Konzertsäle der Welt - the good, the bad and the ugly

  • Konzertsäle der Welt - the good, the bad and the ugly

    Zwei Anlässe, einen Thread über die Akustik von Konzertsälen zu eröffnen:

    Erstens hatte ich neulich die Gelegenheit, im Abstand von wenigen Tagen Konzerte im Luzerner Konzertsaal und im Münchner Gasteig zu hören, und damit ganz direkt zwei Säle zu vergleichen, von denen einer (Luzern) allgemein wegen seiner großartigen Akustik gerühmt wird, und der andere (München) wegen seiner akustischen Verhältnisse einen so schlechten Ruf hat, dass so mancher Dirigent und so manches Orchester einen großen Bogen um München machen.

    Und zweitens machte vor einiger Zeit folgendes Zitat von Lorin Maazel in München die Runde (auf den Gasteig gemünzt): "Es gibt keine schlechte Akustik, sondern nur schlechte Dirigenten, die damit nicht zurechtkommen." Nun konnte ich in der Zwischenzeit Maazels Einstandskonzert als inoffizieller Chef der Münchner Philharmoniker (sein Vertrag beginnt erst in einem Jahr) in eben diesem Gasteig erleben - und höre da: Die akustischen Probleme waren genau die gleichen wie sonst auch. Was entweder bedeutet, dass die zitierte Aussage Blödsinn ist, oder dass Maazel eben auch mit dem Saal nicht zurechtkam und somit wohl ein schlechter Dirigent ist. Ich vermute ersteres: Typisches Bonmot, das man halt so dahersagt (bzw. sagen muss), wenn man gerade zum Chef der MPhil gemacht wird.

    Die Akustik eines Saals ist schwer in Worten zu beschreiben. Der Versuch allein setzt meiner Ansicht nach vorraus, dass man den Saal gut kennt und mehrere Konzerte dort erlebt hat, möglichst von verschiedenen Plätzen. Und bei der Beschreibung von Höreindrücken ist man auf Umschreibungen und Assoziationen angewiesen, ähnlich wie bei der Beschreibung eines Geschmacks. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam, dennoch mehr oder weniger nachvollziehbare Aussagen zusamenzutragen.

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Luzern: Konzertsaal

    Ich glaube, ich habe noch nirgends etwas Negatives über die Akustik des Luzerner Konzertsaals gelesen, im Gegenteil sind die meisten Kommentare eher enthusiastisch. Und das nach meinen Eindrücken aus einem guten halben Dutzend Konzerten völlig zurecht: wirklich phänomenal.

    Wie ist der Höreindruck zu beschreiben? Kristallklar, transparent, direkt, warm. Gleich beim ersten Konzert ist mir eine Besonderheit aufgefallen, die ich so deutlich nirgendwo anders bewusst wahrgenommen habe: Der Klang der Instrumente bzw. Instrumentengruppen ist äußerts genau im Raum lokalisierbar, man hört sozusagen deutlich, dass die Hörner hinten rechts sitzen. Der Klang mischt sich dennoch zu einem Orchesterklang, wobei aber eben die Gruppen im Höreindruck voneinander erkennbar getrennt bleiben, nichts wird verwischt. Das ist vermutlich das, was ich als “klaren” Klang empfunden habe.

    In manchen Situationen kann dieses Phänomen anscheinend ein Problem sein: Ich erinnere mich an ein Konzert vor zwei Jahren, bei dem Boulez das Kammerkonzert für Klavier, Geige und 13 Bläser von Alban Berg dirigiert hat. Dazu habe ich an anderer Stelle geschrieben:

    Zitat

    Auffällig gleich die Aufstellung der Musiker: Etwas links vom Dirigenten im Hintergrund der Flügel, noch weiter links und etwa in der Mitte der Bühne die Geige, und ganz rechts hinten die Bläsergruppe, sehr eng zusammen gerückt. Bei der Akustik des Saals ist das Ergebnis wirklich fulminant: Die Bläsergruppe ist akustisch ein Block, in dem die einzelnen Stimmen dennoch einzeln identifizierbar bleiben, Geige/Klavier/Bläser sind akustisch voneinander getrennt und überdecken sich nie.

    Im Rückblick vermute ich, dass Boulez diese Aufstellung auch deswegen gewählt haben könnte, weil bei einer konventionelleren Sitzordnung die Bläserstimmen zu sehr auseinandergefallen wären. Vielleicht, aber das ist wie gesagt nur eine Vermutung, ist in manchen Situationen die Klarheit der Akustik auch ein Problem.

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • München, Philharmonie im Gasteig

    Was soll man hier noch schreiben: Vermutlich ist schon alles Schlechte, was man über die Akustik dieses Saals sagen kann, irgendwo auch schon gesagt worden. Und nach vielen Dutzend Konzerten, die ich dort gehört habe, neige ich dazu, die von Leonard Bernstein vorgeschlagene Lösung für den besten Weg zu halten: “Burn it!”. :hide:

    Welche Wörter fallen mit hier zuerst ein? Unscharf würde ich den Klang nennen. Das fällt besonders bei den Streichergruppen auf, die immer inhomogen und irgendwie verwischt klingen, und die nie den blühenden Klang haben, den es beispielsweise in Luzern gibt. Mit den Bläsern ist es auch so eine Sache: Ich empfinde deren Klang im Gasteig meist als schrill, oft auch als zu laut. Beim Blech sind besonders Trompeten und Posaunen problematisch, etwas weniger die Hörner. Auch dem Holz kommt die Wärme abhanden - hier leidet besonders der Klang der Flöten und Oboen. Insgesamt kommt häufig die Klangbalance aus dem Lot, was damit zusammenhängen könnte, dass (wie man sagt) die Musiker auf der Bühne sich gegenseitig auch nicht vernünftig hören können.

    Neulich, bei Mahlers achter Sinfonie, war auch ein anderes Phänomen zu hören: Bei den lauten Stellen, wenn die Solisten und der Chor und der andere Chor und das Riesenorchester und die Orgel so richtig aufdrehen, wird der Klang so verzerrt (vermutlich durch irgendwelche Reflexionen im Raum), dass man an übersteuerte Tonaufnahmen denken muss. Ganz eigenartig...

    Zu den Charakteristika des Gasteigs gehört auch, dass sich der Höreindruck von Sitzplatz zu Sitzplatz stark unterscheiden kann. Was einen auf einem Platz stört, ist 10 Meter weiter kaum zu hören. Dafür gibt es dort dann andere Probleme. Einmal saßen wir bei einem Konzert mit Mahler-Liedern etwas seitlich, ungünstig in jedem Fall. Dass wir den Sänger dort nicht so deutlich hören konnten, war zu erwarten. Aber die Stimme klang nicht nur leiser und verdeckt, sondern so, als hätte ihm jemand einen Kochtopf übergestülpt. Hätte er draußen vor der (geschlossenen) Tür gestanden, hätten wir auch nicht schlechter gehört.

    Wie gesagt: “Burn it!” :wut2:

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Aber die Stimme klang nicht nur leiser und verdeckt, sondern so, als hätte ihm jemand einen Kochtopf übergestülpt. Hätte er draußen vor der (geschlossenen) Tür gestanden, hätten wir auch nicht schlechter gehört.


    Also nicht nur Mahlersches Fernorchester, sondern auch Fernsänger! ;+)


    Meinen Mitschnitt von der achten Symphonie habe ich noch nicht gehört - jetzt bin ich noch neugieriger geworden.


    Liebe Grüße
    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Meinen Mitschnitt von der achten Symphonie habe ich noch nicht gehört - jetzt bin ich noch neugieriger geworden.

    Wobei Mitschnitte bzw. Tonaufnahmen vieles egalisieren - solche aus der Münchner Philharmonie im Gasteig klingen meist recht ordentlich.

    Auf der anderen Seite vermitteln Aufzeichnungen aus großartigen Konzertsälen wie dem Wiener Musikvereinssaal oder dem KKL in Luzern nur sehr begrenzt oder überhaupt nicht die dortige faszinierende Akustik.

    (Allerdings wurde im DG-Mitschnitt von Bernsteins Mahler-Fünfter mit den Wiener Philharmonikern die matschige Akustik der Frankfurter Alten Oper kongenial eingefangen :pinch:.)


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Akustik in Ffm (Alte Oper!)

    Nä. März gibts dort 2mal Mascagnis "Amico Fritz" konzertant - ich erwäge hinzufahren... - hat wer ne Empfehlung für (akustisch und finanziell) tragbare Plätze???

    EDIT.anders gefragt: Wie ist die Alte-Oper-Aku im Vgl. zu derj. im Essener Aalto-Theater (welches ich, ganz im Gegensatz zur AltOper, so einigermaßen kenne)??

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Und zweitens machte vor einiger Zeit folgendes Zitat von Lorin Maazel in München die Runde (auf den Gasteig gemünzt): "Es gibt keine schlechte Akustik, sondern nur schlechte Dirigenten, die damit nicht zurechtkommen." Nun konnte ich in der Zwischenzeit Maazels Einstandskonzert als inoffizieller Chef der Münchner Philharmoniker (sein Vertrag beginnt erst in einem Jahr) in eben diesem Gasteig erleben - und höre da: Die akustischen Probleme waren genau die gleichen wie sonst auch. Was entweder bedeutet, dass die zitierte Aussage Blödsinn ist, oder dass Maazel eben auch mit dem Saal nicht zurechtkam und somit wohl ein schlechter Dirigent ist. Ich vermute ersteres: Typisches Bonmot, das man halt so dahersagt (bzw. sagen muss), wenn man gerade zum Chef der MPhil gemacht wird.

    Da könnte Lori sich einfach mal an die eigene Nase fassen.....

    Ich habe einen ganz vorzüglichen Mitschnitt von Mozarts Sinfonie Nr. 41 C-Dur KV 551 mit Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (in Stuttgart) unter besagten Lorin Maazel. Das gleiche Werk mit dem gleichen Orchester hat er 1996 in Würzburg aufgeführt, und dieser Mitschnitt ist eine totale Scheiße, auf Grund des bescheuerten Nachhalls, der nahezu alles verschmiert. ....
    .. vielleicht hatte er sich einen Kehricht um die Akkustik gekümmert...

    ...ich vermute denn auch ersteres, weil ich einige Mitschnitte unter Maazel habe, die mir sehr gefallen...
    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Meinen Mitschnitt von der achten Symphonie habe ich noch nicht gehört - jetzt bin ich noch neugieriger geworden.

    Das sehe ich so wie Bernd: Die Qualität einer Aufnahme sagt mehr über das Talent des Tonmeisters als über die Akustik des Raums. Wäre interessant, hierzu mal einen Profi zu befragen, was die Aufnahmetechnik so alles ausgleichen kann, und was nicht.

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Re: Akustik in Ffm (Alte Oper!)

    Nä. März gibts dort 2mal Mascagnis "Amico Fritz" konzertant - ich erwäge hinzufahren... - hat wer ne Empfehlung für (akustisch und finanziell) tragbare Plätze???

    Das beste Preis-Leistungsverhältnis bieten m.E. in der Alten Oper einige Plätze der dritten Preiskategorie (von insgesamt vier Kategorien), nämlich diejenigen ganz seitlich im Rang, von der ersten bis vielleicht zur zehnten Reihe.

    Unbedingt zu vermeiden sind alle Plätze seitlich des Orchesters sowie dahinter, zumal wenn gesungen wird. Ganz schlecht ist der "Olymp" (hinterer Teil des Rangs), auf dem hier ganz gewiss die Götter nicht sitzen: selbst Strawinskys Sacre kommt dort akustisch nur noch als laues Lüftchen an. Wirklich empfehlenswerte Plätze der vierten Preiskategorie gibt es m.E. nicht - wenn's sein muss (bei der von Dir geplanten Vorstellung immerhin 20 € Unterschied zur dritten Kategorie): am ehesten vielleicht die vorderen seitlichen Plätze im Olymp,


    EDIT.anders gefragt: Wie ist die Alte-Oper-Aku im Vgl. zu derj. im Essener Aalto-Theater (welches ich, ganz im Gegensatz zur AltOper, so einigermaßen kenne)??

    Bescheiden. Die Alte Oper fasst mehr als doppelt soviele Zuhörer wie die Aalto-Oper, ist also ein Riesensaal, der zudem akustisch nicht günstig disponiert ist (wattiger Mischklang, Bevorzugung der Streicher, rapide Abnahme der Präsenz des Klangs nach hinten hin). Von der Architektur schweigen wir mal...


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Ich würde es eher als "dumpf" bezeichnen, "wattig" ist mir zu harmlos... :)

    Ich gehe nicht gerne in die Alte Oper, nur, wenn es Angebote gibt, die es woanders nicht gibt...

    Unser Guercouer hat da aber eine andere Meinung zur Akustik in dem Raum...

    Matthias

    "Bei Bachs Musik ist uns zumute, als ob wir dabei wären, wie Gott die Welt schuf." (Friedrich Nietzsche)
    "Heutzutage gilt es schon als Musik, wenn jemand über einem Rhythmus hustet." (Wynton Marsalis)
    "Kennen Sie lustige Musik? Ich nicht." (Franz Schubert)
    "Eine Theateraufführung sollte so intensiv und aufregend sein wie ein Stierkampf." (Calixto Bieito)

  • Ich würde es eher als "dumpf" bezeichnen, "wattig" ist mir zu harmlos... :)

    Ich gehe nicht gerne in die Alte Oper, nur, wenn es Angebote gibt, die es woanders nicht gibt...

    Unser Guercouer hat da aber eine andere Meinung zur Akustik in dem Raum...

    Matthias


    Ganz recht, lieber Matthais, so undifferenziert und pauschal sehe ich die Akustik durchaus nicht. ?(

    Aber, auch wenn ich nun mittlerweile hunderte von Konzerten in diesem wirklich riesigen Saal erleben durfte, habe ich dessen Akustik dennoch nicht so genau in Erfahrung gebracht wie Bernd.

    Auf jeden Fall stimme ich bezüglich des 'Olymp' zu, der in der Tat einfach zu weit weg vom Bühnengeschehen ist, sowohl bezüglich Optik als auch der Akustik. (Dort saß ich bei meinem allerersten Besuch der AO und sagte mir: Einmal 'Olymp' und nie wieder.) :D
    Und in den ersten Reihen des Parkett erscheint der Klang denn doch ein wenig verschwommen ("dumpf" würde ich nicht sagen).

    Richtig großen Spaß machen die Konzerte hingegen in den von mir in den letzten Jahren stets belegten ersten Reihen des Balkons (egal ob links oder rechts), weil man hier sowohl den Überblick über das gesamte Ensemble hat, als auch einen sehr direkten und durchsichtigen Klang des Orchesters genießen kann. (Unnötig zu erwähnen, daß die Sitzplätze zur teuersten Preiskategorie gehören.)

    Bezüglich der Plätze im Rang habe ich noch keine besonderen Erfahrungen gesammelt, weil ich dort höchstens ein-, zweimal gesessen habe.

    :wink:
    Johannes

  • Erlebnisse im Gasteig:

    Bach - Matthäus Passion: Ich sehe, dass der Cembalist (Hansjörg Albrecht) im Continuo spielt, aber ich höre ihn nicht. Der Rundfunkmitschnitt bietet übrigens ein komplett anderes (positives) Klangbild.

    Bach - Weihnachtsoratorium: Vor der Pause ein undefinierbarer Klangbrei aus Chor und Orchester; nach der Pause ein zwar nicht optimales, aber deutlich transparenteres Klangbild. Hatte da plötzlich ein Tontechniker seine Hand im Spiel (oder am Ohr) ?


    Klangproblematisch ist auch der große Saal im Wiener Konzerthaus. Auch hier ist schon mehrfach herumexperimentiert worden, unter anderem auch mit gasteigähnlichen Glasplatten über dem Orchesterpodium, aber ohne wirklichen Erfolg. Mein extremstes Erlebnis war einmal ein Verdi Requiem mit dreifachem Klang - vom Podium und mit doppeltem Echo. Das war allerdings vor der letzten Renovierung und sollte so nicht mehr möglich sein.

    Michael

  • Also ich finde des Klang im großen Saal vom Konzerthaus in Wien nicht so schlecht. Positiv ist zum Beispiel die immer noch sehr gute Präsenz auf der Galerie ganz hinten. Das klingt alles weitgehend unverloren hinauf. Weniger prickelnd sind die Plätze auf der Estrade und hinten im Parkett, da wird das Orchester plötzlich ganz klein und das obwohl man nicht weit weg ist. Das ist generell ein Problem, dass mit Entfernung zum Podium die Präsenz rapide abnimmt.

    Den Musikverein tue ich mir schwer zu beurteilen, weil er nur einer von 3 Sälen ist, die ich kenne. Somit habe ich keinen echten Verlgeich, aber gerade wenn man relativ mittig sitzt, ist es ein Erlebnis. Man hat das Gefühl in der Musik zu sein, die Musik hüllt einen sozusagen komplett ein. Und auch auf weiter entfernten Plätzen, hört man noch extrem gut. Stehplatz ist problematisch, weil einerseits die Lautstärke noch gut rüberkommt, andererseits manche Details nur mehr in der ersten Reihe vom Stehplatz ankommen. Zudem ist er überfüllt.


    Das Brucknerhaus in Linz ist ein ordentlicher wenn auch nicht sehr schöner Konzertsaal (zumindest meine Meinung, das Foyer mit Glasfront zur Donau hin, kann hingegen was). Einzig die Plätze auf dem Balkon sind zu vergessen. Das stimmt die Balance hinten und vorne nicht mehr und man vermeint ein Konzert für Pauke, Hörner und Begleitung zu hören.

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...

  • Wien

    Den Musikverein tue ich mir schwer zu beurteilen, weil er nur einer von 3 Sälen ist, die ich kenne. Somit habe ich keinen echten Verlgeich, aber gerade wenn man relativ mittig sitzt, ist es ein Erlebnis. Man hat das Gefühl in der Musik zu sein, die Musik hüllt einen sozusagen komplett ein. Und auch auf weiter entfernten Plätzen, hört man noch extrem gut.

    Das empfinde ich genauso, Der Saal ist akustisch wirklich so großartig, wie immer behauptet wird. Meiner Meinung nach gilt das auch für die seitlichen Balkone (auf dem Stehplatz war ich dort noch nie). Manchmal heißt es ja, bei sehr groß besetzten Werken stoße der Saal an sine akustischen Grenzen - aber ich habe dort mal Strawinskys Sacre von einem relativ seitlichen, hinteren Parkettplatz aus gehört - und die Präsenz war atemberaubend, es gab keinerlei "Übersteuerung".

    Im großen Konzerthaussaal war ich bisher nur bei relativ klein besetzten Werken bzw. Soloklavierprogrammen und dann immer eher vorne im Parkett. In diesem Rahmen fand ich die Akustik tadellos. Auch der Mozart-Saal im Konzerthaus ist für Kammerkonzerte ausgezeichnet, insb. oben auf dem Balkon.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Naja was schon stimmt, ist dass der Musikverein durchaus überspielt werden kann. Das geht lautstärkemäßig dann durchaus an die Schmerzgrenze und der Saal verliert dann auch seine Brillanz und es wieder eher dröhnend und stumpf und irgendwie vulgär (weiß jetzt auch nicht warum gerade vulgär aber bitte). Das ist aber IMO weniger eine Frage der Besetzung als vielmehr des Dirigenten. Man kann Mahler und Bruckner tadellos gespielt bekommen (Järvi, Metzmacher) und gleichzeitig Beethoven zum dröhnenden Ungetüm werden lassen (Thielemann, Chailly)


    Man sagt, dass gerade amerikanische Gastorchester damit Probleme haben, weil die eher größeres gewohnt sind. Das kann ich nicht beurteilen, das einzige US-Orchester, dass ich bisher im MV gehört habe, hatte keinerlei Probleme damit.

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...

  • Stehplatz ist problematisch, weil einerseits die Lautstärke noch gut rüberkommt, andererseits manche Details nur mehr in der ersten Reihe vom Stehplatz ankommen.

    och naja, das hör ich nicht so. seit ich nicht mehr fit genug bin, mir einen Platz in der ersten Reihe zu erkämpfen, mache ich es mir ganz hinten an der Wand gemütlich und kann nicht über fehlende Details klagen.

    Zudem ist er überfüllt.[/quote] das ist der Rest des Saales aber auch und man sitzt für teures Geld auf den engsten und härtesten Sesseln.

    Man sagt, dass gerade amerikanische Gastorchester damit Probleme haben, weil die eher größeres gewohnt sind. Das kann ich nicht beurteilen, das einzige US-Orchester, dass ich bisher im MV gehört habe, hatte keinerlei Probleme damit.


    ist mir auch noch nie aufgefallen.
    schade dass so wenig kleiner besetzte Werke dort aufgeführt werden.
    Boccherini, Rolla, Haydn...in dieser Akustik .... schmacht ... dort ertrage ich sogar Mozart :hide:
    was mich manchmal im Musikverein stört ist die Optik, dieser farbenprangende goldüberfrachtete Raum passt mE nicht zu jedem Programm, was darin gespielt wird. ganz schlimm war Mendelssohn Psalm 42. Überwältigend ist aber das Zusammenspiel von optischer und akustischer Pracht bspw. bei Berlioz Sinfonie fantastique, Respighi Pini di Roma.

    "Im Augenblick sehe ich gerade wie Scarpia / Ruggero Raimondi umgemurxt wird, und überlege ob ich einen Schokoladenkuchen essen soll?" oper337

  • Hallo!

    Natürlich kein Konzertsaal im klassischen Sinne, und doch wird er oft als solcher genutzt: die Kirche.
    Im speziellen: der Hamburger Michel

    Am Samstag habe ich mir im Rahmen der "Bach Wochen" die H-Moll Messe angehört. Beste Kategorie, direkte Sicht auf Orchester, Chor und Solisten.

    Ich glaube, es war eine exzellente Aufführung, das Orchester schlank, präzise und spielfreudig, wirklich sehr gute Solisten und ein mindestens guter Chor.

    Warum glaube ich das nur?
    Weil ich natürlich keine Ahnung habe.
    Und: weil es nur zu erahnen war!

    Dieser Kirchensaal ist riesig und hat einen ewigen Nachhall. Ich habe mir dort nun schon recht viele Konzerte, Messen und Oratorien angehört, immer gebe ich ein gerüttelt Maß Geld dafür aus, jedes mal bin ich erfreut über den Rahmen (der Michel ist innen einfach schön!) und jedes mal bin ich enttäuscht ob der Akustik. Was da recht leise in den Ohren ankommt, ist nur noch ein Klangsmoothie. Einzelne Instrumente sind überhaupt nicht herauszuhören, mit Glück schafft es mal eine Melodie, sich aus dem Brei herauszuschälen.

    Ich fand das wirklich frustrierend diesmal.

    Bin ich zu anspruchsvoll?

    Parrot

    In "Lohengrin" gibt es hübsche Augenblicke, aber bittere Viertelstunden.
    (Gioacchino Rossini)

  • Hallo,

    ich kann das nachvollziehen mit den klanglichen Eindrücken in großen Kirchen, Kathedralen, Domen etc. Deshalb bin ich kein so großer Fan davon, wenn groß besetzte Orchesterwerke, z. B. Bruckner-Sinfonien, in großen Kirchen aufgeführt werden und die Klangtechnik das meistens nur unzureichend aufzeichnen kann. Gerade an solchen Stellen, wenn nach einem Fortissimo im gesamten Orchester eine Passage im piano oder gar pianissimo kommt, ertrinkt diese noch im Nachhall der vorangegangenen FF-Stelle oder der Dirigent muss extra eine Generalpause einbauen, damit man die leisen Stellen wahrnimmt.

    Lionel

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Der "Goldene Schnitt" (?)

    Meine Erfahrung bei Konzerten in Kirchen - als Zuhörer und auch als Mitwirkender im Chor - ist, daß die Akustik in Kirchen völlig unterschiedlich sein kann. Es hängt nicht nur vom Kirchenraum selbst ab, sondern auch vom Platz: Vorne muß nicht besser sein als hinten.

    Als Richtschnur habe ich mal die Regel vom "Goldenen Schnitt" gehört, indirekt von einem Dramaturgen, der Konzerteinführungen bei Veranstaltungen des Konzerthauses "Rosengarten" in Mannheim gab bzw. noch gibt, d. h.: Am günstigsten sei oft ein Platz in der Mitte etwa zwei Drittel des Raums hinten, so daß vom Platz bis hinten noch ein Drittel übrig bleibt.

    Ob diese Regel stimmt, ob in einigen Fällen oder nur manchmal, ob in Kirchen und Konzerthäusern, oder ob das Unsinn ist, das kann ich nicht beurteilen. Ich stelle es hier einfach mal in den Raum (und hoffe auf gute Akustik :D ).

    Wie auch immer: Räume, mit denen ich beste Erfahrungen gesammelt habe (auf verschiedenen Plätzen) sind die Opernhäuser in Karlsruhe und Darmstadt. In Darmstadt habe ich auch schon Sinfoniekonzerte erlebt und war auch mit der Akustik hochzufrieden.

    Schreckliche Erfahrungen habe ich mit dem Speyrer Dom gemacht: so hallig, daß es mir erging wie Parrot im Hamburger Michel.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann


  • Schreckliche Erfahrungen habe ich mit dem Speyrer Dom gemacht: so hallig, daß es mir erging wie Parrot im Hamburger Michel.


    Ja! Ich auch! In Speyer habe ich mal das Brahms Requiem im Dom gehört. Wegen eines Staus auf der Autobahn bekamen wir nur noch Plätze ganz hinten. Es war einfach nur blöd. Eine Atmosphäre wie im Bahnhof, überall Geräusche, man hörte Füßescharren, Hüsteln und alles mögliche, aber nur ganz indirekt von Ferne, dafür sehr hallige Musik.

    In den Mainzer Dom gehe ich auch nicht mehr. Von der Akustik abgesehen konnte man dort (zumindest vor einiger Zeit, vielleicht ist das inzwischen anders) keine Platzkarten bekommen. Wir sind also eine Stunde früher hingegangen, um gut zu sitzen. Es wurde sehr voll, viele standen. Kurz vor Konzertbeginn tippelte ein uraltes Pärchen herum, das keinen Platz mehr fand und sich in unsere Nähe an eine Säule stellte. Naja, wir sind aufgestanden. Fazit: 1 Stunde vorher dagewesen, sich blöd gefühlt, gestanden und sich dann noch geärgert, dass alle anderen bessere Nerven haben ;-).

    Ebenfalls nicht mein Favorit ist der Große Saal der Alten Oper in Frankfurt. Weniger aus akustischen Gründen, aber er ist einfach zu groß, so dass für mich keine Stimmung aufkommt, weil alles so weit weg ist. Andererseits: Ich habe dort mal gesungen, auch Brahms Requiem, das hat viel Spß gemacht, man hört sich dort auf der Bühne sehr gut, besonders im Vergleich zu fast allen Kirchen. Und wenn man den Komfort von Kirchen gewöhnt ist, sind die Räume hinter die Bühne eine Sensation. Genügend Platz für alle Klamotten und so viele Toiletten, dass es keine Probleme gibt.

    Die Erfahrung, dass sich ein Konzert im Radio vollkommen anders anhört als ich es live empfunden habe, mache ich fast immer. Selbst bei den Schwetzinger Festspielen.

    Gerne gehe ich nach Rüsselsheim ins Theater, dort sieht und hört man gut und es ist nicht zu groß. Manchmal gibt es dort auch richtig schöne Konzerte zu hören.

    Viele Grüße,
    Vendee

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