Hans Werner Henze - der Ästhet der Neuen Musik

  • In Herbst finden in Gütersloh einige Veranstaltungen statt:

    Programm "Henze Herbst 2020":

    https://www.theater-gt.de/fileadmin/thea…t_screen_ES.pdf

    Der Theaterplatz wird am 05.09., nach Ausstellungsbeginn, in "Hans-Werner-Henze-Platz" umbenannt:

    https://www.theater-gt.de/veranstaltung/…ns-werner-henze

    Zudem wird an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel angebracht.

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Was könnt ihr denn so einem Henze-"Anfänger" empfehlen? ^^

    Ich kenne bislang lediglich sein "Carillon, Recitatif, Masque" (Trio für Mandoline, Gitarre und Harfe). :versteck1:

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Was könnt ihr denn so einem Henze-"Anfänger" empfehlen?

    Ich kenne bislang lediglich sein "Carillon, Recitatif, Masque" (Trio für Mandoline, Gitarre und Harfe).

    Bin kein großer Henze-Fan. Notenquälereien seiner Zeitgenossen wie z.B. Nono, Evangelisti, G.M. Koenig, Cerha, Boulez, Klebe, Barraque, früher Stockhausen machen meine Lauscherchen sehr viel stärker an. Aber irgendwann bekam ich es auf Schirm, dass einige Henze-Mucken doch lohnen sich reinzuziehn... Elegie für junge Liebende, Sinfonie Nr. 6 und sein Tristan (Préludes für Klavier, Tonbänder & Orchester von 1973)......

    Tristan würde ich als als Henze-Erstrendezvous empfehlen:
    https://www.youtube.com/watch?v=ZoxYstGQPdM
    https://www.youtube.com/watch?v=bgjm9H5u0Q0&t=4s

    Zitat

    .... Henze hat viel mehr gemacht, als einen platten Kommentar zu Wagners „Tristan“ anzubringen. Er hat mannigfache Bezüge hergestellt und persönliche Betroffenheiten wie die Trauer über den Tod von Ingeborg Bachmann und W. H. Auden und das Entsetzen über politische Katastrophen wie den Militärputsch in Chile in seine Musik mit einfließen lassen. Vor allem aber hat er seinem Kommentar auch eine musikalische Stimme gegeben: das Klavier......
    https://www.klassikinfo.de/tristan-prelud…ze-in-salzburg/

    https://en.wikipedia.org/wiki/Tristan_(Henze)

    Sowie Link zu einem Programmheft mit persönlichen Bermerkungen Henzes zu seiner Tristan-Mucke:
    https://www.konzerthaus-dortmund.de/page/MediaLib/…07/Henze-01.pdf

    Nebenbei: Henze mochte keine Wagner-Mucke :D

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Danke, lieber Amfortas09! :thumbup:

    Habe mir den Tristan angehört (schön auch mit der Einführung). Der Link zum Programmheft war auch sehr interessant! :jaja1: Ich empfinde das Werk, insgesamt betrachtet, als etwas verstörend, aber das ist ja wohl auch beabsichtigt. Gefällt mir dennoch. Ich denke, ich muss es mir noch einige Male anhören.

    Deine weiteren Empfehlungen höre ich mir dann auch noch auf Youtube an. Ich besuche in diesem Jahr einige Henze-Veranstaltungen und möchte einfach etwas mehr über ihn und seine Werke erfahren bzw. mich ein klein wenig darauf vorbereiten. Und vielleicht "entdecke" ich ihn ja auch für mich, wer weiß ...

    Nebenbei: Henze mochte keine Wagner-Mucke

    Ja, bei seiner Biographie dürfte das evtl. (auch?) politische Gründe haben.

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Ich empfinde das Werk, insgesamt betrachtet, als etwas verstörend, aber das ist ja wohl auch beabsichtigt.

    möglicherweise einer der Gründe für Quali von Henzes Tristan-Mucke...
    (nebenbei: meinen Löffeln höchst schwer vorstellbar/vermittelbar, dass neue Mucke, wenn sie mit was quasi Wesentlichen rüberkommt, nicht dem "verstörend", durch Gestalt, Formung u.a. dabei sich stellt, also - wie auch immer - das "verstörend" dann in sich tragen sollte; trotz/mit Risiko des Abschleifens. Gegebenenfalls dazu sogar in Distanz, doch ohne aber dabei ins Kon­zi­li­ante abzukacken..)

    Ich besuche in diesem Jahr einige Henze-Veranstaltungen und möchte einfach etwas mehr über ihn und seine Werke erfahren bzw. mich ein klein wenig darauf vorbereiten. Und vielleicht "entdecke" ich ihn ja auch für mich, wer weiß ..

    wünsche dir dazu viele fetzige Entdeckungen, Anregungen.. :thumbup:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Amfortas09:
    Lieben Dank! :wink: Wird bestimmt interessant.

    Morgen dann mehr Henze (zu mindestens über Youtube).

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Ich mag die 2. und die 10. Sinfonie ganz gerne. Die zweite finde ich einfacher fürs Ohr. Sie ist eingängiger und auch kürzer, was ja manchmal auch von Vorteil ist. :)

    Aber in den letzten Wochen habe ich gemerkt, dass mir auch die 10. immer mehr gefällt. Sie erinnert mich an Großstadtlärm in den 20igern/ 30igern des letzten Jahrhunderts. Ich weiß, dass klingt nicht nach schöner Musik. Aber es ist sehr abwechslungsreich und mir macht es immer mehr Spaß, diese Sinfonie zu hören. Allerdings ist es ein langsames annähern.

    Viele Grüße, Michael

  • Die für morgen im Gütersloher Stadttheater geplante "Verleihung des Hans-Werner-Henze-Preises an Robin Hoffmann" findet nun ohne Publikum statt. Bin heute dazu angerufen worden.
    Dafür gibt es einen Live-Stream (ab 17:30 Uhr):

    https://www.theater-gt.de/veranstaltung/…-robin-hoffmann

    https://www.youtube.com/watch?v=jFBJR2…ature=emb_title

    "...Ensemble PRÆSENZ Biliana Voutchkova (Violine), Reto Staub (Klavier), Jan-Filip Ťupa (Violoncello) spielt Werke von Robin Hoffmann und Hans Werner Henze. ..."

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Dieser Beitrag und folgende Antworten von Amfortas und mir aus dem allgemeinen Hör-Thread kopiert:

    Vorhin gehört - zum zweiten Mal das Werk überhaupt:

    Tristan - Klavierkonzert von Hans Werner Henze

    So eigenwillig wie meines Erachtens schon recht heterogen, was das Material betrifft. Vielleicht liegt er auch nur an mir, dieser Eindruck. Die Werkidee muss ich nicht zwangsläufig nachvollziehen können - bei Musik ja keine Seltenheit, wenn es nicht gerade die Alpensinfonie ist, also blanker Naturalismus. Auf alle Fälle gepflegter Ästhetizismus, späterer Henze eben.

    Amfortas schreibt kurz darauf:

    Bezieht das sich auf Henzes 2. Konzert für Klavier + Orchester oder auf seinen Tristan ? Letztere Notenquälerei (also Tristan) halten meine Löffel bisher mit für seine gelungenste Mucke (sonst sind die nicht so der ganz große Henze-Nerd) ... inzwischen hatten auch Igor levit und FWM mit den Wienern dieser Chose sich angenommen ...

    Nochmals meine Antwort:

    Ich beziehe mich auf den Tristan. Das zweite Konzert finde ich auch bedeutender; es ist schlicht kohärenter gestaltet. Da komme ich mit Amfortas zusammen - welche Überraschung - 8) :)

    EDIT: Ach so! Du findest den "Tristan" bedeutender. Macht gar nichts. Erstens kann ich den noch ein paar Mal hören und besser hineinfinden. Zweitens wirst Du gegen das noch längere zweite Konzert ja auch nichts haben. Beim ersten Hören vor Jahren konnte ich nur wenig mit diesem Konzert anfangen. Das hat sich mit dem zweiten, dritten, vierten Hören - könnte der aktuelle Stand sein - geändert.

    Übrigens besitze ich auch noch die Einspielung mit Rolf Plagge, mit der ich auch das Werk kennengelernt habe. So richtig verglichen habe ich aber noch nicht.

    Dass Du, Amfortas, eine gewisse Distanz zu Henze hegst, wundert mich nun nicht. Er ist ein echtes Chamäleon gewesen und letztlich hat der Schöngeist gesiegt und vielleicht auch der Großkomponist ...

    Seit ich den Henze-Tristan kenne, wird mir allerdings klarer, warum dieser Beinahe-Schlüsselroman von Hans-Ulrich Treichel so heißt, nämlich Tristanakkord ... Vorher, muss ich gestehen, habe ich den Zusammenhang gerade wegen des Romantitels eigentlich nicht verstanden. Dass es aber um niemanden anderen als Henze geht, das muss man sich nicht denken, aber das kann man sich denken, und schnelle Information im Netz - oder vorher schon in der Zeitung - klärt es endgültig.

    Naja - könnte natürlich auch Germanisten-Propaganda sein ...

    :) Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

    Einmal editiert, zuletzt von andréjo (16. November 2022 um 12:50)

  • Auch bei mir gestern der Tristan. Der Erinnerung nach zum ersten Mal bewusst gehört. Da ist ja einiges los in dem Stück, fand ich ziemlich faszinierend.

    Zum Ausklang

    Henze

    Streichquartett Nr. 3

    Arditti Quartet

    sehr dichte Textur

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Meine Lauscherchen zogen sich den brandneuesten Mitschnitt-String von Henzes Tristan. Préludes für Klavier, Tonbänder und Orchester (1973) rein.

    ORF Radio-Symphonieorchester Wien,
    Igor Levit, Klavier
    Dirigentin: Marin Alsop
    aufgenommen am 23. März 2023 im Großen Musikvereinssaal in Wien

    Zugegeben: Manche Notenquäler - aus selbiger Generation wie Henze (Luigi Nono, Gottfried Michael Koenig, Franco Evangelisti) fabizieren ihre Mucken vergleichsweise unkonzillianter, härter, weniger kommunikativ; besonders Evangelisti verknappt-lakonischer ...

    Dennoch finden meine Lauscherchen Henzes Tristan-Preludes bisher als eines seiner fetzigsten; sogar seine fetzigste Mucke. Neo-Mitschnitt von Oe1 bekräftigt Feeling.

    Einerseits gespickt mit cantablen, scheinbar vertrauten Gesten, Motiven, Momenten (die easy identifizierbaren Zitate von Brahms, Wagnerei darin sind nicht damit gemeint), die dennoch genug was in die Fresse kriegen, sodass vorgebliche Vertrautheiten dann fremdelnd bis trügerisch rüberkommen, sodass geneigte Löffel genötigt werden, Henzes geile Tristan-Mucke vorherrschend als Demontage von schönem Schein sich einzuschmeißen bzw. ihre eigenen Abbrüche als ihre Gestaltung zu erfahren ...

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

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