J.S.Bach - Sonaten und Partiten für Violine Solo, BWV 1001-1006

  • Vielleicht bin ich zu konservativ - aber der Grundstock aller Bach-Aufnahmen BWV 1001-1006 sind für mich Milstein und Szeryng, und zwar jeweils die DG-Aufnahmen:

    Kremer (ECM) und Tetzlaff kann ich auch gut hören. Aber die Favoriten sind die beiden o. g.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Von meinen sechs Aufnahmen der Parititen (Huggett/Schmitt/van Dael/Mullova/Kremer/Podger) kann ich über Kopfhörer am besten die Aufnahme mit Rahel Podger anhören. Sie spielt erstens sehr rein und zweitens vergleichsweise weich.

    Mir ist Podger etwas zu weich und harmlos, aber das ist sicherlich Geschmackssache. Schlecht ist die Aufnahme nun wirklich nicht. Und das sind auch Holloway, die zweite von Mullova, Kremer (ECM), Tetzlaff, Huggett nicht. Van Daele kenne ich nicht. Naklar, Milstein und Szering bei DG sind die großen Klassiker, die ich auch nicht missen möchte. Mir haben es aber unter den jüngeren Aufnahmen Beyer, Schmitt und Fischer nur besonders angetan, die im Übrigen sehr unterschiedlich sind.

    :juhu: Matthias

  • Für mich auch.

    Christian

    Für mich auch - und Grumiaux dazu. Ändert aber nix daran, dass Huggett, Holloway, van Dael und Beyer mir inzwischen deutlich mehr sagen und ungleich besser gefallen.

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Lieber Algabal,

    und welche unter diesen würdest Du für neue Höreindrücke am ehesten empfehlen?

    Viele Grüße
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Gibt es Präferenzen bzgl Milstein vs. Szeryng? Meiner Recherche nach wird Milstein am häufigsten empfohlen, wobei es auch welche gibt, die die EMI-Aufnahme aus den 1950ern vorziehen. Grumiaux sei demgegenüber etwas fad.

    [...] [Dieser Teil des Beitrags befindet sich hier. Ich habe die Beiträge von dort, die sich auf BWV 1001-06 beziehen, hierher verschoben.
    :wink:
    Gurnemanz]

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Lieber Algabal,

    und welche unter diesen würdest Du für neue Höreindrücke am ehesten empfehlen?

    Viele Grüße
    MB

    :wink:


    Vor ein/zwei Jahren hätte ich sicher Huggett empfohlen - inzwischen finde ich ist sie streckenweise etwas arg textnah (sie buchstabiert bisweilen). Aber sie spielt so blitzsauber und hat einen hinreißenden Ton. :love:

    Sehr ans Herz gewachsen ist mir Lucy van Daels Einspielung, die sehr beredt spielt, dabei feurig und mit unglaublicher Wärme. Hinnehmen muss man bei ihr die eine oder andere Unsauberkeit (da trifft sie sich mit Milstein [DGG], den ich gerade höre und der in der Fuge der g-Moll Sonate ordentlich schräppt).

    Empfehlen würde ich heute John Holloway, dessen Interpretation sehr virtuos und dabei i-wie abgeklärt und im besten Sinne sophisticated ist. Leider mit ECM-Hall ... Sonst aber IMO perfekt:

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • :wink:

    Holloways Aufnahme ist wirklich sehr empfehlenswert, meine einzige Alternative zur häufiger gehörten Aufnahme Kuijken I, was nicht nur daran liegt, dass ich sie auf Schallplatte habe (Da ein unglaublich schönes Klangerlebnis. Ein englischer Kollege, dem ich beim Kauf seiner Stereoanlage beraten habe: "Can music sound any better than this?").

    Gruß, Frank

    Gruß, Frank

    Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.

  • meine einzige Alternative zur häufiger gehörten Aufnahme Kuijken I,


    Lieber Beryllo aus dem nahen Trier,

    ich hoffe, Dir damit nicht allzu sehr auf die Füße zu treten, aber Kujiken I ist diejenige Aufnahme dieser Werke, die ich am seltensten aus dem Regal nehme.

    In diesem Moment mache ich nochmal die Probe aufs Exempel mit der Sonate g-moll BWV 1001. So was monochromes, artikulatorisch und dynamisch Gestaltungsarmes kenne ich ansonsten nicht.

    Ich bin bestimmt kein HIP-Gegner, aber wäre ich einer, so würde ich diese Aufnahme allen unter die Nase reiben.

    Bin etwas ratlos.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • :wink:

    Hm, ich glaube zu wissen, was Du meinst, ;+) , obwohl ich es natürlich nicht so übertrieben empfinde, zB finde ich die Suiten durchaus tänzerisch. Monochrom ist ein schönes Wort dafür und beschreibt, was mir bei diesen Werken daran gut gefällt. :)

    Gruß, Frank

    Gruß, Frank

    Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.

  • Danke für Eure Infos, auch für Eure PNs.

    Ich habe nichts gegen natürliche, zur Musik und zum Instrument passende gelegentliche Atmengeräusche. Aber ich bin leider so veranlagt, dass ich instinktiv mitatme. Deshalb fühle ich mich von zu lauten Atmern bedrängt und bekomme regelrecht Beklemmungen, wenn z.B. eine Reihe von Schnappatmern in zu kurzem Abstand folgen, die lediglich der Unterstreichung der Interpretation oder der Selbstmotivation dienen. Ich finde das maniriert, obwohl es viele meiner Idole tun. Aus demselben Grund stört es mich, wenn Chöre chorisch Atmen, zumindest wenn die Bögen dadurch zu groß werden. Seid froh, wenn Euch Atemgeräusche nicht stören, denn das ist ziemlich lästig.

    Was die Sonaten und Partiten angeht: ich besitze eine Reihe älterer und mittelalter Interpretationen (sogar noch welche von meiner Oma auf Schallplatte), sowie von den neueren Beyer und Fischer. Schmitt habe ich auf meiner Liste durchgestrichen, aber den Grund nicht notiert, vermutlich habe ich bei den Hörbeispielen Atemgeräusche gehört....

    Viele Grüße,
    Vendee

    Edit: ich habe leider soeben erst bemerkt, dass Ausschnitte von der Podger-CD bei Youtube eingestellt sind, teilweise in grottiger Tonqualität, aber erkennbar keine störende Atemgeräusche.

  • Nun kenne ich die Kujiken-Einspielung nicht (nur seine Einspielung der Cello-Suiten auf diesem vor den Bauch geschnallten Zwergcello, die ich sehr schnell wieder aussortiert habe), aber wenn sie mit dem Bgeriff 'monochrom' treffend charakterisiert ist, kann sie der Interpretation von Holloway nicht sehr ähnlich sein. Das einzige was an der Holloway-Einspielung weitgehend monochrom ist, ist das Cover ... ;+)

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Im Archiv von WDR 3 TonArt kann man eine ausführliche und sehr positive Rezension der neuen Aufnahme von Isabelle Faust nachhören.

    "http://www.wdr3.de/tonart/details…r-3-tonart.html"

    Die in der Besprechung enthaltenen Hörproben gefallen mir gut, aber nicht so gut, dass ich meinen sechs Aufnahmen um jeden Preis noch eine siebte hinzufügen möchte.

    Gruß, Carola

    Vom Schlechten kann man nie zu wenig und das Gute nie zu oft lesen. Arthur Schopenhauer

  • Hallo,
    ich habe den ersten Teil schon lange und habe mir deshlab den 2. Teil gleich nach dem Erscheinen gekauft.
    Mir gefällt das sehr, sie spielt durchdacht und präzise und - soweit ich das als Nicht-Geige-Spielerin beurteilen kann - mit allerhöchstem Können. Jedenfalls beeindrucken mich die mitunter rasanten Tempi, die keinen Ton verschlucken und immer noch alles hörbar lassen. Sie intoniert faszinierend klar und auch bei ganz leichtem Bogen klingt das gut. Ich mag ihr etwas kühles, vollkommen transparentes Spiel, denn es hat etwas sehr intimes, wie ich finde.
    Die CDs werden mit jedem Hören besser, denn es gibt unglaublich viele schön gestaltete Details.
    Heike.

    „Wahrscheinlich werden künftige Generationen sich erinnern, dass dieses Jahrhundert das ,Century of Recordings’ war, in dem die Menschen auf die seltsame Idee verfielen, man könne Musik in kleine Plastikteile einfrieren. Mich erinnert das an die Idee der Ägypter vom Leben nach dem Tod. Eine ungesunde Idee. Studiomusik ist eine Verirrung des 20. Jahrhunderts. Das wird verschwinden.“ (F. Rzewski, Komponist, in der FAZ vom 21.4.2012)

  • ich habe mir eben aus der Partita No. 2 die Allemande (BWV 1004) (youtube) mit IF reingezogen. Im Ohr noch Julia Fischer live aus Fish-Town (allerdings die Sonaten, die Partiten sind als nächstes dran)

    "etwas kühl" würde ich nicht bestätigen, im Gegentum.

    "vollkommen transparentes Spiel, denn es hat etwas sehr intimes " ja :yes: sowie "durchdacht und präzise" und "viele schön gestaltete Details" :yes: :yes:

    gefällt mir jedenfalls bisher, was ich höre, eben die Chaconne angeklickt... ja, würde ich gerne mal live (als z.B. Radiomitschnitt) erleben...

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Ich habe sie in Berlin schon mehrmals live gehört, sie ist großartig.

    Zitat

    "etwas kühl" würde ich nicht bestätigen, im Gegentum.


    Kühl ist vielleicht das falsche Wort: Ich meine das so, dass sie erstens nicht so einen warmen, dunklen Geigenton hat, sondern eher hell und klar spielt. Und zweitens meine ich kühl im Sinne von geradlinig, manchmal herb und karg. Also nicht kühl im Sinne von gefühllos oder unterkühlt. Ihr Spiel ist von großer innerer Zartheit, hat aber auch eine gewisse distanzierte Art von Respekt. Ich mag dieses spröde Herangehen gerade gerne.
    Heike

    „Wahrscheinlich werden künftige Generationen sich erinnern, dass dieses Jahrhundert das ,Century of Recordings’ war, in dem die Menschen auf die seltsame Idee verfielen, man könne Musik in kleine Plastikteile einfrieren. Mich erinnert das an die Idee der Ägypter vom Leben nach dem Tod. Eine ungesunde Idee. Studiomusik ist eine Verirrung des 20. Jahrhunderts. Das wird verschwinden.“ (F. Rzewski, Komponist, in der FAZ vom 21.4.2012)

  • sondern eher hell und klar spielt. Und zweitens meine ich kühl im Sinne von geradlinig, manchmal herb und karg. Also nicht kühl im Sinne von gefühllos oder unterkühlt. Ihr Spiel ist von großer innerer Zartheit, hat aber auch eine gewisse distanzierte Art von Respekt. Ich mag dieses spröde Herangehen gerade gerne.

    ja, diese Beschreibung trifft sich mit meinem ersten- noch oberflächlichen - Eindruck. Das macht für mich den Reiz von IFs Gestaltung aus.
    Anders dagegen die unmittelbare Identifikation im Spiel von Julia Fischer (Radio-Mitschnitt der Sonaten + Partiten aus Hamburg).
    Mir gefallen beide unterschiedliche Lesarten; also JF und IF.

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Kann das sein, daß hier folgender Interpret noch gar nicht erwähnt wurde?

    Für mich ist, ohne - außer Hörschnipseln - einen Vergleich zu haben,
    bei den Bach-Violin-Solo-Sonaten nach wie vor Izhak Perlman das Maß der Dinge.

    V.a. seine Chaconne berührt mich zutiefst.

    Die zwei Links, die es mal gab, scheinen sich verdünnisiert zu haben -
    hier ein nicht so guter Teil-Link
    "

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    "


    :wink:

    amamusica :pfeif:

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


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