BIBER, Heinrich Ignaz Franz: Die Rosenkranz-Sonaten

  • Stimmtonhöhe


    Na dann fehlen 10... :D

    Derzeit sind wir ja bereits bei 31...

    und dann 32:

    Kommt in 3 Lieferungen in den nächsten Jahren.

    Diese kommt für mich sicher nicht in Frage. Erstens unvollständig - nur Sonaten Nr. 1-5 -, aber was noch schlimmer ist, die Stimmtonhöhe ist mehr als einen Halbton über der heutigen Normalstimmung. Zumindest meinen Ohren tut das weh, eventuell auch der Geige bei den extremen Skordaturen. Vielleicht ein Grund, warum nicht alle Stücke eingespielt wurden?
    Klar, viele historische Orgeln sind so hoch gestimmt (kürzere Pfeifen = Materialeinsparung), aber was nicht zusammenpasst, könnte man ja bleiben lassen. Oder einen Ganzton nach unten transponieren.

    Tamás, was sagst du dazu?

    Bei der Gelegenheit aktualisiere ich mal meine Stimmtonhöhen-Statistik:

    415 Hz: Goebel, Holloway, Homburger, Huggett, Kaakinen-Pilch, Letzbor, Lotter, Reiter, Sepec, Siedel, Strehlke, Wedman
    440 Hz: Beznosiuk, Bismuth, Malgoire, Manze, Minasi, Pierot, Ronez
    450 Hz: Edouard
    475 Hz: Anne Schumann

    Gruß,
    Khampan

  • Tamás, was sagst du dazu?

    Gottseidank habe ich kein absolutes Gehör. :D

    Die CD habe ich noch nicht gehört, trifft erst wahrscheinlich am Dienstag bei mir ein. Und zur Unvollständigkeit: die ist jetzt nur "Band 1" - weitere zwei folgen. Jeder Fünferzyklus wird in einer anderen Kirche mit einer anderen historischen Orgel eingespielt. Am Ende werden also alle Sonaten vorliegen. 8+)

    Diese Konzeption gefällt mir dann eigentlich, und klanglich scheint die Aufnahme eine schöne natürliche Kirchenatmosphere zu haben - soweit es möglich ist nach den Schnipseln zu urteilen - was mich auch anspricht. Ich bin also auf diese Einspielung jetzt voll gespannt!

    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • So, drei Alben bestellt...
    Alice Pierot und Florence Malgoire, was die Rosenkranzsonaten selbst angeht.

    Die dritte CD (auf die ich ungeheuer gespannt bin) ist von Maya Homburger und Barry Guy. Der Titel ist "Ceremony", eine ECM-Produktion. ier handelt es sich nicht einfach um eine weitere Gesamteinspielung der Sonaten, sondern um ein Spiel mit deren musikalischen Material. Ich zitiere der Einfachkeit halber mal aus dem amazon-Begleittext:

    " Die Barockgeigerin Maya Homburger und der im Barock, freier Improvisation und Jazz gleichermaßen sich zu Hause fühlende Kontrabassist Barry Guy sind fasziniert von barocken Klangfarben und dem differenzierten Spiel mit Konsonanz und Dissonanz.

    Emotionale Bezüge der verschiedenen Epochen sowie die Gestaltungsmöglichkeiten von einzelnen Tönen sind für sie wichtiger, als die Suche nach tonsprachlichen Ähnlichkeiten von alter und neuer Musik. Freies Spiel und Raum für Improvisation sind für Barry Guys Kompositionen von zentraler Bedeutung -- ob er für Barockvioline, Kontrabaß oder das London Jazz Composers Orchestra schreibt. Die beiden Musiker beginnen ihre CD mit einem Ausschnitt aus einer Sonate von Ignaz Franz Biber -- Klänge, die immer wieder während der knappen Stunde Musik aufscheinen und mit denen sich am Ende ein weit geöffneter Kreis schließt. Es sind Klänge, die sich in Guys Kompositionskonzept einfügen und die ihn zu seinen Kompositionen angeregt haben.

    Während Barry Guy schon bei Biber faszinierend mit der klangfarblichen Gestaltung seines Parts experimentiert, verschmelzen in seinen eigenen Werken barocke Klänge mit denen von Neuer Musik und Jazz. Das Ganze organisch verwoben, sich einander ergänzend, Neues schaffend und unglaubliche Ruhe und Spannung ausstrahlend. Zwei Musiker, zwei Grenzgänger, die ihre Hörer in bekannte und unbekannte Welten gleichermaßen entführen."

    Also gerade was für mich, der ich Jazz ja ebenso verhaftet bin wie der Klassik (grad auch freieren Spielformen, daher war mir Barry Guy ja auch schon ein Begriff)...


    Auf meiner Liste verbleiben nun noch Homburger mit der regulären Einspielung, auf jeden Fall Letzbor und zum Abschluß (? :D ) Manze...


    LG Frank

    PS dieser Thread droht mich verarmen zu lassen :thumbup:

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Gottseidank habe ich kein absolutes Gehör. :D

    Die CD habe ich noch nicht gehört, trifft erst wahrscheinlich am Dienstag bei mir ein. Und zur Unvollständigkeit: die ist jetzt nur "Band 1" - weitere zwei folgen. Jeder Fünferzyklus wird in einer anderen Kirche mit einer anderen historischen Orgel eingespielt. Am Ende werden also alle Sonaten vorliegen. 8+)

    Diese Konzeption gefällt mir dann eigentlich, und klanglich scheint die Aufnahme eine schöne natürliche Kirchenatmosphere zu haben - soweit es möglich ist nach den Schnipseln zu urteilen - was mich auch anspricht. Ich bin also auf diese Einspielung jetzt voll gespannt!

    Inzwischen habe ich die CD durchgehört, und mir gefällt sie sehr gut. Vor allem die Klangqualität: der sehr trockener, direkter Klang spricht mich sehr an. Ich habe noch keine Kirchenaufnahme gehört, ide ähnlich trocken wäre, und garnicht den Hall einfängt. Absurderweise hat aber die Aufnahme gerade daruch eine viel natürlichere Kirchenatmosphere!

    Eine sehr-sehr feine Aufnahme - und eine gute Interpretation auch.

    LG
    Tamás
    :wink:

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    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Inzwischen habe ich die CD durchgehört, und mir gefällt sie sehr gut. Vor allem die Klangqualität: der sehr trockener, direkter Klang spricht mich sehr an. Ich habe noch keine Kirchenaufnahme gehört, ide ähnlich trocken wäre, und garnicht den Hall einfängt. Absurderweise hat aber die Aufnahme gerade daruch eine viel natürlichere Kirchenatmosphere!

    simple Erklärung: Die Kirche hat einfach nicht mehr Hall als den, den du auf der Aufnahme (fast nicht) hörst. Solche Kirchen mit beinahe Wohnzimmer-Atmosphäre gibt es, und manchmal steht darin sogar eine gute historische Orgel.
    Der Klang kann trotzdem sehr sympatisch sein (wie anscheinend hier der Fall), und das Zusammenspiel zweier Musiker wird unter Umständen in dem kleineren Raum sogar einfacher. Ebenso die Aufnahmetechnik: Vermutlich wurde hier nur mit zwei Mikrofonen aufgenommen, wodurch, sofern die Balance hinhaut, eine hohe klangliche Natürlichkeit mit einfachen Mitteln zu erreichen ist.

    Also wenn man das alles mag - nachhall-arme kleine Kirche, sehr hohe Stimmung, nur ein Drittel der Rosenkranz-Sonaten (die anderen beiden CDs werden sicher ganz anders klingen...), dann prima.
    Aber: kein Cello, kein Cemblo zur Abwechslung. Das ist ja noch eintöniger als Manze... Und eine schöne Kirchenorgel gibt es schon bei Edouard - die ist zwar auch hoch, aber noch einen Halbton unter Schumanns Geige gestimmt.

    Ich bin eher auf Rachel Podger gespannt...

    Gruß,
    Khampan

  • Aber: kein Cello, kein Cemblo zur Abwechslung. Das ist ja noch eintöniger als Manze... Und eine schöne Kirchenorgel gibt es schon bei Edouard - die ist zwar auch hoch, aber noch einen Halbton unter Schumanns Geige gestimmt.

    Also ich empfinde Manze wiederum gar nicht als eintönig...Ich habe die CD morgens zum " Wach werden" im Zug gehört...Mag aber auch sein, dass es nicht an der vielfältigen Abwechslung und dem engagierten Spiel lag, sondern der für mich eher schon zu hohen Stimmtonhöhe...Bekomme jedenfalls immer einen Schock bei modernen Streichquartetten...Mag aber auch an den fehlenden Darmsaiten liegen...Jedenfalls finde ich es oft "schriller"....

    Höre auch häufiger noch als Barockgeige, Viola da Gamba, Celli...Wobei eigentlich die Stimmtonhöhe einer Viola da Gamba auch 440 Hz sein dürfte...(Es ist zu spät nachts...Ich muss darüber nochmal schlafen...) Mir kommen aber auch die Giuliano Carmignola Vivaldi Aufnahmen im Vergleich "etwas" tiefer vor...Wisplewey: Bach Cello-Suiten sind eindeutig tiefer...(Das ergibt schon das Booklet... :D ) Ich finde das übrigens sehr, sehr angenehm...

    Aber vielleicht weiß ich auch gar nicht so genau, was ich jetzt nun höre...Ich müsste vermutlich mal einen ausführlichen Blindtest machen...(Allerdings sagen nicht alle Booklets etwas zur Stimmtonhöhe)/Insofern ich überhaupt Booklets habe und nicht amazon mp3 downloads... :stern:

    Tamás: Danke, für den Tipp...Ich hab' gerade nicht wirklich Geld für CD's, aber werde nächste Woche mal die Stadtbibliothek nach den Violinsonaten abgrasen...Denke, aber nicht, dass die sie haben...Mal sehen...

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960)

  • Also wenn man das alles mag - nachhall-arme kleine Kirche, sehr hohe Stimmung, nur ein Drittel der Rosenkranz-Sonaten (die anderen beiden CDs werden sicher ganz anders klingen...), dann prima.
    Aber: kein Cello, kein Cemblo zur Abwechslung. Das ist ja noch eintöniger als Manze... Und eine schöne Kirchenorgel gibt es schon bei Edouard - die ist zwar auch hoch, aber noch einen Halbton unter Schumanns Geige gestimmt.

    Ja, mir gefällt's. Diesen nachhallarmen Klang finde ich wirklich super, die hohe Stimmung fällt mir nicht auf, die Violine klingt zumindest nicht "überstrapaziert" oder zu schrill, und ich kann auf die anderen zwei Drittel noch warten. Und gerade das finde ich hier spannend, dass die drei Fünfer-Zyklen eine andere Atmosphere haben werden - diese Konzeption macht für mich Sinn.

    Das Cello war als Continuo-Instrument in Bibers Zeit in Österreich ohnehin kaum benutzt (stattdessen dio Violone - aber auch die wird nur für die 12. Sonate vorgeschrieben), für mich spricht gegen eine realisation nur mit orgel nichts. Auch mit wechselnder Continuo-Besetzung kann eine Aufnahme eintönig wirken, das ist für mich kein Kriterium.

    Noch etwas ist mir aufgefallen bei dieser Aufnahme: über Kopfhörer gehört hat man den Eindruck, dass der Klang leicht von oben und von hinten kommt. Ganz so, als säáe man in der kirche, und auch die Violine spiele von der Orgelempore. Ist wirklich bezaubernd. Das ist gut gemacht.

    Okay, ich kann's akzeptieren, wenn das nicht Jedermanns Sache ist, aber für mich, mit 32 anderen Einspielungen im Ohr, klingt das als etwas anderes, wo man sich wirklich etwas gedacht hat, und das auch gut umgesetzt hat.

    Auf die Podger bin ich natürlich auch gespannt!

    LG
    Tamás
    :wink:

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    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Gestern erreichte mich die Einspielung von Florence Malgoire.

    Wieder eine wunderschöne Aufnahme, viel weniger ruhig und spirituell/meditativ als Maier und Holloway, sondern drängend, dicht und "weltlicher" kommt mir das vor, auch in den langsameren Passagen, mit einer vielfältigen Continoubegleitung; ganz anders aber faszinierend! Eher höfisch als kirchlich, sozusagen...

    Überhaupt bin ich verblüfft, wie viele unterschiedliche Facetten aus dieser Musik herauszuholen sind. Das Werk, von dem ich die meisten Aufnahmen besitze (noch jedenfalls) ist Bruckners 9. Die unterscheiden sich zwar auch, aber nicht fundamental, eher in Nuancen. Die Rosenkranzsonaten hingegen wirken auf mich wie eine schöne Landschaft, die ich je nach Aufnahme mal im Regen, mal in der Mittagssonne, mal im Mondschein, mal bei Schnee und mal im Nebel bewundern kann - immer wieder werden andre Schönheiten betont, es ergeben sich immer neue Bilder, auch wennes immer dieselbe Landschaft ist; ich weiß nicht wie ich es passender ausdrücken soll...

    Pierot kommt noch. Maya Homburger (die "Ceremony") dauert, da sie aus Amerika kommt; diese Bestellung habe ich aber noch ergänzt mit der regulären Rosenkranzsonatenaufnahme von ihr. Auf meiner Liste bleibt nun dringend noch Letzbor - aber daß ich dann am Ende bin glaube ich nicht :D

    übrigens, wer sich für Goebels Einspielung interessiert: die existiert mittlerweile auch in einer preisgünstigen Box mit sechs anderen CDs mit Werken von Biber (da sind auch vokale Sachen dabei und ein bißchen was von seinem Lehrer Schmelzer), kostet um die €30.-- und damit nicht mehr als die pure Doppel-CD mit den Rosenkranzsonaten allein. Genauen Titel liefere ich nach...


    LG, ein begeisterter Frank :klatsch:

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Nachtrag:

    Die Goebel-Box heißt einfach "geistliche und weltliche Musik" und umfaßt 7CDs, von denen CD 3&4 die Rosenkranzsonaten beinhalten, CD1 geistliche Vokalwerke Bibers, CD 2 geistliche Vokalwerke von Schmelzer, Muffat, Lasso und CDs 5-7 weitere Instrimentalwerke Bibers. Die ersten beiden CDs sind nicht von Goebel sondern von Paul McCreesh eingespielt. Das Ganze ist eine Sammelvox der Archivproduktion und kostet bei amazon 31, bei dortigen amerikanischen Anbietern 21 Euronen.

    Da ich nur mit dem Handy hier schreibe mangels Computer kann ich leider nicht verlinken...

    LG

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  • Die Goebel-Box heißt einfach "geistliche und weltliche Musik" und umfaßt 7CDs, von denen CD 3&4 die Rosenkranzsonaten beinhalten, CD1 geistliche Vokalwerke Bibers, CD 2 geistliche Vokalwerke von Schmelzer, Muffat, Lasso und CDs 5-7 weitere Instrimentalwerke Bibers. Die ersten beiden CDs sind nicht von Goebel sondern von Paul McCreesh eingespielt. Das Ganze ist eine Sammelvox der Archivproduktion und kostet bei amazon 31, bei dortigen amerikanischen Anbietern 21 Euronen.

    Es geht um diese Box:

    Und die enthält folgendes:

    CD1:

    Biber (zugeschrieben): Missa Salisburgensis
    Musica Antiqua Köln, Reinhard Goebel
    Gabrieli Consort
    Paul McCreesh

    Diese Messe ist ein weiteres ikonisches Werk des barock: wenn jemand fragte was, Barock in der musik bedeutet, würde ich ihm ohne Frage die miss Salisburgensis und die Rosenkranzsonaten vorspielen. Die hier ist ein monumentaler Sakralbau, ein Freso von großen Ausmaßen - während die Sonaten das Intime darstellen: eine kleine Kapelle, eine religiöse Stilleben-Allegorie, ein Emailkunstwerk...

    CD2

    Biber: Missa ex B und Requiem in f con terza minore (+ Werke von Lasso, Muffat, Schmelzer, Megerle)
    Gabrieli Consort
    Paul McCreesh

    Das kleine f-moll Requiem ist sicherlich eines der delikatesten Werke Bibers, eine wunderbare Vertonung der Totenmesse. Die B-dur messe ist sperriger und schwerer zugänglich, ist aber ein besonder dicht gewebtes Kunstwerk für sechsstimmigen Chor und obligate Continuobegleitung. Ist irgendwie die kleine Schwester der Missa Salisburgensis - große Ähnlichkeiten in der Aufbau, aber ohne deren Monumentalismus.


    CD3-4

    Biber: Rosenkranzsonaten
    Mitglieder der MAK
    Reinhard Goebel

    CD5

    Biber: Mensa sonora + Sonata representativa
    Musica Antiqua Köln
    Reinhard Goebel

    Die älteste Aufnahme in der Box mit Bibers 1680 publizierten Suitenkompositionen. Auf den ersten Augenblick weniger ansprechend als seine Soloviolnstücke, aber wenn man sich reinhört, offenbart sich die typisch biberische Rafinesse (die beiden Ciaconnen sind geniale Persiflagen eines Variationswerks, und der letzte Suite endet viel unscheinbarer als die Marä-Himmelfahrt-Sonate... (um nur auf zwei großartige Stellen hinzuweisen). Und dann natürlich noch die berühmte Violinsonate mit den Tierlauten.

    CD6-7

    Biber: Harmonia artificiosa-ariosa
    Musica Antiqua Köln
    Reinhard Goebel

    Die ist dann die neuste Aufnahme der Box, die vorletzte Aufnahme, die Goebel mit der MAK gemacht hat. Das sind Triosonaten des alten Bibers, hier findet man seinen Violinsonatenstil für zwei Violinen und BC adaptiert: fulminant, mitreißend. violintechnisch und auch kompositionstechnisch absolut hochrangige Werke - von heutigen Violinisten eher gefürchtet, da sie zwei Virtuosen erfordern, die beide in Skordatur spielen müssen.

    Das ist zwar lange keine Biber-Gesamtausgabe, aber doch eine teilwese representative Sammlung seiner Werke.

    LG
    Tamás
    :wink:

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    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Überhaupt bin ich verblüfft, wie viele unterschiedliche Facetten aus dieser Musik herauszuholen sind. Das Werk, von dem ich die meisten Aufnahmen besitze (noch jedenfalls) ist Bruckners 9. Die unterscheiden sich zwar auch, aber nicht fundamental, eher in Nuancen. Die Rosenkranzsonaten hingegen wirken auf mich wie eine schöne Landschaft, die ich je nach Aufnahme mal im Regen, mal in der Mittagssonne, mal im Mondschein, mal bei Schnee und mal im Nebel bewundern kann - immer wieder werden andre Schönheiten betont, es ergeben sich immer neue Bilder, auch wennes immer dieselbe Landschaft ist; ich weiß nicht wie ich es passender ausdrücken soll...

    So sehe ich das auch!

    Ich glaube, bei solistischer Musik hat der Musiker mehr Gelenheit seine eigene Gedanken in die Musik fließen zu lassen, als bei einem orchestralen Werk. Dazu kommt noch dass bei Barockmusik das Contino auf so vielfältiger Weise besetzt werden kann, und die improvisierende Darbietung auch zu großen Unterschieden führt. Und schließelich speziell bei den Rosenkranzsonaten, dass die religiöse Thematik ganz klar zu einer Deutung einlädt, und dadurch das Spektrum an Möglichkeiten viel mehr ausgeweitet wird, als bei Werken ohne Programm.

    LG
    Tamás
    :wink:

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    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • nochmal zu Anne Schumann:

    Zitat von »Khampan«
    Aber: kein Cello, kein Cemblo zur Abwechslung. Das ist ja noch eintöniger als Manze... Und eine schöne Kirchenorgel gibt es schon bei Edouard - die ist zwar auch hoch, aber noch einen Halbton unter Schumanns Geige gestimmt.


    Also ich empfinde Manze wiederum gar nicht als eintönig...Ich habe die CD morgens zum " Wach werden" im Zug gehört

    Klarstellung: Manze ist meine Referenz-Aufnahme! Meine Anmerkung bezüglich "eintönig" war natürlich ironisch gemeint, bzw. aus der Sicht von Hörern, die mehr Abwechslung brauchen, warum auch immer.


    Mag aber auch sein, dass es nicht an der vielfältigen Abwechslung und dem engagierten Spiel lag, sondern der für mich eher schon zu hohen Stimmtonhöhe...Bekomme jedenfalls immer einen Schock bei modernen Streichquartetten...Mag aber auch an den fehlenden Darmsaiten liegen...Jedenfalls finde ich es oft "schriller"....

    Das einzige was mich an der Aufnahme von Manze stört, ist in der Tat die moderne Stimmtonhöhe 440 Hz. Deshalb höre ich lieber Wedman. Solche Hörvorlieben sind natürlich komplett subjektiv (umgekehrt empfehle ich ja auch Pierot, obwohl mir da zu viele falsche Töne drin sind, die mir den Spaß verderben. Geht anscheinend nur mir so).

    Zum Problem Tonhöhenbestimmung gibt es übrigens einen eigenen Thread:
    Tonhöhen messen - aber wie?
    Wenn ich Zeit hätte, würde ich gern was dazu schreiben...

    :wink: Khampan

  • Das einzige was mich an der Aufnahme von Manze stört, ist in der Tat die moderne Stimmtonhöhe 440 Hz. Deshalb höre ich lieber Wedman. Solche Hörvorlieben sind natürlich komplett subjektiv (umgekehrt empfehle ich ja auch Pierot, obwohl mir da zu viele falsche Töne drin sind, die mir den Spaß verderben. Geht anscheinend nur mir so).

    Ich bräuchte manchmal ein :-I Schild...Danke, für die Klarstellung
    Manze ist eine der wenigen Aufnahmen an der mich so wenig störte, dass ich kein Bedürfnis hatte mir 5 verschiedene Interpretationen zu zulegen. Das ist selten: Mir fällt auf Anhieb nur Cantus Cölln: Actus Tragicus, Cello-Suiten Jaap Ter Linden, wobei von denen habe ich schon 4-5, weil ich sie so schön finde, dass ich verschiedene Interpretationen höre möchte. Vivaldis Cello Sonaten gefallen mir nur mit Christophe Coin.

    Aber ansonsten gehen mir häufig irgendwelche Mini-Details auf die Nerven und ich ende bei 6-10 Einspielungen des selben Werks. Z.B. Die Bach Motetten..Cantus Cölln ist dort meine Referenzaufnahme, aber ich finde sie durch den Kontrabass zu Bass-lastig, was kein Mensch so sieht...Koopmann finde ich bei seinen Kantaten in den Eingangssinfonien, den Arien und Rezitativen mit männlicher Besetzung eine Referenz, aber den Chor nicht so gut wie bei Herreweghes oder Gardiners Kantaten-Aufnahmen und den Sopran besetzt Koopman zumeist mit sehr scheppernden Damen...(Nicht immer...) Gardiner finde ich im Chor extrem gut, aber seine Solisten sind sehr unterschiedlich...Das kann man schwer beurteilen. Herreweghe ist meistens meine eigentliche Referenz, wenn er die Kantate eingespielt hat, außer es gibt eine noch bessere OVPP Aufnahme...Die sind aber sehr unterschiedlich in der Qualität..Rifkin kann ich nicht gut hören. Pierlot, Junghänel, Milnes oder manchmal auch Parrot sind super...

    Ich werde mal Ausschau halten, ob ich Wedman oder Pierot in der Bibliothek ausfindig mache, vermute aber eher nicht...Mich würde es schon reizen mehr Vergleiche zu haben, aber das gilt für 4-5 andere Werke auch...Fühle mich gerade etwas überfordert...

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    Albert Camus (1913-1960)

  • So, heut ist die Alice Piérot angekommen.

    Diese Einspielung ist mehr als die drei anderen die ich habe Ensemblemusik - die Violine steht weniger im Vorder- bzw Mittelpunkt, sondern ist mehr in die Continougruppe eingebettet als bei Maier, Holloway und auch Malgoire (wo es aber in eine ähnliche Richtung geht). Mir kommt das entgegen, ich finde es faszinierend! Überhaupt das Continuo - speziell der Zusammenklang von Therobe und dem Claviorganum (ein sehr spezielles Instrument, ich kannte das garnicht) - finde ich betörend. Ich bin begeistert, auch wenn ich rein vom Violinenspiel her Holloway und Maier eine Idee schöner finde.

    Nun warte ich noch auf Maya Homburger (ich Konnte es nicht lassen die Bestellung der "Ceremony" noch mit den eigentlichen Rosenkranzsonaten zu ergänzen :vv: , dann habe och hier fünf Einspielungen... was mir schon fast ein bißchen dekadent vorkommt :D aber diese Musik ist es wert; irgendwann noch Letzbor und dann lasse ich es erstmal genug sein...


    @Trotzig Verzagt Ding: das ist lustig, mir geht es genau umgekeht wie dir: von den Bach Cellosuiten hab ich nur Jaap ter Linden; und das ist eine Einspielung, die ich so großartig finde daß ich mir eigentlich garnicht vorstellen kann sie von jemand anders zu hören, was mir bei den Rosenkranzsonaten halt ganz anders geht...

    LG Frank

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
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  • @Trotzig Verzagt Ding: das ist lustig, mir geht es genau umgekehrt wie dir: von den Bach Cellosuiten hab ich nur Jaap ter Linden; und das ist eine Einspielung, die ich so großartig finde daß ich mir eigentlich garnicht vorstellen kann sie von jemand anders zu hören, was mir bei den Rosenkranzsonaten halt ganz anders geht...

    Irgendwie habe ich nachts, wenn ich extrem müde bin - Schwierigkeiten mich auszudrücken: Jaap Ter Linden habe ich 3-4 Jahre NUR gehört---, aber die Cello-Suiten sind eben ein Werk, wo es mich letztendlich doch gereizt hat mich an andere Interpretationen heran zu wagen, weil schon alleine jedes Cello einen anderen Klang hat, man sehr viel durch wechselnde Tempi erreicht und die Aufnahme auch von den Räumlichkeiten sehr abhängig ist. Wenn ich die Cello-Suiten in meinem Kopf höre, dann eigentlich immer noch in Ter Lindens Interpretation....(Wobei es auch noch eine neuere Aufnahme von Ter Linden gibt, die ich noch nicht habe...Steht auf meiner Warteliste)..Also keine Ahnung, ob wir dieselbe Aufnahme meinen?
    Ebenso off topic: Jaap Ter Linden ist mir auch bei Koopmans Kantaten Einspielungen immer als "der Cellist" aufgefallen..Ebenso M. Ponseele (Oboe)...Wenn man dann noch Koopman als Dritten im Bunde als Organist hat, dann hat man drei absolut feinfühlige miteinander kommunizierende Instrumentalisten. Keine "Rampensäue", wo man denkt Oboe konkurriert gegen z.B: Basso-Continuo usw.

    On topic: Ich finde es gut, dass Tschabrendeki diesen Faden so belebt: Ich hadere immer Geld für etwas auszugeben, dass ich schon habe und mit dem ich zufrieden bin, aber letztlich stimme ich diesem Gedanken völlig zu...


    Ich glaube, bei solistischer Musik hat der Musiker mehr Gelenheit seine eigene Gedanken in die Musik fließen zu lassen, als bei einem orchestralen Werk. Dazu kommt noch dass bei Barockmusik das Contino auf so vielfältiger Weise besetzt werden kann, und die improvisierende Darbietung auch zu großen Unterschieden führt. Und schließelich speziell bei den Rosenkranzsonaten, dass die religiöse Thematik ganz klar zu einer Deutung einlädt, und dadurch das Spektrum an Möglichkeiten viel mehr ausgeweitet wird, als bei Werken ohne Programm.

    Mir macht es zusätzlich auch immer Spaß die Booklets zu lesen und die Herangehensweise der Interpreten an das Werk zu verstehen. Ein "virtuoses" Continuo, das sich aber nicht zu sehr in den Vordergrund drängt, ist ist für mich auch absolut wichtig..., aber das ist natürlich auch eine Frage des "Könnens" und dieses findet man fast nur bei den HIP-Aufnahmen...

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
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  • Ich habe ja auch so angefangen, dass ich "nur noch eine weitere" Einspielung kaufen wollte, dann habe ich nachgeschaut, welche Einspielungen es überhaupt gibt, und es stellte sich heraus, dass es eben keine vollständige Diskographie gibt, und fing an die zu erstellen. Und so kam es dazu, dass ich dann alle haben wollte. Zum Glück waren es damals noch nicht so viele. Mitunter sind es aber doch 32 geworden.

    Übrigens: die Einspielung von Anne Schumann und Sebastian Knebel soll angeblich noch dieses jahr komplettiert werden. (Wird dann 33! :D ) vgl.: https://hyphenpress.co.uk/products/music/rosenkranzsonaten_1

    LG
    Tamás
    :wink:

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    Fugato

  • Ich habe ja auch so angefangen, dass ich "nur noch eine weitere" Einspielung kaufen wollte, dann habe ich nachgeschaut, welche Einspielungen es überhaupt gibt, und es stellte sich heraus, dass es eben keine vollständige Diskographie gibt, und fing an die zu erstellen. Und so kam es dazu, dass ich dann alle haben wollte. Zum Glück waren es damals noch nicht so viele. Mitunter sind es aber doch 32 geworden.


    Eine zeitlang - so zwischen 2007 und 2010 - habe ich auch jede, jede, jede Interpretation der Mysteriensonaten gekauft, derer ich habhaft werden konnte. So um Mitte 2010 hab ich dann davon Abstand genommen, weil die zuletzt gekauften Einspielungen (Wedman, Homburger und Wallfish) mir irgendwie nix wirklich Neues mehr zu dem Zyklus zu sagen schienen. Sepec, Minasi, Kaakinen-Pilch und Siedel hab ich gar nicht mehr gekauft (und auch noch nicht gehört). Stattdessen hab ich meinen Bestand, der seinen Peak mal mit 19 Einspielungen erreicht hatte, inzwischen wieder vorsichtig reduziert (Bismuth, Ronez und Beznosiuk mussten weichen). Dazugekommen ist seitdem nur noch Malgoire - da war der Preis so, dass ich nicht vorbeigehen konnte. Und das ist auch eine tatsächlich sehr schöne Interpretation. :)

    Langer Rede, kurzer Sinn: Im Falle von Rachel Podger werde ich nicht abstinent bleiben, weil mir ihre Interpretationen der Werke für Violine allein von Bach und Telemann ganz fantastisch gefallen haben und ich daher hohe Erwartungen an ihren Rosenkranz habe.

    Wünschen würde ich mir noch eine Einspielung von Lucy van Dael - aber da wird wohl nichts kommen ...

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • 19 oder gar 33 Einspielungen, das ist ja auch wirklich viel...

    Bei mir werden es wohl 7 werden, mehr brauch ich von keiner Art Musik. Maier, Holloway, Pierot und Malgoire sind ja da und ich möchte keine davon missen... Auf Homburger warte ich jetzt seit 4 Wochen ;( weil sie aus Kanada kommt, und dann werde ich in jedem Fall im Laufe dieses Sommers noch Letzbor und Manze anschaffen. Damit sollte es aber auch genug sein, es gibt ja so viel Musik die ich GAR nicht hab...

    Wenn Hombuger da ist schreib ich wie ich sie finde, und auch über die Ceremony, falls die Musik halbwegs nah an den Sonaten ist und nicht allzusehr in freie Improvisationen geht, sonst wärs hier OT.

    Spannung steigt, jedenfalls! Z.Zz. läuft die Pierot am Häufigsten...


    LG

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    (Shunryu Suzuki)

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