James Horner - "Titanic" ist nur die Spitze des Eisbergs
Aquarius hat vor längerer Zeit schon einmal einen Thread zu James Horner aufgemacht, genauer gesagt für seine Filmmusik zu James Camerons Avatar, einen allgemeinen Faden zu Horner gibt es aber bislang noch nicht in diesem Forum.
Wie wohl viele andere bin ich 1997 durch Camerons Box-Office-Sensation Titanic auf James Horner aufmerksam geworden. Als Radiohörer war es in den Wochen nach dem Kinostart fast ein Ding der Unmöglichkeit, dem Schlusssong des Films, "My heart will go on" (gesungen von Celine Dion) aus dem Weg zu gehen - er lief rauf und runter. Während mir der Song ehrlich gesagt schon beim ersten Mal auf die Nerven ging, konnte ich mich für den Score durchaus begeistern. Gerade Horners Verwendung von Synthi-Chorklängen z.B. beim Auslaufen des Luxusdampfers aus Southampton passte meiner Meinung nach perfekt zur surrealen Aura, die das Schiff umgab.
"Southampton": "
Horner wurde bei der Academy Awards-Verleihung im Jahr darauf die seltene Ehre zuteil, gleich zwei Oscars an einem Abend abzuräumen, nämlich den für die beste Filmmusik und den für den besten Song. Und auch beim Publikum kam der Soundtrack hervorragend an, mit über 30 Millionen verkauften Alben gehört Titanic zu den kommerziell erfolgreichsten Soundtracks aller Zeiten. Filmmusikkennern war Horner natürlich schon lange vor dieser Zeit ein Begriff, er machte sich mit Star Trek II (1982), Krull (1983), Aliens (1986), Legends of the Fall (1994) und Apollo 13 (1995) einen Namen, auch Mel Gibsons schottische Schlachtplatte Braveheart (1995) wurde von ihm vertont und brachte ihm eine Oscar-Nominierung für die Beste Filmmusik.
James Horner wurde am 14. August 1953 in Los Angeles als Sohn der österreichischen Einwanderer Harry und Joan Horner (der Vater war Ausstatter beim Film) geboren, wuchs jedoch in London auf und studierte dort am Royal College of Music. Später kehrte er nach Kalifornien zurück und erwarb einen Musik-B.A. an der USC (University of Southern California) und einen M.A. an der UCLA (University of California, Los Angeles), im Anschluss arbeitete er für das AFI (American Film Institute). Zu Beginn seiner Karriere kooperierte er Anfang der 80er häufig mit der bekannten B-Movie-Produzenten-Ikone Roger Corman. Als wichtiger Schritt darf seine Arbeit zum zweiten Star Trek-Kinofilm, Star Trek II - The Wrath of Khan (1982) gesehen werden, für den er den Auftrag bekam nachdem der renommierte Komponist des ersten Teils, Jerry Goldsmith, wegen des geringen Budgets ausgestiegen war. Seine ersten Oscar-Nominierungen erhielt er 1987 für den Zeichentrickfilm An American Tail und den zweiten Teil der Alien-Reihe, Aliens (auch hier hatte witzigerweise Jerry Goldsmith die Musik zum ersten Teil geschrieben). Mit seinen Arbeiten zu Braveheart (1995) und Titanic (1997) gelang ihm der endgültige Durchbruch und er wurde von nun an regelmäßig für Blockbuster (How the Grinch stole Christmas, The Perfect Storm, A Beautiful Mind, Troy etc.) verpflichtet, was ihn aber nicht davon abhielt, hin und wieder auch bei "kleineren" Filmen tätig zu sein. Zuletzt war Horner in The Karate Kid (2010) zu hören.
Obwohl Horner sicherlich nicht der einzige Filmmusikkomponist ist, der sich mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert sieht, so traf und trifft es ihn doch in besonderem Maße. Ich kann mich noch an die Titanic-Zeit erinnern, als ich einmal den Soundtrack zu Deep Impact (1998) laufen hatte und eine Freundin meinte, "Hey, das ist doch Titanic!". Auch als ich letztes Jahr zum ersten mal mit den Symphonien von Shostakovich in Kontakt kam, musste ich feststellen, dass Horner für seine Musik zu Troy ein Thema aus der 5. Symphonie fast 1:1 übernommen hat. Die Vorwürfe sind also sicherlich in manchen Fällen nicht ganz unberechtigt, bestimmte Kompositionen sind sich schon sehr ähnlich und wirken z.T. recht uninspiriert. Trotzdem mag ich einige Arbeiten von Horner sehr gerne, vor allem aus seiner frühen Schaffensphase, z.B. Star Trek II, Krull, Aliens und Glory.
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"Futile Escape": "
"Bishop's Countdown": "
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Seine letzten Arbeiten (u.a. auch Avatar) haben mich dagegen weniger begeistern können, alles sehr berechenbar ... Eine erwähnenswerte Ausnahme bildet seine Arbeit zu Mel Gibsons Apokalypto (2006), bei dem Horner auf ein traditionelles Orchester verzichtete und lediglich mit einer Reihe von 'ethnischen' Instrumenten arbeitete.
"Tapir Hunt": "
Als Höralbum ist das ganze allerdings nur bedingt schmackhaft ... ;+)
DiO :beatnik: