Die einzige Aufnahme der "Sea Pictures", die unter Elgars eigener Leitung entstand, stammt aus den Jahren 1922/23. Zu diesem Zweck war von HMV ein "Symphony Orchestra" zusammengestellt worden, den Solopart übernahm die bekannte walisische Altistin Leila Megane.
Am 10. November 1922 begannen die Aufnahmen, die allerdings nur beschränkt erfolgreich waren. Es gelang nur die Aufnahme der Lieder II (In Haven) und IV (Where corals lie). Man traf sich erneut am 14. November, wobei man für diese Aufnahmesitzung das Orcherster etwas vergrößert hatte. Aber auch dieser Tag brachte keine brauchbaren Aufnahmen hervor. Man beschloss sich auf den Beginn des folgenden Jahres zu vertagen. Tatsächlich war dies eine glückliche Entscheidung. Am 8. Januar 1923 konnten alle Lieder aufgezeichnet werden, sodass die Produktionsfirma HMV das vollständige Set zur Veröffentlichung bringen konnte.
Die in der oben gezeigten Box vorliegenden restauriereten Versionen bringen die beiden älteren Einspielungen von "In Haven" und "Where corals lie" (1922) und die restlichen der 1923er Aufnahme. Lani Spahrs Restaurierung ist ausgesprochen gut, der Klang ist für eine Aufnahme des Alters vollkommen akzeptabel.
Allerdings unterscheidet sich - wie weiter oben schon gesagt - die Besetzung hörbar von der im Original geforderten. Zudem gibt es doch eine ganze Menge rhythmische Wackler (u.a. verursacht durch Elgars bisweilen stark flukturierende Tempi), sauber musiziert ist das auch nicht durchweg. Zudem ist - ich trage Eulen nach Athen - Leila Meganes Technik nicht unbedingt nach heutigen Standards zu messen. Dennoch handelt es sich um eine beseelte Aufnahme, bei der ich den Verdacht habe, dass sie im Großen und Ganzen den Komponisten zufriedengestellt haben muss - denn warum hätte er sonst darauf verzichten sollen, sie später noch einmal aufzunehmen, wie so viele seiner anderen Werke auch? Zumal er für diese Aufnahme allerhand streichen musste, damit es nicht zu einer Überschreitung der Spieldauer der Platten kommen konnte.
So werden im "Sea Slumber-Song" die Takte 38/39 zusammengezogen, die Takte 42/43 fehlen. "In Haven" und "Sabbath-Morning at Sea" sind vollständig eingespielt, dafür fehlen in "Where Corals Lie" gleich die Takte 16-28, also fast ein Viertel des Liedes. Das letzte Lied geht Elgar sehr flott an, sogar noch schneller als viel später der flinke Mackerras. Mir scheint es nicht so zu sein, dass Elgar hier nicht nur die Aufnahmezeit drängt, sondern dass er die große innere und äußere Bewegtheit und Dramatik dieses Liedes ganz bewusst ins Zentrum seiner Interpretation rückt.
Spielzeiten
Megane - Elgar: 04:07 / 01:39 / 04:50 / 02:49 / 04:39
Agravain