Elektro-Doping im Opernhaus
Vor einiger Zeit habe ich aus erster Hand erfahren, daß die Opéra Garnier in Paris nach Bedarf Sängerstimmen mit versteckten Mikrophonen verstärkt - vor allem bei Sängern, die Verträge bei namhaften Labels wie Decca oder Deutsche Grammophon haben. Den Plattenfirmen geht es wohl in erster Linie darum, den Sängern, deren CDs und DVDs sie verkaufen wollen, einen nahezu unfehlbaren Vorteil zu verschaffen. Andererseits soll dann die Stimme auch live so eindrucksvoll klingen, wie das manipulierte Studio-Produkt. Laut dieser Quelle betrifft das heute so gut wie alle der gehypten Stars der Opernszene. Bei manchen fällt es auf (gewisse Rossini-Tenöre, die Verdi singen), bei anderen überrascht es (ein Star-Tenor, der im Fidelio in Paris nicht ohne Mikrophone konnte, aber an der Met - dreimal so großer Zuschauerraum - den Siegmund singt).
Vor einiger Zeit gab es auch hier und da mal kleine Skandale, von denen vor allem ein Andrea Chenier aus Madrid herausragt. Dort bemerkte das Publikum die Verstärkung (die Cedolins sang die Maddalena) und begann, nach der Antrittsarie des Gérard zu rebellieren. Die Vorstellung mußte unterbrochen werden, und man versprach, das Ganze ohne Mikrophone zu machen. Das ganze wurde peinlicherweise im Rundfunk übertragen: "
Wenn es etwas gibt, was die Oper nachhaltig zerstört, dann ist es diese Verkommerzialisierung, die anscheinend vor nichts mehr halt macht. Kleine, hübsche Stimmen werden im Studio produziert, oft in einem viel zu schweren Fach, weil sich das besser verkaufen läßt - und im Opernhaus wird die Illusion mit Elektronik-Support aufrecht erhalten. Gut müssen die Sänger übrigens auch aussehen, das scheint ein wichtiges Kriterium zu sein. Das erinnert mich fatal an die Entwicklung in der Schauspielerei. Diese Sänger sind eigentlich ein bißchen wie gewisse TV-Schauspieler, die nie ordentlich sprechen gelernt haben.
Hat jemand von Euch konkrete Erfahrungen gemacht? Meinungen?
M.