Da es von diesem durchaus interessanten Stück so weit ich weiß nur zwei Verfilmungen gibt, habe ich mir diese noch bestellt, auch, weil ich mit den Inszenierungen vom London Globe aus den 10 Jahren dieses Jahrhunderts eigentlich immer gut gefahren bin.
Leider fällt diese Produktion dann doch ab, was u.a. auch an den Schauspielern liegt. Dominic Rowan, ein durchaus guter Herzog in der Globe-Produktion von 'Measure for Measure' überzeugt hier als Heinrich eher weniger. Ihm fehlt schlichtweg die Persönlichkeit im Spiel wie auch als Schauspieler auf dieser großen Bühne. Ian McNeice, den ich bislang nur als komischen Sidekick in der TV-Serie 'Doc Martin' kannte und wo er als schrulliger Dorfinsasse wirklich sehr köstlich ist, scheint mir hier mit der anspruchsvollen Rolle des Cardinal Wolsey ziemlich überfordert, was v.a. daran deutlich wird, dass er seinen Text permanent in das Rund hineinbellt, so dass Differenzierungen im Ausdruck nicht vorkommen. Zudem fehlt ihm, trotz seiner Körperfülle, die Statur dieses Kirchenmannes, der scheinbar ein Fels im Geschehen ist, an dem nichts und niemand (zunächst) vorbeikommt. Geradezu ärgerlich finde ich die Rollenanlage der Queen Katherine, gespielt von Kate Duchene. Sie hat so gar nicht die Autorität einer Königin, sie leidet nicht in stiller, aber dann auch durchaus ausbrechender Verzweiflung, sie ist eigentlich nur ein keifendes Weib, so dass Henry's rühmende Worte über sie nicht zu verstehen sind, man eher denkt, er solle doch froh sein.... Schade, denn gerade Katherine hat ganz starke Szenen, z.B. vor Gericht oder auch in der Auseinandersetzung mit den römischen Kardinälen.
Und so schleppt sich die ganze Inszenierung hin, gewinnt kaum an dramatischem Fluss, bebildert eher, wenn es auch ab und an schöne Regieeinfälle gibt. Trotzdem bereue ich den Kauf nicht, weil, wie gesagt, das Angebot bei diesem Stück sehr überschaubar ist und es, für mich jedenfalls, immer spannend ist, unterschiedliche Regieansätze kennenzulernen.
Wolfram