Höre ich auch so. Der Schnabel-Schüler Konrad Wolff hat überliefert, dass Schnabel häufig (nicht immer) extreme Tempi befürwortet habe ( schnelle Sätze besonders schnell, langsame Sätze besonders langsam).
Angesichts des sehr breiten Spektrums, das inzwischen an Beethoven-Interpretationen vorliegt, weiß ich nicht, ob ich Schnabel durchweg als besonders langsam bei langsamen Sätzen einordnen würde. Es gibt jedenfalls einige sehr langsam genommen, u.a. die "Introduzione" der Waldsteinsonate oder auch den Mittelsatz von op.31/1.
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Allerdings berichtet Wolff auch, dass Schnabel den Mittelsatz von Beethovens G-dur-Konzert im Konzert nie so schnell gespielt habe wie in seiner Aufnahme mit Sargent aus den 30ern (ca. 4:45 Min.) - das sei der Begrenztheit des Mediums Schallplatte zuzuschreiben.
Mag sein; ohne die Einspielung angehört zu haben, ist es aber kein extrem oder gar entstellend rasches Tempo, ich habe auch andere mit ca. 4:30-5:05. Sicher gab es einzelne Kompromisse, wenn ein geringfügig schnelleres Tempo dazu führte, dass ein Stück auf eine Seite passte. Andererseits ist meiner Erinnerung nach (ich habe diese CDs nicht) das Busch Q. in einigen langsamen Sätzen sehr langsam, u.a. in op.132, wo man durch ein zügiges Tempo sicher eine Seite hätte einsparen können.
Noch eine legendäre Aufnahme: Horowitz' Liszt-Sonate von 1932, sowie einigen "Füllern" und der auf dem Cover unterschlagenen letzten Klaviersonate Haydns