RAMEAU: Platée (1745)
Meinen ersten Beitrag möchte ich der Oper bzw. Ballet bouffon "Platée" von Jean-Philippe Rameau widmen.
Eigentlich interessiere ich mich nicht unbedingt überbordend für diese Musikgattung, aber wir planen momentan eine konzertante Opernaufführung (wir haben auch schon Purcells "Dido & Aeneas" aufgeführt) und haben uns auf Rameau festgelegt, so dass ich irgendwie momentan nur am Opernhören/-Mitlesen bin. Und meine erste Wahl war zumindest gleich für mich ein Glücksgriff!
Worum geht es nun in "Platée"?
Im Prolog wollen Thespis (eigentlich Vater der griechischen Tragödie, hier der Komödie), Thalia (Göttin der heiteren Dichtkunst), Momus (Gott des Spottes) und Armor ein Stück inszenieren, um den Menschen ihre Unzulänglichkeit aufzuzeigen bzw. die Fehler der Menschheit zu korrigieren. Den vieren allerdings beliebt es dann irgendwie auch noch, die Götter selbst mit in Spiel zu bringen: In der Handlung soll Jupiters Frau Juno von ihrer Eifersucht geheilt werden. Am Ende besingen alle die "neue" Unterhaltungsform, Bacchus, Momus und Armor wird gehuldigt.
Die folgenden drei Akte stellen letztlich das Stück selbst dar. Cithéron, König von Griechenland, denkt, der vorherrschende Sturm würde die Unmut der Götter über die Menschen ausdrücken, aber Merkur versichert ihm, es läge daran, dass Jupiter mehr als genervt von der Eifersucht seiner Frau Juno ist; Merkur soll ihn nun auf andere Gedanken bringen. Da schlägt Cithéron vor,
Jupiter soll, um Juno von ihrer Eifersucht zu befreien, vorgeben, Platäa (eine Tenor-Rolle!!!), eine von sich selbst sehr eingenommene liebestolle, aber potthässliche Nymphe zu ehelichen. Juno soll im letzten Moment dazukommen und selber sehen, dass ihre Eifersucht unbegründet ist.
Die ausführlichere Handlung könnt Ihr hier lesen: "https://de.wikipedia.org/wiki/Platée"
Um es kurz zu machen: Ich bin hin und weg. Die Handlung ist komisch absurd, hält dem Hörer/Zuschauer aber gleichzeitig auch den Spiegel vor, weil die arme Platäa am Ende natürlich den kürzeren zieht, und man nicht so wirklich weiß, ob man sich darüber amüsieren soll oder Mitleid mit ihr haben soll. Musikalisch gibt es fantastische Ballettmusiken und die Beschreibung von Stürmen und fallendem Regen zu entdecken, so dass einem die 16tel-Noten nur so um die Ohren fliegen. Oder auch das Nachahmen von Naturlauten (Vögel, Esel). Die Chöre lockern das Stück super auf (es gibt sogar einen Frosch-Chor!). Alles ist einfach sehr abwechslungsreich gestaltet. Tolle intimere Momente, aber auch witzige Szenen. Im 2. Akt tritt dann noch LaFolie (die Narrheit, der Wahnsinn) auf und bringt nochmal ordentlich Schwung in den Laden.
Ich habe mir nach Recherchen im Netz folgende Doppel-CD gekauft, die momentan sehr günstig zu haben ist: Mark Minkowski - Les Musiciens du Louvre - Ensemble Vocal Françoise Herre. Eine tolle, schwungfolle Einspielung, mit einem tollen Gilles Ragon als Platäa.
Es gibt noch eine andere Einspielung unter Jean-Claude Malgoire, die ich aber nicht kenne:
Gegönnt habe ich mir auch noch diese Doppel-DVD mit einem Opern-Mitschnitt aus dem Pariser Palais Garnier, ebenfalls unter Minkowski. Einfach der Hammer!!! Mit einer grandiosen Mireille Delunsch als LaFolie und einem phantastischen Paul Agnew als Platäa. Die Inszenierung ist originell, nicht aufdringlich, passt sehr gut zum Thema (hat im Gegenzug dazu beispielsweise letztens jemand "Giulio Cesare" von Händel auf arte gesehen... :faint: ) und auch die Balletteinlagen sind erfreulich witzig anzuschauen und langweilen in keinster Weise.
Wer einen Vorgeschmack haben möchte, dem sei nur mal das hier folgende Youtube-Video empfohlen:
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Also, wer "Platée" verpasst, hat selbst Schuld!