"Wir sind die Urheber" vs "Anonymous"

  • Das hat mir Urheberrechtsproblemen wie sie hier angesprochen werden nichts zu tun. Wenn ich mir einen Film aus dem Internet ziehe, kann man das nicht mit einem Internetforum gleichsetzen bei dem ich poste.


    Ad Polemik: Das Spiegelzitat kommentarlos einzustellen, was außer Polemik soll das darstellen? Das hier diese Haltung jemand gefordert hat, habe ich nie behauptet. Das wäre ja noch schöner. Es ging mir nur darum zu zeigen, warum dieses Zitat diskussionsunwürdig ist.

    Ad Parteien: Mir sind die Piraten doch völlig egal, genauso wie die Grünen. Nix bashen, nur konsequent zu Ende gedacht.


    Ein Schluss von einem unbekannten Rest auf die Gesellschaft ist auch nicht zwangsweise richtig. Ich weiß nicht wie die Menschen sind, also sind sie sicher so und so?

    Was ich mir verbitte, ist dass du mir ein Zitat zu den Schlecker-Frauen unterschiebst!!! Ich habe das nie gepostet und verlange, dass du das änderst!!!


    Das Forum war und ist primär als Gratisforum-konzipiert, weil solche Foren nicht anders überleben. Ein Forum das nur aus Vereinsmitgliedern besteht, wäre heute nicht da wo es jetzt steht.Ob man den Verein braucht und ob der was bringt, ist nochmal ein anderes Thema, das ich wie gesagt ausklammere.

    Wenn es nicht gratis wäre, würde ich hier nicht posten, diese Art der Bestätigung habe zumindest ich nicht nötig. Die "Ich-will-alles-gratis-und-sofort-wuppdidu"-Mentalität wäre, wenn ich das Forum hacken würde, weil ich es als Hedonist nicht ertrage, dass ich für die Befriedigung meiner Bedürfnisse etwas zahlen muss. Dann kommen wir schon eher hin. Ich will den Film sehen, jetzt und gleich, aber zahlen will ich nicht.
    Post-2.0 Web heißt, dass der vielfach verheißene Ansatz des freien Mitmachinternets zugunsten, vermeintlich freier, aber letztlich kontrollierter Plattformen aufgegeben wurde (auch bei Wikipedia kann man nicht mehr einfach so mitmachen). Vielleicht auch, weil die Leute nicht wussten, was sie damit anfangen sollen bzw. sie sich nicht dafür interessiert haben.

    Aber bitte, dann poste ich hier halt nicht mehr. Mir ist das ja egal. Und was mit dem Urheberrecht und den Piraten und den Grünen und den Autoren und dem Spiegel und Afrika und dir und der GEMA und mir passiert, eigentlich auch. Ich kauf halt weiter meine CDs, sollen andere darüber diskutieren.
    Das wars von mir hier. Tschö mit Ö.

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...


  • Das wars von mir hier. Tschö mit Ö.

    Ja, aber nur in diesem thread, gell? Denn du bist mir noch eine Antwort "schuldig", wie Dir das Goldene Spinnrad unter der Leitung deines nickname-Spenders gefällt (s. Eben gehört) ;+)
    Ich bitte zumindest darum. :yes:
    :wink:

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)

  • Das wars von mir hier. Tschö mit Ö.


    Es wäre schade, wenn Du wegen dieses Threads gehen würdest. Meine ich. Schalte ruhig einmal einige Tage ab. Aber deswegen alleine zu gehen? Das wäre schade.

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Das Urheberrecht muss reformiert werden, weil es den Anforderungen des Internets nicht mehr genügt und es zudem fraglich ist, inwieweit noch wirklich die Urheber davon profitieren.

    Ebent.

    Das Spiegelzitat kommentarlos einzustellen, was außer Polemik soll das darstellen?

    Für Kommentare sorgt ja diese Abteilung des Web 2.0 von selbst...
    Ich finde durchaus, daß die in dem Zitat bzw dem gesamten Artikel aufgeworfenen Fragen diskussionswürdig sind. Daß man auch als Urheber ruhig dazu stehen sollte, so etwas wie das eigene Interesse zu vertreten und nicht (nur) ein irgendwie allgemein-ethisches Prinzip, auch wenn "Eigentum" als ethisches Prinzip in der realen Welt schon relativ unangefochten sein mag. Warum soll man denn darüber nicht diskutieren bzw wie soll das geschehen, wenn solch ein Standpunkt (der nicht meiner ist) nicht mal zitiert werden soll?
    Okay, mit der unsäglichen shitstorm-Reaktion hat das nichts zu tun, aber immerhin doch mit der Thematik, um die sich das alles dreht - ist es schon Sünde, eine gewisse Relativierung zur Sprache zu bringen?

    Gruss
    Herr Maria

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Das hat mir Urheberrechtsproblemen wie sie hier angesprochen werden nichts zu tun. Wenn ich mir einen Film aus dem Internet ziehe, kann man das nicht mit einem Internetforum gleichsetzen bei dem ich poste.


    Eben! Gegen freiwillige Gratisangebote, bei denen das vom Urheber auch so gewollt ist (wie zB dieses - kostenlose - Forum) sagt ja auch niemand etwas - sicherlich auch nicht die Unterzeichner des im Threadtitel genannten Aufrufs.

    Ich habe auch auch auf http://www.ipernity.com/home/46313 meine große Fotosammlung online stehen, die Bilder kann man sich sogar runterladen! Dennoch möchte ich das Recht haben, die ggf. wieder offline zu nehmen und (Achtung, Utopie... ;+) ) vielleicht das eine oder andere Bild an einen Postkartenverlag zu verkaufen. Oder halt kostenpflichtige Downloads anzubieten...

    Mit urheberrechtlichen Grüßen, :P

    Normann

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • Ich will hier mal einige grundsätzliche Überlegungen anstellen.

    Was ist eigentlich Eigentum? Nun: das was Teil des subjektiven Seins ist. Geistiges Eigentum sind Gedanken im Gehirn des denkenden Subjekts. Werden diese - in welcher Form auch immer - geäussert, sind sie nicht mehr nur dem Urheber eigen. Der Urheber der Gedanken - oder vielleicht besser: geistigen Erzeugnisse - hat sie veröffentlicht und damit sind sie kein Eigentum mehr, sondern öffentlich verfügbar. Darüber sollte sich der Urheber im Klaren sein.

    Wenn er sich darüber im Klaren ist, sollte er sich auch bewusst entscheiden, ob er diese geistigen Erzeugnisse zur Ware machen will oder nicht. Er kann sie ja auch zur - mehr oder weniger - freien Verfügung stellen (Stichwort: creative commons) und darauf hinweisen, dass Spenden oder dergleichen willkommen sind.

    Wer mit geistiger Tätigkeit einen Lohn erzielen will, sollte dazu auch die Möglichkeit haben.

    Mit dem Urheberrecht kenne ich mich nicht gut genug aus, um dazu eine Meinung zu vertreten, vermute aber mal, dass das es sinnvoll ist, es den technischen Möglichkeiten und dem gesamtgesellschaftlichen Interesse entsprechend zu überarbeiten.

    Arcangelo

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können.

    Noam Chomsky

  • Was ist eigentlich Eigentum? Nun: das was Teil des subjektiven Seins ist. Geistiges Eigentum sind Gedanken im Gehirn des denkenden Subjekts. Werden diese - in welcher Form auch immer - geäussert, sind sie nicht mehr nur dem Urheber eigen. Der Urheber der Gedanken - oder vielleicht besser: geistigen Erzeugnisse - hat sie veröffentlicht und damit sind sie kein Eigentum mehr, sondern öffentlich verfügbar. Darüber sollte sich der Urheber im Klaren sein.

    Das stimmt so nicht.

    Grundsätzlich:
    Wenn ich als Urheber eine Idee formuliere, das heißt ich bringe sie in eine dargestellte Forum, egal ob bildlich, schriftlich oder hörbar, ist sie urheberrechtlich geschützt. Mit Ideen, die ich nur verbal äußere verhalte ich mich vorsichtig, diese könnten mir noch „gestohlen“ werden.

    Deine Äußerung, Arcangelo, wenn sie so Realität werden würde, hieße im Umkehrschluss auch: Ich sitze im Straßencafe und hänge meine Handtasche über die Armlehne. Ich mache sie also öffentlich zugänglich, ergo darf sich jeder daran bedienen. Ich weiß, ich benutze krasse Beispiele, aber diese verdeutlichen es gut.

    Ich halte den Ansatz, den Du ansprichst für durchaus diskutierenswert, aber er müsste umgekehrt ausformuliert werden: Wenn jemand auf sein Urheberschaft verzichtet, sollte er es vermerken /sichtbar machen. Ist kein diesbezüglicher Vermerk da, ist es geschützt.

    Als Urheber bin ich vom Urheberrecht immer an meine Arbeit „gebunden“. Selbst wenn ich jemanden sagen würde, ich verzichte auf meine Rechte, lässt das Gesetz dies nicht zu: Ich bin und bleibe Urheber an meinem Werk.

    Bis bald
    corda vuota

  • Was ist eigentlich Eigentum? Nun: das was Teil des subjektiven Seins ist. Geistiges Eigentum sind Gedanken im Gehirn des denkenden Subjekts. Werden diese - in welcher Form auch immer - geäussert, sind sie nicht mehr nur dem Urheber eigen. Der Urheber der Gedanken - oder vielleicht besser: geistigen Erzeugnisse - hat sie veröffentlicht und damit sind sie kein Eigentum mehr, sondern öffentlich verfügbar. Darüber sollte sich der Urheber im Klaren sein.


    Nach dieser Logik würde mein Auto allen gehören, weil ich es wage, damit eine öffentliche Straße zu befahren. Ich kann übrigens auch Dinge verleihen (gratis oder kostenpflichtig) - sie bleiben trotzdem mein Eigentum.

    And now for something completely different... Man liest ständig, das Urheberrecht müsse wegen des Internets erneuert und "angepaßt" werden. Nun ist sicherlich das Urheberrecht genauso wenig sakrosankt wie jedes andere Recht, das keinen Grundrechtscharakter hat, und man kann es "anpassen", so wie man auch die Straßenverkehrsordnung oder das Steuerrecht "anpassen" kann. Aber wieso soll dies mit Verweis auf eine technische Neuerung geschehen?

    Das hieße doch übersetzt: "wenn ich ein Recht nicht mehr durchsetzen kann, dann muß ich es halt beschneiden" (und machen wir und nichts vor - eine Legalisierung der Verbreitung von Privatkopien ist eine Beschneidung des Urheberrechts). Nach dieser Logik müßten wir auch das Eigentumsrecht für Fahrräder begrenzen. In Deutschland werden jeden Tag zig Fahrräder geklaut, und die Aufklärungsquote dieser Vorfälle ist miserabel. Es ist also offensichtlich technisch nicht möglich, Fahrräder hinreichend sicher gegenüber Diebstahl zu machen, um derartige Delikte zu unterbinden. Warum machen wir dann keinen neuen Deal und erklären die spontane nicht-kommerzielle Nutzung fremder Fahrräder für legal? Dies würde zig Fahrraddiebe, die ansonsten prima Typen sind, aus der dunklen Zone der Illegalität holen und der Polizei massig Arbeit ersparen.

    Das alles fordert aber niemand. Warum nicht? Weil es unserem Rechtsempfinden widerspricht. Wir leben lieber mit all diesen unaufgeklärten Fahrrad-Diebstählen als den Fahrrad-Kommunismus einzuführen, weil uns das Recht auf materielles Eigentum wichtig ist. Insofern bleiben wir bei der Regelung, daß Fahrrad-Diebstahl ein Verbrechen ist, und nehmen es hin, daß das dahinter stehende Recht in der Praxis evtl. schwer durchzusetzen ist.

    Ich habe nichts gegen sinnvolle Reformvorschläge für das Urheberrecht. Ich habe aber etwas gegen die These, man könne das Urheberrecht im Internet-Zeitalter ohnehin nicht mehr wirkungsvoll schützen, und eine daraus abgeleitete "Reform" des Urheberrechts, die eigenlich dessen empfindliche Einschränkung und Beschneidung bedeutet.

    Ein Künstler muß das Recht haben zu entscheiden, was mit seinem Werk geschieht. Wenn er es verschenken will, soll er dies tun. Wenn er es nicht verschenken will, darf man ihn nicht als "von gestern" brandmarken oder mit irgendwelchen Mob-Aktionen belästigen.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Zitat von »Magus«
    was die "Piraten" zu diesem Thema von sich geben läuft darauf hinaus, daß die Politik bestimmt, was Kunst ist und was nicht.

    Magus


    Für diese Aussage hätte ich gerne mal ein Beleg! Das ist eine Behauptung Deinerseits, und, soweit ich das überblicken kann, durch nichts belegbar. Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen, wenn Du mir eine offizielle Piratenaussage in dieser Richtung aufzeigst. Dass mußt Du dann aber bitte via PN machen, denn Politik müssen wir hier raushalten.

    Lieber pfuetz,

    das ist sicherlich in dieser verschärften Form nicht nachweisbar; dennoch erscheint mir die Argumentationslinie in diese Richtung zu gehen, indem der Begriff dem verfolgten Zweck untergeordnet wird. Ich habe es so verstanden: da das Netz die Möglichkeiten kostenlosen Zugriffs und kostenloser Vervielfältigung bietet, ist das bisherige Urheberrecht obsolet geworden und die Kriminalisierung der Nutzer ein unhaltbarer Zustand. Ziel ist es also, den freien und unbeschränkten Zugriff auf Kunst im Netz zu ermöglichen (das ist letztlich der Gründungsimpuls dieser Massenbewegung gewesen - nicht etwa der Einsatz für Menschenrechte in China :hide: ). In diesem Zuge wird dem Kunstwerk (v.a. Literatur, Musik, Darstellendes Spiel - um diese geht es ja hauptsächlich) seine Einzigartigkeit abgesprochen mit dem Argument, daß das Kunstwerk aus bereits Vorgefundenem schöpfe, und der Künstler allenfalls "Filter" jenes vorgefundenen Allgemeinguts sei. Ich sehe darin eine Entwertung des künstlerischen Schöpfungsbegriffes, um das (politische) Ziel einer unbeschränkten Verfügbarkeit im Netz zu legitimieren. Das halte ich für bedenklich.

    :wink:

    Magus

    Ich hoffe, das ist unpolitisch genug formuliert.... ;+)

    "Whenever we hear sounds, we are changed, we are no longer the same..." Karlheinz Stockhausen 1972

  • Zitat von »pfuetz«
    Zitat von »Magus«
    was die "Piraten" zu diesem Thema von sich geben läuft darauf hinaus, daß die Politik bestimmt, was Kunst ist und was nicht.

    Magus


    Für diese Aussage hätte ich gerne mal ein Beleg! Das ist eine Behauptung Deinerseits, und, soweit ich das überblicken kann, durch nichts belegbar. Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen, wenn Du mir eine offizielle Piratenaussage in dieser Richtung aufzeigst. Dass mußt Du dann aber bitte via PN machen, denn Politik müssen wir hier raushalten


    Dann will ich Dir ein Beispiel nennen und das ist schon 25 Jahre alt: Nach meinem Studium, als ich in die Freiberuflichkeit startete, hatte ich Arbeitsproben beim Finanzamt vorzulegen, um nachzuweisen, dass es sich bei meiner Arbeit um urheberrechtlich schützenswerte Arbeit handelt. Da sitzt also so ein Finanzbeamter und darf darüber entscheiden was Kunst ist. Ihr habt keine Ahnung, wie man sich bei so was fühlt. Nun ich habe damals meine „amtliche“ Absegnung erhalten. Lange her und nie mehr daran gedacht — bis heute!


    corda vuota

  • Wenn ich als Urheber eine Idee formuliere, das heißt ich bringe sie in eine dargestellte Forum, egal ob bildlich, schriftlich oder hörbar, ist sie urheberrechtlich geschützt.

    Dem mag so sein - ich kenne dieses Recht nicht genau genug. Daher meine Frage: was ist bzw. umfasst denn dieses Recht?

    Mir geht es um den Unterschied zwischen Eigentum und Besitz. Die Veröffentlichung einer Idee - in welcher Form auch immer - führt dazu, dass sie von (geistigem) Eigentum zu (urheberrechtlich geschütztem) Besitz wird. Besitz kann u. a. zu Ware gemacht werden, d. h. zum käuflichen Erwerb bereitgestellt werden. Welche Rechte der Käufer dann daran hat finde ich auch sehr interessant.

    Das Beispiel mit der Handtasche im Strassencafe trifft es nicht wirklich. Die Handtasche wird zwar in den öffentlichen Bereich gebracht, aber keineswegs der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Es darf sich also nicht jeder daran bedienen.

    Soweit ich weiss, bedeutet eine Veröffentlichung keineswegs den Verzicht auf das Urheberrecht. Das müsste ausdrücklich passieren - vermute ich mal.

    Zitat

    Selbst wenn ich jemanden sagen würde, ich verzichte auf meine Rechte, lässt das Gesetz dies nicht zu: Ich bin und bleibe Urheber an meinem Werk.

    Das bestreite ich auch nicht.

    Jeder ist immer für das verantwortlich was er tut und unterlässt sagte mal so'n alter Chinese und ich bin der Ansicht, dass er damit Recht hat.

    Arcangelo

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können.

    Noam Chomsky

  • Ich weiß, es trifft nicht ganz, aber bei der ganzen Diskussion geht es mir darum, das der immaterielle Wert (Idee) nicht weniger Wert besitzt, als die Ware (die ja irgendwann auch aus Ideen geboren wurde).

  • Da sitzt also so ein Finanzbeamter und darf darüber entscheiden was Kunst ist.

    Aber da ging es sicherlich in erster Linie um die fiskalisch interessante Frage, ob Deine freiberufliche Tätigkeit steuerliche Vorteile rechtfertigt (z.B. Vorsteuerabzug) und weniger darum, ob das, was Du macht, Kunst ist?

    Ihr habt keine Ahnung, wie man sich bei so was fühlt.

    Ich sag nur: Betriebsprüfung..... ;+)

    :wink:

    Magus

    "Whenever we hear sounds, we are changed, we are no longer the same..." Karlheinz Stockhausen 1972

  • Nach dieser Logik würde mein Auto allen gehören ...

    Keineswegs denn es wurde der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung gestellt.


    Zitat

    Aber wieso soll dies mit Verweis auf eine technische Neuerung geschehen?

    Weil die technische Neuerung darin besteht, dass man das Original und die Kopie nicht unterscheiden kann.

    Zitat

    Ein Künstler muß das Recht haben zu entscheiden, was mit seinem Werk geschieht.

    Das sehe ich nicht so. Wenn er ein Werk veröffentlicht, gibt er es zur Nutzung frei. Er kann aber durchaus gegen eine ihm nicht genehme Nutzung Protest einlegen.

    Arcangelo

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können.

    Noam Chomsky

  • Deine Äußerung, Arcangelo, wenn sie so Realität werden würde, hieße im Umkehrschluss auch: Ich sitze im Straßencafe und hänge meine Handtasche über die Armlehne. Ich mache sie also öffentlich zugänglich, ergo darf sich jeder daran bedienen. Ich weiß, ich benutze krasse Beispiele, aber diese verdeutlichen es gut.

    Das hieße doch übersetzt: "wenn ich ein Recht nicht mehr durchsetzen kann, dann muß ich es halt beschneiden" (und machen wir und nichts vor - eine Legalisierung der Verbreitung von Privatkopien ist eine Beschneidung des Urheberrechts).

    Während ein Verbot der nichtkommerziellen Privatkopie eine erhebliche Beschneidung des Nutzungsrechtes an einer legal erworbenen Ware darstellt. Sollte man zumindest mal bedenken. Die Grenze zur "Verbreitung", die ja zumindest kommerzielle Interessen berührt, sollte schon behutsam gezogen werden. Oder man nennt es direkt "kommerzielles Interesse", wenn man für seine besten Freunde seine Lieblings-CDs brennt. Man hätte sie ja auch mehrfach erwerben können, nicht wahr.

    Nach dieser Logik müßten wir auch das Eigentumsrecht für Fahrräder begrenzen. In Deutschland werden jeden Tag zig Fahrräder geklaut, und die Aufklärungsquote dieser Vorfälle ist miserabel. Es ist also offensichtlich technisch nicht möglich, Fahrräder hinreichend sicher gegenüber Diebstahl zu machen, um derartige Delikte zu unterbinden. ... Warum machen wir dann keinen neuen Deal und erklären die spontane nicht-kommerzielle Nutzung fremder Fahrräder für legal?... Das alles fordert aber niemand. Warum nicht? Weil es unserem Rechtsempfinden widerspricht. Wir leben lieber mit all diesen unaufgeklärten Fahrrad-Diebstählen als den Fahrrad-Kommunismus einzuführen, weil uns das Recht auf materielles Eigentum wichtig ist.

    Es geht doch nichts über eine gesunde Doppelmoral: Das Recht auf Eigentum (an Fahrrädern...) ist nicht durchsetzbar, aber als Prinzip wichtig. de facto ist Fahrraddiebstahl zum Kavaliersdelikt geworden. Weil die rigide Durchsetzung des Rechts vermutlich höhere gesellschaftliche Folgekosten verursachen würde als der Ist-Zustand. Eine Haltung, mit der ich leben kann.
    Was bedeutet das für die Urheberrechtsgeschichte?
    Man doktort halt an verschiedenen Symptomen rum, da eine rigide Durchsetzung des Urheberrechts im Internet vermutlich gravierende Einschränkungen verschiedener Grundrechte mit sich bringen würde, Stichwort Vorratsdatenspeicherung etc. Insofern führt die technische Neuerung Internet schon dazu, daß eine Art Güterabwägung passieren muß: Einschränkung der Grundrechte auf freie Kommunikation, um die Urheberrechte zu schützen: Wie weit soll man da gehen, was ist wichtiger?
    Das sind legitime Fragen, die mit Polemik nicht gut zu lösen sind. Und, die Krassheit des Anspruchs auf Alles-Umsonst zu benennen, ist ja schön und wichtig.
    Aber man sollte doch auch bedenken, was es de facto bedeuten würde, den "privat"-öffentlichen Datentausch tatsächlich zu verhindern.

    Ich habe aber etwas gegen die These, man könne das Urheberrecht im Internet-Zeitalter ohnehin nicht mehr wirkungsvoll schützen, und eine daraus abgeleitete "Reform" des Urheberrechts, die eigenlich dessen empfindliche Einschränkung und Beschneidung bedeutet.

    Daß der Schutz des Urheberrechts schwierig geworden ist, ist ja keine These, sondern eine Tatsache, die die ganzen Diskussionen erst hervorgerufen hat. Wenn ein Rechtsgut nur unter erheblichen Nachteilen für die Gesellschaft durchzusetzen ist, kann man es bei ein paar symbolischen Aktionen belassen (siehe oben, geht ja bei den Fahrrädern auch...), oder darüber diskutieren, was sich wie ändern läßt, um für möglichst viele Beteiligte einen zufriedenstellenden Weg zu finden. Einfach nur den Kopf in den Sand stecken und sich schon darüber aufregen, daß es überhaupt eine Diskussion gibt, finde ich verständlich (weil immerhin ethisch "im Recht"), aber auch etwas blauäugig.

    Und wo ist denn die Kritik an gewissen Praktiken der GEMA, von den offensichtlich doch ganz gut profitierenden Mitgliedern? Ein bißchen Problembewußtsein über den eigenen Tellerrand hinaus würde das Klima schon erheblich verbessern...

    Gruss
    Herr Maria

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Das sehe ich nicht so. Wenn er ein Werk veröffentlicht, gibt er es zur Nutzung frei. Er kann aber durchaus gegen eine ihm nicht genehme Nutzung Protest einlegen.

    Das ist ja auch erst mal schön und gut. Wenn aber wie z.B. im Falle Brecht die Erben immer noch darüber entscheiden, wer die Texte vertonen darf (in der Öffentlichkeit wohlgemerkt), und damit aus ideologischen oder pekuniären Gründen Kreativität einschränken, finde ich das pervers.
    Es gibt doch auch etwas wie ein Recht der Gesellschaft auf kreativ nutzbares Eigentum an einer kulturellen Tradition. Oder ist die auch schon privatisiert worden?
    Sorry, aber daß das Urheberrecht in der bestehenden Form [edit] seiner Durchsetzung [/edit]unschöne antisoziale und -kulturelle Auswüchse zeitigt, kann man doch nicht ernsthaft bestreiten.

    Gruss
    Herr Maria

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Ich weiß, es trifft nicht ganz, aber bei der ganzen Diskussion geht es mir darum, das der immaterielle Wert (Idee) nicht weniger Wert besitzt, als die Ware (die ja irgendwann auch aus Ideen geboren wurde).

    Hmmmh ...

    Kann man den immateriellen Wert und den monetären Wert vergleichen bzw. ähnlich (oder gleich) behandeln?

    Ich denke, dass es bei der Diskussion um das Urheberrecht vor allem um die Entlohnung - und damit auch um die (monetäre) Wertung - des Veröffentlichten geht.

    Ich bin zwar kein Künstler, lege aber auch viel Wert darauf, für meine vor allem geistige Tätigkeit angemessen entlohnt zu werden.

    Arcangelo

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können.

    Noam Chomsky

  • dennoch erscheint mir die Argumentationslinie in diese Richtung zu gehen, indem der Begriff dem verfolgten Zweck untergeordnet wird. Ich habe es so verstanden: da das Netz die Möglichkeiten kostenlosen Zugriffs und kostenloser Vervielfältigung bietet, ist das bisherige Urheberrecht obsolet geworden und die Kriminalisierung der Nutzer ein unhaltbarer Zustand. Ziel ist es also, den freien und unbeschränkten Zugriff auf Kunst im Netz zu ermöglichen (das ist letztlich der Gründungsimpuls dieser Massenbewegung gewesen - nicht etwa der Einsatz für Menschenrechte in China :hide: ).

    Für mich schon eine bedenkliche Position, immerhin fordert man, wenn man so weit geht, andere zum Eigentumsverzicht auf. Und ich finde, eine gewisse "Kriminalisierung" (schönes Wort... wenn genug Leute klauen, sind sie nicht mehr normale Straftäter, sondern werden "kriminalisiert") ist ja nicht schlecht: Sonst kann sich das Gewissen ja an garnichts mehr halten.

    In diesem Zuge wird dem Kunstwerk (v.a. Literatur, Musik, Darstellendes Spiel - um diese geht es ja hauptsächlich) seine Einzigartigkeit abgesprochen mit dem Argument, daß das Kunstwerk aus bereits Vorgefundenem schöpfe, und der Künstler allenfalls "Filter" jenes vorgefundenen Allgemeinguts sei. Ich sehe darin eine Entwertung des künstlerischen Schöpfungsbegriffes, um das (politische) Ziel einer unbeschränkten Verfügbarkeit im Netz zu legitimieren. Das halte ich für bedenklich.

    Passiert das wirklich "in diesem Zug"? Erstmal sind das ja zwei völlig verschiedene Argumentationen. Auch wenn, und da muß ich den Leuten Recht geben, ein allzustrenges Urheberrecht das kreative Fließen von Ideen schon sehr einschränken würde. ich meine, hätten die Klassiker die Sonatenform patentiert und schützen lassen, wie wäre es dann wohl weitergegangen? Oder, wären sämtliche von Bach schon mal verwendete Tonfolgen geschützt gewesen....???? DAs Urheberrecht ist eben auch nur ein Rechtgut unter mehreren und man wird um eine Abwägung nicht herumkommen.
    Oder wenn ich die Idee eines Anderen nun mal noch viel besser und genialer umzusetzen in der Lage bin, soll der mir das verbieten können? Die Prozesse darum, ab wieviel Takten (ach nee, vor Gericht rechnet man ja in Sekunden...) Sample die kreative Verwendung von andrer Leuts Musik nun justiziabel ist, haben doch gezeigt, daß es da kein entweder-oder geben kann, sondern die Grenzen immer neu gezogen werden müssen.
    [edit] Man würde sich natürlich eine kreative Kultur wünschen, in der das Zitat selbstverständlich als durch eigene handwerkliche Durchdringung der Materie erworbenes Stilzitat auftaucht und nicht einfach durch CopyandPaste erschlichen...[/edit]
    Das klingt jetzt vielleicht manchem sehr relativistisch, aber so ist es nicht gemeint: ich wollt nur deutlich machen, warum die Diskussion meiner Meinung nach nicht nur Ausdruck der Geiz-Mentalität sein muß. ich wäre auch nicht sehr erbaut, fände ich meine Stücke plötzlich für umsonst zum runterladen wieder...

    Gruss
    Herr Maria

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Kann man den immateriellen Wert und den monetären Wert vergleichen bzw. ähnlich (oder gleich) behandeln?

    Das ist es doch, was zu der Verwirrung führt: der immaterielle Wert für die Gesellschaft besteht ja unter Anderem darin, daß eine kreative Position von anderen Kreativen aufgegriffen und weiterverarbeitet wird. Sich dem entgegenzustellen, halte ich für ziemlich engstirnig. Aber es gibt da ja schon Möglichkeiten, zu bestimmen, ab wann eine kreative Weiternutzung eigentlich eher als Plagiat zu werten ist - und da sind dann tatsächlich materielle Werte berührt. Ich denke, der immaterielle Wert betrifft eher den Argumentationsstrang vom künstlerischen Allgemeingut und sollte nicht vermischt werden mit dem Wert, den eine geistige Schöpfung erstmal juristisch und materiell hat und der durchs Urheberrecht geschützt werden soll:

    Ich denke, dass es bei der Diskussion um das Urheberrecht vor allem um die Entlohnung - und damit auch um die (monetäre) Wertung - des Veröffentlichten geht.

    Gruss
    Herr Maria

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Passiert das wirklich "in diesem Zug"?

    Dies war zumindest die Argumentationskette der Piratin Julia Schramm.

    :wink:

    Magus

    "Whenever we hear sounds, we are changed, we are no longer the same..." Karlheinz Stockhausen 1972

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