Mehrstimmige Vokalmusik - ein Ärgernis?
[Die folgenden 10 Beiträge stammen aus Strauss: "Salome" – das Tor zur Neuen Musik.
Gurnemanz]
ZitatIch bin zwar kein Freund davon, aber ich kann nachvollziehen, was du meinst und es auch verstehen. Wobei, ich finde, wenn sowas gemacht wird, sollte es ein Text sein, der vorher schon "verständlich" gesungen wurde. Wenn plötzlich 4 Personen durcheinander singen, ihre Texte aber "neu" sind, und auch für die Handlung wichtig, dann würde es mich schon stören, dass ich es nicht verstehe.
Hmmmm… wenn man so alles zusammenzählt, was Dich in der Musik stört: Viel scheint da nicht übrigzubleiben, da wird die Anzahl der Werke (und die der Genres sowieso) schon sehr übersichtlich… ;+)
Also: das Verfahren, daß vier (oder mehr) Personen bzw. Personengruppen gleichzeitig unterschiedliche Texte auf unterschiedliche Melodie singen, ist fast so alt, wie die überlieferte Musik. Die Motette (http://de.wikipedia.org/wiki/Motette) stammt aus dem 13. Jh…. Und nicht nur so alt: Das ist ein ganz elementares Element gesungener westlicher Musik. Das ist das grundlegende Prinzip der Vokalmusik bis in das 17. Jahrhundert überhaupt und sowieso, das grundlegende Prinzip der missa brevis (zumindest in Gloria und Sanctus, heißt dort Polytextur) und aus der Oper ist es ja nun überhaupt nicht wegzudenken… Und in keinem dieser Beispiele ist es sinnvoll (musikalisch, in Bezug auf die Zeit oder dramatisch), das vorher mal "durchzusingen", damit der Hörer den Text schon mal vernommen hat. Beispiele, glaub' ich, kann ich mir schenken, es ist zu offensichtlich. Alle denselben Text zur selben Zeit synchron singen zu lassen ist ein Stilelement. Den selben Text zeitverschoben, vielleicht gar auf unterschiedliche Rhythmen/Melodien oder überhaupt unterschiedliche Texte gleichzeitig zu singen sind auch Stilelemente…
Was da möglich ist, kannst Du Dir z.B. auf dieser CD anhören:
oder das 4*9-stimmige Deo gratias von Johannes Ockeghem auch hier:
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