Lieber Hudebux,
da ich mich aufgrund zweier neu erworbener Mozart-CDs auch für die Historie der Bassett-Klarinette interessiert habe, war ich vor ein paar Tagen auch auf den von dir genannten Thread gestoßen. Ich denke aber, der Urheber des Fadens wird dann doch widerlegt. Am Ende antwortet er auch einfach nicht mehr. Die Quellen, die der Widerleger dort nennt, habe ich auch griffbereit: Collin Lawson (Ed.), The Cambridge Companion to the Clarinet. Günter Dullat, Klarinetten. M. E. ist dadurch die Existenz der (historischen) Bassettklarinette, die Oskar Kroll auch Stadlers "Baßklarinette" nennt, hinreichend belegt. So gibt es eine Abbildung (Zeichnung) eines Konzertprogramms, bei dem Stadler mit "seiner" Bassettklarinette aufgetreten ist, und es gibt auch Textbeschreibungen dazu. Freilich sieht diese den heutigen Bassettklarinetten nicht sehr ähnlich: Mundstück ist abgewinkelt (wie beim Bassetthorn), die Erweiterung des Tonumfangs wird durch ein rechteckig abgewinkeltes Teil realisiert. Es soll aber wohl damals auch Bassetthörner (heute normalerweise in F) u. a. in A gegeben haben. Auch diese hatten mit dem heutigen Bassetthorn wenig Ähnlichkeit. Nach dem Companion baute Bischoff eine B-Klarinette in gerader Form, verlängert mit erweitertem Tonumfang, also ähnlich der heutigen Bassettklarinetten (in A). Das Thema scheint mir (und ich bin da ja kein Experte) aus verschiedenen Hinsichten prblematisch zu sein: Bassettklarinetten, wie Stadler sie für Mozarts Kompositionen verwendet hat (was ja belegt zu sein scheint), sind wohl nicht erhalten geblieben. Zudem gibt es die Verwirrung, dass es Basstetthörner und Bassettklarinetten gibt (und gab). Die Namensgebung war sicherlich nicht immer so eindeutig getrennt wie heute. Ein weiteres Problem ist wohl, dass das Autograph von Mozarts Klarinettenkonzert als verschollen gilt. Mozart soll auch die Tonart des Konzerts erst relativ spät nach A-Dur geändert haben.
Nachtrag: mir ist insbesondere nicht klar, ob irgendwo belegt ist, dass Mozart sein Konzert (und Quintett) bis Tief-C komponiert hat. In spätere Editionen gibt es wohl nur die oktavierten Fassungen.
maticus
Lieber Maticus,
Danke für Deine Ausführungen. Ich habe heute morgen den Austellungskatalog des Musikinstrumentenmuseums Berlin "Faszination Klarinette " anlässlich des 300 jährigen Jubiläums der Klarinette konsultiert (2004).
Geschrieben steht dort:
ZitatStadler übertrug die Bassetklappen [des Bassethorns] auf die Klarinette und schuf dadurch eine so genannte Bassetklarinette, für die Mozart ein Klarinettenquintett KV 581 und sein Klarinettenkonzert KV 622 schrieb. Eine solche einzigartige Bassetklarinette in Sichelform hat sich in der Sammlung des Musikinstrumentenmuseums Berlin SIMPK erhalten.
Das krumme Instrument aus Buchsbaum ist abgebildet. Es handelt sich um eine A-Bassetklarinette "anonym, um 1800". Es ist das hier links abgebildete Instrument: http://www.die-klarinetten.de/content/images…tklarinette.jpg, das auf der verlinkten Seite wiederum mit Bassethorn übertitelt ist. Rechts ist laut Katalog tatsächlich ein Bassethorn in F dargestellt.
Auch ist ein Programmzettel zu einem Konzert von Stadler am 3. März 1798 in Riga abgebildet. Das darauf skizzierte Instrument soll aber laut Katalog ein Bassethorn "mit einer Art Liebesfuss" sein. Es ist Deiner Beschreibung recht ähnlich. Sprechen wir von unterschiedlichen Konzertankündigungen?
Hudebux