Zum Wagner-Jahr 2013: Lieblingsstellen bei Wagner

  • Wie konnte ich nur die Todverkündigung und Brangäne vergessen ! Und Deinem Hinweis, lieber Gurnemanz, werde ich am 8. Februar in der Frankfurter Oper sehr aufmerksam nachgehen.

    Ciao. Gioachino :wink:

    miniminiDIFIDI

  • "Gäste kamen und Gäste gingen"

    Sowohl die Bewegung des "Kommen" und "Gehen" ist da musikalisch umgesetzt als auch das sich immer aufs neue Wiederholen.

    So eine direkte Umsetzung (der Beschreibung) einer Handlung ist bei Wagner mE aber untypisch und selten [...]

    Stimmt. Und vermutlich gerade deswegen so bemerkenswert.

    Und Deinem Hinweis, lieber Gurnemanz, werde ich am 8. Februar in der Frankfurter Oper sehr aufmerksam nachgehen.

    Viel Freude damit, lieber gioachino! Wie ich gerade sehe, ist die Veranstaltung bereits ausverkauft - sonst wäre ich vielleicht schwach geworden... ;+)

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Der andere Großmeister dieses dramatischen Prinzips ist für mich Franz Schubert. Die Traumstellen bei Wagner sind eher lyrischer Art.

    Stimmt!!!!!!!!

    Verachtet mir das Taufquintett der MEISTERSINGER nicht !

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • ohje, da gibt es so viele, zum Beispiel:

    TANNHÄUSER

    Ich höre!
    (Hier betritt der Zug die Bühne in der Tiefe des Tales, die älteren Pilger voran - die Sänger zunächst dem offenen Sarge, in welchem Elisabeths Leiche von ihnen getragen wird; der Landgraf, Ritter und Edle folgen dem Sarge)


    Music MÄNNERCHOR

    Heilig die Reine, die nun vereint
    göttlicher Schar vor dem Ewigen steht!

    (Hier macht Wolfram eine Gebärde,
    welche die Sänger, als sie Tannhäuser
    erkennen, bewegt, den Sarg niederzusetzen)

    Selig der Sünder, dem sie geweint,
    dem sie des Himmels Heil erfleht!
    ------------------------------------------------------------
    überirdisch schön. Rührt mich immer wieder

    „Orchester haben keinen eigenen Klang,den macht der Dirigent"
    Herbert von Karajan

    „nicht zehn Prozent meiner Musikleute verstehen so viel von Musik wie diese beiden Buben“.
    Karajan nach einem Gespräch mit den Beatles George Harrison und Ringo Starr.

  • irgendwie sind es doch größtenteils die "Hits" (Reihenfolge willkürlich und sicher unvollständig)

    Trauermarsch (allerdings darf ich dabei nicht unbedingt an so diesen oder jenen "Mitfan" denken): Einfach der Hammer, echt zur Reinsteigern.
    Rheingold - Ouvertüre : Wie sich das von unten raufschraubt.... :thumbup:
    Eigentlich die ganze Reintöchter - Alberich - Sequenz incl. Alberichs Fluch der Liebe: Richtig schrecklich, sowas in den Mund zu nehmen, aber dermaßen eindrücklich..
    Walkürenritt: Der muss, keine Frage. Genaueres Hinhören loht durchaus, um mal die Stimmung zu lockern. Ob "Die Stute stößt mir den Hengst" unfreiwillig komisch ist? Wenn ja, tierisch komisch.
    Die Faszinantion des Diabolischen: Elsa/Ortrud und Fluch. Psychologisch genial, diese fiesen, verdeckten Anschuldigung bei gleichzeitigem Einschleimen. Ich möchte nicht auf so jemanden reinfallen müssen...
    Wotans Erzählung gegenüber Brünhilde: Anrührend, wenn sie textverständlich gebracht wird.
    Lohengrins Gralserzählung: Macht allerdings auch traurig
    Und, last not least: Erda for ever!!!


    :wink: :wink:

    Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren (Bert Brecht)

    ACHTUNG, hier spricht Käpt´n Niveau: WIR SINKEN!! :murg: (Postkartenspruch)

  • und für mich eine der schönsten Stellen des Tristan: Brangänes Warnruf "Einsam wachend in der Nacht"

    Für mich auch. Als würden Gesang und Orchester die Rollen tauschen.

    Im ersten Akt gibt es eine mich berührende und gleichzeitig irritierende Stelle. Die aufgebrachte Isolde hält auf Brangänes Frage "Wohin soll ich Dir folgen?" plötzlich inne und antwortet "Hörtest Du nicht? Hier bleib' ich, ..." in einem beinahe hingebungsvollen Tonfall (fast wie zuvor bei "er sah mir in die Augen").

    Im zweiten Akt, nachdem Marke Tristan und sich selbst mit seinen Fragen gequält hat, fällt plötzlich alles königliche ("Ehr' und Ruhm, Größ' und Macht") von ihm ab, die Hörner stechen einen Klageton ins Herz und Marke setzt um Fassung ringend fort mit "Da kinderlos einst schwand sein Weib, ..." und noch einmal die Hörner.

    Beim dritten Akt weiß ich gar nicht, wo anfangen. Extra-Thread? ;+)

    Viele Grüße


    "Unter den bekannten Malern in Deutschland bin ich der ärmste, der schlecht bezahlteste."
    Markus Lüpertz (http://www.focus.de, 17.4.2015)

  • Liebe Capricciosi!

    Noch eine Lieblingsstelle von mir ist das Orchestervorspiel zur Götterdämmerung. Die ganze Nornenszene mag ich sehr gerne, aber wie da am Anfang drei Mal (bzw. zwei Mal) das Orchester vom tiefen dunklen Bläserakkord aufsteigt bis in das strahlende Leuchten der hohen Violinen, das ist wirklich großartig! :juhu:

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Zitat

    König Markes Monolog. Begleite von der Bassklarinette.

    Interessant! Genau den Marke-Monolog habe ich immer als musikalischen Tiefpunkt im Tristan erlebt. Nichts gegen die Bassklarinette :!: :D , aber hier bleibt der Fluss der Erfindung ziemlich lange in Verquältheit stecken. Zum Text mag das ja passen, aber dennoch ruft es bei mir (zum ersten und einzigen Mal im Verlauf des ganzens Werks) deutliche Ermüdungserscheinungen hervor :sleeping: .

    Zitat

    Die gesamte Erzählung Sieglindes (Der Männer Sippe...) ist seit langem einer meiner Favoriten. Ich finde, dass die erzählenden Teile sehr natürlich fließen, die Einsamkeit und Resignation Sieglindes und der Hoffnungsschimmer, als Wotan auftaucht, dann der Abschluss mit der o.g. Passage.

    Der gesamte erste Akt der Walküre wirkt auf mich musikalisch ungeheuer packend und geschlossen, so dass ich da gar keine Einzelstellen herausgreifen wollen würde. Von ganz vorne bis ganz hinten ist das ein unglaublicher Wurf, dessen durchgängige Höhe logischerweise im zweiten und dritten Akt nicht mehr gehalten werden konnte. Hier wartet man dann mehr oder minder sehnsüchtig auf die "besonderen Stellen" (Todesverkündigung etc....).

    Zitat

    Beim dritten Akt weiß ich gar nicht, wo anfangen. Extra-Thread?

    Auch im 3. Akt Tristan bewegt sich der Komponist nahezu durchweg auf einem schwindelnd hohen Niveau der musikalischen Inspiration... -

    Viel zu selten wurden hier bislang die Meistersinger genannt. Neben dem großartigen Quintett könnte ich ohne weiteres fünfzig andere "Lieblingsstellen" aus dieser an begeisterndem Melos wie an polyphoner Hexenkunst überreichen Oper anführen. Der Bequemlichkeit halber nenne ich mal nur das Vorspiel zum 3. Akt und dann das noch weiter hinten zu hörende Tristan-Zitat.

    Beste Grüße

    Bernd

  • Viel zu selten wurden hier bislang die Meistersinger genannt.


    Stimmt. Ich benenne außer dem bereits erwähnten Quintett noch die Prügelfuge.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Viel zu selten wurden hier bislang die Meistersinger genannt. Neben dem großartigen Quintett könnte ich ohne weiteres fünfzig andere "Lieblingsstellen" aus dieser an begeisterndem Melos wie an polyphoner Hexenkunst überreichen Oper anführen. Der Bequemlichkeit halber nenne ich mal nur das Vorspiel zum 3. Akt und dann das noch weiter hinten zu hörende Tristan-Zitat.


    Volle Zustimmung, lieber Bernd! Das Vorspiel zum 3. Akt der Meistersinger ist für mich einer der Höhepunkte in Wagners Schaffen!

    Den Schluß mit dem dicken Auftritt von Hans Sachs fände ich ja auch ganz prima, wenn da nicht gewisse Passagen des Textes wären, die beinahe schon unfreiwillig komisch anmuten (und welschen Dunst...). :hide:

    Trotzdem: was für eine Oper! Und mit der Prügelfuge liegt MB m. E. auch sehr richtig.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • der Humor (unfreiwillige ?) dieser Tristan-Stelle im 3. Akt:

    Kurwenal (zu Tristan) mit schluchzender Stimme:

    Bist du nun tot?
    Lebst du noch?

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Der gesamte erste Akt der Walküre wirkt auf mich musikalisch ungeheuer packend und geschlossen, so dass ich da gar keine Einzelstellen herausgreifen wollen würde. Von ganz vorne bis ganz hinten ist das ein unglaublicher Wurf,
    ..........
    Beste Grüße

    Bernd

    100%ige Zustimmung

  • Ich habe eine ähnlich seltsame Lieblingsstelle wie Gurnemanz:
    Im zweiten Walküre Akt singt Fricka während der ehelichen Auseinandersetzung die Phrase "Doch jetzt, wo dir neue Namen gefielen..."
    Nur zwei Terzen nacheinander, aber im Zusammenhang eine irritierende melodische Floskel, die irgendwie hängenbleibt und den Fortgang dieses ohnehin faszinierenden Gesprächs prägt.

    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.

  • Ich habe eine ähnlich seltsame Lieblingsstelle wie Gurnemanz:
    Im zweiten Walküre Akt singt Fricka während der ehelichen Auseinandersetzung die Phrase "Doch jetzt, wo dir neue Namen gefielen..."
    Nur zwei Terzen nacheinander, aber im Zusammenhang eine irritierende melodische Floskel, die irgendwie hängenbleibt und den Fortgang dieses ohnehin faszinierenden Gesprächs prägt.

    Ja, aber eben solche seltsamen Lieblingsstellen wollte ich von euch wissen! Nachher, wenn ich zuhause bin, werd ich diese hier jedenfalls gleich nachhören! ;+)

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Meine Lieblingsstelle bei Wagner ist der letzte Takt Parsifal. :sleeping:

    Christian


    Obwohl der Schluß des Parsifal sehr schön ist, ist hier sicherlich etwas anderes impliziert... :shake: Blasphemie... :D

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

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