Bruckner, Anton: Sinfonie Nr. 6 - Werk und Einspielungen
Hallo Bruckner-Freunde,
die Sinfonie Nr.6 A-Dur komponierte Anton Bruckner zwischen 1879 und 1881. Die Uraufführung erfolgte erst am 26.Februar 1899 in Wien. Die Urfassung des danach wieder durch fremde Eingriffe verstümmelten Werkes wurde von Robert Haas im Jahre 1937 veröffentlicht, die sich auch folgerichtig durchgesetzt hat. Die autorisierten und nichtautorisierten Bearbeitungen der Sechsten haben somit heute kaum noch eine Bedeutung bei der Sinfonie Nr.6. (Nur bei den Sinfonien Nr.5, 7 und 9 blieb es bei einer Fassung !)
Bei tamino heisst der Thread Sinfonie Nr.6 - ein Stiefkind ?
Ich sehe die Sinfonie Nr.6 überhaupt nicht als ein Stiefkind an, sonders gerne so wie Bruckner sie selber bezeichnete: die Keckste seiner Sinfonien. Der musikalische Verlauf ist hier weniger durch Stauungen unterbrochen, es gibt keine Generalpausen - wir erleben einen klaren Fluss im Ablauf.
Mein Grund diesen Thread zu eröffnen ist die unbekannte Bernstein-Live-Aufnahme der Sinfonie Nr.6 (CBS, 27.03.1976) mit den New Yorker PH, die ich von einem netten Capriccio erhalten habe. Sie stammt aus aus einer nur gering veröffentlichten Bernstein-Box (nicht aus der bekannten SONY-Bernstein-Sinfonien-Box!). Auf der CD ist auch das Bach-Brandenburg Konzert 5 mit Lenny.
Eine hochinterssante Bruckner-Aufnahme.
Wie wir wissen hat sich Bernstein dem Komponisten Bruckner leider nur noch bei der Sinfonie Nr.9 zwei mal in New York (SONY) und Wien (DG) angenommen.
Die Aufnahme ist orchestral nicht in allen Punkten perfekt, weshalb diese Live-Aufnahme warscheinlich auch nicht einzeln auf CD veröffentlicht wurde.
Zum Beispiel im Finale des 1.Satzes kommen Pauken und Streicher durch unterschiedliche Tempi in dem Moment nicht ganz exakt zusammen ... so könnte man mehrere Stellen aufzählen, die nicht ganz exakt geraten sind - eben LIVE !
Aber was Lenny hier ablieferte ist wieder großes Emotionstheater der Superklasse. Deshalb stört mich auch die nicht so voll vorliegende Perfektion der Aufnahme überhaupt nicht:
Bernstein kommt in der Gesamtspielzeit mit genialen 56:30 hin und entfacht besonders im 1.Satz ein Feuer der Extraklasse; das Finale gelingt ihm nicht minder eindrucksvoll. Die Pauken sind fantastisch ... das geht teils noch über meine weitere Lieblingsaufnahme mit Solti / Chicago SO (Decca) hinaus.
8+) Alleine die Spielzeiten belegen, dass Bernstein nicht langweilig rumlamentiert, wie so viele Andere sonst: 15:30 - 17:30 - 8:40 - 14:18
:vv: Nach dieser weiteren Bruckner-Interpretation (auch nach der Neunten auf DG) zweifele ich nicht mehr daran, dass Bernstein insgesamt für alle 9Sinfonien ein toller Bruckner-Dirigent gewesen wäre.
Ich habe Bernsteins CBS-Aufnahme der Neunten in meinen Anfängen mal auf einer CBS-LP gehabt.
Da sie mir damals im Vergleich zu Jochum (DG-LP) und später Karajan (DG-CD) fremd erschien - das war kein Bruckner-Sound in dem Sinne, hatte ich sie damals verworfen. Ich bin fast sicher, dass ich heute darüber anders denken würde, denn was Bernstein in Wien (DG) für eine Mega-Neun vorlegte, ist ebenfalls "erste Gänsehautklasse" !
Es ist schade, dass hier nun wenige Reaktionen und Eindrücke zu lesen sein werden, weil die im Prinzip unveröffentlichte Bernstein-Aufnahme der Sinfonie Nr.6 für alle unbekannt sein wird. Trotzdem würden mich Meinungen zu Bernstein und natürlich allgemein zu Bruckners Sechster und weiteren Aufnahmen interessieren !