JANÁČEK- Příhody lišky bystroušky (Das schlaue Füchslein)
Als große Janacek-Verehrerin kann ich natürlich nicht damit leben, dass hier bisher nur ein Opern-Faden zu ihm existiert, den der gute Areios hier eröffnet hat.
Warum nicht chronologisch vorgehen, dachte ich mir zuerst und halte mich doch nicht dran. Natürlich liebe ich alle Janacek-Opern abgöttisch und könnte (und muss es zum Glück ja auch nicht) mich nie für eine einzige entscheiden, aber sozusagen mit Pistole auf der Brust würde ich doch noch das Füchslein nennen und deswegen dieser Faden zuerst.
Vielleicht lasse ich andere folgen oder andere Janacekianer im Forum starten welche, was ich äußerst begrüßen würde.
Die Oper "Příhody lišky bystroušky (Das schlaue Füchslein)" basiert auf dem 1920 erschienen Märchen "Liška Bystrouška (Abenteuer des Füchsleins Schlaukopf)" des tschechischen Schriftstellers Rudolf Těsnohlídek und erzählt eine pantheistische Fabel über ein eine Füchsin, die von einem Förster als Jungtier im Wald eingefangen wird, auf dessen Hof aufwächst, eines Tages jedoch fliehen kann und im Wald auf einen Fuchs trifft um mit ihm eine Familie zu gründen. Die Parallelgeschichte handelt von den Menschen, speziell dem Förster und seinen beiden Freunden, dem Dorflehrer und dem Pfarrer. Sie alle stehen in der einen oder anderen Beziehung zu einem Zigeuner-Mädchen namens Terinka. Die Füchsin und Terinka scheinen auf seltsame Art verbunden, die Männer sehen Terinka, wenn sie der Füchsin begegnen. Eine Metapher für Anziehung, Leidenschaft, Freiheit und dafür, dass das Mädchen nicht festzuhalten ist.
Als der Förster nach längerer Zeit wieder durch den Wald streift, begegnet er dem Geflügeldieb und Herumtreiber Háraschta, der ihm verkündet, dass er Terinka heiraten wird. Als die Füchsin mit ihren inzwischen geborenen Kindern in dessen Nähe herumstreicht um eines seiner Hühner zu stehlen, erschießt Háraschta die Füchsin (aus ihrem Fell wird bezeichnender Weise ein Muff für Terinka). Der Wald und seine Tiere trauern um die Füchsin, doch gleichzeitig geht das Leben weiter, die Kinder der Füchsin leben weiter und werden wachsen und selbst Kinder zeugen. Der Kreis des Lebens kennt kein Ende.
Nicht nur wegen dieser Botschaft ist diese Oper wunderschön, vor allem die Musik des Waldlebens gehört zum Lyrischtem und Berrückenstem, was Janacek komponiert hat. Die Handlungsebene der Menschen hat Janacek in seinem Werk allerdings stark eingekürzt und nur mehr in Andeutungen belassen (Terinka tritt kein einziges Mal auf), seine ganze Konzentration richtet sich vornehmlich auf das Tierreich, dass der Menschenweld als positiver Spiegel vorgeführt wird. Interessanter Weise muss dabei auch betont werden, dass einige Singstimmen ausdrücklich so besetzt wurden, dass "Tierrolle" und "Menschenrolle" vom gleichen Sänger gesungen werden sollen, umso so die Verstrickung, aber auch Parallelität herauszustreichen; der Dachs und der Pfarrer, die Mücke und der Dorflehrer, die Eule und die Försterin. Schon die Eingangsmusik der Oper führt den Hörer tief in einen Wald hinein, wo die Natur noch im Einklang, unberührt und geheimnisvoll ist. Überhaupt sind die Waldszenen einige der eindringlichsten, die größte Steigerung ist erreicht beim Hochzeitsreigen der Füchse an dem der ganze Wald beteiligt ist.
So wie die ganze Oper eine symbolische Parabel auf das Wirken der Natur und des Lebens selbst ist, so sind die Figuren in ihren Wechselwirkungen Symbole für ihre jeweilige Welt, die immer wieder divergieren. Nur die Füchsin und der Förster können am Ende aus dieser Divergenz heraustreten und Teil eines Ganzen werden.
Die Uraufführung der Oper erfolgte am 6. November 1924 in Brünn. In Deutschland wurde lange die von Max Brod geschaffene deutsche Text-Fassung gespielt, die allerdings dramaturgisch um einiges von der Originalfassung abweicht, da Brod versuchte Zusammenhänge, die die tscheschischen Leser aus Těsnohlídeks Buch kannten, auch den deutschen Hörern nachvollziehbar zu machen. Max Brod nannte das Werk „Traum von der Ewigkeit der Natur und Liebeslust“.
In Hans Hollanders Janacek-Biografie liest sich folgendes :
ZitatDer hellsichtige Sinnesmensch Janacek ergeht sich hier in einem reizvollen Spiel der Übergänge [...] Die Schatten des Dunklen, Animalischen reichen hinüber in die Tagsphäre des Offiziellen und Menschlichen [...] alle werden hineingezogen in das geheimnisvolle Dämmerlicht des Eros, dem jedes Wort der Handlung und jeder Takt der Musik gehorcht. Nirgends ist Janacek so frei, so sher er selbst wie in dieser Oper [...] Mit einer heiteren Unbefangenheit und seinem tiefen Glauben an die Einheit alles Geschaffenen legt hier Janacek sein Bekenntnis zum Großen Pan ab.
Hollander geht sogar so weit, die Füchsin als Sinnbild des ewigen Weiblichen zu bezeichnen.
Janacek selbst hielt das Füchslein für sein bestes Werk.
Referenz-Aufnahme :