Bruckner, Anton: Sinfonie Nr. 6 - Werk und Einspielungen

  • Bruckner, Anton: Sinfonie Nr. 6 - Werk und Einspielungen

    Hallo Bruckner-Freunde,

    die Sinfonie Nr.6 A-Dur komponierte Anton Bruckner zwischen 1879 und 1881. Die Uraufführung erfolgte erst am 26.Februar 1899 in Wien. Die Urfassung des danach wieder durch fremde Eingriffe verstümmelten Werkes wurde von Robert Haas im Jahre 1937 veröffentlicht, die sich auch folgerichtig durchgesetzt hat. Die autorisierten und nichtautorisierten Bearbeitungen der Sechsten haben somit heute kaum noch eine Bedeutung bei der Sinfonie Nr.6. (Nur bei den Sinfonien Nr.5, 7 und 9 blieb es bei einer Fassung !)

    Bei tamino heisst der Thread Sinfonie Nr.6 - ein Stiefkind ?
    Ich sehe die Sinfonie Nr.6 überhaupt nicht als ein Stiefkind an, sonders gerne so wie Bruckner sie selber bezeichnete: die Keckste seiner Sinfonien. Der musikalische Verlauf ist hier weniger durch Stauungen unterbrochen, es gibt keine Generalpausen - wir erleben einen klaren Fluss im Ablauf.

    Mein Grund diesen Thread zu eröffnen ist die unbekannte Bernstein-Live-Aufnahme der Sinfonie Nr.6 (CBS, 27.03.1976) mit den New Yorker PH, die ich von einem netten Capriccio erhalten habe. Sie stammt aus aus einer nur gering veröffentlichten Bernstein-Box (nicht aus der bekannten SONY-Bernstein-Sinfonien-Box!). Auf der CD ist auch das Bach-Brandenburg Konzert 5 mit Lenny.
    :!: Eine hochinterssante Bruckner-Aufnahme.
    Wie wir wissen hat sich Bernstein dem Komponisten Bruckner leider nur noch bei der Sinfonie Nr.9 zwei mal in New York (SONY) und Wien (DG) angenommen.

    Die Aufnahme ist orchestral nicht in allen Punkten perfekt, weshalb diese Live-Aufnahme warscheinlich auch nicht einzeln auf CD veröffentlicht wurde.
    Zum Beispiel im Finale des 1.Satzes kommen Pauken und Streicher durch unterschiedliche Tempi in dem Moment nicht ganz exakt zusammen ... so könnte man mehrere Stellen aufzählen, die nicht ganz exakt geraten sind - eben LIVE !
    Aber was Lenny hier ablieferte ist wieder großes Emotionstheater der Superklasse. Deshalb stört mich auch die nicht so voll vorliegende Perfektion der Aufnahme überhaupt nicht:
    :thumbup: Bernstein kommt in der Gesamtspielzeit mit genialen 56:30 hin und entfacht besonders im 1.Satz ein Feuer der Extraklasse; das Finale gelingt ihm nicht minder eindrucksvoll. Die Pauken sind fantastisch ... das geht teils noch über meine weitere Lieblingsaufnahme mit Solti / Chicago SO (Decca) hinaus.
    8+) Alleine die Spielzeiten belegen, dass Bernstein nicht langweilig rumlamentiert, wie so viele Andere sonst: 15:30 - 17:30 - 8:40 - 14:18

    :vv: Nach dieser weiteren Bruckner-Interpretation (auch nach der Neunten auf DG) zweifele ich nicht mehr daran, dass Bernstein insgesamt für alle 9Sinfonien ein toller Bruckner-Dirigent gewesen wäre.

    Ich habe Bernsteins CBS-Aufnahme der Neunten in meinen Anfängen mal auf einer CBS-LP gehabt.
    Da sie mir damals im Vergleich zu Jochum (DG-LP) und später Karajan (DG-CD) fremd erschien - das war kein Bruckner-Sound in dem Sinne, hatte ich sie damals verworfen. Ich bin fast sicher, dass ich heute darüber anders denken würde, denn was Bernstein in Wien (DG) für eine Mega-Neun vorlegte, ist ebenfalls "erste Gänsehautklasse" !


    Es ist schade, dass hier nun wenige Reaktionen und Eindrücke zu lesen sein werden, weil die im Prinzip unveröffentlichte Bernstein-Aufnahme der Sinfonie Nr.6 für alle unbekannt sein wird. :wink: Trotzdem würden mich Meinungen zu Bernstein und natürlich allgemein zu Bruckners Sechster und weiteren Aufnahmen interessieren !

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Kennengelernt habe ich Bruckners Sechste durch eine Einspielung Herbert Blomstedts aus den Neunzigern kennengelernt. Und Sie hat mich gleich in ihren Bann geschlagen. Warum? Mein damaliger Eindruck war, dass sie, wie formuliere ich das jetzt?, nicht so erratisch wie die Fünfte war. Sie schien mir damals - und das trifft eigentlich auch heute noch zu- eine heitere Grundstimmung zu haben, sie wirkte auf mich beim ersten Hören weniger monumental als die Fünfte, Siebte oder Achte.

    Die Aufnahme Blomstedts ist scheinbar nicht mehr im Handel. Berstein kenne ich zugegebenermaßen nicht, aber da wäre auch noch Kent Nagano:

    Die müsste ich aber erst einmal wieder hören.

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Da wären etliche gute Aufnahmen der Sechsten. Sehr gefallen hat mir diese mit Otto Klemperer:

    Lebhaft, mit spritzigen Tempi, eine Interpretation die die heitere Seite der Symphonie betont.

    Man soll aber auch Celibidache nicht unerwähnt lassen: das Adagio ist hier einfach himmlisch!

    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Die Sechste mag ich sehr, das Hauptthema des Kopfsatzes gehört zu meinen frühesten musikalischen Erinnerungen. Beim langsamen Satz sind alle drei Themengruppen grandios - die klagende(n) Oboe(n) über dem Streicherteppich, das leuchtende zweite Thema und der düstere Trauermarsch (und dessen spannungsvolle Vorbereitung!). Das Scherzo ist die ultimative Mischung aus Bruckner'scher Klanggewalt und Mendelssohn'scher Beweglichkeit (es gibt viele Aufnahmen und Aufführungen, in denen die Blechbläser die 32tel verwaschen artikulieren). Beim Kopfsatz finde ich die rhythmischen Komplikationen schön (die Triolen, die Quintolen) und natürlich die Coda, wenn das Hauptthema zweistimmig in immer neuer harmonischer Beleuchtung erscheint.

    Nur das Finale macht mich immer etwas ratlos, da geht's doch teilweise sehr martialisch zu, der Umschwung nach Dur kommt ausgesprochen früh und das obligatorische Wiederaufgreifen des Kopfsatzthemas am Schluss klingt hier für mich etwas nach Pflichtübung.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Die Sechste mag ich sehr, das Hauptthema des Kopfsatzes gehört zu meinen frühesten musikalischen Erinnerungen. Beim langsamen Satz sind alle drei Themengruppen grandios - die klagende(n) Oboe(n) über dem Streicherteppich, das leuchtende zweite Thema und der düstere Trauermarsch (und dessen spannungsvolle Vorbereitung!).

    Beim Kopfsatz finde ich die rhythmischen Komplikationen schön (die Triolen, die Quintolen) und natürlich die Coda, wenn das Hauptthema zweistimmig in immer neuer harmonischer Beleuchtung erscheint.

    Sehr schön beschrieben, die Reize dieser Symphonie...

    Nur das Finale macht mich immer etwas ratlos, da geht's doch teilweise sehr martialisch zu, der Umschwung nach Dur kommt ausgesprochen früh und das obligatorische Wiederaufgreifen des Kopfsatzthemas am Schluss klingt hier für mich etwas nach Pflichtübung.

    Ja, das Finale, so gehts mir auch - das Hauptthema noch sehr schön, aber die vielen Fanfaren und Blechrufe, geht mir irgendwie nicht ein, obwohl ich sonst das Brucknersche Gebläse sehr mag.

    Gruss
    Herr Maria

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Ich schließe mich an. Die Sechste ist einfach großartig. Das Adagio - aber auch das Scherzo - gehört für mich zum Schönsten, was Bruckner geschrieben hat. Auch der Kopfsatz ist großartig. Vielleicht ist die Sechste in der Gesamtanlage nicht so rund wie die Fünfte oder Achte, weil vielleicht das Finage etwas zu leichtgewichtig ist (ähnlich wie in der Siebten), aber ich liebe diese Symphonie sehr und bedaure, dass sie relativ selten gespielt wird (hab sie auch erst einmal live gehört). Meine Lieblingseinspielung ist die von Celibidache aus München. Schade, dass Harnoncourt die 6. - meines Wissens - noch nicht eingespielt hat.

    Ich erlebe das Finale als übermütige Musik - da bricht eine Lebensfreude aus Bruckner heraus, wie sonst kaum wo. Ich mag auch das Finale (spiele selber Posaune, die ja da thematisch einiges zu tun haben :D ), aber verstehe die Einwände dagegen.

  • Die 6. mag ich auch ausgesprochen gerne. Von den "großen" Bruckner-Symphonien, ist sie die vielleicht seltsamste. Besonders das Finale finde ich in seiner über weite Strecken vorhandene Rasanz durchaus nicht unbedingt Bruckner-typisch. Der erste Satz aber auch das Adagio sind aber ganz großes Kino.
    Interessanterweise wird sie zumindest in Wien in den letzten Jahren recht häufig aufgeführt. Ich glaube mich an mindestens 4 Aufführungen seit 3 Saisonen zu erinnern. Damit übertrifft sie die 5. und 3. zum Beispiel.
    Leider nehmen sie manche Dirigenten auf die leichte Schulter und dadurch wird sie manchmal ziemlich wirr und lieblos gegeben, dabei verträgt sie durchaus den "Bruckner-Sound" IMO besser als die 5. oder die 7.

    Celibidache ist ganz hervorragend, weil er bei einer enormen Wucht immer noch die Strukturen hörbar macht. Nagano habe ich sehr gut in Erinnerung (klar und dabei nicht dürr), Norrington ist halt Norrington.
    Wands Gesamtzyklus beinhaltet ebenfalls eine 6. mit enormen Drive.
    Schade das Harnoncourt das Werk nicht aufführt.

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...

  • RE: Klemperer (EMI)

    Da wären etliche gute Aufnahmen der Sechsten. Sehr gefallen hat mir diese mit Otto Klemperer


    Klemperer / New Philharmonia Orchestra
    EMI 1964/ADD


    Hallo Tamas,

    die Klemperer-EMI-CD hatte ich mir 2007 auf dem Bonner Flohmarkt Rheinaue für ein paar Euro als Vergleichsinterpretation gekauft. Von der Aufnahme war ich dann zu Hause nicht so 100% überzeugt, obwohl Klemperers Sicht schon einige Stärken und Tiefe aufweist. Besonders der 2.Satz, den Klemperer zügiger als andere nimmt, punktet bei mir.

    Klanglich bin ich durch Solti (Decca) ohnehin verwöhnt, denn die Streicher und Bläser klangen bei Klemperer(EMI-typisch) quäkig. Besonders bei lauten Stellen wird es dann unangenehm, ausgerechnet wenn mit den wichtigen Blechbläsern eine Steigerung aufgebaut wird. Was müssen die in den 60er Jahren für miese Mikrophone in London an gleicher Stelle verwendet haben, denn den gleichen Negativeffekt hatte ich schon bei den Brahms-Sinfonien mit old Klemp.

    :!: Die Sinfonie Nr.6 lebt doch gerade im ersten Satz von ihrem rhythmischen Elementen, der durch die Pauken ihre Klasse findet. 8| Was mir gar nicht gefällt ist bei Klemperer die Unterbelichtung der Schlagzeuggruppe - das rhythmische Element geht ganz unter. Welch ein leuchten der rhythmisierenden Pauken in dieser Beziehung bei Solti (Decca) - und auch Karajan (DG) steht dem kaum nach.
    Gleiches wie bei Klemperer hatte ich bei der Chung-Aufnahme auch bemängelt, die mir seinerzeit Holger (damals war er noch mit Bonn verbunden) zur Verfügung stelle.

    ;( Mir gefällt jedenfalls der paukenarme Klang ohne voll durchhörbare Pauken nicht !

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Die Kritik am Finale der Sechsten kann ich nicht nachvollziehen.

    Ich verstehe hingegen teletons Kritik an der Klemperer-EMI-Aufnahme. Auch mir ist sie zu wenig rhythmusbetont und klangtechnisch nicht gerade eine Vorzeigeaufnahme (wie leider die meisten Klemperer-Aufnahmen). Die Pauken sind in diesem Werk nunmal ein wichtiges vorwärtstreibendes Element und dürfen nicht derart unterbelichtet und eingebettet abgebildet werden wie hier.

    Meine Favoriten sind von daher:

    - Berliner Philharmoniker, Joseph Keilberth (Teldec, 1963)

    - SWR-SO Baden-Baden & Freiburg, Ferdinand Leitner (Hänssler, 1982)

    - Münchner Philharmoniker, Sergiu Celibidache (EMI, 1991)

  • Eigentlich mag ich Bruckner nicht. Nein, so kann man das nicht sagen: Eigentlich ist mir Bruckner fremd, seine Symphonien sind lang und trocken und sagen mir eigentlich so gar nichts.

    Nun gehe ich am nächsten Samstag ins Konzert und höre Bruckners sechste Symphonie. Und da ich fest entschlossen bin, in diesem Konzert Spaß zu haben, will ich das zum Anlass nehmen, meine Vorurteile gegen Bruckner abzubauen. Mit der ersten Symphonie habe ich mich vor einiger Zeit schon angefreundet, wenn ich mich nun mit der sechsten beschäftige, mich in sie hineindenke und auf sie einlasse, vielleicht sagt mir Bruckner dann ja doch noch endlich etwas. Ich will diese Musik kennen und verstehen lernen, mich mit ihr unterhalten. Dabei hätte ich nun gerne eure Hilfe, es gibt hier ja viele Kenner und Liebhaber der Brucknerschen Symphonien.

    Ich habe mir eine Partitur der sechsten Symphonie besorgt und eine Aufnahme gekauft und versuche nun, erst einmal das Stück kennen zu lernen und mich in diesem großen und langen Koloss zu orientieren - was gar nicht so einfach ist.
    Wie ist diese Symphonie eigentlich formal aufgebaut? Der Kopfsatz hat Sonatenhauptsatzform, klar. Aber gibt es zwei oder drei Themen? Was ist Thema, was ist Überleitung? Wo endet die Exposition und beginnt die Durchführung? Wie sieht das im zweiten Satz aus? Kurz: Kann jemand ein Bisschen zur formalen Orientierung sagen/schreiben?

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Lieber Cherubino,

    welche Aufnahme hast Du denn?

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Wie sieht das im zweiten Satz aus?

    Da ich diesen so sehr liebe, picke ich ihn mal raus.
    Da ist ein ruhiges Thema in den Streichern (angeschrägtes F-Dur), das sofort mit einer klagenden Oboe mit Seufzer-Vorhalten versetzt wird...
    Die 2.Themengruppe ab Takt 25 bildet ein hymnisch klingendes Geflecht von Streichern.
    Das 3. Thema ist sehr eindrucksvoll mit ernsten tiefen Streichern, von der Pauke und tiefen Blechbläsern begleitet..
    Diese drei Charaktere sind sehr eindrucksvoll und klar abgesetzt.
    Den Teil von T.69-92 nennt Kloiber ("Handbuch der klassischen und romantischen Symphonie") "Durchführung, man könnte es auch durchführungsartige Überleitung nennen, die Form ähnelt der nahezu aller Bruckner-Adagios.
    Ab Takt 93 geht es von vorne los, mit einer wie immer erweiterten und gesteigerten Reprise, und die Coda ist auch sehr breit ausgeführt...

    Im Gegensatz zum 1.Satz sind wie gesagt die Charaktere sehr deutlich und abgesetzt. Auch wenn das erste Thema erst mal unklar läßt, ob das F-Dur nicht Dominante ist: diese Ambivalenz entfaltet sich dann in die 2.Gruppe in Dur und das extrem ernste Moll des 3.Themas - ein Moment, der mich immer tief berührt, wenn die Pauken da wie ein memento mori klopfen und das tiefe Blech (ich meine, es wären Hörner) die schlichten Umspielungen der Streicher chromatisch färben. Im Nachsatz dieser Phrase, von (ich meine mich zu erinnern) Holzbläsern wiederholt, klingt wieder der "Doppelschlag" aus dem ersten Satz an (die Umspielung eines Tones in Sekunden), der dann auch im Finale wieder diverse Gestaltungen prägt.
    Der 1. Satz lebt von einem sehr klar konturierten, phrygisch angehauchten Hauptthema ([bkleine[/b]Sekunde und Septime in Dur in einer Doppelschlagfigur, die vor allem im Finale noch zu großér Bedeutung kommt), einem etwas verwaschenen Seitenthema (T. 49) und dem rhythmisch etwas schärfer konturierten 3. Thema (T.101), die aber beide nicht die Prägnanz anderer Bruckner-Kopfsätze haben. Mir fällt es schwer, andere als den 2.Satz wirklich ins Herz zu schließen. Den aber wirklich sehr!
    Was Bruckner meinte, als er die Sechste "die Keckste" nannte? vielleicht das doch manchmal Unscharfe, schattenhafte Material?

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Das geht ja unglaublich schnell hier mit den Antworten! Vielen Dank, Philmus, für deine Hinweise, damit kann ich schon sehr viel anfangen!
    Der englische Wikipediaartikel enthält Hinweise zur formalen Gestaltung, die mir aber beim Vergleich mit der Partitur größtenteils unverständlich blieben, Konzertführer gehen meist nur kursorisch auf die Charaktere der Sätze ein. Da sind solche Erläuterungen wie diese hier wirklich Gold wert!

    welche Aufnahme hast Du denn?


    Ich habe mich für diese Aufnahme hier etschieden:

    Das London Symphony Orchestra spielt unter Leitung des kürzlich verstorbenen Colin Davis.
    Ich habe mir ein Preislimit gesetzt (10€), bei jpc und Amazon in alle Aufnahmen, die unterhalb dieses Limits lagen, hineingehört und bin bei dieser hängen geblieben. Mir gefiel für den Anfang vor allem die Transparenz und Klarheit, die ich bei dieser Aufnahme zu erkennen meinte. Eine gute Wahl?

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Das London Symphony Orchestra spielt unter Leitung des kürzlich verstorbenen Colin Davis.


    Sorry, die habe ich nicht - sonst hätte ich es so ähnlich versuchen können wie bei Bruckners Vierter.

    Philmus hats aber schon aufgedröselt, und bei den Wikipedias dieser Welt steht auch was ...

    Gruß
    MB

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Sorry, die habe ich nicht - sonst hätte ich es so ähnlich versuchen können wie bei Bruckners Vierter.


    Das wäre natürlich der absolute Luxus gewesen...! :wink:

    Philmus hats aber schon aufgedröselt, und bei den Wikipedias dieser Welt steht auch was ...


    Ja, die Wikipedias habe ich auch mit als erstes gefragt. Aber kein Internetlexikon kommt an dieses Forum heran. Die Beschreibung der englischsprachigen Wikipedia etwa fand ich, wie geschrieben, schwer nachvollziehbar.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • und das extrem ernste Moll des 3.Themas - ein Moment, der mich immer tief berührt, wenn die Pauken da wie ein memento mori klopfen und das tiefe Blech (ich meine, es wären Hörner) die schlichten Umspielungen der Streicher chromatisch färben.

    Auch für mich eine der Lieblingsstellen bei Bruckner!


    Der 1. Satz lebt von einem sehr klar konturierten, phrygisch angehauchten Hauptthema ([bkleine[/b]Sekunde und Septime in Dur in einer Doppelschlagfigur, die vor allem im Finale noch zu großér Bedeutung kommt), einem etwas verwaschenen Seitenthema (T. 49)

    Das "Verwaschene" kann man (ich) aber auch als Qualität des Themas sehen - es ist, wenn man sich Haupt- und Nebenstimmen anguckt, rhythmisch sehr komplex - nicht so griffig ("prägnant") wie das dritte, aber eben darum so faszinierend. Ich liebe auch das Hauptthema, einer meiner frühesten Musikeindrücke als Kind überhaupt, und seine verschiedenartige Beleuchtung in der wunderbaren Steigerung der Orgelpunkt-Coda.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • as "Verwaschene" kann man (ich) aber auch als Qualität des Themas sehen - es ist, wenn man sich Haupt- und Nebenstimmen anguckt, rhythmisch sehr komplex - nicht so griffig ("prägnant") wie das dritte, aber eben darum so faszinierend.

    Werd ich irgendwie nicht warm mit. Auch das dritte Thema hat für mich nicht die Griffigkeit anderer dritter Themen bei Bruckner, aus der 7., 8. und 9. etwa...

    Ich liebe auch das Hauptthema, einer meiner frühesten Musikeindrücke als Kind überhaupt, und seine verschiedenartige Beleuchtung in der wunderbaren Steigerung der Orgelpunkt-Coda.

    Jau!

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Ein Merkmal, an dem man gleich erkennen kann, ob eine Interpretation der Sechsten was taugt: wenn in T. 24ff. des Kopfsatzes die Hörner zu hören bzw. nicht zu hören sind. Das ist eine der Stellen bei Bruckner, die mir von der Instrumentation her problematisch erscheinen: schweres Blech, Geigen und hohe Holzbläser dröhnen im Fortissimo das Hauptthema, dicht gefolgt von einer Imitation durch die Hörner, die hier auf Tonträgern und im Konzertsaal allzuoft unhörbar sind - die Musik klingt dann schlichter als sie notiert ist.

    Ich weiß noch, wie mir eines Tages (ich kannte das Werk schon lange) bei einem Dirigat von Herbert Blomstedt die Existenz dieser Hornstimmen zum erstenmal aufgefallen ist, sie wurden mustergültig herauspräpariert. Seitdem bin ich allergisch gegen Interpretationen, bei denen schon diese Stelle schiefläuft.


    Viele Grüße

    bernd

    .

  • Ich weiß noch, wie mir eines Tages (ich kannte das Werk schon lange) bei einem Dirigat von Herbert Blomstedt die Existenz dieser Hornstimmen zum erstenmal aufgefallen ist, sie wurden mustergültig herauspräpariert. Seitdem bin ich allergisch gegen Interpretationen, bei denen schon diese Stelle schiefläuft.

    Meine erste Begegnung mit der Sechsten war diese Aufnahme Blomstedts - die mich nicht zuletzt wegen ihrer Durchhörbarkeit sehr beeindruckt hat, fast kammermusikalisch:

    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/41mR9JpTYfL.jpg]

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Blomstedt kann ich nur bestätigen. Decca. (Er hat ja jüngst woanders noch eine sündhafte teure GA vorgelegt.) Ist auf dem Zweitmarkt noch zu haben.

    Ansonsten wurden die Standardempfehlungen wohl schon alle genannt: Klemperer, Wand/NDR SO live, Celi. Klemperer und Celi fand ich beim Hören ebenfalls grandios, habe diese allerdings länger nicht mehr gehört. Wands Aufnahme mit dem NDR SO kenne ich leider nicht. Irgendwo habe ich vielleicht noch Karajan ... gibt's aber eh nicht einzeln.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

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