In welchem Alter erfolgt der Klassik-Einstieg?

  • Interessant. Das Gerücht, zur Klassik finde man erst im Alter*, ist damit widerlegt. :thumbup:


    Das finde ich eher entmutigend. Das heisst nämlich, dass ich in zwanzig Jahren (fast) allein im Konzertsaal sitzen werde. In meiner Altersklasse (40) bin ich es jetzt schon ziemlich vereinsamt, und daran wird sich also auch nichts mehr wirklich ändern. Wichtig wäre es daher, wenn man unsere kleine Umfrage als halbwegs repräsentativ auffassen darf, dass es zukünftig gelänge die ganz Jungen schon für Klassik zu begeistern.

    Hudebux

  • Wenn ich in der Tonhalle ins Konzert gehe, finde ich zahlreiche junge Leute und sehr viele alte Menschen. Die Mitte fehlt. Ich habe das Gefühl, da fehlt der Klassik eine Generation. Die heute 35 - 55 jährigen sind scheinbar ausschließlich mit Pop- und Rockmusik sozialisiert worden, so hat es den Anschein. Auch, wenn ich mit meinen Kollegen spreche, bekomme ich den Eindruck.

    Ich bin 35-55!

    Matthias

    "Bei Bachs Musik ist uns zumute, als ob wir dabei wären, wie Gott die Welt schuf." (Friedrich Nietzsche)
    "Heutzutage gilt es schon als Musik, wenn jemand über einem Rhythmus hustet." (Wynton Marsalis)
    "Kennen Sie lustige Musik? Ich nicht." (Franz Schubert)
    "Eine Theateraufführung sollte so intensiv und aufregend sein wie ein Stierkampf." (Calixto Bieito)

  • Leute, wie ich, kommen in dem zum Meinungsbild zu Abstimmung gestellten Fragenkatalog gar nicht vor, als müsse hier vorausgesetzt werden, dass alle hauptsächlich Klassik hören. Wollten wir nicht mal irgendwann ein breites Kulturforum und nicht nur ein Klassikforum aufbauen?

    Ich bin hauptsächlich mit Jazz aufgewachsen und höre nach wie vor hauptsächlich Jazz. In meinem Elternhaus wurde vor allem von meinem Mutter aber auch Klassik gehört, außerdem Blues, Jimi Hendrix, Janis Joplin u.ä. Mit, ich glaube, 11 habe ich angefangen, Cello zu spielen, mit 15 dann jedoch mehr E-Bass. Blues-Rock, Funk, Hard-Rock, progressiver Metal und Prog-Rock wurden durch Freunde wichtig und ich begann, in Metal-Bands zu spielen, jedoch in unsere Songs Funk, Prog-Rock- und Jazz-Elemente einzuspeisen und hörte und spielte aber auch weiterhin Jazz und im klassischen Schulorchester auch weiterhin Cello, bis ich mit einem Freund ein Schuljazzorchester gründete. Schließlich habe ich auch noch den Kontrabass dazu genommen und nach der Schulzeit nur noch in Jazz-Bands gespielt. Klassik hörte ich durchaus gerne gelegentlich, durch einen sehr guten Lehrer auf der Schule oder schließlich dann im Studium auch Einzelnes vertieft, z.B. Wagners Ring, Bartok, Debussy, aber vor allem Avantgarde ab Schönberg. Schönberg, durch meinen Goßvater und einen guten Musiklehrer auf der Schule vermittelt, war der Zündfunke. Neben Jazz 'als Hauptfach', begann ich mich, schon als Schüler auch für die Moderne zu interessieren, während des Studiums auch mit der 2. Wiener Schule, Schulhoff, Xenakis, Berio, Nono, Boulez, Stockhausen usw. vertiefter zu befassen. CDs gekauft und Konzerte besucht habe ich bis vor wenigen Jahren neben Jazz jedoch fast auschließlich Avantgarde.

    Erst als meine damalige Freundin, eine italienische Kultur- und Musikwissenschaftlerin und Jazzkritikerin, vor wenigen Jahren an den Folgen eines Motrorradunfalls starb, hatte ich vorübergehend keine Lust mehr, Jazz oder neuere Avantgarde zu hören, weil das zu sehr mit unserer gemeinsamer Zeit besetzt war und begann, mein Sammelgebiet auszudehnen und mehr 'Klassik' auch vor Schönberg zu hören, zunächst vor allem Musik der englischen Renaissance und J.S. Bach. Da war ich schon fast 40.

    Was ich heute wie anteilsmäßig höre, schwankt sehr. Dass kann eine Woche vor allem Death Metal und englische Polyphonie der Gotik, nächste Woche vor allem Schumann, Hardbop und Blues, in der Folgewoche vielleicht Free Jazz aus Japan, Beethoven und Musik aus Mali sein, aber im Jahresdurchschnitt bleibt Jazz insgesamt wohl ziemlich kontinuierlich bei 60 - 70 %.

    :wink: Matthias

  • Ich find's interessant, dass Leute, die aus dem Jazz kommen, oft auf entweder neue (ab Schönberg) oder sehr alte (bis Bach) Musik zurückgreifen. Warum eigentlich?

  • Leute, wie ich, kommen in dem zum Meinungsbild zu Abstimmung gestellten Fragenkatalog gar nicht vor, als müsse hier vorausgesetzt werden, dass alle hauptsächlich Klassik hören. Wollten wir nicht mal irgendwann ein breites Kulturforum und nicht nur ein Klassikforum aufbauen?

    Ich bin hauptsächlich mit Jazz aufgewachsen und höre nach wie vor hauptsächlich Jazz. In meinem Elternhaus wurde vor allem von meinem Mutter aber auch Klassik gehört, außerdem Blues, Jimi Hendrix, Janis Joplin u.ä. Mit, ich glaube, 11 habe ich angefangen, Cello zu spielen, mit 15 dann jedoch mehr E-Bass. Blues-Rock, Funk, Hard-Rock, progressiver Metal und Prog-Rock wurden durch Freunde wichtig und ich begann, in Metal-Bands zu spielen, jedoch in unsere Songs Funk, Prog-Rock- und Jazz-Elemente einzuspeisen und hörte und spielte aber auch weiterhin Jazz und im klassischen Schulorchester auch weiterhin Cello, bis ich mit einem Freund ein Schuljazzorchester gründete. Schließlich habe ich auch noch den Kontrabass dazu genommen und nach der Schulzeit nur noch in Jazz-Bands gespielt. Klassik hörte ich durchaus gerne gelegentlich, durch einen sehr guten Lehrer auf der Schule oder schließlich dann im Studium auch Einzelnes vertieft, z.B. Wagners Ring, Bartok, Debussy, aber vor allem Avantgarde ab Schönberg. Schönberg, durch meinen Goßvater und einen guten Musiklehrer auf der Schule vermittelt, war der Zündfunke. Neben Jazz 'als Hauptfach', begann ich mich, schon als Schüler auch für die Moderne zu interessieren, während des Studiums auch mit der 2. Wiener Schule, Schulhoff, Xenakis, Berio, Nono, Boulez, Stockhausen usw. vertiefter zu befassen. CDs gekauft und Konzerte besucht habe ich bis vor wenigen Jahren neben Jazz jedoch fast auschließlich Avantgarde.

    Erst als meine damalige Freundin, eine italienische Kultur- und Musikwissenschaftlerin und Jazzkritikerin, vor wenigen Jahren an den Folgen eines Motrorradunfalls starb, hatte ich vorübergehend keine Lust mehr, Jazz oder neuere Avantgarde zu hören, weil das zu sehr mit unserer gemeinsamer Zeit besetzt war und begann, mein Sammelgebiet auszudehnen und mehr 'Klassik' auch vor Schönberg zu hören, zunächst vor allem Musik der englischen Renaissance und J.S. Bach. Da war ich schon fast 40.

    Was ich heute wie anteilsmäßig höre, schwankt sehr. Dass kann eine Woche vor allem Death Metal und englische Polyphonie der Gotik, nächste Woche vor allem Schumann, Hardbop und Blues, in der Folgewoche vielleicht Free Jazz aus Japan, Beethoven und Musik aus Mali sein, aber im Jahresdurchschnitt bleibt Jazz insgesamt wohl ziemlich kontinuierlich bei 60 - 70 %

    Ich find's interessant, dass Leute, die aus dem Jazz kommen, oft auf entweder neue (ab Schönberg) oder sehr alte (bis Bach) Musik zurückgreifen. Warum eigentlich?


    Sag mal, was soll denn diese Bemerkung? Hast Du kein bisschen verstanden, was Matthias gesagt hat?

    Schönberg ist nicht die Bohne neu. Er ist alt. Zum Gähnen alt. 100 Jahre alt. Neu ist Brad Mehldau. Neu sind Volbeat, Heaven Shall Burn oder As I Lay Dying. Neu ist Thomas Adès.

    Worum es Matthias geht: warum soll "Klassik" irgendeine Priorität genießen? Warum wird in diesem Forum unterstellt, dass "Klassik" die Hauptmusikrichtung eines Musikwissenden ist und alles andere hört man nur mal dann, wenn man sich einen lustigen Hut aufsetzt? "Klassik" ist eine - völlig geniale - Musikrichtung unter vielen anderen. Mehr nicht. Wer wirklich das Phänomen Musik verinnerlicht hat, denkt weiter. Öffnet sich Death Metal, Punk, Free Jazz, Duke Ellington, Buddy Rich, Hard Rock und Jackson Browne ebenso wie Gesualdo und Pärt.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Zur sogenannten "klassischen" Musik- was auch immer das ist- gelangte ich im Alter von..........äh.........also gleich nach meiner Geburt........
    Oder schon vorher, was sehr warscheinlich ist............
    Also so im Zeitraum von -9 Monate bis+ 1 Jahr.

    Die nächsten 15-20 Jahre war ich dann damit beschäftigt, diese "klassische" -was auch immer damit gemeint ist- Musik im großen und ganzen abzuarbeiten(ja, das ist möglich, wenn man seeeehr früh anfängt, da kann man einen sehr großen Grundstock legen, wenn man mindestens 8 Stunden am Tag Musik hört und die restliche Zeit auch noch zwei oder drei Instrumente lernt) und andere tolle "klassische" Musik aus dem Jazz und Rock-Sektor auch kennenzulernen, welche mir durch meine Geburt nicht in die Wiege gelegt wurde.

    Und dabei bin ich geblieben, denn das hört zum Glück ja nie auf.
    Es gibt ja immer wieder interessantes neues in der Musik zu entdecken.

    Ach ja, zur Altersdiskussion:

    Ich bin auch 35-55 Jahre alt......manchmal auch nur 12 und manchmal auch 85, wobei ich 85 jährige Musiker kenne, welche sich den Forschertrieb eines 12 jährigen bewahrt haben.
    Und dem eifere ich nach......jedenfalls, was Musik angeht.

    Alles andere ist für mich Bullshit.

    Michael

  • Okay, ich gehöre auch zur Generation der 35- bis 55-jährigen. Was bedeutet: es gab Zappa schon, als ich erstmals Dvorák hörte. Beides war für mich aber immer gleichwertig. Zappa war unglaublich gut. Aber was kaufte ich mir als die allererste LP meines Lebens? Eine Bernstein-LP.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Ich find's interessant, dass Leute, die aus dem Jazz kommen, oft auf entweder neue (ab Schönberg) oder sehr alte (bis Bach) Musik zurückgreifen. Warum eigentlich?

    Also Ralphs Frage finde ich auch sehr interessant, völlig okay und seine Ausgangsbeobachtung erscheint auch mir zutreffend.

    Jetzt ist es mir zu spät, darüber mehr zu schreiben, insofern nur zwei Beobachtungen, die vielleicht schon etwas zu Beantwortung von Ralphs Frage beitragen können:

    1.Ob ich nun Themen von Tallis, Purcell, Gesualdo oder Rameau nehme, ich kann damit relativ leicht Jazz basteln, mit musikalischem Material der Klassik und Romantik klappt das meistens nicht, klingt meistens voll Scheiße. Mit Debussy, Satie, Bartok gehts wieder supergut.

    2. Spiele ich einem Hörer, der gerade anfängt, mit Interesse und Sympathie solche Musiken zu hören, der aber noch kein Kenner dieser Musiken ist, Luciano Berios Sequenza für Posaune und eine Free-Jazz- Posaunen-Improvisation von Johannes Bauer oder George Lewis vor und mein Probehörer hat beide noch nie gehört, wird er mir nicht sagen können, welches Stück ausnotiert und welches improvisiert ist. Und kaum ein Komponist ist bei Jazzern der experimentelleren Spielarten beliebter als Berio, noch vor Cage, Scelsi, Xenakis, Boulez, Stockhausen, Hanns Eisler, die nach meinen eigenen Umfragen unter experimentelleren Jazzern sich international besonderer Beliebtheit erfreuen.

    Schönberg ist nicht die Bohne neu. Er ist alt. Zum Gähnen alt. 100 Jahre alt. Neu ist Brad Mehldau. Neu sind Volbeat, Heaven Shall Burn oder As I Lay Dying. Neu ist Thomas Adès.

    Ich mag ja Brad Mehldau sehr gerne und auch manches von Thomas Adès, aber Schönberg kommt mir trotzdem immer noch neuer vor. :D

    Aber danke, music lover, für deine unterstützende, treffend formulierte Bemerkung in dieser Sache:

    Zitat

    Worum es Matthias geht: warum soll "Klassik" irgendeine Priorität genießen? Warum wird in diesem Forum unterstellt, dass "Klassik" die Hauptmusikrichtung eines Musikwissenden ist und alles andere hört man nur mal dann, wenn man sich einen lustigen Hut aufsetzt?

    :juhu: :prost:

    :wink: Matthias

  • Spiele ich einem Hörer, der gerade anfängt, mit Interesse und Sympathie solche Musiken zu hören, der aber noch kein Kenner dieser Musiken ist, Luciano Berios Sequenza für Posaune und eine Free-Jazz- Posaunen-Improvisation von Johannes Bauer oder George Lewis vor und mein Probehörer hat beide noch nie gehört, wird er mir nicht sagen können, welches Stück ausnotiert und welches improvisiert ist.


    Genauso isses.

    Gleichfalls Prost, lieber Matthias :prost:

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Ich bin auch 35-55 Jahre alt......manchmal auch nur 12 und manchmal auch 85, wobei ich 85 jährige Musiker kenne, welche sich den Forschertrieb eines 12 jährigen bewahrt haben.
    Und dem eifere ich nach......jedenfalls, was Musik angeht.

    Alles andere ist für mich Bullshit.

    :mlol: :juhu: Michael, :prost:! Das kann ich nur voll unterschreiben!

    :wink: (12-85 Jahre alt) :D

  • Zitat von »Michael Schlechtriem« Ich bin auch 35-55 Jahre alt......manchmal auch nur 12 und manchmal auch 85, wobei ich 85 jährige Musiker kenne, welche sich den Forschertrieb eines 12 jährigen bewahrt haben.
    Und dem eifere ich nach......jedenfalls, was Musik angeht.

    Alles andere ist für mich Bullshit.


    Lieber Michael!

    Also ich bin schon recht überzeitig, aber manchmal fühle ich wie 12 weniger wie 85, aber die Musiker die ich heute kenne sind in meiner Altersklasse daheim und ich eifre auch den 12jährigen nach, denn gerade in dem Alter bekam ich die Musik zu singen, die ich heute weniger höre, die mich aber auch noch heute begeistert [Alban Berg, Webern, Schönberg, als die 12 Ton Komponisten, wobei mir Gottfried von Einem heute noch im Gedächntnis ist, wie Menotti ebenfalls] mit der heutigen U-Musik kann ich weniger anfangen, es klingt alles für mich gleich und das wiederum stört mich enorm, auch wenn man mir oft erklärt dass das nicht stimmt, ich kanns nicht glauben.

    Leider habt ihr Euch einen alten Sängerknaben ins Forum geholt, der mit Klassik mehr am Hut hat, Euren Peter aus Wien. :wink: :wink:

  • Mich überrascht es, wie viele von uns früh zur Klassik gelangt sind. Ich hätte, wie es dem Menschen so geht, mein eigenes Erleben als normal angesehen, bin Mitte meiner 20er Jahre zur Klassik gekommen.

    Zu meiner Schulzeit in den 80er Jahren hat meiner Erinnerung nach keiner aus unserer Klasse Klassik gehört. Klassik wahrgenommen habe ich nur als Musik der Eltern. Auch der von mir erlebte bzw. erinnerte Musikunterricht hatte sich weitgehend von der klassischen Musik abgekoppelt.

    Gehört habe ich anfangs die Schlagermusik, die bei meinen Eltern lief - ab und an liefen auch die Beethoven-Symphonien von Karajan und die Zauberflöte, die einzigen Platten mit klassischer Musik, die meine Eltern besaßen -, dann, nachdem ich musikmündig geworden war und über die von mir gehörte Musik frei entscheiden konnte, nach einer kurzen NDW-Phase Hardrock und Heavy Metal. Vorher allerdings war ich durch das Buch "Gödel, Escher, Bach" zu Bach gekommen, das war Ende der achtziger Jahre. Bachs Welt hat mich damals ungläubig staunen lassen. Was für eine neue, fantastische Welt! Konzerte und Opernaufführungen habe ich erst während meines Studiums besucht, erst zu dieser Zeit habe ich allmählich mehr und mehr und schließlich bis heute nahezu ausschließlich Klassik gehört.

    Meiner Einschätzung nach ist für die Begegnung mit und Heranführung an die klassische Musik von größter Bedeutung, ob man als Kind ein klassisches Instrument erlernt. Ich meine sogar, man müsste die Umfrage danach aufteilen. Wenn man nur die befragte, die kein Instrument erlernt haben, sähe das Ergebnis ganz anders aus, denke ich.

  • Hallo zusammen,

    zwar habe ich schon ein paar Jährchen auf dem sprichwörtlichen Buckel aber in punkto klassische Musik hören, bin ich ein absolutes Kleinkind. :D Für meine Abstimmung blieb nur der unterste Button. :mlol:

    LG

    Maggie

    Wenn Einer kümmt un tau mi seggt, Ick mak dat allen Minschen recht, Dann segg ick: Leiwe Fründ, mit Gunst, O, liehr'n S' mi de swere Kunst. - Fritz Reuter

  • Vielleicht ist die Mitte auch nicht da, weil sie den Nachwuchs hütet.?


    Da hat man beispielsweise in Düsseldorf dran gedacht und Sonntags-Vormittagskonzerte eingeführt (und kommt mir jetzt nicht mit dem Argument, das kollidiere mit dem Kirchgang), bisweilen mit Kinderbetreuung in der Tonhalle. Und - mal ehrlich: viele Kinder der meisten um-die-vierzigjährigen sollten sich inzwischen an zwei Stunden selbst hüten können... Aber das Problem hat man hier zumindest erkannt.


    Ich bin 35-55!


    Ich auch. Aber ich fühle mich in der Tonhalle immer sehr einsam, so als Generation....

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • ob man als Kind ein klassisches Instrument erlernt. Ich meine sogar, man müsste die Umfrage danach aufteilen. Wenn man nur die befragte, die kein Instrument erlernt haben, sähe das Ergebnis ganz anders aus, denke ich.


    Lieber Knulp, ich weiss nicht, ob das stimmt und ich weiss auch nicht, inwieweit das Elternhaus wirklich entscheidend ist. Natürlich kann in vielen Fällen elterliche Anregung und das Lernen eines Instruments eine grosse Einstiegshilfe sein, aber es kann auch umgekehrt kommen. Ich war unter den Geschwistern z.B. die Einzige, die sich bei gleichen Zugangsvoraussetzungen zur Klassik gewendet hat und meine Tochter, die schon im Mutterleib mit ncihts Anderem beschallt wurde und Gitarren- und Klavieruntericht hatte, ist relativ desinteressiert. Andere Sozialisationsfaktoren und Anlagen, die vielleicht Generationen überspringen, spielen gewiss auch eine Rolle.
    Heute mit deutlich erweitertem Horizont (im Alter wird man gottseidank etwas weiser und legt gewisse Jugenddogmatismen ab)) kann ich Matthias nur recht geben. Für mich gibt es nur noch gute oder schlechte Musik, gleich welcher Herkunft und Stilrichtung. Death Metal gehört allerdings definitiv nciht dazu, damit wurde ich wâhrend der Pubertät meiner Tochter zu sehr traumatisiert.....

    :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Wenn ich in der Tonhalle ins Konzert gehe, finde ich zahlreiche junge Leute und sehr viele alte Menschen. Die Mitte fehlt. Ich habe das Gefühl, da fehlt der Klassik eine Generation. Die heute 35 - 55 jährigen sind scheinbar ausschließlich mit Pop- und Rockmusik sozialisiert worden, so hat es den Anschein.

    Kann ich nicht bestätigen. Ich gehe in ziemlich vielen und unterschiedlichen Städten in Konzert und Oper und da ist der Anteil der 35-55jährigen nicht gerade klein. (Gut, Düsseldorf... :D War für mich als Musikstadt schon immer ein trauriges Pflaster. :stumm: )

    Auch stellt, soweit man das beurteilen kann, in den Klassikforen die Generation der 35-55jährigen vermutlich die absolute Mehrheit. Mitglieder von Foren sind sicher kein repräsentativer Querschnitt der Klassikhörer, außerdem gehen über 65jährige seltener ins Netz, die Beobachtung ist aber m.E. trotzdem nicht irrelevant.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Interessante Fragestellungen.

    Ich selber bin mit Klassik aufgewachsen. Meine Mutter war Sängerin; die Zauberflöte sowie etliche Bachkantaten und -Oratorien waren ständig präsent. Nach kurzem katstrophalen Klavierunterricht (ich flog zu meiner großen Erleichterung schließlich in hohem Bogen hinaus) begann ich mit neun Jahren mit dem Cellospiel. Als ständiges Mitglied in unseren recht hochwertigen Schulorchestern (vonehmlich Wiener Klassik, viel Haydn, mancher Beethoven) sowie in einem Streichquartett senkten sich diese Erfahrungen in mich, ohne daß ich darüber auch zum regelmäßigen Klassikhörer wurde. Ohnehin waren zwischen 14 und 17 andere Musikstile interessanter: über den Ska zum Punkrock und Independend mit allen pubertären Begleiterscheinungen....ja, auch sehr zum Leidwesen meiner Mutter 8+) .

    Dann mit 18/19 begann für mich das bewußte Klassikhören: ich kaufte mir einen Plattenspieler und begann, Klassikschallplatten zu sammeln und intensiv zu hören, ab Mitte der 90er dann CDs. Interessanterweise ruhte das Cellospiel in dieser Zeit und wurde erst wieder mit Ende 20 aufgenommen und dann, als die Kinder kamen, intensiviert. Überhaupt höre ich heute in den Vierzigern viel seltener, dann aber bewußter Musik aus der Konserve (genieße auch zunehmend die Stille an sich...) und praktiziere viel lieber, sowohl im Orchester als auch in kleineren Ensembles und -mittlerweile- auch zusammen mit meinen Kindern. Musiktheoretisch bin ich allerdings eine ziemliche Null und Partituranalyse o.ä. sind nicht mein Ding :hide: .

    Das von Fairy Queen genannte Phänomen eines "Generationensprungs" habe ich auch öfter beobachtet: daß Kinder aus (Berufs-)musikerfamilien zum Leidwesen der Eltern wenig mit Musik anfangen können/wollen, geschweigedenn eine Berufstradition fortsetzen. Wohingegen andere Kinder/Jugendliche in der Musik eine tiefe Erfüllung finden, wo die Eltern damit gar nix am Hut haben ("...also von uns hat er/sie das jedenfalls nicht...").

    Magus

    "Whenever we hear sounds, we are changed, we are no longer the same..." Karlheinz Stockhausen 1972

  • Ich war so etwa 10, und schuld war ausgerechnet Richard Wagner: im Fernsehen lief „Lohengrin“. Die Musik hat mich noch nicht besonders beindruckt, aber das Spektakel fand ich schon damals toll: verkleidete Menschen, die singen und eine Geschichte erzählen.
    Kurz danach habe ich im Fernsehen meine erste Traviata (Domingo und Cotrubas :juhu: ) und im Theater meine erste Boheme gesehen. Das war’s dann: ich war dem Virus vefallen und bin es bis heute. Neben Fernsehen und Theater trugen auch die alten Opernplatten meiner Mutter zu meiner Opernbegeisterung bei: bis heute liebe ich die alten Opernquerschnitte und habe eine große Vorliebe für Künstler wie Melitta Muszely, Erna Berger, Rita Steich, Josef Metternich, Fritz Wunderlich etc.
    Und natürlich hatte das alles die Konsequenzen die so was in diesem Alter haben kann: auch ich wollte mit 14 unbedingt Opernsängerin werden, mußte aber leider irgendwann einsehen, dass mir nicht die Begeisterung, wohl aber das Talent dafür fehlt. War vielleicht auch besser so...seit ich 10 bin krähe ich aber im Chor fröhlich vor mich hin und bin jedem verfallen, der wirklich singen kann. :rolleyes:

    EDIT

    Zitat

    aber als Kind und Jugendliche war die Klassik für mich ein Refugium, eine Art Initiation und ein abgetrennter Flucht- und Eigen-Raum.


    Ja, ja, ja! Das ging mir ganz genau so!

    Ein Paradies ist immer da, wo einer ist, der wo aufpasst, dass kein Depp reinkommt...

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