OFFENBACH: Les contes d'Hoffmann – Märchenhafte Episoden oder postmodernes Drama?

  • Unwetter in Skopje

    Vor ein paar Tagen gab es in Skopje ein schlimmes Unwetter, bei dem über 20 Menschen um´ s Leben kamen. Ich habe die mir persönlich bekannten Ensemblemitglieder der Oper angemailt, und erfreulicherweise ging es ihnen gut. Aber sie kannten Leute, die vom Unwetter geschädigt wurden.
    Skopje erlebte ja schon 1963 ein schlimmes Erdbeben, und nun das Hochwasser. Mitten durch die Stadt läuft der Fluss Wardar, der normalerweise knietief ist.

  • Hoffmanns Abenteuer an einem norwegischen Fjord

    Der übernächste Hoffmann findet wieder mal an einem ungewöhnlichen Ort statt. Nordfjord-Eid ist eine Doppelkommune mit 6000 Einwohnern in Mittelnorwegen.Aber sie haben ein Opernhaus. Am 5. Oktober haben Hoffmanns Abenteuer Premiere."http://www.operanordfjord.no/produksjonar/p…ns-eventyr-2016"
    Butterbrote muss ich einpacken, denn dank der Euro-Politik unserer famosen Regierung sind Währungen wie Schweizer Franken und die norwegische Krone so stark gestiegen, dass man in Norwegen für 5 Euro gerade mal ein Wiener Würstchen oder eine Tüte Pommes bei McDo bekommt. Übernachten muss ich wohl auf einer Parkbank.
    Ich fliege nach Bergen, wo ich in der Grieghalle schon mal einen Hoffmann sah. "http://www.myway.de/hoffmann/1011-bergen.html"
    Dann folgt eine sechsstündige Busfahrt über Täler, Berge und eine Fähre.

  • Ann-Helen Moen, die die Antonia gibt, war in meiner Jugend Ensemblemitglied an der Grazer Oper. Ich kann mich noch lebhaft an eine sehr erotische Semele erinnern, wo sie eine Arie (ich meine, es war "Endless pleasure") frisch dem Bade entstiegen sang, angetan mit nichts als einem weißen Badetuch. Ihr Jupiter war damals übrigens Marlin Miller, der Hoffmann der Lausanner Aufführung, die ab hier so hymnisch besprochen wurde.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Jules Barbier und Michel Carre als Librettisten von Gounods Faust

    Gerade läuft auf 3sat die Salzburger Inszenierung von Gounods Faust mit einem genialen Bühnenbild in der Inszenierung Reinhard von der Thannens. Auch die Kostüme sind extravagant gelungen. Meine kleine und wesentlich operngebildetere Schwester meinte allerdings, bei den Mäusen sei Neuenfels mit seinen Ratten Pate gestanden.
    Die beiden Librettisten hatten auch aus E.T.A.Hoffmanns Geschichten ein Schauspiel collagiert, bzw. kompiliert, das Jacques Offenbach sah und vertonen wollte. Da Michel Carre verstorben war, übernahm Barbier alleine die Bearbeitung des Schauspiels für eine Oper.

  • Stark gespannter, aber nicht überspannter Bogen

    Nachtkritiken wird es von mir nicht mehr geben. Mein Notebook hat ausgedient. Da ich nun ein Tablet verwende, ist das technisch nicht mehr drin. Also, es war ein wildes, turbulentes Spektakel. Nur der Antonia-Akt war symbolistisch-verhalten. Der Giulietta-Akt war eine Lehrstunde für SM-Interessierte. Zahlreiche Bizarr-Techniken wurden vorgeführt. Einige Damen im Publikum waren entzückt über das Wirken der Klinik-Domina Giulietta. Muss ich mich jetzt in diese Schweinigeleien auch noch einarbeiten, oder kann mir eine Cappriciosa bei der Verwendung verschiedener auf der Bühne gezeigter Utensilien helfen? Heutzutage ist es ja Mode geworden, öffentlich solche Dinge zu zeigen, die früher im Geheimen blieben und den gesellschaftlich führenden Eliten vorbehalten waren.
    Überragend Sara Hershkowitz als Stella, sowohl gesanglich wie auch darstellerisch.
    Auf der Premierenfeier erregte ein Besucher Aufsehen mit einem T-Shirt, auf das Olympia/Antonia/Giulietta gedruckt war.
    Die zitierte Kritik liegt gar nicht so daneben.
    Das Opernhaus liegt an der Stelle, an der bis 1943 Friedrich Engels´ Geburtshaus stand. Dieses Haus musste zur Niederringung des Hitler-Faschismus zerstört werden. Erst 2010 stiftete die Volksrepublik China vermutlich aus schlechtem Gewissen eine kolossale Statue, die auf das Opernhaus blickt. In China gilt Engels´ Schrift Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft ("Anti-Dühring") als wichtigstes theoretisches Werk des wissenschaftlichen Marxismus. Auch sonst scheint Wuppertal seinen großen Sohn vergessen zu haben. Trotz mehr als einstündiger Suche fand ich keine Postkarte von ihm. Die meist türkischen Kioskbesitzer fragten: Engels, was ist denn das? Ein deutscher Verkäufer sagte immerhin: Wir brauchen keine Kommunisten hier. Ich antwortete ihm, der Engels war doch Kapitalist.

  • Diese Kritik kommt der Inszenierung schon ziemlich nahe. Beruhigt musste ich lesen, dass die Spiegelarie nicht gesungen wurde, die omm gehört zu haben glaubte. Ich befürchtete schon eingeschlafen zu sein, was aber gerade in dem höchst turbulenten Giulietta-Akt unwahrscheinlich gewesen wäre. omm: "Lucas begeistert stimmgewaltig bei Dapertuttos großer Spiegelarie".
    In Magdeburg lobte der örtliche Rezensent einmal ausdrücklich einen Sänger, der gar nicht gesungen hatte.

    Hier noch eine Rezension: http://www.deutschlandradiokultur.de/oper-wuppertal…ticle_id=366246

  • Vorläufige amtliche Endbesprechung

    Bis auf ein paar Kleinigkeiten bin ich fertig. "http://www.hoffmannserz%c3%a4hlungen.de" unter NEU WUPPERTAL
    Die beiden hier verlinkten Kritiken werde ich mir noch vornehmen. Da steht einiger Schmarrn drin, z.B. "Offenbachs einzige Oper" oder ein Lob auf die Spiegelarie, die gar nicht gesungen wurde.
    Wenn noch jemand mehr online-Kritiken findet, bitte hier reinsetzen. Es ist oft lustig, die zu lesen.

  • Dresdner Premiere dicht

    Die Dresdner Premiere am 4. 12.ist ausverkauft. Für Hoffmann gab es keine Pressekarte. Das ist mir an einer deutschen Bühne noch nicht passiert.
    Zu DDR-Zeiten wäre das Problem mit ein paar DM geregelt gewesen.

  • Majestätsbeleidigung

    Mal schaun. Ich versuch´s mal, ob das wie in den 80er Jahren mit einer Kiste Bananen zu regeln ist. Wenn die mich beleidigen, dann beleidige ich die auch.
    In Stuttgart hatte man mir wenigstens für die 3.oder 4. Vorstellung eine Pressekarte angeboten. Und ich schleppe in den 80er Jahren viermal jährlich und kistenweise Bananen, Orangen, Westkaffee und schmuggele unter Lebensgefahr verbotene Bücher und Zeitschriften (keine Pornos für Erich und Genossen) nach Dresden. Das ist jetzt der Dank. Die Mauer muss wieder her.
    Meine Dresdner Freunde sind stocksauer auf die Sempronisten. Dabei wurde der Bauplan für die Semperoper im Auftrag von Ludwig II von Gottfried Semper für München entworfen. Die Ermordung Ludwigs II im Juni 1886 verhinderte den Bau in München..

  • Anhänger von Wuppertal auf DuRohr

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    Anschließend die eher spießige Met.Inszenierung.

  • Kritik der drei Kritiken

    "http://www.deutschlandradiokultur.de/oper-wuppertal…ticle_id=366246"
    Die erste auf dem US-Popmusik-Dudelsender Deutschlandradio Kultur von Stefan Keim kann ich kurz abhandeln. Sie ist zu kurz, um Wesentliches über diese Inszenierung auszusagen. Es steht nichts Falsches drin, ist aber zu knapp.

    "http://omm.de/veranstaltunge…zaehlungen.html"
    Thomas Moltke auf omm.de ist ein genauer Beobachter und gibt sich echt Mühe, leistet sich aber ein paar grobe Schnitzer und subjektive Verurteilungen.
    Warum die Stadträtin Lindorf im Kleid auftritt, lässt sich schon erklären: Durch die ganze Inszenierung weht ein Hauch der freakigen Randkultur, in der die traditionellen Geschlechterrollen wie lebenslange hetero Partnerschaften eher ein Nebenrolle spielen. Außerdem kommen die im Libretto auch nicht vor. E.T.A. Hoffmann lebte sowas auch nicht. Besonders im Giulietta-Akt werden vom Libretto her schon einige schräge Beziehungen angedeutet. Giulietta ist Dapertutto hörig und hält sich ihrerseits zwei Sklaven, Schlemihl und Pitichinaccio, den sie sogar liebt. Und warum sollen sich der Hetero Hoffmann und die von einer transgenderischen Sängerin verkörperte Stadträtin Lindorf nicht in die gleiche Frau verlieben?
    Der Giulietta-Akt wird von omm.de und Opernnetz in eine Irrenanstalt verlegt. Das stimmt nur teilweise. M.E. überwiegt die Atmosfäre einer SM-Party. Ich gehöre zwar nicht zu dieser Szene, schlich mich aber mal aus Neugierde in eine solche Veranstaltung ein. Mangels professionellem Outfit zog ich meinen schwarzen Surfanzug an. Was ich da sah, oh Weia, dagegen war das von Inga Levant angedeutete Treiben was für den Konfirmandenunterricht. Nonnen und Krankenschwestern im Lack-Minikleidchen gehören bei einer SM-Party zur Standardbesetzung der eher spießigen Art, und in diesen Kostümen steckt oft ein Bankdirektor oder Politiker.
    Dann kommt der Hammer: "Lucas begeistert stimmgewaltig bei Dapertuttos großer Spiegelarie." Entweder war ich eingenickt, was unwahrscheinlich ist, oder Moltke war in einer anderen Inszenierung. Hoffmann sang dagegen eine Hymne auf die Freuden der Liebe, die inder Kaye-Keck-Fassung enthalten ist.
    Hoffmann erwürgte die Dramaturgin/Muse, weil sie ihn dominieren wollte, und er sich befreien wollte. Dafür bekommt er seinen treuen Freund Niklaus.
    Die minimalen Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Chor und Orchester im Olympia-Akt zu erwähnen, ist kleinlich. Die dauerten keine halbe Sekunde, und beide hatten sich bewundernswert schnell wieder synchronisiert.

    "http://opernnetz.de/Seiten/Aktuell…era_160918.html"
    Auch Pedro Obiera auf Opernnetz meckert gerne an Nebensächlichkeiten herum. Das Programmheft ist knapp, übersichtlich und enthält alle relevanten Informationen. Allerdings keine langatmigen Betrachtungen, die ohnehin kaum einer liest. Obiera hätte auch erwähnen können, dass das Programm kostenlos verteilt wird.
    Das Werk ist keineswegs fragmentarisch hinterlassen, lediglich ohne autorisierte Endfassung. Anhand des bei Jacques Offenbach aufgeführten Klavierauszugs lässt sich durchaus eine Struktur rekonstruieren.
    Die Geschichte von Wuppertal bricht keineswegs auseinander, sondern enthält durchaus einen roten Faden und endet korrekt. Marthaler in Madrid und Stuttgart hatte sie völlig verfremdet. (Und jetzt wurden die zum Opernhaus des Jahres erkoren.)
    Auch Obiera meint, der Giulietta-Akt findet in einem Irrenhaus statt. Giulietta in knapper Schwesterntracht. Naja. So ein Krankenhaus möchte ich mal sehen, in dem die Schwestern so rumlaufen.
    Völlig falsch versteht er den Schluss. Die Muse schlüpft nicht in die Rolle des Niklaus. Beide Rollen bleiben bis zum Schluss getrennt. Hoffmann und Niklaus werden durchaus ein Paar. Was für eins, mag sich jede(r) selbst ausmalen.
    Irgendwann klatschte mal ein Einziger eine halbe Sekunde lang an falscher Stelle. Ist das einer Erwähnung wert?

    Fazit. Drei noch erträgliche Kritiken mit Schönheitsfehlern. Habe schon viel Schlimmeres gelesen. In einer dieser drei Kritiken geisterte wieder mal "Offenbachs einzige Oper" durch die Zeilen, wurde aber inzwischen entfernt.
    Ich müsste mal eine Sammlung anlegen, was Kritiker so alles zusammenfaseln. Letzten Sommer in Bregenz fragte mich eine Schweizer Journalistin vor der Premiere beim Presseempfang: "Können Sie mir sagen, worum es bei dieser Oper geht?" Die hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, wenigstens den Wikipedia-Artikel zu lesen. In Magdeburg lobte der örtliche Reporter ausdrücklich einen Sänger, der an diesem Abend gar nicht gesungen hatte.

    P.S.: Wenn es irgendwie geht, will ich mir diesen Hoffmann nochmal anschauen. Der Hotelier in der Nähe der Oper hatte mir angedroht, dass ich zum Frühstück nur Wasser und Brot bekomme, wenn ich eine schlechte Kritik schreibe. Es wohnten nämlich im gleichen Hotel mehrere Ensemblemitglieder, die ich beim Frühstück traf..Wenn Ihr hier noch mehr Kritiken reinstellt bzw. verlinkt, kritisiere ich die auch noch.

  • Opernzauberei in Fjordland

    Es war einmal am Ende eines Fjordes zwischen hohen Bergen ...
    Man glaubt es nicht, was fuer eine ausgezeichnete Oper in Nordfjord gespielt wird. Eine auf Felsenstein basierende Version mit professionellen Saengern, einem tadellosen Orchester, einem kuenstlerischen Buehnenbild mit der besten Beleuchtung, die ich je sah. Und das mit einem ad hoc-Ensemble, denn in Nordford wird nur einmal im Jahr Oper gespielt. Nordfjord hat mit der Nachbargemeinde Eid 6000 Einwohner.

  • Nordfjord online

    Die Besprechung von Nordfjord ist online. Ein paar kleinere Bilder vom Theater etc. werde ich noch nachreichen.
    Hier meine Besprechung "http://www.myway.de/hoffmann/1617-nordfjord.html
    Es ist schon unglaublich, wohin einen diese Oper bringt und was für schöne Erlebnisse und Eindrücke man rund um sie bekommt. Diese Reise und diese Oper taten mir gut. Mit einer Erkältung fuhr ich hin, gesund kam ich wieder zurück.
    Wieder einmal, wie schon in Skopje, hatte ich wegen der umständlichen und langen Anreise gezögert nach Nordfjord zu fahren. Mit unvergesslichen Eindrücken und dankbar kehrte ich zurück.

  • Lieber hoffmann, die Norfjord-Besprechung gefällt mir besonders gut, vermutlich wegen des ganzen verrückten Abenteuers deinerseits und des Enthusiasmus der norwegischen Projekt-Operntruppe, den du so begeistert beschreibst. Hattest Du denn vorher schon jemals den Hoffmann auf norwegisch gehört?

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