amazon, jpc, ebay, 2001 & Co.: Erfahrungen positiver und negativer Art


  • Da bin ich allerdings auch froh, weil ich das eine gute Sache finde...wozu das führen kann, wenn man die abschafft, kann man am britischen Beispiel gut sehen, aber das ist OT.


    Ich fände es sogar gut, wenn wir auch für Tonträger solch eine Preisbindung hätten. Was für seltsame Blüten es treiben kann, dass sie da fehlt, haben wir vor einigen Monaten im Thread über CD-Geschäfte ja schon besprochen.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Das mag stimmen, aber ist es notwendig, dass ich als Kunde "der Thematik gerecht werde"? Ich kann die Überlegungen von music lover gut nachvollziehen. Die Arbeitnehmer, die Unternehmer, alle haben natürlich bestimmte Interessen. Als Kunde habe ich das Interesse, dass meine Bestellung zuverlässig und zügig bearbeitet wird und das ich keine Apothekenpreise bezahlen möchte. Für deutsche Bücher gibt es da immerhin die Buchpreisbindung, die ein bestimmtes Buch für mich als Käufer bei Amazon, jpc, Thalia oder dem lokalen Buchhändler das gleiche kosten lässt.
    Um diese Interessen mitzubedenken, brauche ich keine Worthülsen wie "ökonomisch fundierte Grundkonzeptionen des realen Wirtschaftslebens". Dass ich als Kunde ordentliche Preise und ordentlichen Service haben möchte, ist so gesehen auch eine "ökonomisch fundierte Grundkonzeption des realen Wirtschaftslebens".


    So einfach kann man die Welt sehen. Gesellschaftliche Verantwortung: mir doch egal. Ich habe das Recht, da zu kaufen, wo es am billigsten ist. Egal, wie und warum die Preise zustande kommen. Lidl, Gammelfleisch, Amazon...

    Das eigentliche Problem ist wohl eher, dass diese Entwicklung so global verbreitet ist, dass man als einzelner kaum etwas dagegen ausrichten kann. Aber sollte nicht so tun, als wäre das alles nicht existent und wir dafür nicht verantwortlich. Dass es keine lokalen CD-Händler mehr gibt, liegt auch an unserem Konsumverhalten. "Lokale" Buchhändler überleben nur noch als Großketten, wenn überhaupt.

    Noch ein Nachtrag: Heute hat Amazon konkret erklärt, etwas an den in der ARD-Sendung aufgezeigten Bedingungen zu verbessern. Das ist lobenswert. Aber es liegt daran, dass deren Image stark angekrazt war und im Internet einen Shit-Storm ausgelöst hat. Hätte das keine Sau interessiert, hätte sich wahrscheinlich auch nichts geändert.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Kann sich eine Kultur beklagen, die sich dadurch verändert, dass eine "Geiz ist geil"-Mentalität vorherrscht?


    Ich halte wenig von dieser Früher-war-alles-besser-Stimmung, deshalb frage ich mal: Meinst du tatsächlich, vor dreißig oder vor sechzig Jahren haben die Menschen weniger auf den Preis geguckt als heute. Da gab es noch nicht die Auswahl, die wir jetzt haben, und damit nicht den Konkurrenzdruck für die Anbieter, aber knickerig war mein Großvater auch schon.

    Natürlich kann music lover sein Buch über amazon kaufen, darf sich aber dann nicht beschweren, wenn langfristig gut sortierte und kompetent geführte Buchläden aus den Innenstädten verschwinden und nur Thalia-Shops sich halten können.


    Das wird er sicher wissen, das ist nämlich eine Binsenweisheit. Bei den meisten Büchern spielt es preislich ja auch keine Rolle, wo man kauft. Eine Bestellung aus England ist da ein Sonderfall. Und in diesem Sonderfall hat niemand Amazon als Importeur mit den "gut sortierten und kompetent geführten Buchläden aus den Innenstädten" verglichen, sondern mit dem anderen deutschen Versand-Riesen.

    2. Weil ihnen amazon sofort auf's Dach steigen würde, bekämen die mit, dass ich CDs günstiger als sie vertreiben würde.


    Tschabrendeki hat vorhin ein Beispiel gezeigt, bei dem Amazon nicht der günstigere Anbieter ist. Ich denke, wir kennen alle weitere Beispiele, wo das genauso ist. Bei den meisten Artikeln tun sich Amazon, jpc und die großen Ketten nicht viel. Mal ist der eine ein paar Euro teurer, mal der Andere.

    Gesellschaftliche Verantwortung: mir doch egal. Ich habe das Recht, da zu kaufen, wo es am billigsten ist. Egal, wie und warum die Preise zustande kommen. Lidl, Gammelfleisch, Amazon...


    Davon war in den letzten Einträgen keine Rede. Aber vielleicht hat dir das Schimpfen ja einfach gut getan. Geht mir auch manchmal so. ;+)

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  • M.E. hat man als Kunde einen Anspruch auf "Arbeitsteilung". Um für vernünftige Gesetze, deren Einhaltung und entsprechende Transparenz zu sorgen haben wir öffentliche Einrichtungen. Wir haben Lebensmittelämter, Gewerbeaufsichtsämter, Kartellbehörden, Zollfahndung usw. Wofür zahle ich eigentlich Steuern?
    Es kann nicht jeder vor jeder Kaufentscheidung erst 10 websites checken, ob die Ware auch "clean" ist. Dafür gibt es genau solche Einrichtungen wie die genannten. Wenn die versagen oder Gesetze zu lasch sind, muss man erst einmal das ändern.
    Dann kann man immer noch an Gewissen, Spätfolgenbewusstsein usw. der Kunden appellieren. Ein Kunde kann jedoch kaum je überblicken, ob ein auffällig niedriger Preis auf Ausbeutung beruht, oder aber ein Lockvogelangebot oder eine Reduktion aufgrund Lagerräumung ist. Dinge ändern sich auch ziemlich schnell. Vor 15 Jahren war Apple ziemlich sicher "sauberer" als heute, billig sind deren Produkte immer noch nicht. Zwar kann man recht sicher sein, dass ein Billig-T-shirt aus dem sweatshop stammt, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass das zehnmal so teure mit einem edleren Etikett nicht aus dem sweatshop nebenan stammt usw.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Davon war in den letzten Einträgen keine Rede.


    Das sehe ich allerdings anders.

    Natürlich sind für "Machenschaften" der Unternehmen (schlechte Mitarbeiterbedingungen bzw. -ausbeutung; schlechte Qualität von Lebensmitteln (von den Tieren in der Massenproduktion mal ganz zu schweigen)...) die Unternehmen selbst verantwortlich. Allerdings ist es eine "Binsenweisheit", dass in unserem (dem weltweiten) Wirtschaftssystem, Nachfrage entscheiden das Angebot beeinflusst. Natürlich ist der Verbraucher, der Fleisch kauft, das billiger als Brot ist, nicht unmittelbar "schuldig" an den legal und insbesondere ethisch grenzwertigen Machenschaften der Unternehmen. Aber letztlich ist es ein Korollar des Kapitalismus.

    Dies alles ist in diesem Faden zwar nur indirekt on-topic, aber ich finde, in einem "Kulturforum" sollte es auch möglich sein, solche elementar wichtigen Prozesse zu diskutieren. Jedenfalls sollte man eine "Verharmlosung" dieses Themas nicht kommentarlos stehen lassen.

    maticus

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    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
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                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Das sehe ich allerdings anders.


    Ich habe es natürlich auch überspitzt formuliert. Natürlich war von den Verhältnissen der Preise verschiedener Anbieter die Rede und natürlich ist der Weg vom günstigsten Versandhandel (der Amazon keineswegs immer ist) zu Billigfleisch, Leiharbeit und anderen Skandalen nicht weit. Der Preis ist aber nur einer aus einer ganzen Reihe von Faktoren, die die Kaufentscheidung beeinflussen und es war hier nie die Rede davon, immer einfach da zu kaufen, wo es am günstigsten ist. Dabei bleibe ich auch und das sehe ich weiterhin so.

    Natürlich sind für "Machenschaften" der Unternehmen (schlechte Mitarbeiterbedingungen bzw. -ausbeutung; schlechte Qualität von Lebensmitteln (von den Tieren in der Massenproduktion mal ganz zu schweigen)...) die Unternehmen selbst verantwortlich.


    Es sind die Unternehmen dafür verantwortlich und der Staat, dessen Gesetze so etwas zulassen. Amazon nutzt die Freiheiten, die der Gesetzgeber ihm lässt. Kater Murr hat völlig recht: Wofür haben wir denn die ganzen staatlichen Institutionen, wenn sie so kläglich versagen oder wenn sie der Wirtschaft lieber ihre Freiheiten lassen wollen!?

    Allerdings ist es eine "Binsenweisheit", dass in unserem (dem weltweiten) Wirtschaftssystem, Nachfrage entscheiden das Angebot beeinflusst. Natürlich ist der Verbraucher, der Fleisch kauft, das billiger als Brot ist, nicht unmittelbar "schuldig" an den legal und insbesondere ethisch grenzwertigen Machenschaften der Unternehmen.


    1. Das wissen inzwischen vermutlich fast alle Käufer. Der astronomische Anstieg, den die Verkaufszahlen von Bio-Produkten in den letzten Jahren vorgenommen haben, die Ausbreitung von Bio-Supermärkten, der Druck zu Gesetzen gegen Käfighaltung bei Hühnern, die häufigen öffentlichen Diskussionen über Ethik und Konsum sprechen da eine deutliche Sprache.
    2. Wenn wir (nein, nicht "wir", unser Gestzgeber und seine Institutionen) es zulassen, dass immer mehr Unternehmen eine immer heftigere Ausbeutung von Arbeitskräften immer selbstverständlicher in ihre Geschäftspraxis einbeziehen, ist das logische Ergebnis, dass es immer mehr Menschen gibt, die auf möglichst billige Lebensmittel etc. angewiesen sind. Die Leiharbeiter von Amazon und viele, viele andere Arbeitnehmer können sich die Auswahl zwischen dem Billigbrot vom Discounter und dem handwerklich produzierten Bio-Produkt schlicht nicht leisten. Da heißt es hier dann "Ach, erst kommt, das Fressen, dann kommt die Moral?" - aber von solchen Sprüchen wird auch keiner satt.

    Dies alles ist in diesem Faden zwar nur indirekt on-topic, aber ich finde, in einem "Kulturforum" sollte es auch möglich sein, solche elementar wichtigen Prozesse zu diskutieren. Jedenfalls sollte man eine "Verharmlosung" dieses Themas nicht kommentarlos stehen lassen.


    Da stimme ich dir aus vollem Herzen zu! Deshalb bitte ich auch die Moderation ausdrücklich, diese Diskussion einfach weiterlaufen zu lassen.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Das wird er sicher wissen, das ist nämlich eine Binsenweisheit. Bei den meisten Büchern spielt es preislich ja auch keine Rolle, wo man kauft. Eine Bestellung aus England ist da ein Sonderfall. Und in diesem Sonderfall hat niemand Amazon als Importeur mit den "gut sortierten und kompetent geführten Buchläden aus den Innenstädten" verglichen, sondern mit dem anderen deutschen Versand-Riesen.

    Natürlich könnte ich zu meinem Buchhändler um die Ecke gehen und dem sagen, ich hätte gern das Buch "The Works of Ralph Vaughan Williams" von Michael Kennedy. Was wird der mir mit 100 %iger Sicherheit antworten? "Haben wir nicht, das müsste ich bestellen". Und dann kann ich warten. Und nochmals warten, bis es ihm aus England angeliefert wird. In diesem Fall hätte ich das Buch aber gern sofort, weil ich mich momentan intensiv mit Ralph Vaughan Williams befasse und deswegen jetzt, nicht erst in zwei Wochen, darin lesen möchte. Amazon liefert mir dieses Buch morgen aus, obwohl ich es erst gestern spätabends bestellt habe. Das kann mir, soweit ich das recherchiert habe, niemand sonst bei diesem speziellen Titel bieten.

    Kann sich eine Kultur beklagen, die sich dadurch verändert, dass eine "Geiz ist geil"-Mentalität vorherrscht?

    So einfach kann man die Welt sehen. Gesellschaftliche Verantwortung: mir doch egal. Ich habe das Recht, da zu kaufen, wo es am billigsten ist. Egal, wie und warum die Preise zustande kommen. Lidl, Gammelfleisch, Amazon...

    Zur "Geiz ist geil"-Frage: ich empfinde mich nicht als geizig, wenn ich 29,00 Euro für ein Taschenbuch (wenn auch mit 464 Seiten, aber es bleibt ein Taschenbuch) bezahle. Das jetzt mit Gammelfleisch und Lidl zu vergleichen, ist abwegig. Da ich das Buch neu, nicht second hand bestelle, bekommt der Autor wohl auch ein bisschen was von meinen 29,00 Euro ab, was ich ihm von Herzen gönne. Was ich allerdings nicht einsehe, ist einen Mondpreis von 54,14 Euro für ein Taschenbuch zu bezahlen, wie ihn jpc verlangt, zumal Thalia mir bei gleicher Lieferzeit (1-2 Wochen) immerhin einen Preis von 37,30 Euro anbietet:
    "http://www.thalia.de/shop/de_buch_s…1&jumpId=144826"
    Bei buecher.de sind es übrigens (bei einer ausdrücklich angekündigten Lieferzeit von über vier Wochen!) 44,95 Euro:
    "http://www.buecher.de/shop/musik/the…od_id/21310029/"

    Wenn Thalia mir einen halbwegs akzeptablen Preis anbieten kann, ohne über den von Algabal beschriebenen firmeninternen direkten Draht nach England zu verfügen, warum können das dann die beiden anderen (Groß-)Anbieter nicht?

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Eine Bestellung aus England ist da ein Sonderfall. Und in diesem Sonderfall hat niemand Amazon als Importeur mit den "gut sortierten und kompetent geführten Buchläden aus den Innenstädten" verglichen, sondern mit dem anderen deutschen Versand-Riesen.

    der aber a) im Vergleich mit amazon eine gaaaaanz kleine Klitsche ist, b) Buchhandel nur als Nebengeschäft betreibt und daher sicherlich über kein allzusehr und erst recht nicht vergleichbar entwickeltes Bezugsnetz verfügt (das ist etwa bei Thalia anders - die werden zumindest einen Grossisten haben, der engl. Titel besorgt und damit schmelzen schon mal die Versandkosten und sowas ein) und c) eben keine Ableger in USA oder UK hat, die in ganz anderer Größenordnungen bei den anglo-amerikanischen Verlagsclustern bestellen und damit entsprechende Rabatte aushandlen können.

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Es sind die Unternehmen dafür verantwortlich und der Staat, dessen Gesetze so etwas zulassen. Amazon nutzt die Freiheiten, die der Gesetzgeber ihm lässt. Kater Murr hat völlig recht: Wofür haben wir denn die ganzen staatlichen Institutionen, wenn sie so kläglich versagen oder wenn sie der Wirtschaft lieber ihre Freiheiten lassen wollen!?


    Aber es ist ja nun ebenso eine Binsenweisheit, dass der Staat hier versagt bzw. oft bei solchen Dingen absichtlich blind ist. Wir wissen doch, dass wir vom Geld regiert werden. Die Politik reagiert nur noch. Das wahre Sagen haben die "Börse" und die Ratingagenturen. Die Börse habe ich in Anführungszeichen gesetzt, denn es ist ja inzwischen ein rein virtuelles Objekt. Gestern wurde bei ttt das neue Buch von Schirrmacher vorgestellt. Und in dem Bericht wurde schön gezeigt, dass die "Börse" im Prinzip nur noch ein riesiger Computer ist; die paar Personen und die Fieberkurve, die man immer in den Nachrichtensendungen sieht (wie den Wetterbericht), sind nur noch Dekoration. Auf arte war vor ein paar Monaten auch ein schöner Bericht, wie (politisch) mächtig die Großbank Goldman Sachs ist und die Politik auch in der EU bestimmt und beeinflusst. Das sind alles keine idealisierten Verschwörungstheorien.

    Zurecht fordern wir Steuernzahler vom Staat, dass unsere Gelder sinnvoll eingesetzt werden. Gleichzeitig ist aber der Ruf nach Steuersenkungen allgegenwärtig, in Industrie wie privat. Da es viele staatliche Defizite gibt, kann man es zumindestens den Privatleuten kaum verdenken. Aber da ist man schon Teil der Spirale...

    Was ich nur sagen will: es ist nicht damit getan, dass wir uns zurücklehnen und sagen "der Staat wird es schon richten, ich zahle ja meine Steuern". Das hat zwar eine logische Rechtfertigung, aber in der Praxis, wissen wir, läuft es anders. Und natürlich will ich mich hier nicht zum Gutmenschen aufspielen. Ich gehe ja auch meist den bequemen Weg. Aber man sollte immer versuchen, wenigstens noch den Überblick über die Realität zu wahren und zu überlegen, was man selbst tun kann.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
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    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Ich halte wenig von dieser Früher-war-alles-besser-Stimmung, deshalb frage ich mal: Meinst du tatsächlich, vor dreißig oder vor sechzig Jahren haben die Menschen weniger auf den Preis geguckt als heute. Da gab es noch nicht die Auswahl, die wir jetzt haben, und damit nicht den Konkurrenzdruck für die Anbieter, aber knickerig war mein Großvater auch schon.

    Ich bin auch noch viel zu jung für eine "Früher-war-alles-besser"-Mentalität.. :D Sicher hat dein Großvater auch auf's Geld geschaut, aber vor sechzig Jahren hat er sich relativ sicher nicht online seine günstigst in China produzierten Hosen unter Umgehung des hiesigen Einzelhandels kaufen können. Genau so wenig sein in deutschen Hochzuchtanlagen hergestelltes Billigst-Hühnchen (dessen Fleischabfälle dann nach Ghana geliefert werden und dort dafür sorgen, dass die klassische Hühnerzucht sich nicht mehr lohnt, pleite geht und eine Abhängigkeit von deutschem Fleischmüll entsteht..) oder die durch Ausbeutung logistisch günstig zur Verfügung stehende Fachliteratur. (Bei der ich mir auch nicht sicher wäre, wo ich sie kaufen würde.. :hide: )

    Tschabrendeki hat vorhin ein Beispiel gezeigt, bei dem Amazon nicht der günstigere Anbieter ist. Ich denke, wir kennen alle weitere Beispiele, wo das genauso ist. Bei den meisten Artikeln tun sich Amazon, jpc und die großen Ketten nicht viel. Mal ist der eine ein paar Euro teurer, mal der Andere.

    Die großen Ketten tun sich da vermutlich tatsächlich nicht viel. Ich habe in meinem Beispiel nur darüber gestaunt, dass ein Label von seinem Vertriebspartner dermaßen abhängig ist, dass es kleinere Geschäfte direkt in vorauseilendem Gehorsam unterlässt. Das ist ja schon eine mentale Monopolstellung.

    Natürlich könnte ich zu meinem Buchhändler um die Ecke gehen und dem sagen, ich hätte gern das Buch "The Works of Ralph Vaughan Williams" von Michael Kennedy. Was wird der mir mit 100 %iger Sicherheit antworten? "Haben wir nicht, das müsste ich bestellen". Und dann kann ich warten. Und nochmals warten, bis es ihm aus England angeliefert wurde. In diesem Fall hätte ich das Buch aber gern sofort, weil ich mich momentan intensiv mit Ralph Vaughan Williams befasse und deswegen jetzt, nicht erst in zwei Wochen, darin lesen möchte. Amazon liefert mir dieses Buch morgen aus, obwohl ich es erst gestern spätabends bestellt habe. Das kann mir, soweit ich das recherchiert habe, niemand sonst bei diesem speziellen Titel bieten.


    Also ich weiß selbst nicht, wie ich mich in dem Fall verhalten würde. Aber wüsste ich, dass ich für moralisch einwandfreies Verhalten im Himmel später einen Extra-Lutscher kriege, dann wäre mein Vorschlag: Im "Karlsruher Virtuellen Katalog" ("http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html") nachschauen, in welcher Bibliothek das Buch liegt (beim Vaughan-Williams-Wälzer kommen etwa 30 Treffer), einfach hingehen und da lesen oder sich bestellen lassen. Geht meistens auch schnell... Und währenddessen eben den Buchhändler bitten oder immer mal wieder bei ZVAB nachschauen..


  • :klatsch:


    Liebe Freunde des gepflegten Diskurses,

    gerne will ich an dieser Stelle die "ökonomisch fundierte Grundkonzeption des realen Wirtschaftslebens" für Euch beide näher beleuchten. Amazon hat in Deutschland im vergangenen Jahr erstmals
    Umsatzzahlen veröffentlicht: 6,5 Milliarden Euro - nur in Deutschland. Dies ist vor dem Hintergrund, dass es sich bei Amazon um einen global agierenden Konzern handelt, eine wichtige Feststellung.
    JPC als rein lokal agierender Anbieter hat da eine ganz andere Marktposition, auch bedingt durch ein deutlich geringeres Angebot. Daraus lässt sich das Thema Marktmacht im Umgang mit Lieferanten
    unmittelbar ableiten.

    Deine Position sei Dir völlig unbenommen, in einer freien Marktwirtschaft werden Angebot und Nachfrage durch den Markt reguliert.

    Man hängt sich hier an einem singulären Buch aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum auf, das aus statistischer Sicht keinerlei Anspruch erheben kann, eine signifikante Stichprobe zu sein.
    Im übrigen habe ich es im Bereich von CD und DVD durchaus des öfteren erlebt, dass JPC der günstigere Anbieter war.

    Diese vermeintliche Diskussion war mir nicht differenziert genug, deshalb die Anmerkung, dass Preis und Lieferzeit nicht ausreichend seien.

    Die Position des Klatschemännchens kann ich jetzt nicht kommentieren, da ich ein Mann von Wort und Schrift bin. Ich habe jetzt weder Zeit noch Lust, mir die passenden Smileys zu organisieren.

    Viele Grüße
    J.

    "You speak treason" - "Fluently"
    "You've come to Nottingham once too often!" - "When this is over my friend, there'll be no need for me to come again!"

  • Die Frage der "Verhältnismäßigkeit" ist aber im Hinblick auf die Preisgestaltung englischsprachiger Literatur auf dem deutschen Buchmarkt nicht wirklich sinnvoll zu stellen. Das liegt nicht allein an der nicht vorhandenen Preisbindung, sondern am für deutsche Verhältnisse etwas merkwürdig anmutenden Rabattverfahren englisch-amerikanischer Verlage. jpc kann da mit einem international, insbesondere aber auch auf dem angelsächsischen Markt operierenden Monopolisten wie Amazon gar nicht konkurrieren. Vermutlich kauft amazon.de seine englischsprachigen Titel über am.com oder am.co.uk ein bzw. partizipiert an deren maximal-rabattierten Großeinkäufen bei den einschlägigen Verlagsgruppen oder aber hat Grossisten in den USA oder in UK, bei denen aufgrund von Abnahmequoten Festkonditionen ausgehandelt sind. jpc wird einen Einzeltitel wie die RVW-Studie, die die natürlich aufgrund geringer Nachfrage nicht auf Lager haben, direkt beim Verlag bestellen müssen (daher die Lieferzeit bis 14 Tage), eine deutlich geringere Rabattierung bekommen, Versandkosten zahlen müssen und dann noch eine - vermutlich gar nicht mal besonders hohe - Gewinnspanne einkalkulieren. Um das mal ganz deutlich zu sagen: es ist davon auszugehen, dass amazon.de aufgrund seiner Monopolstellung (und, um es mal euphemistisch zu formulieren, der daraus resultirenden starken Verhandlungsposition) das Buch billiger an den Kunden verkaufen kann, als jpc es überhaupt einkaufen könnte ...

    Ist das jetzt eine besonders tolle Leistung von amazon?

    Adieu,
    Algabal


    Diesen Beitrag habe ich leider erst jetzt gelesen, aber er beleuchtet das Thema auf wunderbare Weise.

    Viele Grüße
    J.

    "You speak treason" - "Fluently"
    "You've come to Nottingham once too often!" - "When this is over my friend, there'll be no need for me to come again!"

  • Man hängt sich hier an einem singulären Buch aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum auf, das aus statistischer Sicht keinerlei Anspruch erheben kann, eine signifikante Stichprobe zu sein. (...)
    Diese vermeintliche Diskussion war mir nicht differenziert genug, deshalb die Anmerkung, dass Preis und Lieferzeit nicht ausreichend seien.

    Die Position des Klatschemännchens kann ich jetzt nicht kommentieren, da ich ein Mann von Wort und Schrift bin.


    Um Dir - einem Mann von Wort und Schrift - das Thema dieses Threads in Erinnerung zu rufen: es geht um Erfahrungen positiver und negativer Art, die wir mit Amazon, jpc, eBay, Zweitausendeins usw. machen. Wenn ich hier von einer solchen Erfahrung, die ich beim gestrigen Bestellen eines Buchs machte, berichte, "hänge" ich mich nicht "an einem singulären Buch aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum auf" und ich ziehe auch keine "signifikante Stichprobe", um damit eine "statistische Sicht" einzunehmen. Sondern ich schreibe etwas zum Thema "Bestellen bei Amazon". Deine Gedanken über die "ökonomisch fundierte Grundkonzeption des realen Wirtschaftslebens" kannst Du ja von mir aus gern verbreiten, nur bitte nicht mit diesem Unterton gegenüber Cherubino und mir.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)


  • Um Dir - einem Mann von Wort und Schrift - das Thema dieses Threads in Erinnerung zu rufen: es geht um Erfahrungen positiver und negativer Art, die wir mit Amazon, jpc, eBay, Zweitausendeins usw. machen. Wenn ich hier von einer solchen Erfahrung, die ich beim gestrigen Bestellen eines Buchs machte, berichte, "hänge" ich mich nicht "an einem singulären Buch aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum auf" und ich ziehe auch keine "signifikante Stichprobe", um damit eine "statistische Sicht" einzunehmen. Sondern ich schreibe etwas zum Thema "Bestellen bei Amazon". Deine Gedanken über die "ökonomisch fundierte Grundkonzeption des realen Wirtschaftslebens" kannst Du ja von mir aus gern verbreiten, nur bitte nicht mit diesem Unterton gegenüber Cherubino und mir.


    Gerne will ich mich auch nochmals für Dich wiederholen - hierfür brauche ich wahrlich nicht Deine Erinnerung an das ursprüngliche Thema dieses Threads: Du hast mit Deinem Beitrag (die Aufzählung der
    Beitragsnummer schenke ich mir hier) das Thema JPC vs. Amazon reduziert auf einen rudimentären Vergleich zwischen Preis und Lieferzeit. Ich wollte lediglich unterstreichen, dass diese Art von Betrachtung
    für ein singuläres Produkt durchaus nicht differenziert genug sei. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Hierfür habe ich ein in der Wissenschaft durchaus verbreitetes Instrumentarium angeführt. Du hast einen
    breiteren Kontext angestrebt, wie weitere Postings (auch hier spare ich mir die Beitragsnummern) eineindeutig belegen können.

    Interessant, dass Du immer andere Teilnehmer vorschiebst. Sei es durch Smileys oder Kommentare, denen Du Dich dann i-wie anzuschließen vermagst.

    Ich benötige keinen Unterton, im Gegenteil: Dieser liegt mir durchaus fern! Ich halte Dir lediglich einen Spiegel vor. Du solltest nun diesen für Dich angedachten Spiegel nicht auf mich projizieren wollen.
    Vraisemblance! Gutster!

    Viele Grüße
    J.

    "You speak treason" - "Fluently"
    "You've come to Nottingham once too often!" - "When this is over my friend, there'll be no need for me to come again!"

  • Wow, das ging schnell... :klatsch:

    Das habe ich gestern früh (Freitagmorgen) bestellt - und heute kam es um 11 Uhr bereits mit der Post an... 8|

    So schnell war jpc noch nie!

    Da will ich mal sagen: l-l


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Hallo JPC,

    mich nervt es, wenn anonym und kommentarlos Produkte mit Sternchen bewertet werden. Führt mitunter dazu, dass es zwei kommentarlose und anonyme Bewertungen einer CD gibt. Der eine hat 5 Sternchen, der andere ein einziges spendiert. Das bringt keine Hilfestellung bei Nischenprodukten wie einer Klassik-CD. Bitte Begründungspflicht einführen, dass man den "Rezensenten" auch einschätzen kann.

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Das habe ich gestern früh (Freitagmorgen) bestellt - und heute kam es um 11 Uhr bereits mit der Post an...

    So schnell war jpc noch nie!


    Hallo

    Das ist ja Wunderverdächtig, und das bei jpc. Bei Amazone habe ich das oft aber noch nie bei JPC. Darauf einen :vv:

    LG :wink:

    Liebe Grüße Dirigent :wink:

    Die Kunst zu wissen, wann man das Orchester nicht stören soll.
    Herbert von Karajan (1908-1989)

  • Hallo JPC,

    mich nervt es, wenn anonym und kommentarlos Produkte mit Sternchen bewertet werden. Führt mitunter dazu, dass es zwei kommentarlose und anonyme Bewertungen einer CD gibt. Der eine hat 5 Sternchen, der andere ein einziges spendiert. Das bringt keine Hilfestellung bei Nischenprodukten wie einer Klassik-CD. Bitte Begründungspflicht einführen, dass man den "Rezensenten" auch einschätzen kann.

    l-l

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Hallo JPC,

    mich nervt es, wenn anonym und kommentarlos Produkte mit Sternchen bewertet werden. Führt mitunter dazu, dass es zwei kommentarlose und anonyme Bewertungen einer CD gibt. Der eine hat 5 Sternchen, der andere ein einziges spendiert. Das bringt keine Hilfestellung bei Nischenprodukten wie einer Klassik-CD. Bitte Begründungspflicht einführen, dass man den "Rezensenten" auch einschätzen kann.


    Hallo,

    nervig finde ich auch, dass bei noch nicht lieferbaren Titeln (insbesondere Rock/Pop) schon Sternchen vergeben werden.

    Allerdings habe ich auch schon ein Sternchen aus Versehen vergeben. Ich wollte mir nur die schon vorhandenen Bewertungen ansehen, bin verrutscht und schon war meine Bewertung im System. War eine Sache von 0,3 sec. :shake:

    Gruß Ralf

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