Eben gehört - NEUE MUSIK

  • Mieczysław Weinberg: Klavierquintett Op. 18 (1944)
    für Klavier, Streichorchester und Schlaginstrumente arrangiert durch Andrei Pushkarev und Gidon Kremer
    Yulianna Avdeeva (Klavier), Kremerata Baltica
    Kammersinfonie Nr. 4 Op. 153 für Klarinette, Triangel und Streichorchester (1992)
    Mate Bekavac (Klarinette), Kremerata Baltica, Mirga Gražinytė-Tyla

    Sehr, sehr schön. Das Op. 153, finde ich, ist eines der schönsten und tiefsten Werke Weinbergs. Gänsehaut beim finalen Pianissimo-Einsatz der Klarinette. Aber auch das Klavierquintett gefällt mir immer besser.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Das Op. 153, finde ich, ist eines der schönsten und tiefsten Werke Weinbergs.

    Das Werk habe ich auch gerade wieder gehört und kann das nur bestätigen, ein tief beeindruckendes Alterswerk, bei dem quasi "die letzten Dinge" verhandelt werden.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Ich kann mich da nur vollumfänglich anschließen, die Vierte Kammersinfonie ist grandios und sehr bewegend. Wenn ich das gerade richtig im Kopf habe, hattest du (maticus?) kürzlich Parallelen zwischen der 21. Sinfonie und der Kammersinfonie Nr. 4 gezogen. Das stimmt sicherlich, denn beides sind typische Spätwerke Weinbergs. Noch stärker ist die Kammersinfonie Nr. 4 aber m. E. mit der Sinfonie Nr. 22 verwandt, bis hin zur erratischen Schlussgeste: jeweils Pizzicati, die am Ende eines Dur-Werkes (H-Dur bei der Kammersinfonie, D-Dur bei der Sinfonie) eigentlich eine starke Moll-Tendenz aufweisen, wobei die Tonalität letzten Endes aber in der Schwebe gelassen wird.

    Kürzlich las ich mal wieder einen älteren (= ca. 10 Jahre alten) Aufsatz von David Fanning, der sich um Weinberg ja ganz ohne Frage sehr verdient gemacht hat. Wo ich ihm allerdings überhaupt nicht zustimmen kann, ist bei seiner Einschätzung von Weinbergs späten Werken, die er als schwächer wahrnimmt. Das empfinde ich eigentlich fast umgekehrt; für mich sind die letzten Sinfonien und Kammersinfonien ein, wenn nicht der Gipfelpunkt von Weinbergs Schaffen (obwohl ich Hörern, die eher vom 19. Jahrhundert und / oder Schostakowitsch kommen, immer als Einstieg eher Werke der mittleren Periode wie die Vierte Sinfonie oder das Cellokonzert empfehlen würde).

  • Ich finde beide Einspielungen, bei Chandos bzw. ECM, sehr schön. Die Klarinette bei der ECM ist noch deutlich klezmerhafter angelegt.

    Vor einem guten Jahr schrob ich:

    Die Kammersinfonie Nr. 4 ist ein herrliches Spätwerk von Weinberg, tief, wild-verzweifelt, tragisch, zärtlich.

    Zur Chandos CD schrob ich vor vier Jahren

    Ich bin völlig geplättet von der Schönheit der Musik auf dieser CD. Bei "Kammersinfonie" bin ich immer skeptisch, nach dem Motto "nicht Fisch, nicht Fleisch". Aber weit gefehlt.

    Die 3. Kammersinfonie in B-Dur für Streichorchester Op. 151 (1990) enthält viel Material aus dem 5. Streichquartett Op. 27. Der finale, vierte Satz ist aber ganz eigenständig, und sehr sehr schön!

    Noch schöner ist die 4. Kammersinfonie in H-Dur für obligate Klarinette, Triangel und Streichorchester Op. 153 (1992), auch durch die Verwendung der A-Klarinette. Schon die ersten Takte umhüllen einen in einer geborgenen, leicht wehmütigen Stimmung. Im Verlauf des Stückes viel Klarinette im Klezmerstil. Es handelt sich wohl um Weinbergs zweitletztes Werk und ist dem Komponistenkollegen Boris Tschaikowski gewidmet.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Als Kontrapunkt zur aktuellen Weinbergmania :versteck1:
    Hier Michael Denhoff

    Etüde de Couleurs op. 115 (2015) für zwei Klaviere, Elisabeth Brauss, Fabian Müller

    Match op. 90 für Saxophon Orchester und große Trommel (2001)

    Hebdomadaire op 62 für Klavier, Brigitta Wollenweber

    :wink:

  • Mieczysław Weinberg: Sinfonie Nr. 2 Op. 30 für Streichorchester (1946)
    Kremerata Baltica, Mirga Gražinytė-Tyla

    Sehr schön. Freilich ganz anderen Charakters als die Nrn. 13 & 21. Eigentlich eine Kammersinfonie. (Dies setzt auch die frühere ECM-Zusammenarbeit der Beteiligten fort.) Besonders gefällt mir der 3. Satz Allegretto (--> da capo doppio). Ziemlich offensichtlich ver-/bearbeitet Weinberg hier die Toccata aus dem 3. Satz von Schostakowitschs 4. Sinfonie Op. 43 (welche dieser selbst in seinem 2. Streichquartett Op. 68 (1944) bearbeitet hat).


    maticus

    Ist meine Erstbegegnung mit diesem Komponisten. Bisher hatte mir die angebliche Nähe zu Schostakovich nicht so gut gefallen. Aber da mir seit zwei Wochen Schostakovich immer besser gefällt und hier ja einige ganz begeistert von Weinberg geschrieben haben, wurde ich neugierg. Die CD oben, gefällt mir wirklich sehr gut! Wobei ich beim hören den Hintergrund des Komponisten ausblende. Ich glaube, sonst würde mir das zu tragisch.

    Das mache ich aber nicht nur bei Weinberg, sondern bei jedem Komponisten. Und für mich persönlich funktioniert das sehr viel besser, habe ich festgestellt.

    Also wirklich tolle Musik, die einen berührt. Die aber auch Spaß macht. Und ich wollte mal kurz danke sagen, dass ich in diesem Thread darauf gestoßen worden bin. Ich werde mir sicherlich auch noch die eine oder andere Chandos Aufnahme von Weinberg zulegen.

    Viele Grüße, Michael

  • Mieczysław Weinberg: Kammersinfonien Nrn. 4, 3, 2 und 1 (1986-1992)
    Kremerata Baltica

    Alle vier Kammersinfonien sind wunderschöne Musik.


    maticus

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    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
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    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Now something completely different.

    Mieczysław Weinberg: Sinfonie Nr. 3 h-Moll Op. 45 (1949-50, rev. 1959)
    Thord Svedlund, Gothenburg Symphony Orchestra


    maticus

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  • Robert Simpson : Sinfonie No. 9 mit dem Bournemouth Symphony Orchestra unter der Leitung von Vernon Handley . Strengt mich sehr an , aber wird mit jedem Hören interessanter . Irgendwann werde ich auch die Erläuterungen des Komponisten , die dem Werk angefügt sind , in Angriff nehmen . Aber bislang brauchte ich meine Konzentration immer für die Musik .
    - Und dann meine ich mich vage zu entsinnen , daß uns ein Simpsonite vor längerer Zeit mal mehr über dessen Werk in Aussicht gestellt hat - oder ist das Unterfangen dem Brexit zum Opfer gefallen ?

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Mieczysław Weinberg: Sinfonie Nr. 2 Op. 30 für Streichorchester (1946)
    Kremerata Baltica, Mirga Gražinytė-Tyla

    [ ... ]

    Jetzt auch hier.

    Gewöhnungsbedürftig. Nicht wegen Atonalität, Komplexität oder sonstigen primären Parametern ... ich kann's nicht so recht beschreiben. Dort, wo die Musik geradlinig und vertraut klingt, traue ich ihr am allerwenigsten über den Weg ...

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Mieczysław Weinberg: Sinfonie Nr. 21 "Kaddisch" Op. 152 (1991)
    City of Birmingham Symphony Orchestra, Kremerata Baltica, Mirga Gražinytė-Tyla

    Faszinierend. --> da capo


    maticus

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                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Hier mal wieder Tüür:

    Erkki-Sven Tüür

    Searching for roots (Hommage à Sibelius)
    Insula deserta
    Zeitraum

    Royal Stockholm Philharmonic Orchestra
    Paavo Järvi

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Mieczysław Weinberg: Sinfonie Nr. 20 Op. 150 (1988)
    Cellokonzert c-Moll Op. 43 (1948)
    Claes Gunnarsson (Cello)
    Thord Svedlund, Gothenburg Symphony Orchestra

    Herrlich.


    maticus

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    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
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                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Nicht ganz zur Jahreszeit, aber gestorben wird schließlich immer.

    Joonas Kokkonen: Requiem (1981)

    Soile Isokoski, Walton Grönroos
    Savonlinna Opera Festival Choir
    Lahti Symphony Orchestra
    Ulf Söderblom

    Ich wiederhole es gerne: Wer die Gattungsbeiträge von Fauré und Duruflé um ihrer Sanftheit willen liebt, mag diesem Werk mal sein Ohr leihen.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Pēteris Vasks, Klavierquartett, komponiert 2001. Kam mir beim ersten Hören wie eine Mischung aus Glass, Piazzolla und Schnittke vor. Weiß noch nicht, was ich davon halte.

  • Richard Nanes (1927 ? - 2009 ) war ein amerikanischer Geschäftsmann , der sich ab 1970 auch als Komponist betätigte . Thomas Sanderling nahm seine 4 Sinfonoen mit dem London Pilharmonic Orchestra auf . Mit der 4. werde ich mich weiter beschäftigen . ( Meine CD ist auf Delfon , ein US-Label , auf dem nur Werke von Nanes erschienen ) .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Rodion Schtschedrin: Klavierkonzerte
    Nr. 5
    (1999)
    Nr. 2 (1966)
    Denis Matsujew, Mariinsky Orchestra, Waleri Gergijew

    Wahnsinnsmusik!


    maticus

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                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Heute Nachmittag. Wieder.

    Mieczysław Weinberg: Sinfonie Nr. 21 "Kaddisch" Op. 152 (1991)
    City of Birmingham Symphony Orchestra, Kremerata Baltica, Mirga Gražinytė-Tyla


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
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