• Nach einem Kirchenkonzert hatte ich mal wochenlang den Ohrwurm "Domine, non secundum peccata nostra facias nobis", den es leider nur auf einer überteuerten CD gibt (Hörproben sagen nicht viel aus darüber), soetwas könnte man doch bitteschön öfter mal als Füller nehmen...

    Die schönen Chorstücke "Domine non secundum", den 150. Psalm, außerdem, kenne ich bisher noch nicht, ein Ave Maria und Dextera Domini plus die drei großen Orgelchoräle an Francks Orgel in Sainte-Clothilde Paris konnte ich nun endlich auf CD meiner Sammlung hinzufügen. (Gestern hat´s regulär nur 11,77 gekostet)

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Vor 50 Jahren hatte sie noch jeder bedeutende Dirigent im Programm und auf Platte gebannt, heute trifft man sie kaum noch. Schade. Ist doch eigentlich eine der schönsten der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Munch wusste wie es geht und hat das Stück mindestens zweimal eingespielt. Heute diese Version gehört. Monteux, Furtwängler und einige andere wussten es auch.


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    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Da ich von diesem Konzept eine Gattung - ein Werk gehört habe, ohne mich an Details zu erinnern, würde mich die Meinung eines Kenners interessieren.

    Dieses Konzept bezieht sich vor allem auf die Werke aus seinen letzten zwölf Lebensjahren, beginnend mit dem Klavierquintett von 1878/79, gefolgt von "Prélude, choral et fugue" für Klavier solo (1884), Violinsonate A-Dur (1886), der d-moll-Symphonie (1886/88) und dem Streichquartett (1889). Die Schaffung von exemplarischen Gattungsbeispielen hängt wahrscheinlich auch mit der bei ihm sehr engen Verknüpfung von Lehrtätigkeit und Komposition zusammen, was sich darin äußerte, dass er Erwartungen seiner Schüler (der sogenannten "bande à Franck") auf diese Weise erfüllte. Dieses Lehrer-Schüler-Verhältnis wirkte sich aber interessanterweise in beiden Richtungen aus, indem letztere (u.a. d'Indy, Chausson, Lekeu, Duparc, Vierne) auch auf seinem Weg vorangingen und ihn wieder beeinflussten, was Charles Bordet mit dem Satz zusammenfasste "le père Franck a été formé par ses élèves". Zentrale Formidee ist bei ihm schon von den frühen Werken an die Entwicklung der "forme cyclique", die die Spätwerke dominiert. Aber nicht nur aus pädagogischen Gründen sondern auch aus eigenem Antrieb vermied er formale Wiederholungen: Schon in den drei Klaviertrios, die er als 17-Jähriger komponierte, und die Liszt zeitlebens sehr bewunderte, fand er in jedem Stück zu anderen Lösungen. Im ersten (fis-Moll) steht bereits die zyklische Idee im Mittelpunkt, das zweite ist an Schubert und das dritte an Beethoven orientiert. Auch in seinen "6 Pièces d’orgue" (1856 - 1865) beschäftigt er sich jeweils mit verschiedenen Hauptformen des Instruments. Er selbst sah übrigens als sein Meisterwerk das Oratorium "Les Béatitudes" von 1879 an, eine Vertonung der Seligpreisungen aus der Bergpredigt, die inzwischen nur noch selten zu hören aber absolut hörenswert ist.

  • Vielen Dank für die Details, Christian. [Der Zettel wird zerrissen. :verbeugung1: :hammer1: ] :)

    Ich dürfte das - also die späten Monolithe - auch alles in CD-Form finden, habe aber keine aktuelle mentale Verbindung zum Streichquartett (vulgo: kann mich an nichts erinnern, ein veränderbarer Zustand).

    Kann man guten Gewissens behaupten, dass die Violinsonate (neben der Sinfonie, die aber genrespezifisch schlechter zu vergleichen ist,) in jeder Hinsicht - trotzdem - heraussticht? [Kann es sein, dass man intelligentere Fragen stellen kann?]

    :D :) Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Kann man guten Gewissens behaupten, dass die Violinsonate (neben der Sinfonie, die aber genrespezifisch schlechter zu vergleichen ist,) in jeder Hinsicht - trotzdem - heraussticht? [Kann es sein, dass man intelligentere Fragen stellen kann?]

    Die Frage kann ich einfach nicht beantworten, weil meine persönliche Perspektive da zu speziell ist: Die anderen Sachen kenne ich nur vom Hören und Lesen ("Prélude, choral et fugue" habe ich mal durchgespielt und ein bisschen geübt, aber mehr auch nicht), während ich die Violinsonate seit 38 Jahren im Repertoire und seither unzählige Male gespielt habe. Ich finde sie trotzdem immer noch herausragend gut ^^ .

  • Man sollte doch öfter mal die bislang ungehörten CDs durchschauen, die sich vor allem in den dicken "Klötzen" verbergen: In der Gesamtedition von Svjatoslav Richters Aufnahmen für Decca, Philips und DG habe ich eine Einspielung von "Prélude, Choral et Fugue" aus dem Jahre 1966 "entdeckt", die ich selbst für Richter-Verhältnisse herausragend finde. Die Klangdifferenzierungen vor allem im unteren und untersten Dynamikbereich, das ausdrucksvolle und klangschöne Cantabile, die dramaturgische Gestaltung der Großform bis zum Höhepunkt der Themenschichtung am Ende, dabei alles mit ernstem und tiefem Ausdruck, wie eine ganz eigene Synthese von Bach, Schumann und Debussy. Großartig.

  • Das Werk hätte in der Tat einen eigenen Faden verdient. Da wäre dann auch ein guter Platz für die Aufnahmen mit Cortot und Perahia. Danke für den Hinweis auf Richter, da höre ich gerne nochmal rein.

    Auch Vaghe stelle dell'orsa wäre sicher sehenswert.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Da wäre dann auch ein guter Platz für die Aufnahmen mit Cortot und Perahia.

    Perahias Aufnahme kenne ich auch und finde ich ebenfalls hervorragend. Richter fand ich heute früh noch etwas "persönlicher" im Ausdruck, aber das kann auch an mir gelegen haben. Da ich ja aus bekannten Gründen im Moment mehr Zeit als üblicherweise habe, habe ich mir das Stück auch mal wieder am Klavier angesehen: Es spielt sich sehr angenehm, sowohl technisch als auch in der Klarheit der Charaktere und des Aufbaus. Ein tolles Werk.

  • In der Gesamtedition von Svjatoslav Richters Aufnahmen für Decca, Philips und DG habe ich eine Einspielung von "Prélude, Choral et Fugue" aus dem Jahre 1966 "entdeckt", die ich selbst für Richter-Verhältnisse herausragend finde.

    Da kann ich mitgehen. Und obwohl ich Richter im Allgemeinen durchaus zwiespältig gegenüberstehe, stelle ich fest, dass der Mann aus Schitomir offensichtlich durch die Musik des Franco-Belgiers Franck zu besonders bemerkenswerten Wiedergaben inspiriert wurde. Ob nun das Klavierquintett mit dem Borodin Quartett, Les Djinns oder die Violinsonate mit Oistrach – stets handelt es sich um herausragende Aufnahmen. Sogar das frühe Klaviertrio hat Richter mit Kogan und Gutman eingespielt.

    Prelude, Aria et Finale für Klavier leider nicht. Aber dafür haben wir ja Cortot...


    https://www.youtube.com/watch?v=db3t1LIvVc8


    Cheers,

    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Hinweis:
    Das urspr. hier stehende Zitat wurde wegen Verstoß gegen Forenregel Nr. 7 i. V. m. den FAQ entfernt. Das betreffende Zitat findet sich hier.
    Die Moderation

    Klauspeter Bungert ist sicher kein Lang Lang, aber wenigstens ist er nicht zu blöd César Franck so zu interpretieren, das ich als Hörer nicht genug von diesem Komponisten kriegen kann. Wenn Argerich oder solche Leute Franck interpretieren kriege ich höchstens...was auf die Mütze, wenn ich es hier ausschreibe. Also muss ich das auch noch für mich behalten.

    Es klingt großspurig, aber ich habe viel verglichen und gesucht: Wer Franck nicht im Sinne Bungerts - falsch - im Sinne Wagners [sic!] interpretiert gehört hat, kennt die hochspannende Musik dieses "extrem guten" Komponisten nicht wirklich.

    « J'ai osé beaucoup, mais la prochaine fois, vous verrez, j'oserai plus encore. »

  • Als Klauspeter Bungert im Jahre 1974 César Franck für sich entdeckte, war es schwer an Noten und Aufnahmen des Komponisten zu gelangen. Zufällig fiel ihm einst auf einem Flohmarkt in Paris eine alte Platte von Cortot in die Hände. Die Aufnahme fand Bungert schwach, und sie deckte sich nicht mit dem, was er in Francks Musik gefunden hatte.

    Zehn Jahre später hatte Bungert das Gesamtwerk Francks komplett durchgeackert und studiert. Da gab es noch keine Computer. Somit gilt zu betonen, dass er sich das alles aus eigenem Antrieb und aus eigener Kraft erarbeitet hat. Er hat es abgelehnt so bezeichnet zu werden, weil er der Meinung ist, niemand solle so bezeichnet werden: Aber Klauspeter Bungert ist der weltweit führende Experte von César Francks Musik. Eine Sache, von der sonst kein Musiker den ich kenne, einen blassen Dunst hat.

    « J'ai osé beaucoup, mais la prochaine fois, vous verrez, j'oserai plus encore. »

  • Es ist so traurig, dass es neben Bungert keine Musiker gibt, die es geschafft haben, unkonventionell an das Werk César Francks heranzutreten. Leute wie Argerich oder Vengerov lassen bei ihrer Franck-Interpretation jede Gelegenheit aus, ihrem Spiel Struktur zu geben. Viele Elemente, die Bungert bei seinen Einspielungen zu musikalischen Höhepunkten treibt, scheinen in dem überhasteten und atemlos vorgetragenen Spiel der Klassikprofis nicht zu existieren, jedenfalls kann ich sie nicht raushören.

    Wegen dem Umgang mit einem grippeähnlichen Virus wird Klauspeter Bungert vielleicht nie mehr auftreten. Das wäre schlecht. Für César Franck. Und für alle, die gerne einmal das Original gehört hätten, und keinen Abklatsch von Liszt oder Chopin.

    « J'ai osé beaucoup, mais la prochaine fois, vous verrez, j'oserai plus encore. »

  • Warum ausgerechnet Franck? Weil Bungert mit Mozart und Haydn nix anzufangen wusste.

    « J'ai osé beaucoup, mais la prochaine fois, vous verrez, j'oserai plus encore. »

  • Franck selbst soll ziemlich nachgiebig gewesen sein was die Interpretation seiner Musik angeht. Bungert meinte, viele Werke seien unausgereift aufgeführt worden, mitunter von Spielerinnen mit zu kleinen Händen, die gar nicht in der Lage waren, die weiträumigen Werke Francks richtig zu spielen. Franck aber nickte es ab - warum weiß ich leider noch nicht. Aber ich gehe stark davon aus, dass Bungert mehr darüber preisgibt in seinen Büchern. Und die muss ich haben!

    « J'ai osé beaucoup, mais la prochaine fois, vous verrez, j'oserai plus encore. »

  • Gibt es hier jemanden, der die Werke von César Franck seit 50 Jahren studiert? Wohl kaum. Gut Ding will Weile haben, und es gibt auf diesem Planteten sicher nicht viele Menschen, die so viel über Franck und seine Musik wissen wie Klauspeter Bungert. Ich liebe diesen Mann, und bewundere ihn für sein Lebenswerk!

    « J'ai osé beaucoup, mais la prochaine fois, vous verrez, j'oserai plus encore. »

  • Um den Monolog hier mal ein wenig aufzulockern. Ich bin ein großer Verehrer von Cesar Francks Hauptwerken (Symphonie, Streichquartett, Klavierquintett). Insofern würde mich ein Buch über den Komponisten auch interessieren. Ich fürchte nur, dass die Ausführungen von Herrn Bungert nicht für mich als musikalischen Laien geeignet sind?

    Seine pianistische Transkription des Streichquartetts auf YouTube dauert eine gute Stunde, die mir bekannten Aufnahmen durch Streichquartette zwischen 40 und 47 min. Ist Dir bekannt, ob es eine Streichquartett-Aufnahme gibt, die den Tempi von Bungert nahe kommt? Die würde ich gerne mal hören. Was ist mit Aufnahmen der Symphonie, Celibidache scheint sich viel Zeit zu lassen.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Diesem auf sechs Beiträge verteilten Monolog könnte man ja beispielsweise noch einen Youtube-Link zu Bungerts Einspielung des Klavierquintetts anfügen:

    Externer Inhalt www.youtube.com
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    :wink:

    EDIT: Da kam mir jemand zuvor. :D

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