Wo sollte man in der Dresdner Semperoper sitzen
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Mit freundlichen Grüßen – Amaryllis, für die Moderation
Die drei Aufführungen des Decker-Siegfrieds unter Christian Thielemann im Januar 2017 habe ich genutzt, um mir eine Orientierung zur Platzwahl für Opernaufführungen im Semper-Bau zu schaffen.
Unter Einbeziehung der Hörerinnerungen vorheriger Opernbesuche bieten für mich die Plätze im Mittelbereich der Parkettreihen 4 bis 10 ein gewisses Optimum für die Mischung vonOrchester-Klang und Sänger-Wirkung.
Der Orchesterklang steigt vom Graben weitgehend vertikal auf und wird von der Raumdecke reflektiert.
Auch, wenn die als optimal geltende Verteilung von Orchester-Direktschall 10 %, und 60 % Reflexschall von der Raumdecke deutlich verfehlt werden, ist mir dort die Mischung von Grabenwirkung und Gesang von der Bühne ziemlich vollkommen.
Auf den Plätzen in den ersten Reihen ist der Direktschallanteil zu deutlich merkbar und Gesang überströmt die Köpfe.
An den Plätzen im Parkettseitenbereich und in den Seitenrängen kommen schon, abgesehen von einer Verschiebung der reflektierten Klang-Anteile, auch unterschiedliche Hörbarkeiten der Instrumentengruppen zur Wirkung. Zum Teil hatte ich mit einem überbordetem Blech und der geringen Streicher eine doch deutliche Einschränkung.
Deutlich ungünstiger finde ich auch die Mischung von Graben und Gesang im ersten Rang. Der Mittelrang ist eigentlich für Jene, die etwas sehen wollen und die die Texteinblendungen brauchen.
Auch störte mich die Sicht auf die Musiker. Hier kann ich schon den Richard verstehen, der unbedingt verhindern wollte, dass das Publikum sehen kann, wie der Orchesterklang entsteht.
Im zweiten Rang habe ich (bei früheren Opernabenden) schon eine günstigere Mischung von Orchester und Bühne in Erinnerung, weil dort offenbar schon der chaotische Reflexschall der Seitenwände deutlich geringeren Einfluss hat, als im ersten Rang.
In die oberen Ränge sind wir zu meiner Schande noch nicht vorgedrungen. Aber es kann schon sein, dass im vierten Rang dank des weitgehenden Fehlens der Reflexionen der Seitenaufbauten die Nähe der Raumdecke das Orchester nahezu nur noch als Reflexschall, also mit geringerer Lautstärke ankommt. Der Gesang kommt dann weitgehend vollständig als Direkt-Klang an. Und das Hörvermögen mischt sich das dann so, dass es dem Hörer angenehm klingt.
Dieser Subjektive Faktor ist letztlich auf allen Plätzen wirksam. Und das ist gut so. Ansonsten müssten alle Opernhäuser wie in Bayreuth oder besser wie in Blaibach gestaltet werden.
Bei den Symphoniekonzerten sind in der Semperoper die Verhältnisse komplizierter. Da bin ich regelrecht froh, dass mir meine Hörgeräte die Freiheit der Klangoptimierung verschaffen, obwohl deren Aufgabe eigentlich die Kompensation eines Frequenzeinbruchs der hochfrequenten Töne ist.
Letztlich bleibt meine Begeisterung für das Parkett des Max-Littmann-Saales in Bad Kissingen ungebrochen.