

    Gibt es eigentlich etwas Neues bzgl. des diesjährigen Mikkeli-Festivals?


    Ja, diese DVD kann ich wärmstens empfehlen.


    Das Programm des Mikkeli.Festivals kann man unter http://www.mikkelimusic.net/index_e.php einsehen. Typisch für Gergiev, dass er seine Meinungen alle 5 Minuten ändert. Vor einem Jahr sagte er noch : "If you want to keep me interested in Mikkeli, you should not think in terms of ticket sales." Und nun : "Let's create a festival with great Russian music to help selling the tickets." Nur die Auszüge aus Brittens "A Midsummer Night's Dream" passen nicht in diesen Kontext, sind aber ein ausdrücklicher Wunsch Gergievs (Neuproduktion am Mariinsky-Theater). Ansonsten wieder einmal ein Festival mit dem Titel "Valery and friends".


    Mikkeli sind diesmal (und auch in Zukunft) "nur" 4 Tage gewidmet, weil Gergiev vorher erstmals dem Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb vorsteht und anschließend "von zwei wichtigen Präsidenten" eingeladen ist. Ein Problem des Festivals ist sicherlich die Probenknappheit. So sagte Pianist Alexander Toradze letztes Jahr seine Mitwirkung am Festival ab - angeblich aus Krankheitsgründen, wahrscheinlich jedoch, weil er befürchtete, für das ungemein anspruchsvolle Klavierkonzert seines Vaters David Toradze nicht genügend Proben zu bekommen. Deshalb ist dieses Jahr mit den jeweils 1. Klavierkonzerten von Prokofjew und Schostakowitsch ein "sicheres" Programm gewählt worden. Probleme gibt es auch, für Yuri Bashmet ein geeignetes Solokonzert zu finden. Zwar hat er ein überreiches Repertoire (ihm sind allein über 50 Violakonzerte gewidmet), aber das erfordert jedenfalls ausreichend Proben, und die gibt es nun einmal nicht. Nachdem Bashmet bisher 3x Berlioz' Harold in Italien "abgegrast" hat und sich leider immer noch nicht überwinden konnte, seine eigeneBearbeitung der Tschaikowsky-Rokkoko-Variationen aufzuführen, bin ich froh, mit Schnittkes Violakonzert etwas Interessantes zu bekommen. An Denis Matsuev zeigt sich, dass das normale Mikkeli-Publikum nicht sehr kenntnisreich ist. Obwohl schon im letzten Jahr mehr als bloß ein Geheimtipp, ließ sich sein Konzert (mit Shchedrins 5. Klavierkonzert) nur zäh verkaufen, von seinem Jazz-Konzert ganz zu schweigen, das weniger als 200 Zuhörer interessierte. In diesem Jahr ist sein Konzert mit Rachmaninoffs 3. Klavierkonzert bereits jetzt, obwohl bisher erst der Online-Verkauf läuft, zu 80 % ausverkauft.
    Sune

  • "Symptome der Erschöpfung"

    Valery Gergiev hatte das Dirigat von Mussorgskys "Boris Godunow" an der New Yorker Met abgesagt, vor allem die prestigeträchtige Rundfunkübertragung. Nach den Worten seines US-Managers waren "Symptome der Erschöpfung" für diese Absage verantwortlich. Schaut man sich jedoch seinen Terminkalender an, ergibt sich ein anderes Bild.


    8.3. St. Petersburg Premiere "Ariadne auf Naxos"

    9.3. New York "Boris Godunow"

    10.3. St. Petersburg "Ariadne auf Naxos"


    Die Flugpläne scheinen also Gergievs Pendeln zwischen zwei Kontinenten vereitelt haben. Dies erinnert mich daran, dass Gergiev 1997 an dem freien Tag zwischen zwei "Parsifal"-Aufführungen in Savonlinna die "Boris"-Generalprobe in Salzburg geleitet hatte.


    Ich hatte jetzt gerade Gelegenheit, mich bei einem Besuch in St. Petersburg von den angeblichen "Symptomen der Erschöpfung" zu überzeugen, da Gergiev - ungewöhnlich für ihn - einmal 5 Tage am Stück an der Newa weilte.


    Am 14. nachmittags in St. Petersburg angekommen, eilte ich sofort in die Mariinsky-Konzerthalle, wo am Abend Verdis Requiem aufgeführt werden sollte. Meine Annahme, ich würde Gergiev bei einer Probe für dieses Werk antreffen, erwies sich als Irrtum. Zwar war er auf dem Podium, doch um das Klarinettenkonzert eines mir unbekannten russischen (zeitgenössischen) Komponisten für das hauseigene Mariinsky-Label aufzunehmen. Obwohl es einige für St. Petersburg bzw. für das Werk neue Solisten gab, tippte Gergiev in der nachfolgenden Requiem-Probe nur einige wenige Stellen an. Da ich diesmal einen Platz auf dem Balkon hinter dem Orchester hatte, war es sehr interessant, einmal den Dirigenten von vorn zu beobachten, wie er 100%ig auf den Punkt konzentriert bei der Sache war, wie häufig ohne Taktstock dirigierte und Einsätze meistens mit den Augen gab. Wenn man einmal von der teilweise verfehlten CD absieht, ist seine Interpretation des Verdi-Requiems meist eine sichere Bank. Lediglich an das in meinen Augen verhetzte Sanctus, das bei ihm wie ein Scherzo hingelegt wird, kann ich mich nicht gewöhnen.


    Am 15. ausnahmsweise kein Gergiev-Konzert. Entweder gab er sich seinen administrativen Aufgaben hin oder er probte im Theater für die für den 18. vorgesehene Premiere von Shchedrins "Toten Seelen".


    Am 16. abends Gergiev-Konzert mit Glinka Ouvertüre zu "Ein Leben für den Zaren", Shchedrins "Round Dances" und Tschaikowskys Fünfter. Der Shchedrin war für ihn und das Orchester total neu, und wie mir der Komponist sagte, hatte Gergiev die Partitur wohl gerade erst kurz vorher geöffnet. Jedenfalls stand Shchedrin in der Probe neben dem Dirigenten, gab Anweisungen und Korrekturen und erhielt danach von Gergiev eine Minute Gelegenheit, dem Orchester zu erklären, was er anders haben wollte. Danach wurde der Glinka einmal durchgespielt, der Tschaikowsky blieb nicht unerwartet ungeprobt. Im Konzert hatte wohl niemand bis auf den Komponisten den Eindruck, dass diese Aufführung die erste Auseinandersetzung mit seinem Werk war. Tschaikowskys Fünfte - hörenswert, als würde Gergiev es aus dem Moment heraus erschaffen.


    Am 17. abends Konzert mit Bergs Violinkonzert (Solist : der Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, Rainer Honeck) und Strauss' Heldenleben. Konzentration bei der Probe also auf Berg, den Gergiev vor 11 Jahren zuletzt aufgeführt hatte (nach Honecks Worten sei bei Gergiev die Erinnerung während der Probe langsam zurückgekommen), während der wahrlich nicht unkomplizierte Strauss wieder nur kurz angetippt wurde. Der Berg krankte also nicht an einem Zuviel an Proben und wirkte somit wie ein Fremdkörper. Das Heldenleben gehört angeblich zu Gergievs Lieblingswerken (kein Wunder, bei diesem Titel!), doch diesmal überzeugte er mich nicht so sehr wie in einer Rundfunkübertragung aus Stockholm, denn er war in St. Petersburg 3 Minuten schneller als dort und spielte die "schönen Stellen" nicht so breit aus.


    Am 18. abends Premiere von Shchedrins 1977 uraufgeführter Oper "Die toten Seelen", doch vorher noch - um 13 Uhr desselben Tags - Generalprobe, zwar nicht mit denselben Sängern (man kann jede Rolle dieses Vielpersonenstücks gleich dreifach besetzen), doch mit demselben Orchester (das zum größten Teil auch in den Tagen zuvor im Einsatz war) und mit demselben Dirigenten, nämlich Gergiev.


    Fazit : Von "Symptomen der Erschöpfung" keine Spur; dieser Terminkalender ist die Regel und nicht die Ausnahme. Wie ich schon häufiger schrieb, lebt Gergiev von seiner Fähigkeit, sich auf den Punkt konzentrieren und seine Dynamik auf alle Mitwirkenden und die Zuschauer übertragen zu können. Die Frage, wie lange er dieses Pensum noch durchhalten kann, drängt sich einem auf - vor 21 Jahren, als ich ihn erstmals hörte, war es auch nicht anders.

  • Gergievs Terminkalender

    Gergievs Terminkalender erinnert mich immer wieder an Leporellos (deutsch gesungene) Arie "Keine Ruh' bei Tag und Nacht". Gestern, am 1.4.(kein Aprilscherz) gab der fliegende Maestro auf einer Pressekonferenz in St. Petersburg den Spielplan für sein am 24.4. beginnendes Moscow Easter Festival bekannt : 24 Konzerte in 16 Tagen!!! Dabei beschränken sich die Konzerte durchaus nicht nur auf Moskau, sondern es werden auch ehemalige Sowjet-Republiken wie Kazakhstan, Weiß-Rußland, Litauen und die Stadt Kaliningrad bereist. Zum Beispiel am 7.5. 12 Uhr Kaliningrad, 20 Uhr Vilnius, am 8.5. 12 Uhr Minsk, 20 Uhr Smolensk.

    An Opern werden gespielt : Berlioz' Trojaner in Ekaterinburg und Donizettis Lucia (mit Natalie Dessay) in Moskau. Die Konzertprogramme weisen als Solisten hauptsächlich Denis Matusev (mit Rach 3) und Olli Mustonen auf. Beim sinfonischen Repertoire das Übliche : Tschaikowsky 3 bis 5, Bilder einer Ausstellung, Mahler 5.

    Kein Wunder, wenn die Musiker ein Festival wie das bei uns in Mikkeli als Erholung empfinden!

  • Bei allem Respekt vor der scheinbar unerschöpflichen Energie von Gergiev - aber wenn ich mir die letzten Beiträge hier so durchlese, finde ich seine hektische Betriebsamkeit allmählich etwas gruselig. Ist das noch seriös und verantwortbar oder zeigen sich hier Anzeichen von Selbstüberschätzung und überspannter "Showmanship"? So nach dem Motto: Mal sehen, wie viele Bälle ich diesmal gleichzeitig in der Luft halten kann! Mal sehen, ob ich im nächsten Anlauf die doppelte Anzahl ungeprobter Aufführungen in der Hälfte der Zeit durchziehen kann! Offenbar springen ihm ja mittlerweile schon Solisten ab, weil er für schwere Konzerte keine Probenzeit zugestehen will. Seine Festivals scheinen mir allmählich zum Zirkusakt zu werden, wo das Publikum vor allem gespannt ist, ob der Meister sein Monsterprogramm auch diesmal wieder packt oder ob ihm alles auseinanderfliegt. Die künstlerische Qualität der einzelnen Aufführungen ist dann eher zweitrangig. Aber wenn Gergiev in dem mörderischen Tempo weitermacht, ist ein physischer und/oder psychischer Zusammenbruch über kurz oder lang vorprogrammiert.

  • Ich denke immer an sein Orchester.
    Natürlich sind die diese Arbeitszeiten und Methoden gewohnt, aber es bleibt Ihnen ja auch herzlich wenig an Alternativen.
    Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß ein derartiger Druck über einen längeren Zeitraum spurlos an den Orchestermitgliedern vorbei geht.

    Bei uns sind solche Auswüchse zum Glück nicht möglich, hier gibt es Ruhezeiten, welche einzuhalten sind.
    Das ist keine Faulheit, das ist sinnvoll, damit man lange im Berufsleben gesund und leistungsstark bleibt.

    :wink:
    Michael

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