Das Kreuz mit den Jahrestagen, oder: Wie viele Ringe braucht die Welt?

  • Vielen Dank, Bernd und Figure Humaine!

    Was mich in diesem Thread etwas irritiert: im übergeordneten Thread heißt es "aber keine Threads zu spezifischen Aufführungen oder Regisseuren". Und genau darum geht es mir aber. Sollte ich hier womöglich einen separaten Thread erstellen, nach dem Motto "Welcher Ring soll es sein"? Wäre mir ja lieber. Zumal mir dieser Threadtitel eh zu negativ formuliert klingt.

    Gut, aber Posts kann man ja verschieben, daher beginne ich mal. Ich hoffe auf Tipps zu konkreten Inszenierungen/ Aufführungen des Rings, da ich dieses Werk noch nie live erlebt habe.


    Dann beginnen wir mal mit dem „Rheingold“.

    Diese beiden Inszenierungen interessieren mich besonders:

    Stadttheater Minden

    http://www.stadttheater-minden.de/presseinfo.php?id=1360“

    Regie: Gerd Heinz
    Musikalische Leitung: Frank Beermann
    Nordwestdeutsche Philharmonie

    Ich war Ende Mai in der Einführungsveranstaltung zum "Rheingold" (mit Stefan Mickisch). Ich war zum ersten Mal im Stadttheater Minden und muss zugeben, dass es kleiner ist, als ich dachte. Frage mich, wie man dort das Rheingold aufführen möchte. Hier wird die Aufführung wohl etwas puritischer ausfallen, denke ich. Hm.


    Jahrhunderthalle Bochum

    https://www.ruhrtriennale.de/de/das-rheingold“

    Regie: Johan Simons
    Musikalische Leitung: Teodor Currentzis
    Orchester MusicAeterna aus Perm

    Dort steht zudem etwas von „elektronischer Musik“ … ? Das irritiert mich doch ein wenig. Ansonsten tendiere ich momentan eher zu dieser Inszenierung. Was meint ihr?

    Und hier noch eine Auflistung sämtlicher Rheingold-Inszenierungen (Minden fehlt):
    http://www.alles-oper.de/opern/suche/titel%3ADas%20Rheingold.html“

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Was mich in diesem Thread etwas irritiert: im übergeordneten Thread heißt es "aber keine Threads zu spezifischen Aufführungen oder Regisseuren". Und genau darum geht es mir aber. Sollte ich hier womöglich einen separaten Thread erstellen, nach dem Motto "Welcher Ring soll es sein"? Wäre mir ja lieber. Zumal mir dieser Threadtitel eh zu negativ formuliert klingt.

    Ich denke mal, das passt in diesem Thread ganz gut - es soll ja erstmal nicht um ausführliche Besprechungen einzelner Aufführungen, sondern um summarische Einschätzungen, Vergleiche usw. gehen.


    Ja, vermutlich in etwas reduzierter Orchesterbesetzung. Ansonsten hat das Projekt durchaus respektable Mitwirkende. Bestimmt interessant. Und wenn man nicht in die A- oder B-Premiere geht, sind die Preise zwischen 40 und 63 Euro ja einigermaßen akzeptabel. Zur Inszenierung kann man natürlich noch nichts sagen, der Regisseur (Gerd Heinz) ist mir unbekannt.


    Jahrhunderthalle Bochum

    "https://www.ruhrtriennale.de/de/das-rheingold

    Regie: Johan Simons
    Musikalische Leitung: Teodor Currentzis
    Dort steht zudem etwas von „elektronischer Musik“ … ? Das irritiert mich doch ein wenig. Ansonsten tendiere ich momentan eher zu dieser Inszenierung. Was meint ihr?

    Da gehe ich auch hin ;+).

    In der Tat ein Experiment, Wagners Rheingold wird mit "elektronischer Musik" von Mika Vainio kombiniert, die Aufführungsdauer verlängert sich dadurch auf vier Stunden. Als erstes "Rheingold" sicher ungewöhnlich, aber warum nicht? Gibt aber nur noch wenige Karten.

    Was den Wagner betrifft: Dirigent Currentzis und sein Orchester aus Perm gehören sicher zu den derzeit interessantesten, zumindest angesagtesten Interpreten der Klassikszene. Von der Sängerbesetzung kenne ich nur einige Namen. Von der Regie her wird das bestimmt wesentlich gewagter als Minden, wobei mich die mir bekannten Schauspielinszenierungen von Johan Simons (derzeit noch Intendant der Münchner Kammerspiele) sehr überzeugt haben.


    Und hier noch eine Auflistung sämtlicher Rheingold-Inszenierungen (Minden fehlt):
    "http://www.alles-oper.de/opern/suche/ti…0Rheingold.html

    Es fehlen auch Frankfurt, Mannheim, Karlsruhe, Kiel...

    "operabase.com" ist zwar auch nicht ganz vollständig, aber in der Regel zuverlässiger als "http://www.alles-oper.de".


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Vielen Dank für deine Kommentare, lieber Bernd! :wink:

    Hm, nun habe ich mir den Trailer zur Leipziger Inszenierung angeschaut (2016):

    Oper Leipzig

    "http://www.oper-leipzig.de/de/programm/das-rheingold/54445"

    Inszenierung: Rosamund Gilmore
    Bühne: Carl Friedrich Oberle
    Musikalische Leitung: Ulf Schirmer
    Gewandhausorchester

    Das schaut nach einer soliden Aufführung aus. Gefällt mir. :D Ist zwar recht weit weg und wäre mit einer Übernachtung verbunden, aber es gäbe hier auch eine Aufführung an einem Samstag. So müsste ich nicht mal einen Urlaubstag aufopfern. Zudem war ich eh noch nie in Leipzig. *überleg*

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Habe einen Artikel (mit Video!) zum Bühnenbild gefunden:

    "http://www.mt.de/lokales/minden…-Rheingold.html"

    Das Bühnenbild ist vor der Bühne (im Orchestergraben) ...

    Übrigens wird Stefan Mickisch wohl, wie es ausschaut, auch die Einführungsvorträge der folgenden Mindener Ring-Aufführungen halten. Und ich denke, er wird ja im Vorfeld über Details zur Inszenierung informiert worden sein. Ich denke, auch das lässt auf eine gute und interessante Ring-Inszenierung schließen, sonst würde er es, denke ich, nicht machen. Vielleicht sollte ich mir doch ein Ticket dafür besorgen ... und dann im nächsten Jahr vielleicht noch Leipzig ...

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • ...oder Frankfurt, Newbie 69 : Sehr empfehlenswert!

    Ciao. Gioachino

    Es wird immer schwieriger. :D Danke, Gioachino! Habe mal nachgeschaut: sowohl in Frankfurt, als auch in Leipzig gibt es am 05.05. eine Vorstellung. Das ist ein Feiertag und am Folgetag gibt es (zu mindestens bei uns) einen Brückentag. Das klingt schon mal sehr interessant.

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Ich habe schon ein paar Veranstaltungen von Mikisch mitgemacht/erlebt. Für mich - zugegeben sehr subjektiv und sehr persönlich - ist er ein großer Schaumschläge. Er hat zweifellos WIRKLICHE (und das schreibe ich jetzt absichtlich groß) tiefe Kenntnisse über Wagners Werke, aber er verbindet auch willkürlich Musikbeispiele.

    Meine Empfehlungen für eine Aufnahme (nicht DVD !!!) sind die Studioeinspielung mit Solti und den Wiener Philharmonikern und der Mitschnitt unter Böhm aus Bayreuth. Beide sind aus guten Gründen (weil musikalisch deutlich besser als viele billigere Aufnahmen) relativ teuer, aber absolut zu empfehlen. Beide sind für mich Referenzaufnahmen neben Furtwängler aus der Scala, aber diese Aufnahme ist technisch nicht wirklich befriedigend.

    Als Einstieg würde ich Dir eine CD empfehlen - aber dann bist Du eventuell für immer verdorben: 1.Akt Walküre unter Bruno Walter aus 1935 (mehr gibt es davon nicht, ein 3.Akt ist später aufgenommen und gehört nicht wirklich dazu, weil die Nazis kamen und die meisten Protagonisten fliehen mussten) unter Bruno Walter mit Lotte Lehmann (Sieglinde), Lauritz Melchior (Siegmund) und Emanuel List (Hunding); erschienen bei EMI

    Grüße von der nicht immer blauen Donau
    Michael/brunello

  • Glaube ja nicht, Newbie69, der Tonträger mit Melchior als Siegmund habe einen Sprung : Sein " Wälseruf" dauert tatsächlich 17 Sekunden, eine Ewigkeit, verglichen mit 7 Sekunden ( Klaus Florian Voigt) und knapp 11 Sekunden ( Jonas Kaufmann ), um zwei heutzutage gefeierte Tenöre zu nennen. Aber das nur nebenbei....

    Ciao. Gioachino :CAL:

    miniminiDIFIDI

  • brunello:
    Oh, danke für den Tipp. Gibt' s auch auf Youtube zu hören. Nehme ich mir für morgen mal vor. Habe nur kurz reingehört.

    gioachino:
    He-he! Danke für den Hinweis. Na, ihr macht mich ja neugierig ...

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Der Einstieg in den Ring wurde mir mit Loriots Ringnacherzählung wesentlich erleichtert. Habe mir zweimal das Hörbuch von vorne bis hinten gegönnt. Dann hatte ich schonmal die Handlung im Ohr. Anschließend habe ich mir die einzelnen Teile des Frankfurter Rings angeschaut (bevor es den ersten Zyklus gab).

    Die Mikisch-CDs habe ich auch mit etwas gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits finden sich viele interessante Aspekte und er hat die Gabe, die passende Musik zu seinen Erläuterungen zu "liefern"; andereseits finden sich auch manche Auslassungen (die bestimmt der Vortragslänge geschuldet und daher verzeihlich sindt) und manche Zusammenhänge, die er knüpft, sind für mich manchmal etwas fadenscheinig. Dennoch fand ich es wirklich hilfreich, seine Erläuterungen zu hören. Dennoch fand ich es sehr nützlich, schon bereits einen Überblick über den Ring zu haben.

  • Glaube ja nicht, Newbie69, der Tonträger mit Melchior als Siegmund habe einen Sprung : Sein " Wälseruf" dauert tatsächlich 17 Sekunden, eine Ewigkeit, verglichen mit 7 Sekunden ( Klaus Florian Voigt) und knapp 11 Sekunden ( Jonas Kaufmann ), um zwei heutzutage gefeierte Tenöre zu nennen. Aber das nur nebenbei....

    Wobei man doch sehr geteilter Meinung sein kann ob 17 Sekunden lange Wälserufe an dieser Stelle musikalisch angemessen sind. Zweifellos ist diese circensische Einlage von Melchior aus stimmtechnischer Sicht beeindruckend - heute würde das aber vermutlich niemand mehr so singen, auch wenn er könnte. Melchiors Einzigartigkeit sehe ich eher auf anderen Gebieten (namentlich der Größe und Durchschlagskraft der Stimme, der baritonalen Mittellage bei gleichzeitig strahlender und unangestrengter Höhe, dem individuellen Timbre, und nicht zuletzt der ungluablichen stimmlichen Kondition).

  • Melchiors Einzigartigkeit sehe ich eher auf anderen Gebieten (namentlich der Größe und Durchschlagskraft der Stimme, der baritonalen Mittellage bei gleichzeitig strahlender und unangestrengter Höhe, dem individuellen Timbre, und nicht zuletzt der ungluablichen stimmlichen Kondition).


    Wie wäre es mit seiner fantastischen Differenzierung im piano- und mezzoforte-Bereich? Ja, gewiss, er hatte wohl die gewaltigste Stimme des letzten Jahrhunderts für Wagner, aber sein Piano finde ich noch beeindruckender.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Der Einstieg in den Ring wurde mir mit Loriots Ringnacherzählung wesentlich erleichtert. Habe mir zweimal das Hörbuch von vorne bis hinten gegönnt. Dann hatte ich schonmal die Handlung im Ohr. Anschließend habe ich mir die einzelnen Teile des Frankfurter Rings angeschaut (bevor es den ersten Zyklus gab).

    Von Loriot habe ich lediglich den "Kleinen Opernführer". Die dortige Inhaltsangabe des Rings ist schon sehr genial. :thumbup: Das Hörbuch zum Ring ist sicherlich sehr amüsant.

    EDIT:
    Und kurz noch zu Mickisch: mir fiel auch eine kleinere Ungereimtheit auf, wenn man das mal so nennen darf. In seinem Vortrag erklärte er, weshalb Wotan seine Augenklappe immer links trägt, Piraten immer rechts. Die Erklärung zu den Piraten war logisch: sie kniffen halt, während sie mit dem rechten Augen durchs Fernglas den Horizont anpeilten, immer das linke Auge zu und das rechte war quasi den Sonnenstrahlen ausgesetzt und so kam es halt zu irrreparablen Schäden des rechten Auges, sozusagen. Alles noch im logischen Bereich. Nun aber zu Wotan: Es gibt ja das Chiasma Opticum, also die Kreuzung der beiden Sehnerven. Da man ja mit der einen Hirnhemisphäre die Funktion der jeweils anderen Körperseite koordiniert wird und die rechte Hemisphäre ja u. a. für "Emotionen" (hier: Liebe) zuständig ist, wird Wotan nun dadurch, dass das linke Auge ja erblindet ist bzw. "verdeckt" wird, "blind" der Liebe gegenüber. Das klingt zunächst mal sehr klug, aber na ja ... war jedenfalls ein netter Versuch. :D Man darf zudem nicht vergessen, dass er halt auch ein "Entertainer" ist. Dennoch habe ich schon viel von ihm gelernt und ich freue mich jetzt schon, ihn im nächsten Jahr erneut erleben zu dürfen.

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Wie wäre es mit seiner fantastischen Differenzierung im piano- und mezzoforte-Bereich? Ja, gewiss, er hatte wohl die gewaltigste Stimme des letzten Jahrhunderts für Wagner, aber sein Piano finde ich noch beeindruckender.

    Dem will ich nicht widersprechen - Melchior konnte wie wenige andere Piano singen. Nun hat auch ein Windgassen schöne Piano-Momente in seiner Siegfried-Interpretation - aber bei dem klang das für mich immer danach, dass er Piano singen musste, um durch die Partie zu kommen. Bei Melchior höre ich (soweit man das von Aufnahmen beurteilen kann) soviel Überschuss an Energie, dass ich nie das Gefühl habe, dass er gezwungen ist, sich zurückzunehmen. Umso höher ist es ihm anzurechnen, dass er sich ganz bewusst an die dynamischen Angaben in der Partitur hält, und nicht auf bloße Stimmprotzerei setzt. Er konnte auch wunderbar Text und Phrasen gestalten - nur ab und zu ließ er sich doch dazu hinreißen, mit seinem überreichen Material zu protzen, und dann kamen halt Dinge dabei heraus wie diese überlangen Wälse-Rufe. Das hätte er nicht nötig gehabt, aber selbst diese (seltenen) Exzesse sind immer noch beeindruckend, und er bleibt im schweren Heldenfach für mich bis heute unerreicht.

  • Ich wiederhole mich gern, ohne eine Wertung abzugeben : " Aber das nur nebenbei...." Loriots Ring habe ich damals in Berlin live erlebt - genial!

    Ciao. Gioachino :spock:

    miniminiDIFIDI

  • Ich wiederhole mich gern, ohne eine Wertung abzugeben : " Aber das nur nebenbei...." Loriots Ring habe ich damals in Berlin live erlebt - genial!

    Ciao. Gioachino :spock:

    miniminiDIFIDI

  • Ich wiederhole mich gern, ohne eine Wertung abzugeben : " Aber das nur nebenbei...." Loriots Ring habe ich damals in Berlin live erlebt - genial!

    Ciao. Gioachino :spock:

    :juhu: Darum beneide ich dich sehr.

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Kurz nur:
    Die Rheingold-Vorstellungen der Mindener Inszenierung (Theater Minden) sind offiziell ausverkauft. Es gibt jedoch neben den beiden öffentlichen Terminen noch Aufführungen, die über den Richard Wagner Verein buchbar sind: siehe Website Theater Minden. Darunter u. a. der 11.09.15. Hierfür gibt es noch einzelne Resttickets. Nur zur Info. :) Freue mich schon sehr ...

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



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