Lebendiger, innovativer Jazz - ein Auslaufmodell? Oder neue Blüte risikoreicher Jazzformen an allen Ecken und Enden?
"Jazz is not dead, but it smells not very funny" - so der bekannte, viel zitierte Frank Zappa-Spruch vor einem halben Jahrhundert. Er hat Frank Zappa nicht daran gehindert, sich immer wieder bei dem durchaus lebendigen Jazz seiner Zeit zu bedienen und aus der lebendigen Jazz-Szene einen guten Teil seiner Musiker zu rekrutieren.
Dass der Jazz totgesagt wird, ist nichts Neues. So auch jüngst wieder der Tenor in einigen Artikeln in der SZ und der Zeit? Aber gibt es wirklich keinen oder weniger risikoreichen, neugierig neue Formen ausprobierenden Jazz mehr oder findet er nur, besonders in Deutschland, nicht mehr in in den etablierten Medien statt? Dass neue Entwicklungen von der etablierten Jazzkritik, falls es so etwas in Deutschland überhaupt noch gibt, verschlafen werden oder von alt gewordenen Kritikern und Hörern entweder ignoriert oder abgeleht werden, ist ja auch nichts Neues. Ignoranz und eine "Jazzpolizei", die alles, was nicht mehr ihren Projektionen von "ehrlichem" Jazz entspricht, - das ist doch kein Jazz mehr? - ablehnt, ergänzen sich, scheints, nur zu gut.
Ist alles im Jazz schon ausprobiert worden? Ist Jazz museal geworden? Scheuen die Jazzer heute allesamt das Risiko? Schielen Jazzer heute gar nach - igitt - kommerziellem Erfolg? - Kommt guter, oder gar "ehrlicher", "authentischer" Jazz nur aus der Armut und dem Drogensumpf? Was ist eigentlich "ehrlicher" Jazz? Ist Jazz als Kunstmusik von heute überwiegend studierten Akademikern langweilig, tot oder "verkopft"? Stirbt das Jazzpublikum aus? Oder, will es nur noch Pop-Jazz-Stimmchen hören? Wie überlebt Jazz in einer Welt nahezu restloser Kommerzialisierung? Kann Jazz gar noch subversiv sein? Blüht gar lebendiger, innovativer Jazz, der kein Risiko scheut, heute an allen Ecken und Enden der Welt, so wie schon seit Jahren nicht mehr? Stehen wir vielleicht gar vor einer neuen Blüte höchst lebendiger Jazz-Szene-Landschaften wie zuletzt zu Zeiten des "New Thing" der späten 50er oder der "Fire Music" um '68?
Matthias