Verdi: "Macbetto" - Oper Leipzig, 11.11.2012 (Premiere: 10.12.2011)

  • Verdi: "Macbetto" - Oper Leipzig, 11.11.2012 (Premiere: 10.12.2011)

    Die Oper Leipzig gehört zu den räumlich grossen Häusern der Republik und es wäre ihr zu wünschen, dass endlich stabilere Verhältnisse einkehren, damit Leipzig nicht mehr mit dem Theater hinter den Kulissen – Mittelkürzungen hier, an Kultur desinteressierte Politiker da, fliegende Wechsel in der musikalischen Leitung des Hauses, auch der Intendantenstuhl wackelt hin-und-wieder – für mehr Schlagzeilen sorgt, als mit den Produktionen des Hauses.

    Beim Personalkarussell hat es zuletzt den leitenden Regisseur des Hauses erwischt: Peter Konwitschny wurde vom GMD (der in Personalunion auch der Intendant ist) Ulf Schirmer der Stuhl vor die Tür gesetzt.

    Konwitschny, der mit einem ursprünglich für Frankfurt geplanten Gluck-Zyklus in Leipzig nicht richtig überzeugen konnte, brachte vor etwa einem Jahr, am 10.12.2011 gemeinsam mit dem Bühnenbildner Jörg Kossdorf und der Kostümbildnerin Michaela Mayer-Michnay eine Neuinszenierung (in Koproduktion mit der Oper in Tokyo) der Oper „Macbetto“ von Giuseppe Verdi heraus – und diese Inszenierung zeigt Konwitschny frisch und unverbraucht, wie man das von ihm gewohnt ist. Dass Konwitschny dabei immer die Musik im Blick hat und seine Personenführung eng an dieser ausrichtet, soll hier gleich positiv vermerkt werden.

    Am linken Bühnenrand steht den ganzen Abend über eine Schiefertafel, auf der die Hexen ihre Opfer mit Strichen zählen. Zu Beginn sind es 16, am Ende des Abends hat sich die Zahl auf stattliche 25 erhöht. Das erste Bild zeigt eine in die Jahre gekommene Hexenküche mit Rauchfang, Wasserboiler und Kühlschrank. Die Hexen, ein buntes Volk mit Kopftüchern und schnabelartigen Nasen, strömen herein, teilweise mit Besen in der Hand und Vögeln oder Katzen auf den Schultern – und sie tun das auf jene Art und Weise, wie Hexen dies nunmal tun: durch den Rauchfang, durch den Kühlschrank und das Fenster oder den Boiler. Die Stimmung ist gut nach einem erfolgreichen Arbeitstag, aber noch ist nicht Feierabend.

    In soldatischem Outfit kommen Banco und Macbetto in die Küche, die Waffe in der Hand und die Frauen verstecken sich zuerst, um den Besuch zu beobachten. Dann prophezeien sie den beiden die Zukunft. Prompt wird der Sekt im Glas zu Blut und Blut gibt es dann in dieser Inszenierung reichlich, aber nicht im ursprünglichen Aggregatzustand: es gibt das Blut als Pulver oder Blättchen. Die Hexen rücken immer wieder an, um mittels entsprechendem Vorrat und mitgeführtem Industriestaubsauger den kostbaren Saft zu versprühen, wenn mal wieder einer hingemeuchelt wurde – oder wenn, wie hier in der Küche, aufgeräumt werden muss.

    Der zweite Schauplatz der Handlung zeigt eine runde, angeschrägte Fläche mit einem Bett darauf, dahinter geben grosse Panoramafenster den Blick auf eine blau-schimmernde Berglandschaft frei. Es dauert nicht lange, bis die Hexen auf der Szene auftauchen und schnell ist klar, die Lady Macbetto ist einer der ihren – genauso übrigens, wie auch deren Kammerfrau. Eine Hexe reicht der Lady den Schlaftrunk für die Bodyguards des Königs – der tanzt samt Begleitung recht infantil herein, macht es sich inklusiver der Leibwächter im Ehebett bequem und wird im Schlaf ermordet. Mit roten Handschuhen an den Händen zeigt sich zuerst Macbetto, kurz darauf dann auch dessen Frau. Das Blut, das an ihren Händen haftet, ist plakativ sichtbar. Zum Finale des ersten Aktes regnet es dann Blutflocken vom Schnürboden herunter.

    Die Mörder, die Banco und seinen Sohn töten sollen, sind eine Gruppe Männer in schwarzen Anzügen und Mänteln, sie haben Grabsteine mitgebracht und passende Särge für Vater und Sohn. Der Kleine merkt erst spät, dass das kein Spiel ist, kann aber fliehen, während Banco im Sarg landet. Kurzerhand werden weisse Tischdecken über die Särge gebreitet, dann wird gefeiert – die Mörder und Hexen bilden die Festgesellschaft, die Lady lenkt mit einem Trinklied ab, das in einen halben Striptease mündet. Leider stört Bancos Geist die Festlichkeiten. Der steigt aus seinem Sarg und legt Macbetto die roten Handschuhe an, umarmt ihn und geht ab. Alle wissen, was gespielt wird, alle ziehen sie sich rote Handschuhe über – nur Macduffo nicht, der von der Menge bedrängt wird. Macduffo flieht.

    In der Hexenküche geht es hoch her: ein riesiger Schnellkochtopf wird mit erbeuteten Gegenständen befüllt: ein Computer, komplett mit Mouse und Keyboard, eine Dose mit Strahlenmüll, ein Maschinengewehr, z. B., umrühren – Blutfontänen schiessen in Form der bekannten Blättchen hervor. Macbetto wird mit Prophezeiungen in Angst und Schrecken versetzt. Auf einem weit nach oben gefahrenen Friseurstuhl wird ihm die Ahnenfolge des Banco als Schattenspiel vorgeführt – und da bleibt keine Tötungsart für die Konkurrenz um die Macht ausgespart: erdrosseln, erschiessen oder auch Strom kommen da zur Anwendung. Ein Bild später erschiesst Macbetto gemeinsam mit seiner Frau die Menschen, die auf der Flucht sind, darunter die Kinder des Macduffo. Bevor der seine Klagearie singt, hat der Chor Gelegenheit sehr ruhig, den Blick in den erleuchteten Zuschauerraum gerichtet, fein nuanciert, seine Klage zu formulieren.

    Die Lady singt ihre Wahnsinnsszene im von den Hexen vorbereiteten Wald. Noch einmal schafft sie es, die roten Handschuhe abzustreifen, aber auch ihre Hände sind mittlerweile rot von Blut und nicht mehr zu säubern. Es kommt zum Showdown zwischen Macbetto und Macduffo. Malcolm, der Sohn des getöteten Königs Duncan, wird gekrönt und noch einmal wechselt die Szene in die Hexenküche. Über ein altes Radio hören die Frauen die letzten Takte des Abends, alles hat geklappt – Feierabend.

    Konwitschny ist ein ausgesprochen unterhaltsamer Abend gelungen, der nie durchhängt und der auch nie die Handlung aus dem Blick verliert. Schön, wie mit kleinen Requisiten, wie z. B. den roten Handschuhen oder einer Krone, gespielt wird, überzeugend vor allem die Chorführung – wobei einige der Herren in der besuchten 6. Vorstellung der Produktion, es an darstellerischem Engagement fehlen lassen. Das lässt sich von den Chordamen nicht sagen – die sind mit sichtbarer Freude bei der Sache und haben, vor allem im ersten Teil, auch sängerisch die spitze Nase vorn (Choreinstudierung: Alessandro Zuppardo).

    Die Premiere vor Jahresfrist dirigierte GMD Schirmer, heute stand Matthias Foremny am Pult und bot eine hörenswerte Leistung mit dem Gewandhausorchester. Neben ordentlich herausgearbeiteten Passagen z. B. bei den Holzbläsern und den Streichern, gab es dramatische Akzentsetzungen ohne Pathos, neben Stellen mit angezogenem Tempo gab es solche, wo der Musik die Gelegenheit zum breiten Ausschwingen gegeben wurde, die Dynamik durchmass das gesamte Spektrum und beeindruckte in den ganz zurückgenommenen Passagen sehr. Dass nicht alles reibungslos funktionierte, soll nicht verschwiegen werden und mancher Sänger oder manche Sängerin hat eben auch eine etwas eigenwillige Vorstellung von der Wiedergabe der interpretierten Rolle.

    Amarilli Nizza, die Lady in Leipzig, verfügt über einen harten, unruhigen und nicht immer hinreichend durchschlagskräftigen Sopran. Manches verrutscht der Sängerin, die Tiefe wirkt nicht organisch integriert, Einsätze kommen unsauber, das ist die eine Seite – die andere zeigt eine Sängerin, die beispielsweise in der Wahnsinnsszene erkennen lässt, dass sie sehr wohl ökonomisch klug mit ihrer Stimme umgehen kann – wäre da nicht noch die tückische Schlusspassage, die auch bewältigt werden will.

    Bariton Anooshah Golesorkhi in der Titelpartie geht mit angegriffener Höhe ziemlich rüde zur Sache, Wohlklang bei Verdi sieht anders aus. Das gilt auch für Tenor Gustavo Porta als Macduffo, der seiner Einheitstongebung bei stets gleichbleibender Lautstärke keine Differenzierungen mit geben konnte. Blass James Moellenhoff als Banco.

    Darstellerisch bleibt manches bemüht, anderes – wie die Armchoreographie des Tenors – dürfte so vom Regisseur nicht vorgesehen gewesen sein, dennoch macht der Abend Spass und Leipzig ist zu wünschen, dass auch zukünftig solche Produktionen den Spielplan bereichern werden.

    Der Kunst ihre Freiheit

  • Also wieder ein Jubelbericht über den täglichen Regietheater-Quark:
    "ein riesiger Schnellkochtopf wird mit erbeuteten Gegenständen befüllt: ein Computer, komplett mit Mouse und Keyboard, eine Dose mit Strahlenmüll, ein Maschinengewehr"
    Ich dachte, es geht um Macbeth? Dann ist das OT.
    :mlol:
    Bitte löschen. Es ist sterbenslangweilig.


    Ja bitte....
    Zitat von TB


    Es ist sterbenslangweilig.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Also wieder ein Jubelbericht über den täglichen Regietheater-Quark:
    "ein riesiger Schnellkochtopf wird mit erbeuteten Gegenständen befüllt: ein Computer, komplett mit Mouse und Keyboard, eine Dose mit Strahlenmüll, ein Maschinengewehr"
    Ich dachte, es geht um Macbeth? Dann ist das OT.
    :mlol:
    Bitte löschen. Es ist sterbenslangweilig.

    Ach, wie puttzig! Endlich hat jemand durchschaut, wer Macbeth wirklich war, und wofür er steht. :juhu:

    Bitte die beiden letzten Beiträge löschen. Sie sind nichts als eitle Selbstdarstellung off topic.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Ach, wie puttzig! Endlich hat jemand durchschaut, wer Macbeth wirklich war, und wofür er steht. :juhu:

    Bitte die beiden letzten Beiträge löschen. Sie sind nichts als eitle Selbstdarstellung off topic.

    :wink: Rideamus


    Bislang sind wir noch am Thema.
    Dass Computer in Macbeth vorkommen, musst Du mir mal plausibel machen.
    :wink:

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Zitat von putto

    Dass Computer in Macbeth vorkommen, musst Du mir mal plausibel machen.

    Ich empfehle, einfach mal den Eingangsbeitrag gründlicher zu lesen:

    Zitat von Alviano

    Dann prophezeien sie den beiden die Zukunft.

    Zitat von Alviano

    Macbetto wird mit Prophezeiungen in Angst und Schrecken versetzt.

    Da sind die Computer in meinen Augen eine naheliegende Idee.

    Tharon

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