Ich wundere mich, warum ich hier noch nichts geschrieben habe. Wunderlich ist auch für mich einer der Tenöre, nach dem ich geradezu süchtig bin, von dem ich eigentlich alles sammele, was ich in die Hände kriegen kann. Nicht, dass ich ihn ständig höre, aber wenn ich ihn dann einmal wieder auflege, ist sofort diese ganz besondere Verzauberung da.
Die Schönheit und Natürlichkeit des Timbre, diese scheinbare Leichtigkeit des Singens, dieses 'Überrumpeltwerden' im Gesang, die Selbstverständlichkeit im Ausdruck, immer den richtigen 'Ton' treffend und immer ein Stück besser es könnend als seine großen Kollegen. Und egal ob er Wiener Lieder sang, Operette, Lieder, Oper, Konzertliteratur oder geistliche Musik.
Eine meiner liebsten Aufnahmen mit ihm ist diese hier:
Die weiteren Mitschnitte mit FiDi oder Nan Merriman finde ich nicht so überzeugend, aber hier zeigt er auf eine Art und Weise wie der Tenorpart gesungen werden kann und muss. Das ist wirklich einzigartig. Weder live noch als Aufnahme habe ich es jemals wieder mit dieser Klasse und Selbstverständlichkeit gehört.
Ich vermute, daß er im Ausland nicht ganz so bekannt war wie im deutschsprachigen Raum, er stand ja gerade erst am Beginn einer Weltkarriere.
In den 80iger Jahren war ich häufig in Mailand und traf dort ein Haufen von professionellen Sängern/Sängerinnen, Dirigenten oder solche, die es werden wollten, auch Agenten, aus quasi allen Teilen dieser Welt. Und ausnahmslos alle schwärmten von Wunderlich. Von einigen bekam ich sogar den Rat, ich sollte doch unbedingt mal Wunderlich hören, dann wüsste ich endlich mal... Also jedenfalls unter 'Profis' scheint er immer noch ein Name zu sein.
Wolfram