STREAMING-DIENST: Spotify - Schlaraffenland der Musik? Oder vorprogrammierte Langeweile?

  • STREAMING-DIENST: Spotify - Schlaraffenland der Musik? Oder vorprogrammierte Langeweile?

    Liebe Musikfreunde,

    seit ein paar Tagen kann man in der Schweitz und Österreich (aber noch nicht in Deutschland) den Musik-Streaming-Dienst Spotify nutzen. (Siehe entsprechenden Wikipedia-Artikel)
    Ein Kollege hat mir das gestern auf seinem i-Phone demonstriert. Er ist Premiummitglied, dass heisst er hat für umgerechnet 10 Euro pro Monat unlimitierten Zugriff auf millionen von Musiktiteln in erhöhter Klangqualität (320 kbps). Ich war zunächst skeptisch. Sicherlich nur Mainstream, und Klassik ist bestimmt stiefmütterlich behandelt. Aber dem ist nicht so. Auch kleinere Labels sind mit ihrem gesamten Sortiment vertreten. Ich machte zwei Stichproben. Ich gab den Klarinettisten Eduard Brunner ein, der viel beim Schweizer Label Tudor veröffentlicht hat. Und sieh da die erhaltene Liste von Alben schien mir sehr vollständig. Jeder Titel sofort abspielbar, das CD-Cover auf dem i-phone sichtbar. Die zweite Stichprobe war Ronald Brautigam. Das Ergebnis erschien mir wieder sehr vollständig, das Label BIS scheint also auch mit seinem ganzen? Sortiment vertreten zu sein.

    Das hat mir nun als fleissigen CD-Käufer und Sammler ziemlich zu Denken gegeben. Für eine vergleichsweise lächerliche Geldsumme steht einem hier quasi die ganze Welt der aufgenommen Musik auf Knopfdruck zur Verfügung. Und das in sehr akzeptabler Qualität (Um 320kbps mp3's von CD-Qualität unterscheiden zu können, muss man schon sehr gute Ohren haben.)

    Mich persönlich versetzt dies neue Möglichkeit nicht wirklich in Begeisterung. Ich kann mir das nicht vorstellen. Es tönt nach Schlaraffenland, und das stelle ich mir irgendwie auch eher langweilig vor. In der heutigen NZZ beschreibt der polnische Schriftsteller Andrzej Stasiuk in der Rubrik "When the music's over", wie er zusammen mit Jugendfreunden damals Geld zusammengekratzt hat, um gemeinsam Hendrix' "Hey Joe"-Album zu kaufen und dieses dann ebenso gemeinsam in endlosen Zusammenkünften auf dem Platteteller kreisen zu lassen bis die Nadel kaum noch die Spur halten konnte. Das ist sicherlich das andere Extrem der Verfügbarkeit. Aber ich frage mich, ob das nicht letztlich ein sehr viel intensiverer, Fantasie beflügelnderer Genuss war als die nun anbrechende Schlaraffenland-Verfügbarkeit aller Musik zu jeder Zeit.

    Im Zeitalter der Flatrate, kann (und braucht?) man auch seine Sammelleidenschaft nicht mehr befriedigen. Kein heimlich stolzer Blick mehr auf die CD-Regale, auf das persönliche Reich der Musik. Anderen Musikfreunden zum Geburtstag eine CD zu schenken erübrigt sich zukünftig auch.
    Aber wie organisiert man nun seinen Musikgenuss? Im Flatrate-Zeitalter wird die intensive Auseinandersetzung mit einem Stück und einer Interpretation stark nachlassen.

    Also mich stimmt diese Entwicklung sehr ambivalent. Die freie Verfügbarkeit aller Musik gerät leicht zur Überdosis. Vielleicht gehe ich dann wieder mehr in Konzerte? Das wäre positiv. Vielleich freundet man sich mit der Flatrate aber auch schneller an als ich es mir gerade vorstellen kann. Die Booklets kann man ja vielleicht auch frei im Netz finden, Libretti sowieso. Und über die Komponisten und Interpreten informiert man sich gar nicht schlecht in der Wikipedia, oder man ist altmodisch und kauft sich eine Biographie, falls es die noch nicht frei zum Download gibt.

    Wie sieht's aus? Freut Ihr Euch unbekümmerter als ich auf das bereits angebrochene Flatrate-Zeitalter?
    Interessant wäre auch zu wissen, was die Künstler davon halten.
    Für die noch verbliebenen CD-Läden ist es sicherlich der Todesstoss. Werden selbst Amazon, JPC, und Co bald ins Straucheln kommen?
    Man kann bei Spotify übrigens auch gratis hören. Aber "nur" mit 160 kbps und man muss Werbung über sich ergehen lassen.

    Gruss Hudebux

  • Lieber Hudebux,

    das ganze gibt es schon seit Jahren und schimpft sich Napster. Ich nutze es.

    :wink:

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)

  • Lieber Wulf,

    da hast Du natürlich recht. Es gibt viele solcher Dienste. Spotify soll im vergleich zu Napster schneller sein und dies bei höherer Klangqualität.
    Ansonsten wird vor allem auf die Qualitäten beim mobilen Einsatz hingewiesen und es wird wohl vor allem von Smartphone-Nutzern geschätzt.
    Ich schätze Dich in der Klassikszene jetzt mal versuchsweise als einen Early-adapter ein, und muss aber damit rechnen, dass hier gleich viele protestieren, dass sie das auch schon seit Jahren machen. Trotzdem glaube ich, dass das es jetzt erst richtig los geht. Ich denke die Zeit, wo man einzelne Titel oder Alben z.B. bei Itunes kaufte ist bald schon wieder vorbei. Und die Masse wird auf Flatrate setzen. Und dabei wird es von sämtlichen Geräten: Smartphone, Labtop und Stereoanlage Zugriff darauf haben.

    Hudebux

  • Ich denke auch, daß eine Online-Plattform mit Flatrate-Angebot letztendlich sinnvoller sein wird als der Einzelkauf von Downloads. Man hat seine Ausgaben unter Kontrolle und braucht sich über Speicherplatz nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. Man kann jederzeit darauf zurückgreifen, muß allerdings dafür immer online sein; aber mit den heutigen Smartphones usw. scheint das ja auch kein Problem mehr zu sein. Zuhause muß man seine Anlage mit dem Computer verbinden. Thema erledigt!

    Soweit ich weiß, bietet Naxos das schon seit Jahren an (Streaming). Sämtliche Aufnahmen sind online verfügbar und lassen sich abhören. Der Preis richtet sich nach Personenzahl und Status (Privat, Universität u.a.), soweit ich das verstanden habe. Natürlich ist das beschränkt auf ihre eigenen Aufnahmen.

    Möglich, daß ich das eines Tages auch habe, aber sinnvoll wäre es erst dann, wenn keine Tonträger mehr hergestellt werden. Wenn die CD (oder ähnliche Formate) als physischer Tonträger nicht mehr zu bekommen ist, dann wäre es anzudenken. Ich gehöre einfach noch der Generation von Musikliebhabern an, die die Kopplung von Musik und Tonträger aus verschiedenen Gründen bevorzugen; selbst eine LP wäre mir lieber als ein Download.

    Es muß aber auch gesagt werden, daß der Inhalt des online-Katalogs sich nicht ändern darf. Falls es zu größeren Fluktuationen gibt (Labelwechsel u.a.), kann das auch mal zu Ärgernissen führen, die eher zur Hortung von Aufnahmen führen würde. Entweder alles oder vergiß es!


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Soweit ich weiß, bietet Naxos das schon seit Jahren an (Streaming). Sämtliche Aufnahmen sind online verfügbar und lassen sich abhören. Der Preis richtet sich nach Personenzahl und Status (Privat, Universität u.a.), soweit ich das verstanden habe. Natürlich ist das beschränkt auf ihre eigenen Aufnahmen.

    Keineswegs nur eigene Aufnahmen, sondern folgende Labels:

    Amadis, Classicsonline Playlist, Marco Polo, Middle Kingdom, Naxos, Naxos AudioBooks, Naxos Classical Archives, Naxos Digital Compilations, Naxos Educational, Naxos Historical, Naxos Hoerbucher, Naxos Instrumental, Naxos International, Naxos Japan, Naxos Jazz, Naxos Jazz Legends, Naxos Nostalgia, Naxos Portara, Naxos Rock Legends, Naxos World Music, Ondine, Romophone, White Cloud, Yellow River Chinese, 100 Beats, 19, 2L, A Records, ABC Classics, Academus, Academy, Accent, Acoustica, Acqua Records, Adam Records, aeon, Agnas, Alba, Albany, Albion, Alfred Music Publishing, Alice Musik Produktion, Allegria, Alpha, Altissimo, Ambroisie, Amiga, Amon Ra, Amor Artis Edition, Amstel Classics, Analekta, Ancalagon, Ancha, Anders Caringer, Antes Edition, Appassionata, ARC, Arcadia, ArcoDiva, Ars Musici, Ars Nova, Ars Produktion, ART, Artek, ARTS Music, ASO Media, Athene, ATMA Classique, Atoll, Audia Records, Audioguy, audite, Aulos Media, Aurora, Auvidis, Avie Records, Azica Records, Bar de Lune, BBC Legends, Bella musica, Bellaphon, Berlin Cabaret, Berlin Classics, Big Round Records, BIS, Black Sun Music, Blue Rahn Studio, Blues Beacon, Brana Records, Bredon Hill Media, Bridge Records, Brilliant Classics, British Music Society, BR-Klassik, Cadence Music, Calico Classics, Call It Anything, Cambria, Campanella Musica, Canary Classics, Cantaloupe Music, Cantate, Cantolopera, Capriccio, Caprice, Capriole, Carl Davis Collection, Carpe Diem, Carpe Diem (Sweden), Carus, CAvi-music, CBC, CD Accord, Cedille, Celestial Harmonies, Centaur, Centrediscs, Challenge Classics, Chamber Sound, Champs Hill Records, Chandos, Chanticleer Records, Charade, Chesky, Christophorus, Clarion, Classico, Clear Note, Cliburn Classics, Col legno, Colibri, Collegium, Composers Concordance Records, Composers’ Art Label, Con Brio Recordings, Concert Artists Guild, Concerto, Concinnity Recordings, Connection, Coro, Corona Classic Collection, Country and Eastern, Coviello, CPO, CSO Media, CSO Resound, Curol Music, Dacapo, Danacord, DanSing Music, Daphne Records, Day By Day Music, dB Productions, Delos, Delphian, Diapason, Dinant Records, Diversions, Divine Art, Divox, Documents, Dog Records, Dorian Sono Luminus, Dreyer Gaido, Dynamic, Dynamic Sound Records, E.R.P., early-music.com, EDA Records, Edition Roland, Edition Zeitklang, EGREM, eleced, ELF Records, EM Records, EMI Classics, Endless, Enja, Erik Tilling Produktion, ERM Media, Es-Dur, Estonian Record Productions, Etcetera, Evolving Traditions, Fergus Records, Fidelio Musique, Finetone, Finngospel, First Edition, Fleur de Son, Footprint Records, Forte Recording Ltd, Fortuna Records, Forum, Fotnoten, Fryderyk Chopin Institute, Fuga Libera, GAC, Gavriel Lipkind, Genuin, Gimell, Gitte Palsson Musik and Scenproduction, Globe Editions, Globe Records, Glor Classics, Glossa, Go Global Entertainment, Golfino Records, Gothic, Gramola Records, Haenssler Classic, Hal Leonard, Halle, Hemera, Henkel Records, Heritage, Hermes Jazz, Hill Songs, Holmen Music, House of Classics, Hungaroton, ICA Classics, Ictus Music Production, Idil Biret Archive, IDIS, Indesens, Innova, Inpop, Integra Records, Intim Musik, Intuition, ITM, Jazzwerkstatt, Jerusalem Music Production, Johanneskyrkan, Jube, K and K Verlagsanstalt, Kairos, Kakafon, Karlssons Musik, Klavier, Kneisel Hall, Kopasetic Productions, Kuckuck Schallplatten, Labor Records, Ladybird Production, Lantern Music, Linx Music, Listen, Little Beat Records, LJ Records, Loft, Long Play Records, Longhorn Music, LPO, LSO Live, Ludi musici, Lutherska Missionskyrkans Kor, Lyrichord Classical, Lyrichord Early Music, Lyrichord World, Maggy Music, Major, Mariinsky, Mark Records, Marlboro Recording Society, Marquis Classics, Marsyas, Master Arts Records, Mastercuts, Meister Music, Memoria, Metier, Michael Johnson Musik, Michael Nyman Records, Micropress Music, Mignarda, Milken Archive Digital, Mirrors, Modesty Music, Montaigne, Morgenland, Movieplay, Music Agents Red Label, Music and Arts Programs of America, Musica Omnia, Musica Rediviva, Musica Sveciae, Musical Concepts, Musicaphon, Musik Museum, Naive, Navona, Nettwerk, New Albion, New Amsterdam, New Classical Adventure, New Earth, Newton Classics, Nimbus, Nimbus Alliance, NMC Recordings, Nonclassical, North / South Recordings, Northern Flowers, Nosag, Novum, Nuova Era Internazionale, NYOS, Oberg Recordings, Obsidian, Oehms Classics, OgreOgress, Onyx, Opening Day, Opera Omnia, Opera Rara, Opus 111, Opus Arte, Orchid Classics, Orion, OUR Recordings, Out of the Blue, Outnote Records, Paladino Music, Palette, Pan Classics, Paradise Music, Park Avenue Chamber Symphony, Penguin Cafe, PentaTone, Phaia Music, PHI, phil.harmonie, Phoenix Edition, Phono Suecia, Pierian Recording Society, Pilgrim's Star, Pinehouse Records, Pipistrelle Music, Planet Earth, Platinum, Podlasie Opera and Philharmonic, Portugal - CNM, Prescott Records, Prima Voce, Pro musica, Profil, Prophone, Proprius, Proprius Forlag, Pure, Quartz Music, Quiet Please, Quilisma, Radiex, Rafven, Ragadang, Rattle, Ravello Records, Regis, Resonus Classics, Retrospective, ReZound, Ricci Collection, Ricercar, Royal Academy of Music, Royal Philharmonic Orchestra, RP Music, RTE Lyric FM, Running Flood Music, Russian Compact Disc, San Diego Symphony, Saphir, Sarton Records, Saydisc, Scandinavian Classics, SDG, Seaflower Music, Sekt Records, Select Global, SFS Media, SFZ Music, SibaRecords, Signum Classics, Simax Classics, Sittel Records, Slug, Solo Musica, Soloist In Concert, SoloVoce, Soundbrush, Stan-Music, Stefan Asteberg, Stefan Jamtback, Steinway and Sons, Stockhouse, Sun Records, Sunnyland, Svensk Music Kultur, Swedish Society, Symposium Records, TellUs Stories, Telos Music, Termmusik, The Gift of Music, The Gothenburg Combo, The Listening Room, The Robert Hoe Collection, Thorofon, Timpani, Tip Toe, Toccata Classics, Touche Music, Tradition, Trust Records, Trustkill, Tudor, Tummel, TwoPianists, UNICEF, Urtext, Vanguard Classics, Vanguard Classics / Michael Hersch, Varese Sarabande, veraBra Records, Vexations840, Via Classic, Vibafemba, Village Pulse, Virgin Classics, Volenza, Vox, Washington National Cathedral, Wergo, West Hill Radio Archives, Westminster Choir College of Rider University, WFMT Radio Network, Wigmore Hall Live, World Philharmonic Orchestra, Yarlung Records, Yellowbird, Zebra Art Records, Zig-Zag Territoires

    Ich habe über die Musikhochschule Zugriff, nutze das aber nur ab und zu, um Werke zu hören, die ich selbst nicht habe, oder in den seltenen Fällen, in denen ich mal "partytaugliche" Musik bauche. Die Suchfunktion müsste bei der Größe des Angebotes aber erheblich besser sein, außerdem konnte ich mich ein paar mal gar nicht einloggen (was aber an der Beschränkung des Hochschulzugangs liegen kann). Insgesamt ganz nett, aber mich macht das Überangebot eher ratlos. Vermutlich würde ich es dennoch häufiger nutzen, wenn es mit meinem Sonos-System kompatibel wäre.

    Viele Grüße,

    Christian

  • Keineswegs nur eigene Aufnahmen, sondern folgende Labels:

    [......]

    Meine Güte, da sind ja praktisch die ganzen Kleinstlabels der Klassischen Musik dabei. :faint: Das hatte ich auch nicht gewußt... :schaem:


    jd :stern:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Spotify lässt auf sich warten - rdio.com ist schon da!

    Hallo,

    zufälligerweise stieß ich vorgestern bei der Lektüre von "Welt Online" auf einen kleinen Artikel, der mich auf den Online-Musikanbieter "rdio.com" hinwies. Zunächst für 1 Woche kostenlos, dann für 4,99 Euro im Monat gewährt er völlig legalen Zugriff auf 12 Millionen Musiktitel. Man kann die Musiktitel per Streaming über Internet, Smartphone oder iPad hören und auch offline auf Musik-Abspielgeräte übertragen. So weit, so gut, dachte ich mir und meldete mich heute probeweise an.

    Nachdem ich diverse Stücke aus dem nichtklassischen Repertoire gehört hatte, gab ich zum Spaß einmal den Namen "Richard Wagner" ein, ohne mir viel davon zu erhoffen. Doch ich sah mich getäuscht. Es purzelten geradezu die Einzeltitel auf den Bildschirm (immerhin 5225), aber, was noch besser ist: Man kann auch viele Gesamtaufnahmen vollständig per Streaming hören. Nicht nur mittlerweile gemeinfreie historische Aufnahmen, sondern auch Neuaufnahmen wie etwa den Hamburger "Ring" mit Simone Young bei Oehms oder die gerade begonnene Live-Wagner-Reihe von Marek Janowski bei Penta Tone (bisher erschienen sind der "Holländer" und die "Meistersinger"). Überhaupt scheinen dort komplette Label-Backkataloge abrufbar zu sein, etwa von Myto Records, Preiser, Nimbus, BBC Legends, aber auch vieles von EMI ist dabei. Die Qualität ist- zumindest mit meinen bescheidenen Computer-Kopfhörern - sehr gut, ich höre keine digitalen Artefakte, so dass die Streamingrate recht nah an der CD sein sollte. Ich wünsche viel Spaß bei der Entdeckungsreise im Schlaraffenland! Überfresst Euch nicht!


    Viele Grüße,

    GiselherHH

    "Er war verrückt auf Blondinen. Wäre Helga auch noch adlig gewesen, der gute Teddy wäre völlig durchgedreht."

    Michael Gielen über Theodor W. Adorno, der versucht hatte, Gielen seine Frau auszuspannen.

  • In der Zwischenzeit habe ich mich bei Spotify angemeldet. Bei der sofortigen Verfügbarkeit von 15 Millionen Titeln in guter Qualität ist die Gefahr der Völlerei in der Tat gross.
    Wenn man Spotify in Google News eingibt, sieht man Schlagzeilen wie "Spotify rettet die Musikindustrie". Skepsis ist hier angebracht, aber offenbar scheint heute bei einem Grossteil des Publikums, die Bereitschaft, Geld für Musik auszugeben, so verschwindend gering zu sein, dass die Flatrate bei kleiner Monatsgebühr ein Ausweg ist. Wir Klassikhörer sind hier aber wohl eher nicht das Zielpublikum. Ich schätze, dass viele von uns bisher deutlich mehr als 6 Euro pro Monat ausgeben.
    Man hört auch kritische Stimmen in der Presse zu Spotify und anderen Streaming-Anbietern (Hier eine vergleichende Liste). Viele Künstler beschweren sich, dass zu wenig für sie herausspringt. Einige Gruppen wie The Beatles, Led Zeppelin und Pink Floyd haben sich daher auch ausgeklinkt. Ihre Alben sind nicht oder fast nicht auf Spotify verfügbar. (Vermutlich auch nicht bei allen anderen Diensten.)

    Was aber bietet Spotify für Klassikhörer?
    Nun das Angebot ist riesig, aber komplett ist es nicht. Alle vier Major-Labels und ihre Unterlabel (z.B DG, Decca,...) sind vertreten. Ausserdem Naxos, BIS, Hänssler und unzählige andere. Aber es fehlen auch wichtige Labels: z.B. Harmonia Mundi, Chandos und Hyperion. Ausserdem haben die Labels offenbar häufig nicht ihre gesamten Katalog eingestellt. Z.B ist mir aufgefallen, dass zwar von Ronald Brautigam bei BIS etliche Alben zu habens sind (ältere und die aller neusten), aber von seinem Beethoven-Solo-Klavier-Zyklus fehlen die ersten 4-5 Cds. Jedenfalls kann ich sie nicht finden. Damit wären wir bei einem weiterem Problem: Die Suchfunktion von Spotify ist stark verbesserungswürdig. Das liegt wahrscheinlich am unzureichenden Tagging der Titel seitens der Labels, das von Spotify ohne jegliche Redaktion übernommen wird.

    Speziell für Klassikhörer interessant ist die Seite http://www.spotifyclassical.com/. Hier werden vielfältige thematische und kommentierte Playlists angeboten. Z.B. à la "Richard Strauss: Complete Chronological Catalogue by TrV Number" Auch findet sich hier eine Anleitung wie man nach Klassiktiteln gezielt sucht.

    In der Spotify-Software kann man auch selbst solche Listen anlegen. Ich z.B. besuche zur Zeit hier in Zürich einen Kurs zum Thema "Neue Musik" Gestern habe ich alle Stücke, die der Dozent bisher vorgestellt hat, gesucht und in solch einer Liste vereinigt. Da Spotify ja in Facebook eingebunden ist, kann man die Liste dann auch anderen zur Verfügung stellen. (Da ich aber Facebook-Muffel bin, weiss ich nicht genau wie das geht.).

    Viele Grüsse
    Hudebux

  • Hier scheint eine Revolution im Gange zu sein - während ich Napster nicht ernst nehmen konnte und iTunes nicht ernst nehmen wollte - hier muss ich.

    Da ich genauso wie Hudebux und Josquin Dufay doch recht stark am physischen Tonträger hänge (Vinyl und CD in Koexistenz), erfüllt die Entwicklung mich ebenfalls mit Unbehagen :S . Denn in meiner Stadt gibt es noch einen Plattenladen, wenngleich nicht für Klassik, so doch für Punk und Metal und auch etwas Jazz, und hier treffen wir uns immer wieder, wobei wir aus nicht immer über Musik unterhalten. Das "physische" Zusammensein ist durch nichts zu ersetzen, auch nicht durch ein tolles Internetforum. Im der letzten Zeit laufen die Geschäfte aber wieder deutlich besser. ^^

    LG, Kermit :wink:

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

  • Hallo zusammen,

    diese Dienste scheinen gerade zu sprießen, wie Pilze im feuchten Herbstregen. Meines Wissens gibt es in Deutschland bereits folgende Dienste, alle mit mehr oder wenigem Geschäftsmodell:

    - Napster
    - Simfy
    - Deezer
    - Rara
    - rdio.com (von denen hätte ich ohne Gishelherr gar nichts mitbekommen, also fehlen vielleicht noch welche)

    Spotify wird noch erwartet. Als Streaming-Dienst gibt es auch noch Naxos, die aber m.W. keine Offline-Funktion anbieten.

    Naxos habe ich mir vor kurzem sehr kurz angeschaut (man darf kostenlos nur 15 Minuten). Das Portal ist schon deutlich besser für Klassik-Hörer gemacht. Man findet soger manchmal Libretti und die Suchfunktion ist auch besser. Dafür ist der Service wesentlich teurer und ich hatte den Eindruck, daß er sich hauptsächlich an Unis und Studenten richtet. Für mich sah das Profil jedenfalls doch deutlich anders aus, als die der anderen Dienste.

    Die anderen 5 scheinen aber ein identisches Geschäftsmodell zu haben: Streamen gegen Geld und eine offline-Funktionalität für die gerade angesagten Geräte / Smartphones für noch mehr Geld (IPod, IPhone, IPad, Android-Phones und sogar Blackberry). Napster ist etwas teurer, aber die anderen scheinen auch noch die gleichen Preise zu haben.

    Ich probiere gerade simfy und napster aus. Meine Erfahrungen sind ähnlich wie die von Giselher und Kermit:

    - Das Angebot ist enorm, momentan komme ich noch nicht gut damit zurecht. Ich springe viel zu viel hin- und her (boah, die wollte ich ja auch schon immer mal ausprobieren... und die auch... und darüber hatte ich doch letztens im Forum interessantes gelesen usw.). Chandos und Preisser gibt's bei Simfy, aber nicht bei napster. HMF und hyperion scheinen bei beiden zu fehlen, wobei es mindestens eine neue HMF-CD zu Simfy geschafft hat. Generell habe ich den Eindruck, daß das Angebot bei Simfy etwas besser ist, aber so genau ist das schwer zu sagen. Ich habe auch schon Platten nur bei napster gefunden.

    - Die Suchfunktionen sind erbärmlich, vielleicht etwas besser bei Napster.

    - Die Qualität ist ganz gut, meines Erachtens aber nicht so gut wie CD. Ärgerlich ist auch, daß die Wiedergaben nicht Gapless sind, vor allem bei Opern sind die kurzen Pausen zwischen den Tracks ganz schön nervend. (Ist das bei rdio.com besser?)

    - Simfy hat zumindest in den IPod- und IPad-Apps doch noch einige Kinderkrankheiten, vor allem in der Offline-Funktion. Die IPad-App ist eigentlich nicht benutzbar (z.B. hört die Wiedergabe auf, wenn man die Applikation wechselt, bzw. wenn sich das Display ausschaltet. Die Pause zwischen einzelnen Tracks ist enorm lang. Das Ding stürzt regelmäßig ganz ab).

    Für mich sehe ich vor allem zwei Vorteile in diesen Diensten:

    - Die Möglichkeit etwas mal auszuprobieren (mit den 30 Sekunden Proben von jpc bin ich regelmäßig überfordert). Super auch die Möglichkeit, Stücke über die ich gerade entweder hier oder in einem Buch gelesen habe schnell und ohne Zusatzkosten verfügbar zu haben. Ich probiere z.B. gerade jede Menge "eben krass gehört" Sachen aus. Diese Musik ist ja im alllgemeinen nicht so mein Fall, CDs für 15,- würde ich mir da nicht auf gut Glück kaufen. Aber jetzt kann ich meine Vorurteile relativ einfach überprüfen :hide:

    - Der Offline-Service. Ich bin ziemlich viel dienstlich unterwegs und will meine Wochenenden nicht auch noch mit rippen und taggen von CDs für die nächste Woche verbringen. Die Möglichkeit mir relativ schnell und unproblematisch ein Hörprgramm für die nächste Woche zusammenzustellen schätze ich sehr.

    Hat eigentlich schon mal jemand Erfahrung mit dem neuen deezer-Angebot in Deutschland gesammelt?

    Generell kann ich mir kaum vorstellen, daß auf Dauer diese Vielfalt der Anbieter bestehen bleibt. Da werden sicher bald einige wieder verschwinden. Weiterhin kann ich mir sehr gut vorstellen, daß die Angebote wieder eingeschränkt, oder weitere (teurere)Premium-Services angeboten werden. Die AGBs von Napster beispielsweise sehen bereits vor, daß die Offline-Funktionaltät auf 100 Tracks beschränkt werden kann (derzeit nur beschränkt durch die Speicherkapazität auf dem I-Irgendwas).

    Ich denke auch für die Rechte-Inhaber ist es relatives Neuland und deren Position mag sich auch wieder ändern. Das bestimmte Gruppen bzw. Label nicht mitmachen, bzw. bereits wieder abgesprungen sind, geht ja auch schon wieder in diese Richtung. Vielleicht gibt es auch zunächst wieder eine Zersplitterung der Plattformen, und Exklusiv-Verträge zwischen einzelnen Rechteinhabern und einzelnen Streaming-Plattformen. Oder manche Firmen machen eigene Streaming-Services auf... Ich denke, es bleibt spannend.


    Viele Grüße,
    Melanie

    With music I know happiness (Kurtág)

  • - Die Qualität ist ganz gut, meines Erachtens aber nicht so gut wie CD. Ärgerlich ist auch, daß die Wiedergaben nicht Gapless sind, vor allem bei Opern sind die kurzen Pausen zwischen den Tracks ganz schön nervend. (Ist das bei rdio.com besser?)


    Das ist m.E. schon ein KO-Kriterium! Gapless ist ja nicht nur bei Opern wichtig!

    MP3 hat immer einige Leersamples zu Beginn, manche Programme (wie iTunes) können die dann überlesen. Wenn ich meine CDs selbst rippe, kriege ich sie als AAC-Dateien immer echt gapless.

    Was darf ich denn bei den Diensten mit der Musik machen? Auf meinen iPod darf ich sie ja wohl kaum übertragen, oder? Also nur online-Zugriff? Ist für mich per se indiskutabel. Vielleicht bin ich dafür zu altmodisch.

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Das ist m.E. schon ein KO-Kriterium! Gapless ist ja nicht nur bei Opern wichtig!

    Das ist wirklich ein Nachteil. Aber das kriegen die auch noch hin...

    Was darf ich denn bei den Diensten mit der Musik machen? Auf meinen iPod darf ich sie ja wohl kaum übertragen, oder? Also nur online-Zugriff? Ist für mich per se indiskutabel. Vielleicht bin ich dafür zu altmodisch.


    Doch. Wenn man bei Spotify Premiummitglied ist, kann man die Musik auch offline hören. Auf dem PC und auf dem Smartphone. (Ok. Du hast recht auf dem Ipod geht es wahrscheinlich nicht. Da kann man Spotify nicht installieren.)

    Gruss
    Hudebux

  • Das ist wirklich ein Nachteil. Aber das kriegen die auch noch hin...


    Nicht, wenn sie bei mp3-Dateien bleiben. Es sei denn, sie schaffen es, ihren Player anzupassen. Die meisten kriegen das schlicht nicht mit, weil Klassikhörer so eine derartige Randgruppe sind. Wie gesagt: außer dem iPod kenne ich keinen tragbaren mp3-Player (mehr), der das kann. (Früher konnten die atrac3-Player von SONY das auch, die haben das Format aber abgeschafft).

    Nein, ich bleibe dann mal maximal beim Download! Auf absehbare Zeit.

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Doch. Wenn man bei Spotify Premiummitglied ist, kann man die Musik auch offline hören. Auf dem PC und auf dem Smartphone. (Ok. Du hast recht auf dem Ipod geht es wahrscheinlich nicht. Da kann man Spotify nicht installieren.)

    Simfy und Spotify haben IPhone/IPod-Apps. Bei denen geht's also auch mit dem IPod. Ich benutze beide Applikationen mit dem IPod.

    Viele Grüße,

    Melanie

    With music I know happiness (Kurtág)

  • Nicht, wenn sie bei mp3-Dateien bleiben. Es sei denn, sie schaffen es, ihren Player anzupassen. Die meisten kriegen das schlicht nicht mit, weil Klassikhörer so eine derartige Randgruppe sind. Wie gesagt: außer dem iPod kenne ich keinen tragbaren mp3-Player (mehr), der das kann. (Früher konnten die atrac3-Player von SONY das auch, die haben das Format aber abgeschafft).


    Die Hoffnung sind da die Live-Konzert-Fans, die haben nämlich das gleiche Problem: Bei Simfy gibt es jedenfalls die Möglichkeit Bitten für Erweiterungen abzugeben und da wurde Gapless schon gewünscht, weil's sonst bei Live-Konzerten so nervend ist. ;+)

    Ich habe auch für dieses Feature gestimmt...

    Viele Grüße,

    Melanie

    With music I know happiness (Kurtág)

  • Bei denen geht's also auch mit dem IPod. Ich benutze beide Applikationen mit dem IPod.

    Sorry, ich hätte vielleicht erwähnen sollen, daß das ein IPod-Touch ist. :hide:

    Viele Grüße,

    Melanie

    PS: Hudebux hat's ja auch schon gemerkt... Ich bin eigentlich nicht so ein Anhänger der ISonstwas. Der IPod Touch war auch ein liebes Geschenk. Aber ich bring die IDingens immer durcheinander.

    With music I know happiness (Kurtág)

  • Oder geht das etwa auch mit einem klassischen Ipod?


    Nein, ein iPod-Classical hat keine Möglichkeit, Apps zu installieren.

    Deshalb bin ich da auch raus, denn auf meine 160GB möchte ich einfach nicht verzichten. :)

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Hallo zusammen,

    diese Dienste scheinen gerade zu sprießen, wie Pilze im feuchten Herbstregen. Meines Wissens gibt es in Deutschland bereits folgende Dienste, alle mit mehr oder wenigem Geschäftsmodell:

    - Napster
    - Simfy
    - Deezer
    - Rara
    - rdio.com (von denen hätte ich ohne Gishelherr gar nichts mitbekommen, also fehlen vielleicht noch welche)


    Ich kenne auch noch Juke, das ist von Saturn. Die Suchfunktion ist auch hier ziemlich schlecht.

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • Bis dahin nutze ich gelegentlich Youtube, das kostet nichts und seit ich meinen Grafikkartentreiber um zwei Kleinst-Updates verbessert habe, stürzt der Rechner auch nicht mehr ab dabei. ^^
    Für Eindrücke reicht es, und da ich kein Nomade bin, brauche ich keine Musik für unterwegs, meistens jedenfalls. :rolleyes:

    Schlechte Suchfunktionen finde ich abschreckend, das nervt schon beim CD-Kauf via Internet. :boese:

    LG, Kermit :wink:

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

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