BIBER, Heinrich Ignaz Franz: Die Rosenkranz-Sonaten
Hallo liebe Capricciosi,
Zwar ist das erst mein erster Tag hier, doch möchte ich wagen, mit Euch über einer meiner Lieblingswerke zu sprechen: ich meine die Rosenkranz-Sonaten für Violine und basso Continuo des böhmisch-österreichen Komponisten Heinrich Ignaz Franz Biber.
Was das Biographische angeht finde ich die "http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Ignaz_Franz_Biber" Wikipedia-Artikel ganz gut und informativ.
Die grundlegenden Informationen über die Sonaten selbst bietet "http://www.signumrecords.com/catalogue/sigcd021/kommentar.htm" diese Seite an.
Nur eine Ergänzung:
früher wusste man über die Datierung der Sonaten nicht viel: zwischen 1670 (die Anstellung Bibers am Salzburger Hof) und 1687 (der Tod des Widmungsempfängers, Erzbischof Maximilian Gandolph) dürftem sie entsanden sein, aus stilistischen Gründen (wie auch auf der genannten Seite zu lesen) nahm man 1676 als ungefährer Zeitpunkt an. Inzwischen tauchten aber weitere Informationen auf, die die nähere Bestimmung erleichtern: das Gebetbuch tauchte nämlich auf, aus dem die kleine Vignetten stammen, die bei den einzelnen Sonaten das Program bezeichnen. Dieses Buch erschien in Salzburg (ebenfalls Maximillian Gandolph gewidmet) 1678. Damit ist ein Terminus post quem also gegeben. Es wird sogar angenommen 1678 sei das eigentliche Datum der Enstehung, verbunden mit einigen größeren veranstaltungen der Rosenkranzbruderschaft in Salzburg.
Jetzt über die Aufnahmen:
wie bei Kammerwerken üblich weisen die verschiedenen große Unterschiede auf: das betrifft nicht nur Tempi und Artikulation, aber auch die Basso-Continuo-Besetzung, die von solistisch mit nur einem Cembalo oder Orgel bis zu großen, fünffach besetzter Basslinie führt. Auch Interprätetorich findet man eine Palette, von mystisch-introvertierter bis hin zu extrovertiert-dramatischer Annäherung.
Ich kenne folgende dreizehn Gesamtaufnahmen - Tendenz steigend (meine Freundin sagt ich sei ein Fanatiker... )
bei der Auflistung nenne ich nur den Violinisten und Label
1.) Eduard Melkus (Archiv)
2.) Franzjosef Maier (DHM)
3.) John Holloway (Virgin)
4.) Reinhard Goebel (Archiv)
5.) Gunar Letzbor (Arcana)
6.) Marianne Ronez (Winter&Winter)
7.) Walter Reiter (Signum, später auch bei Brilliant um Budget-Preis)
8.) Alice Piérot (Alpha)
9.) Monica Hugget (Gaudeamus)
10.) Pavlo Beznosiuk (Avie)
11.) Andrew Manze (hmf)
12.) Rüdiger Lotter (Oehms)
13.) Riccardo Minasi (Arts, später auch bei dem italiänischen Label Amadeus für gesenkten Preis)
Meine Favoriten sind die Aufnahmen bei
- Gunar Letzbor: wegen seiner Expressivität und Spielfreude. Alles wird sehr dramatisch, fast schon bildhaft dargestellt, und wie er es macht ist vollkomen überzeugend.
- Andrwe Manze: hier fühlt man am stärksten die barocke Mystik, die diese Sonaten durchweht. Eine geistige Nähe zu Angelus Silesius spüre ich immer sehr stark. Manze interprätiert sehr introvertiert, meditativ, dennoch keinesfalls zurückhaltend, mit einer berauschenden Geigenklang. Die Continuobesetzung besteht hier nur aus einem Cembalo oder Orgel sehr zurückhaltend,a ber einfühlsam gespielt von Richard Egarr. Das verstärkt das Introvertierte, das Intime in dieser Aufnahme.
- Franzjosef Maier: seine Annäherung ist der von Manze sehr ähnlich, noch meditativer, dennoch mehr offen und lyrisch. Er benutzt auch eine größere Continuogruppe, als Manze. Die schmerzreichen Mysterien (6-10) werden bei ihm zu einer wahren Passionsmusik.
Ich möchte noch eine Aufnahme empfehlen, erschienen bei dem kleinen deutschen Label "http://www.auris-subtilis.de/" auris subtilis, mit Annegret Siedel (Violine) und Christian Skobowsky bei der Silbermann-Orgel zu Freiberg. Leider enthält die CD nur die Sonaten 11-15, aber schon die selten gewagte Continuobesetzung macht sie hörenswert! :juhu: