Eben gehört - NEUE MUSIK

  • Eben gehört - NEUE MUSIK

    Nein, ich denke nicht, dass wir für jede Epoche der Musikgeschichte einen eigenen "Eben gehört"-Thread brauchen. Aber ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, die sich hier im Forum mehr Beschäftigung mit Neuer Musik wünscht und habe die Hoffnung, dass die Existenz eines solchen Threads vielleicht ein paar Leute mehr dazu animieren wird, darüber zu schreiben, die sonst vielleicht Scheu hätten, einen neuen Thread zu eröffnen oder sich an einem bestehenden zu beteiligen (mir geht es sehr oft so...). Hier kann man eben schneller mal einfach so ein paar Sätze schreiben oder auch nur ein Coverbildchen posten und so auf eine Einspielung hinweisen. Das hat, denke ich, durchaus auch seinen Wert. Schöner ist es natürlich, auf die Aufnahmen einzugehen, Zwang soll aber keiner bestehen.

    Die Grenze setze ich jetzt mal bei 1945 an. Obergrenze gibt es selbstverständlich keine ;+)

    So, dann bin ich gespannt, ob sich das hier entwickelt.

    Schöne Grüße

    ?


  • Lutoslawski: Streichquartett (1964)

    Kannte ich bisher nur von den Ardittis, und fast erwartungsgemäß gefällt mir die Aufnahme des LaSalle Quartets besser - wirkt weniger nervös, auch irgendwie witziger.

    Grüße
    vom Don

  • Gestern am Abend gehört:

    Hans-Werner Henze: Requiem (1990/92)
    Ueli Wigert (Klavier), Hakan Hardenberger (Trompete), Ensemble Modern, Leitung: Ingo Metzmacher

    Kannte ich bisher nicht. Ein ziemlich suggestives instrumentales Requiem, bestehend aus neun geistlichen Konzerten, deren Satzbezeichnungen den liturgischen Abschnitten der katholischen Totenmesse folgen. Gefällt mir besser als vieles andere vom späten Henze. Die Interpretation durch das Ensemble Modern ist tadellos.

    Die Idee einer instrumentalen Liturgie finde ich an sich ganz interessant - Jörg Widmann hat das letzthin auch versucht, ist IMO allerdings deutlich weniger geglückt als bei Henze. Hab ich hier mal was zu notiert.

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • exzellente idee, vé-nus!

    bei mir gerade angelaufen:


    john adams:

    doctor atomic symphony (2007)
    - I. the laboratory
    - II. panic
    - III. trinity

    saint louis symphony orchestra,
    david robertson

    (nonesuch, 2008)

    ein sinfonischer extrakt aus seiner gleichnamigen oper. john adams von seiner apokalyptisch-bedrohlich-dräuenden seite. für mich der größte klangmagier unserer zeit. robertson und das orchester klingen kongenial.

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    Ein toller Song um die gute Laune zu halten

    „Unser Leid ist etwas Besonderes. Der Schmerz, den wir fühlen ist schlimmer als für jeden anderen, aber der Sonnenaufgang, den wir sehen, der ist für uns viel prächtiger und schöner als für alle anderen. Wir sind wie der Mond: Auf einer Seite ist es immer dunkel, unsichtbar - wiees sein muss. Aber denk daran, auch ein dunkler Mond macht trotzdem Ebbe und Flut..."

  • @ Shizoula: :jub: :klatsch: Yeah, frisch & flockig !!

    Yeah, frisch & flockig, Shizoula - aber im falschen Thread verortet...

    Ich hab heute Nacht diese hier gehört:

    Wolfgang Rihm: Orgelwerke
    Dominik Susteck (Orgel), Jens Brülls (Tamtam)

    Es handelt sich zum allergrößten Teil um Frühwerke Rihms, entstanden zwischen 1967 und 1974, allein das Stück Bann, Nachtschwärmerei datiert von 1980. Dieses Stück hat mich neben der siebensätzigen Sinfoniae 1. Messe für Orgel (1961) und Siebengestalt für Orgel und Tamtam (1974) besonders beeindruckt. Die CD enthält aber durchweg sehr ansprechende und unmittelbar berührende Musik, keineswegs so massiv, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Toll!

    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Die Grenze setze ich jetzt mal bei 1945 an.


    Soll ich jetzt etwa, wenn ich von Paul Hindemith das Klavierkonzert (1945), das Klarinettenkonzert (1947) oder die Sinfonie "Die Harmonie der Welt" (1951) höre, hierüber in diesem ausgelagerten "Eben gehört"-Thread schreiben? Und was mache ich, wenn ich eine CD höre, auf welcher eins dieser Werke mit den Sinfonischen Metamorphosen von 1943 gekoppelt ist? Spalte ich dann mein Posting auf? Soll ich das Oboenkonzert (1945), das Duett-Concertino (1947) oder die Vier Letzten Lieder (1948) von Richard Strauss plötzlich nicht mehr im allgemeinen "Eben gehört"-Thread behandeln, sondern hier? Und was ist mit der 1946 revidierten Fassung des Balletts "Petruschka" von Strawinsky? Gilt dann das Kompositionsjahr 1911 oder das Jahr der Revision? Die gleiche Frage könnte man sich beim 1928 komponierten, aber 1947 revidierten Strawinsky-Werk "Apollon musagète" stellen.

    Es tut mir leid, aber ich sehe keinen Sinn in dieser Abspaltung. Und mit einer Grenzziehung beim Jahr 1945 schon überhaupt gar nicht. Musik, die 67 Jahre alt ist, ist für mich keine "Neue Musik".

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Sinn


    wird überbewertet . . . .

    -

    Alle von Dir genannten Komponisten gehören eigentlich nicht zu dem, was man so "Neue Musik" nennt.


    "Alles Syphilis, dachte Des Esseintes, und sein Auge war gebannt, festgehaftet an den entsetzlichen Tigerflecken des Caladiums. Und plötzlich hatte er die Vision einer unablässig vom Gift der vergangenen Zeiten zerfressenen Menschheit."
    Joris-Karl Huysmans

  • Es tut mir leid, aber ich sehe keinen Sinn in dieser Abspaltung.

    Der Sinn solcher Untergliederungen (in Neue Musik bzw. Alte Musik) kann gern z. B. hier diskutiert werden. Dort finden sich weitere Meinungen hierzu. ;+)

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann


  • wird überbewertet . . . .

    -

    Alle von Dir genannten Komponisten gehören eigentlich nicht zu dem, was man so "Neue Musik" nennt.

    "Sinn" wird überbewertet, aber "Neue Musik" statt "neue Musik" inclusive knochenharter Abgrenzung à la "das gehört dazu, das nicht" ist anscheinend sinnvoll. Ja dann. :D


    Viele Grüße

    Bernd

    .


  • Daraus: die "Music for an Aquatic Ballet", eine etwas alberne "Rekonstruktion" einer Begleitmusik zu einem Wasserballett, die Cage bereits 1938 schrieb - albern deshalb, weil hier per Tonband (Menschenmenge, Applaus, Wasserplätschern) versucht wird, die Atmosphäre der Uraufführung zu simulieren.
    Und: das wundervolle Duo für Flöte und Vibraphon "Two". Cages späte "Number Pieces" mit ihrer Lakonie und Sparsamkeit mag ich immer mehr; dieses ist eines der schönsten!
    Und: "Music for Carillon No. 6" - eine sehr witzige und schöne Komposition!

    Grüße
    vom Don

  • Ondrej Adamek: Sinous Voices (2009)

    Ramon Lazkano: Egan 1-3 (2006-07)

    Ensemble 2e2m
    Dirigent: Pierre Roullier
    Radiomitschnitt eines Konzertes vom 31.01.2011 in Paris

    Beides sehr schöne, frische, klanglich spannende Werke.

    Grüße
    vom Don

  • Soll ich jetzt etwa, wenn ich von Paul Hindemith das Klavierkonzert (1945), das Klarinettenkonzert (1947) oder die Sinfonie "Die Harmonie der Welt" (1951) höre, hierüber in diesem ausgelagerten "Eben gehört"-Thread schreiben? Und was mache ich, wenn ich eine CD höre, auf welcher eins dieser Werke mit den Sinfonischen Metamorphosen von 1943 gekoppelt ist? Spalte ich dann mein Posting auf? Soll ich das Oboenkonzert (1945), das Duett-Concertino (1947) oder die Vier Letzten Lieder (1948) von Richard Strauss plötzlich nicht mehr im allgemeinen "Eben gehört"-Thread behandeln, sondern hier? Und was ist mit der 1946 revidierten Fassung des Balletts "Petruschka" von Strawinsky? Gilt dann das Kompositionsjahr 1911 oder das Jahr der Revision? Die gleiche Frage könnte man sich beim 1928 komponierten, aber 1947 revidierten Strawinsky-Werk "Apollon musagète" stellen.

    Lieber music lover, mir ist es ehrlich gesagt herzlichst wurscht, ob und in welchem Thread Du Deine gehörten CDs postest. ;+) Warum ich diesen Thread aufgemacht habe, kann man hier kurz nachlesen. Die Grenze mit 1945 zu definieren ist natürlich willkürlich, aber wäre das nicht jede Grenzziehung? Dir - und jedem anderen auch - steht es natürlich auch weiterhin frei, auch vorgestern komponierte Musik in "Eben gehört" zu posten (ebenso wie dort jeder Palestrina und Queen posten darf - zumindest ist mir noch nie aufgefallen, dass ein Moderator sich darüber beschwert hätte.).

    Gruß

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  • Lieber music lover, mir ist es ehrlich gesagt herzlichst wurscht, ob und in welchem Thread Du Deine gehörten CDs postest.


    Okay - mir ist es ebenfalls egal, wenn Du Deine Hörerlebnisse mit Werken des 21. Jahrhunderts oder auch der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht mehr im allgemeinen "Eben gehört"-Thread posten magst, sondern hier in der "Auslagerung". Solange alle anderen es nicht ebenfalls tun, also den viel gelesenen "Eben gehört"-Thread trotz seiner allgemeinen Formulierung und seiner bisherigen Ausrichtung nicht mehr weiter mit Musik nach 1945 füllen. Wo kann man wohl besser Menschen für ein neues Salonen-Werk interessieren, wenn nicht dort? Hier etwa? Hier werden irgendwann nur noch ein paar Spezialisten mitlesen. Und der Neuen Musik ist mal wieder ein Bärendienst geleistet worden.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Lieber music lover,

    ich glaube, aber vielleicht irre ich da, dass jemand, der diesen Spezialthread grundsätzlich nicht anklickt, weil er meint, sich grundsätzlich nicht für Neue Musik (was auch immer das sein mag) zu interessieren, sich auch nicht groß davon beeinflussen lassen wird, wenn er im allgemeinen Eben gehört-Thread auf Neue Musik stößt...

    Gruß

    ?


  • Rolf Riehm: Die Tränen des Gletschers / Nuages immortels oder Focusing on Solos (Medea in Avignon)

    Irgendwie steht Rolf Riehm unter den große Alten immer so ein bisschen in der zweiten Reihe. Gab es zu seinem 75. Geburtstag im Juni irgendwelche Feiern, Konzerte, Radiosendungen, CD-Editionen? Ich hab nix mitgekriegt. Der andere Ri(e)hm wurde zum 60. in diesem Jahr ziemlich flächendeckend abgefeiert.
    Ein Grund für die geringe Wertschätzung Rolf Riehms mag sein, dass seine Musik so wenig auf einen Stil, auf eine Masche festzulegen ist (was bei Wolfgang Rihm ja nun wahrhaftig kein Problem ist). Rolf Riehms Musik ist erstaunlich vielseitig und einfallsreich; ich bin jedenfalls immer wieder aufs Neue überrascht - und jedesmal fasziniert - von seinen Kompositionen.

    Eben gehört also:
    "Die Tränen des Gletschers" von 1998, kein bisschen Öko-Kitsch, sondern eine sehr beeindruckende Landschaftsmalerei, die sich durchaus etwa mit Strauss' "Alpensinfonie" messen kann. Formal ein Variationensatz über eine weit ausgespannte, elegische Melodie, die mal in den Streichern, mal im Solo-Cello, mal in einer nur von der knallenden Peitsche begleiteten Klarinette, mal als Blechbläserchoral erscheint, sich schließlich in einen einzigen fortwährend wiederholten Akkord verengt, der von einem einzelnen schneidenden Trompetenton wieder aufgespalten wird.
    "Nuages immortels oder Focusing on Solos (Medea in Avignon)" (2001) - ein sehr abwechslungsreiches, trotzdem erstaunlich in sich geschlossenes Orchesterwerk, in dem Riehm sich fast tagebuchartig an verschiedensten musikalischen und außermusikalischen Einflüssen (dem Hören einer Schallplattenaufnahme von rekonstruierter antiker griechischer Musik, einem Kompositionsauftrag für eine Reihe von Soli, dem zufälligen TV-Erlebnis einer Theateraufzeichnung mit Isabelle Huppert als Medea, dem eigenen Ärger über Talkshows und Superstarcastings im Fernsehen) abarbeitet.

    Grüße
    vom Don

  • [...], dass seine Musik so wenig auf einen Stil, auf eine Masche festzulegen ist (was bei Wolfgang Rihm ja nun wahrhaftig kein Problem ist). [...]

    Nanana, ich kenne bei W. Rihm mindestens vier Maschen, und die sind je ziemlich wenig austauschbar gestrickt.
    Muss man um den einen Riehm zu loben den anderen Rihm unbedingt bashen? ;+)

    Ich höre gerade Musik von einem anderen Punching-Ball:

    Manfred Trojahn: Streichquartett Nr. 4
    Henschel Quartett

    Die Musik Trojahns, der vor drei Jahren ganz unbemerkt von der Klassikwelt und den Fülljetongs 60 geworden ist, erfreut sich ja nicht unbedingt immer allgemeiner Beliebtheit - den einen zu viel "(Neo)Romantik", den anderen zu wenig... Die Streichquartette jedenfalls gefallen mir sehr gut - das ist sehr intelligente, materialbewusste Musik, die große Gesten und eine - tatsächlich unaufdringliche - unmittelbare Fasslichkeit nicht scheut.

    Für den Don is das aber wohl eher nix ... ;+)

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Für den Don is das aber wohl eher nix ... ;+)


    Wer weiß? Käme auf einen Versuch an. Komm halt mal vorbei und spiel's mir vor!

    Auf der Suche nach etwas völlig anderem stieß ich vorhin auf einen Radiomitschnitt von Harrison Birtwistles Streichquartett "The Tree of Strings" (2007) mit den unvermeidlichen Ardittis. Mit Birtwistles Orchesterwerken bin ich bisher nicht so recht warmgeworden - ich halte nicht wirklich viel von seinen doch recht rustikalen Instrumentationskünsten. Beim Streichquartett fiel mir jetzt wieder der zweite Grund auf, warum mich Birtwistles Musik ein bisschen nervt: dieses etwas kurzatmige und einfache Denken in Blöcken als anscheinend einziges Strukturelement. Es klingt immer so, als komponiere er eine zeitlang an etwas herum, bis er keine Lust mehr darauf hat und etwas ganz Anderes versucht. Und irgendwann ist das Stück dann fertig. Was da an Material drinsteckt, ist aber meist sehr interessant - ich wünsche es mir nur ein bisschen raffinierter verarbeitet...

    Grüße
    vom Don

  • Weiter ging es mit Streichquartetten (ebenfalls aus Radiomitschnitten):

    Elliott Carter: Two Fragments for String Quartet (1994/99) (Swiss Chamber Soloists)

    Ein untypischer Carter - statt seiner übermütig polyphon aufgereihten Perlenketten in vertrackten Rhythmen finden sich in diesen acht Minuten eher Klangbänder und -teppiche, aber schön ist es gleichfalls.

    Brian Ferneyhough: Exordium - Elliotti Carteri in honorem centenarii (2007) (Arditti Quartet)

    Ein typischer Ferneyhough - komplex, raffiniert und sauschwer. Irrsinnige Leistung von den Ardittis. Macht hellwach beim Hören. Großartig.

    Ferneyhough: Flurries
    von dieser CD:

    Offenbar schon zu oft gehört. Die Überraschungseffekte in diesem Ensemblestück (der plötzliche Einsatz von Klavier und Fagott beispielsweise nach dem langen Streicherintro) ziehen bei mir nicht mehr. Wie schade. Jetzt kann man nur noch Aufnahmen vergleichen...

    Und dann:
    Rebecca Saunders: miniata für Akkordeon, Klavier, Chor und Orchester

    Obwohl ich die CD schon lange habe, habe ich dieses Stück offenbar noch nie gehört (oder mal reingehört und damals nicht in der richtigen Stimmung gewesen?)! Aber wie fantastisch ist das! "miniata" ist Saunders' wohl am größten besetzte Komposition, und mit einer guten halben Stunde auch eine ihrer längsten. Mit welcher Souveränität sie dieses opulente Material zu ganz zarten, ganz feinen Klängen organisiert, was für einen wundervollen dramaturgischen Bogen sie über diese ganze halbe Stunde spannt, das ist nicht genug zu rühmen. Ich bin, mal wieder, fassungslos begeistert von dem Genie dieser ganz großen Komponistin!

    Grüße
    vom Don

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