Der Operngesang - Kritik

  • Lieber Merkatz,

    das freut mich! Weiter so! Da gibt es noch jede Menge toller Opern zu entdecken! Du hast ja auch noch viel Zeit vor Dir, um die alle noch für Dich zu entdecken. Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß dabei!

    Matthias

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  • Deh vieni non tardar

    Gar keine Kritik, vielmehr eine Frage ist es, die ich hier stellen möchte.

    Mir gefällt aus Mozarts "Figaro" die Arie "Deh vieni non tardar", die von Susanna gesungen wird.

    An einer Stelle, bei "notturna face" muss sie dabei sehr tief singen - mir gefällt die ganze Melodie, auch diese Stelle, aber ich frage mich, wieso sie gerade an der Stelle so tiefe Töne zu singen hat. Was war der Beweggrund des Komponisten? Wollte er einfach der Sängerin die Möglichkeit geben, ihre tiefsten und höchsten Töne "herzuzeigen"? Oder hat es mit dem Text zu tun? Mich wundert das, weil die Susannah in dem Stück ja keine "alte" Frau ist, der man so tiefe Töne eher zutraut.
    (In "Hänsel und Gretel" hat die Hexe auch ein paar tiefe Töne im Brustregister, aber die Hexe ist alt und soll bedrohlich klingen, während die Susanna eine junge Frau ist)

    In Mozarts "Entführung" gibt es auch so eine Stelle; da singt eine Frau auch einmal sehr tiefe Töne - dort allerdings ist es eine Imitation einer Gesangsmelodie von Osmin, der ebenfalls sehr tief geht. Da kann die einzige Begründung nur die sein, dass sie ihn dadurch verspottet.

    Aber wieso singt Susanna, die ganz alleine und jung ist, kurz so tiefe Töne?

    P.S.: ich hab mir viele Interpretationen auf Youtube angesehen - mir kommt vor, als ob die amerikanischen Sängerinnen das "e" fast schon zu extrem aussprechen; manche haben auch Problemen mit "face", und singen dann "FAtsche", mit Betonung auf "Fa".

  • Lieber Merkatz,

    Für die meisten Susanna-Sängerinnen ist diese Stelle wirklich eine Herausforderung, die öfter nicht bestanden wird als bravourös gemeistert. Die tiefe Lage soll wohl den Text "finche non splende in ciel notturna face" "bis am Himmel die nächtliche Fackel nicht mehr leuchtet" auch musikalisch ausdrücken.

    Es mag aber auch die desolate Stimme der Uraufführungs-Susanna Nancy Storace eine Rolle gespielt haben, Mozart hat in der Partie anscheinend einiges tiefer gelegt (und in den Duetten mit der Contessa die Stimmen getauscht), um ihr nach einer Stimmkrise ein reibungsloseres Comeback zu ermöglichen.

    Ich frage mich allerdings in Anbetracht all dieser Dinge, ob die heutige Besetzungspraxis, die Susanna mit einem leichten Sopran oder gar einer Soubrette zu besetzen, wirklich das Optimum ist. Vielleicht wäre die Rolle eher etwas für lyrische Mezzosoprane. Denn wenn man z.B. "Deh vieni non tardar" z.B. mit der Arie der Marcellina im vierten Akt vergleicht, die ja gemeinhin mit einem (nicht einmal unbedingt besonders lyrischen) Mezzo besetzt wird, so liegt bei der Susanna-Arie sowohl die Tessitura als auch der Gesamtumfang (a - a'' vs. fis' - h'') tiefer.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Ich kenne ja sonst kein einziges Stück aus dem Figaro (abgesehen vom berühmten "Non piu andrai"). Ich habe die Oper ein einziges Mal live gesehen, 2006 in der Wiener Volksoper, und da blieb mir nur das "Deh vieni" in Erinnerung.

    Von daher kann ich leider überhaupt nicht sagen, was für eine Stimmlage etc. da geeignet wäre, aber ich finde dass Sängerinnen, die viel zu tief, zu schwer oder zu alt klingen, überhaupt nicht in diese Rolle passen. Im Gegensatz zur Partie der Gretel in Humperdincks Oper muss ja hier kein Mädchen gesungen werden, d. h. die Stimme kann schon erwachsen klingen - aber wenn die Stimme nach einer 40 jährigen klingt, die noch dazu ein penetrantes Vibrato in der Stimme hat, dann finde ich das vollkommen daneben.

    Meine Lieblingsinterpretation ist die mit Barbara Bonney! Sie singt das mit einer feinen Stimme, vibratoarm, hell, aber immer sehr sicher. Die tiefsten Töne klingen nicht unfreiwillig komisch, und die höchsten Töne klingen nie schrill oder spitz, ihre Phrasierung klingt sehr schön für mich!

    Viele Sängerinnen neigen leider dazu, dass sie die hohen Silben viel zu laut singen: "Deh vieNI non TARdar", das finde ich irgendwie unangenehm, und das macht Bonney nicht.

  • Wie kommst Du darauf, daß die Stimmhöhe etwas mit dem Alter der Figur zu tun haben müßte? Tiefe Frauenstimme ist in der Oper nicht notwendigerweise alt!!
    Eher sexuelle Ausstrahlung - Carmen ist kein hoher Sopran, schon gar kein leichter.
    Gilt auch für besonders männliche Männer, diejenigen, die die Puppen tanzen lassen: weder Escamillo noch Don Giovanni singen Tenor... Dafür aber die drei Lappen Don José, Tamino und Don Ottavio...

    Die Sache mit der Betonung verstehe ich nicht - face wird auf der ersten Silbe betont und ist konsequenterweise auch auf einem schweren Takteil. Facé gibt es nicht...

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Wie kommst Du darauf, daß die Stimmhöhe etwas mit dem Alter der Figur haben müßte? Tiefe Frauenstimme ist in der Oper nicht notwendigerweise alt!!

    Das habe ich auch nie behauptet. Ich meinte nur, dass mir "alt" klingende Stimmen für junge Figuren (egal ob jung im Sinne einer Susanna, oder im Sinne einer Gretel) nicht wirklich gefallen.

    Die Agathe im Freischütz ist auch eine junge Frau, aber oft wird sie von über 40 jährigen Sängerinnen gesungen, die richtig schwere, tiefe Stimmen haben, und das gefällt mir einfach nicht - speziell wenn ich so eine wundervolle Interpretation wie die von Elisabeth Grümmer höre! Oder eine Gretel wie die von Erika Köth! Oder eine Susanna wie von der Barbara Bonney!

  • Zitat von »Ulrica«

    Also, SO hoch ist das auch wieder nicht und außerdem wird Salomes Schlussszenengedsang auch mal richtig tief (f oder fis glaube ich, jedenfalls muss ein Sopran den erstmal haben)


    Das ist die Stelle: "Ich lebe noch, aber du bist tot, und dein Kopf... dein Kopf gehört mir!", oder? :D

    Ich hab jetzt grade nachgesehen. Es gibt mehrere tiefe Stellen.


    "Es ist wie eiNE Gruft", da wird ges (kleine Oktav) verlangt.

    "Aber du bist TOT", da wird ein des1 verlangt, also doch um einiges höher im Vergleich.

    Und natürlich der berühmte Schluss: "als das Geheimnis des ToDES", da kommt das ges nochmal zum Einsatz.

    Tiefer als bei "du bist tot" singt sie z.B. bei "Ich bin nicht durstig, Tetrarch", da ist das h ihr tiefster Ton.

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