BIBER, Heinrich Ignaz Franz: Die Rosenkranz-Sonaten

  • .... und liest man in den Kommentaren, dann ist ein Kommentar schon 3 Jahre alt, dann ist das in der Tat höchst geheimnisvoll, warum so eine gute - die Tonqualität ist exzellent, finde ich - Aufnahme nicht veröffentlicht wurde oder was auch immer wie auch immer, das soll einer verstehen
    Steckt doch sicher viel Arbeit drin, und dann für die Schublade?
    Nun, immerhin Tubenmusi.
    Heißt ja schließlich "mystery Sonatas", etwas Geheimnis muss also sein

    Jedenfalls, das habe ich inzwischen gelernt:
    "Biber's Rosary Sonatas are considered the most extensive example of scordatura - a technique whereby the strings are purposefully tuned differently from their usual arrangement. In these works, the violin's usual G-D-A-E tuning is only used for the opening sonata and the closing Passacaglia. The other fourteen sonatas each have a different configuration of tuning. Compositionally, this allowed Biber to obtain unusual chords, opening up a whole new spectrum of harmonic and textural possibilities."
    (Text bei der Beschreibung der Podger-CD auf Amazon)

    :wink:

    amamusica

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


  • Die Sinkovsky-Aufnahme scheint in der Tat exzellent. Ich gönne sie mir jetzt als Musik zum Frühstück.

    dann ist das in der Tat höchst geheimnisvoll, warum so eine gute - die Tonqualität ist exzellent, finde ich - Aufnahme nicht veröffentlicht wurde oder was auch immer wie auch immer, das soll einer verstehen
    Steckt doch sicher viel Arbeit drin, und dann für die Schublade?

    Ich kann mir nur den Reim darauf machen, dass entschieden wurde, die Aufnahme nicht auf CD zu veröffentlichen, weil es sich finanziell nicht lohnt.
    Die Veröffentlichung auf Youtube bringt zumindest den Musikern mehr Aufmerksamkeit als wenn ein paar hundert CDs verkauft würden. So sieht's auf dem Markt leider aus.

    Die gleiche Aufnahme gibt es übrigens auch mit Noten:
    https://www.youtube.com/watch?v=jd2wYG…RafOT3ObUOQ6CA_
    ...wenn auch von der alten, reichlich fehlerhaften Luntz-Ausgabe.

    Geradezu erschrocken bin ich, als ich eben feststellen musste, dass die kompletten Rosenkranzsonaten in beinahe allen maßgeblichen Aufnahmen bei Youtube stehen (incl Manze, Piérot, Podger etc.!!).
    Meine Linksammlung werde ich demnächst nachreichen wenn sie komplett ist.
    :wink: Khampan

  • Guten Morgen,

    bei einer Internet-Suche findet man einen Facebook-Kommentar von 2013, dass die Sinkovsky-Einstellung bald erscheinen soll... schade eigentlich. Label soll 'Caro Mitis' gewesen sein. Deren letzte Veröffentlichung war allerdings schon 2011.

    Helli

  • The Mystery Sonatas invading Youtube

    Hier die Liste der komplett bei Youtube zu findenden Rosenkranzsonaten - mithin der Grund warum es sich die Labels gut überlegen müssen, ob weitere Neuaufnahmen machbar sind.

    Reinhard Goebel
    https://www.youtube.com/watch?v=Mq-SrUZUluU

    John Holloway
    https://www.youtube.com/watch?v=XckvLWrXc3w

    Monica Huggett
    CD 1 https://www.youtube.com/watch?v=W4Lo5L9aK8E
    CD 2 https://www.youtube.com/watch?v=lrk7dwIpYjI

    Susanne Lautenbacher
    https://www.youtube.com/watch?v=WcRxH6LfMuE

    Franzjosef Maier
    https://www.youtube.com/watch?v=VEO0TErn7Jw

    Andrew Manze
    https://www.youtube.com/watch?v=87n6pdmBLQ4

    Eduard Melkus
    https://www.youtube.com/watch?v=aSvMJTmJjhE

    Alice Piérot
    https://www.youtube.com/watch?v=fI67_vREvmA

    Rachel Podger
    https://www.youtube.com/watch?v=0QTyV_…JK_exw9Qe-6PI9b

    Walter Reiter
    https://www.youtube.com/watch?v=YgfdfVoF7_M

    Igor Ruhadze
    https://www.youtube.com/watch?v=IDoj92V4c8U

    Dmitry Sinkovsky
    https://www.youtube.com/watch?v=3R2NAfLt8Bk
    oder mit Noten:
    https://www.youtube.com/watch?v=jd2wYG…RafOT3ObUOQ6CA_


    Weiters gibt es zahllose einzelne Sonaten, darunter von meinen Mit-Favoriten:

    Lina Tur Bonet
    https://www.youtube.com/watch?v=CEJSYwc_j1s

    Julia Wedman
    https://www.youtube.com/watch?v=62RzzPr2EEs

    Im Interesse der Labels hoffe ich sehr, dass diese umfassende Informationsmöglichkeit den Verkauf mehr belebt als bremst.
    ^^ Khampan

  • Das ist in der Tat eine beeindruckende Übersicht, @Khampan !
    Für Leute wie mich ist das natürlich ein Segen. Denn so kann ich Sachen hören, die sonst weit jenseits meiner Reichweite wären.
    Und so war die Sinkovsky-CD wenigstens nicht ganz für die Tonne...
    Will auch gar nicht abstreiten, dass das problematisch ist - sein kann für die Künstler und die Plattenfirmen, aber es ist schon eine tolle Möglichkeit für Musikfreunde.
    Vor allem auch um neue musikalische Gefilde zu erkunden, dem Logarithmus oder was auch immer sei Dank.

    :wink:

    amamusica

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


  • Keine neue CD, und auch nur ein Teilstück,
    aber vielleicht trotzdem für jemanden von Euch von Interesse?
    Für Freunde des Gezupften:

    Bibers Passacaglia, transkribiert für Laute und gespielt von Xavier Diaz-Latorre:
    https://www.youtube.com/watch?v=gw70yHzD1RE

    amamusica

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


  • Es gibt wieder eine neue Aufnahme:

    Neue Aufnahme der Rosenkranz-Sonaten von Biber, Solistin Mayumi Hirasaki, 2. Konzertmeisterin des Concerto Köln. Feine Aufnahme, meine ich, ohne aber Anspruch auf eine umfangreiche vergleichende Hörerfahrung zu erheben.

    Hier gibt es Ausschnitte.

    Die Ausschnitte in dem erwähnten Link sind mir zu sehr dynamikkomprimiert und datenreduziert. Ich empfehle zum Kennenlernen eher Spotify o.ä.

  • Ich hab' da gestern auch noch 'reingehört (Spotify) und bin bis zum Schluss dran "kleben geblieben". Mir hat sie sehr gefallen! So weit ich hören konnte, ist das Continuo auf ein Orgelpositiv und eine Theorbe beschränkt, die einander abwechseln: manchmal spielen auch beide. Unprätentiöses, geradliniges Geigenspiel. Höre alte Musik nicht oft und bin insofern kein Maßstab, zumal der Schädel derzeit einigermaßen benebelt ist (nein, kein Riesling, leider; COVID-19). Insofern gilt mein Urteil vielleicht eher der großartigen Musik Bibers als dieser Interpretation; aber die hat mich gestern wirklich gefesselt!

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Und wie findest Du sie?

    Hm, vor der Beantwortung dieser schwierigen Frage möchte ich zur Einordnung erst mal meine Lieblingsaufnahmen erwähnen (Reihenfolge nach den Vornamen):

    Andrew Manze

    Julia Wedman

    Lina Tur Bonet

    Rachel Podger

    Für meinen Geschmack kann die Aufnahme von Mayumi Hirasaki nicht in diese Topriege vorstoßen. Und das, obwohl musikalisch wie technisch ist alles sehr gut ist. Jedoch stören mich einige Details:

    - Besonders in der ersten Sonate frönt die Solistin der derzeitigen Mode, bei Sechzehntelläufen jeweils auf dem letzten Sechzehntel (i.d.R. direkt vor einem Taktstrich) kurz halt zu machen. Das fällt sicher den wenigsten auf, mich nervt es mit der Zeit aber sehr, wenn es so stereotyp und vorhersehbar durchgegehalten wird.

    - Manche dramaturgischen und dynamischen Verläufe wirken auf mich mehr wohlgeplant als nach Empfindung/Ausdruck gestaltet. Insbesondere bei der letzten Sonate fällt das auf: Immer wieder lang dauernde Steigerungen von piano zu forte, die äußerlich schön anzuhören aber nicht mit einem damit korrelierenden Ausdruck verbunden sind.

    - Die Einzelabschnitte innerhalb der Sonaten wirken recht abgeschlossen - 1. Satz geschafft, Mittagspause oder so, danach 2. Satz...

    - Begleitung in vielen Sonaten nur mit (zurückhaltender) Laute ist teilweise etwas unaufregend.

    - Das Orgelpositiv in Nr. 11 (Auferstehung) klingt schwachbrüstig bzw. vorsichtig registriert, die Orgelbegleitung ebenso vorsichtig (mit viel Rücksicht auf die Solistin) ausgeführt.

    Das ist alles Meckern auf hohem Niveau. Gäbe es die oben genannten Aufnahmen nicht, dann würde ich mich über Hirasakis Interpretation sicherlich freuen. Wobei ich noch Alice Pierot und Daniel Sepec (u.a. auch wegen des Continuos) vorziehen würde.

    Stimmtonhöhe 415 Hz, auch sonst eigentlich alles nach meinem Geschmack.

  • Das ist alles Meckern auf hohem Niveau.

    Na ja, wenn die Konkurrenz es besser macht, ist das doch gestattet. Danke für die Einordnung!

    Wenn ich irgendwann mal dazu komme, mich näher mit diesen Sonaten zu befassen, werde ich wahrscheinlich mit Lina Tur Bonet beginnen, die ist mir bei irgendeiner anderen Aufnahme schon einmal sehr positiv aufgefallen, ich weiß aber nicht mehr bei welcher.

  • ....und wieder eine Neuaufnahme, diesmal mit Amandine Beyer (merkwürdig, wie dominant die Damen bei diesem Werk sind). Die Tänzerin auf dem cover ist aus einer Choreographie von Anne Teresa de Keersmaeker zu den Sonaten.

    Ich werde wahrcheinlich nicht widerstehen können, obwohl die Rosenkranzsonaten bei mir wahrlich keine Mangelware sind.

  • Amandine Beyer

    Gesamtspielzeit 105'30 sagt schon sehr viel.

    Lina Tur Bonet, die schon eher flott unterwegs ist, nimmt sich immerhin fast 20 Minuten mehr Zeit.

    Man muss Frau Beyer zugute halten, dass sie das teils halsbrecherische Tempo durchaus bewältigt, Respekt. Noch dazu bleibt sie ungewohnt streng im Takt, was eventuell dem Dienst der Choreographie verpflichtet ist und beim Hören für manches ach-so-ist-das-gedacht-Erlebnis sorgen dürfte.

    Damit hat es sich aber auch schon, für mein Dafürhalten.

    Wie schon im bedauerlichen Fall von Reinhard Göbel ist eine zu sportliche Herangehensweise bei diesen Werken kontraproduktiv. Zum Versenken in ein wie auch immer geartetes Mysterium (meinetwegen auch ein rein musikalisches) bleibt hier keine Zeit.

    Klanglich wäre anzumerken, dass die Geige etwas zu sehr im Vordergrund steht. Schade, denn die begleitende Truppe "Gli Incogniti" macht ihre Sache eigentlich sehr gut, und der Klang ist ansonsten hervorragend.

    Einmal editiert, zuletzt von Khampan (18. Februar 2023 um 14:56)

  • Ich kenne die Rosenkranzsonaten bislang überhaupt nicht, aber dieser Thread hat mein Interesse daran geweckt. Ich habe die letzten Tage dann etwas quergehört und recherchiert, welche Einspielung mir gefallen könnte. Extrem hilfreich war dabei der Post eines Mitglieds im Nachbarforum, der im Oktober letzten Jahres 37-mal die Kreuzigung in Dropbox hochgeladen hat (kann man einfach so anhören, ohne Download). Dadurch hatte ich einen tollen und sehr direkten Vergleich, was mich schließlich zu zwei Favoriten gebracht hat, nämlich Alice Piérot und Monica Huggett. Den Bismuth fand ich irgendwie sehr sinnlich, aber davon wurde aufgrund der halsbrecherischen Tempi abgeraten.

    Da Huggett derzeit leider nicht verfügbar ist, habe ich mich für die Piérot-Aufnahme entschieden, die bald eintrudeln sollte. In der näheren Auswahl waren noch Sepec und Lina Tur Bonet. Der Manze wäre gar nichts für mich, glaube ich.

    Bin sehr gepannt :)

  • Die meisten youtube links (oben #404) funktionieren nicht mehr (zumindest nicht bei mir in Belgien). Aber es gibt zur Zeit auf youtube die Aufnahme mit Hélène Schmitt die für mich mit eine der besten ist

    danke für die Info. Bei den Youtube-Links erscheint bei mir der Hinweis: Dieses Video ist nicht mehr verfügbar, weil das mit diesem Video verknüpfte YouTube-Konto gekündigt wurde.
    Hört sich für mich so an dass der User wegen Copyright-Verletzung rausgeschmissen wurde, Youtube das aber nicht so direkt sagen will Schlecht1

    Wie auch immer, danke für den Link zur Aufnahme mit Hélène Schmitt, in die ich endlich auch mal hineinhören konnte. Leider ist sie aber nichts für mich: Von Anfang an nervten mich ihre rhythmischen Marotten, gerne den ersten und letzten Ton eines Taktes lange auszuhalten; aber ich wollte tapfer weiterhören. Eine weitere Marotte war mir dann zuviel: bei vielen regelmäßigen 8tel oder 16tel-Bewegungen spielt sie jeweils die zweite Note zu früh, als würde sie ständig nach vorne stolpern. Ich mutmaße eine aus Bequemlichkeit angewöhnte Bogentechnik, bei der sie dem Aufstrich (weil mühsamer) mehr Zeit gibt als dem Aufstrich. Deutliches Beispiel ab 22:55 - weiter konnte ich ihr Spiel nicht ertragen, zu sehr geht mir das gegen den Strich (obwohl ich nie ein Streichinstrument gespielt habe...)

    Klang ist super, Intonation ebenfalls, Stimmtonhöhe 415 Hz.
    Wem Rhythmus egal ist, der kann mit der Aufnahme sicher glücklich werden.

    ape3 Khampan

  • Ich bin mit der Aufnahme - ich habe die CDs - gewiss nicht unglücklich. Und das Anhören ab 22:55 hat mich auch nicht unglücklich gemacht. Ich sage nicht, dass du Unrecht hast. Aber ich kann die von dir reklamierten Mängel nicht erkennen. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass das an mir liegt (es würde mich aber durchaus interessieren, wie andere Hörer auf 22:55ff reagieren).

  • Da Huggett derzeit leider nicht verfügbar ist, habe ich mich für die Piérot-Aufnahme entschieden, die bald eintrudeln sollte.

    Das ist sicherlich eine sehr, sehr gute Entscheidung.

    Wobei ich persönlich mit Manze absolut glücklich bin, du garnicht? OK, es ist sehr reduziert, aber aufs Wesentliche wie ich finde....


    Egal, Piérot macht dich sicher happy und darum geht's ja

    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

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