OFFENBACH: Les contes d'Hoffmann – Märchenhafte Episoden oder postmodernes Drama?

  • In der Opernhalle des Bergkönigs* - I Dovregubbens Operahall

    Nein, auf Norwegisch noch nicht. In Bergen und Oslo sang man auf Französisch, sogar im transsylvanischen Brasov/Kronstadt. Aber in Szeged sang man ungarisch, und irgendwo slawische Konsonanten.
    Na klar musste mir Nordfjord gefallen, wenn ich schon so eine beschwerliche Anreise auf mich nehme.
    Naja, Madrid war auch weit, und die spielten einen verfremdeten Schmarrn. Aber Einigen gefiel der.
    Met New York war auch nicht das Gelbe vom Ei, aber dafür war ich halt mal an der Met.
    Eine der doofsten Interpretationen erlebte ich an der Münchner Staatsoper. Anreisekosten: tröstliche 2,40 und zurück.

    * Eigentlich müsste ich schreiben: In der Opernhalle der Bergkönigin, denn dass in Nordfjord Opern gespielt werden, ist Kari Pavelichs Verdienst.

  • Schwerin

    Hallo, schon wieder ich. Gegenüber dem Schloss von Schwerin steht das 130 Jahre alte Opernhaus, in dem ein essenzieller, straffer und musikalisch hervorragender Hoffmann Premiere feierte. No frills, keine Bizarrerien, kein Leerlauf. Und die Geschichte richtig und verständlich erzählt. Gesungen wurde auf Deutsch. Das Publikum war begeistert: fast 10 Minuten Applaus. Prominentester Premierengast: Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD). CDU-Merkel geht bekanntlich zu Wagner. No comment.
    Achtung, Dresden, ich komme, allerdings erst in 5 Wochen.

  • Schwerin ist online

    Die Besprechung des straffen und puristischen Schweriner Hoffmann ist online. "http://www.myway.de/hoffmann/1617-schwerin.html"
    Leider bekam ich nur drei honorarfreie Bilder. Ein paar mehr findet man auf der Homepage des Theaters "http://www.mecklenburgisches-staatstheater.de/stueck-detail/…ungen-1201.html" sowie auf der Facebookseite des Schweriner Theaters. Einfach etwas runterscrollen:
    "https://www.facebook.com/pages/Mecklenb…in/184231134781"
    Das war jetzt Besprechung Nr. 94.

  • Doubletten werden nicht erneut besprochen

    "http://www.myway.de/hoffmann/1415-bonn.html"
    Habe mir gerade die Internetseite der Wiener VO angesehen. Auf ihr findet sich kein Hinweis, dass es sich um eine Übernahme der Bonner Inszenierung handelt. Im Programmheft sollte die aber schon erwähnt sein. "http://www.volksoper.at/produktion/hof…3562495.de.html" Die Kostüme und das Bühnenbild sind jedenfalls identisch mit Bonn.
    Der Bregenzer Hoffmann wird in Köln und Kopenhagen wieder aufgenommen. Kopenhagen weist auf die Koproduktion mit Bregenz und Köln hin: Instruktør: Stefan Herheim. Hoffmanns eventyr er en samproduktion med Festspillene i Bregenz og Operaen i Köln. (Ihr könnt ja sicher alle Dänisch)
    Der doofe Münchner wurde auch in London gespielt.
    Der ganz nette Pariser wurde auch an der Scala gespielt und wird jetzt in Paris wieder aufgenommen.
    Der verspielte erste Madrider wurde rund ums Mittelmeer und sogar in Bergen (N) gespielt. Der zweite Madrider wurde ebenso in Stuttgart gespielt. Dorthin fuhr ich, weil ich gehofft hatte, dass man nach dem Buh-Konzert bei der Madrider Premiere einiges ändern würde, aber diese Hoffnung trog. Zudem liegt Stuttgart relativ nahe an München, so dass eine teure Übernachtung wegfiel. Außerdem dirigierte der ausgewiesene Hoffmann-Experte Sylvain Cambreling, dem ich mal die Hand schütteln wollte. In Stuttgart hatten sie ein höchst kreatives Plakat entworfen. "http://www.myway.de/hoffmann/1516-stuttgart.html", das alleine schon die Reise nach Stuttgart wert war und jetzt in meinem Treppenaufgang prangt.
    Die Sänger sind natürlich jeweils andere. Aber mein Hauptinteresse liegt sowieso bei der szenischen Umsetzung und der Interpretation. Der Gesang ist nie gleich, da er von der Tagesform der Sänger abhängt.
    Wenn mir aber jemand Reisen und Hotel nach Köln, Wien, Kopenhagen etc. spendiert, fahre ich gerne hin. Die Hoffmann-Reisen kosten mich ohnehin genug, aber noch kann ich sie mir leisten. In Dresden wohne ich bei Freunden aus der DDR-Zeit. Dort bin ich immer noch der Banonenonggel aus der Banonenrebubblik. Nach Dresden fahre ich, weil mir die Semperoper versicherte, der Regisseur Johannes Erath werde nicht seinen genialen Hoffmann von Bern 2008 wiederholen, sondern eine neue Inszenierung vorlegen. Da bin ich aus zwei Gründen gespannt: Erstens, wird uns Erath eine 99%ige Kopie seines früheren Hoffmanns vorlegen wie Hinrich Horstkotte in Halberstadt/Mönchengladbach? Zweitens: Wenn nein, wird sein Hoffmann 2.0 genauso genial wie sein Hoffmann 1.0?
    Christian von Götz lieferte in Lissabon und Magdeburg zwei völlig verschiedene Hoffmänner ab, die aber auch nicht die geringste Gemeinsamkeit aufwiesen.
    Ich werde aber die Anregung aufnehmen und Hinweise auf die Aktuell-Seite setzen.
    Im April wird dann wahrscheinlich jemand enttäuscht sein, dass ich nicht zum Hoffmann in Honolulu, Obamas Geburtsort, reiste. "https://hawaiiopera.org/the-tales-of-h…h.joBLzjcQ.dpbs" Günstigster Flug ca.. 1400 Euro. Einfaches Hotelzimmer ca.120 Euro/Nacht. .Sponsorenkonto bei der Münchner Stadtsparkasse. Die in Johannesburg, Buenos Aires, Peking und Tokio habe ich auch nicht besucht, muss ich zerknirscht gestehen. Sollte aber in Manaus ein Hoffmann gespielt werden, würde ich wohl einen meiner Picassos versetzen.

    P.S.: Da ich inzwischen 76 geworden bin, ist die Zahl der von mir noch zu besprechenden Hoffmänner aus biologischen Gründen nach oben begrenzt. Ein(e) Nachfolger(in) wird also dringend gesucht, ebenso ein Institut für Musikologie, das meine Besprechungen im Netz belässt, denn mein Internetprovider M-Net hat angedroht, alle Besprechungen zu löschen, wenn mich der Boandlkramer nach einer homöopathischen Behandlung bei Dr. Mirakel demnächst abholt. Das enzige musikologische Institut, das sich auf Musiktheater spezialisiert, nämlich das in Thurnau an der Universität Bayreuth, hat zwei diesbezügliche Anfragen unbeantwortet gelassen. "https://de.wikipedia.org/wiki/Forschung…ktheater_(fimt)" Meine Hoffmanniaden sind denen wohl nicht wissenschaftlich genug beschrieben. Und die Tessituren der jeweiligen Stimmbänder habe ich unzureichend analysiert.
    Einer der Mitbegründer des FIMT, Wolfgang Wagner, den ich mal privat kennenlernte, lebt leider nicht mehr und kann kein gutes Wort für mich einlegen.
    Diese Begegnung beschrieb ich im Forum "http://www.medicine-opera.com" in einem Beitrag vom 23. Mai 2013 "http://medicine-opera.com/2009/10/anything-but-wagner" The Wagners and I.

  • Achtung, Dresden, ich komme, allerdings erst in 5 Wochen.


    Inzwischen sind es noch 3 Wochen und es wird eine Making-of-Serie produziert. Bisher gibt es einen Teil 1, bei dem man eigentlich nichts erfährt, außer dass der Regisseur Johannes Erath ein gut gelaunter junger Mann ist:

    Making-of »Hoffmanns Erzählungen«, Teil 1, Konzeptionsprobe // Semperoper Dresden

    Zweitens ist mir aufgefallen, dass die Titelpartie umbesetzt wurde. Was ich hier hier gepostet hatte, stimmt also nicht mehr ganz. Jetzt ist nämlich Eric Cutler am Zug. Den kennen wir ja schon vom Madrider Marthaler-Hoffmann.

    Mal sehen, wie sich die Sache weiterentwickelt :pop: .

    :wink: Amaryllis

  • Nachdem Johannes Erath heute eine ganz andere Frisur trägt als 2008 bei der Premierenfeier in Bern, traue ich ihm auch zu, dass er einen ganz neuen Hoffmann auf die Bühne stellt.

  • Lieber hoffmann!

    Sei so gut und bleibe recht lange gesund, Deine "Hoffmann - Berichte" lese ich regelmäßig und sie sind mir eine Freude, wenn auch Manches dortselbst nicht immer eine Freude für Dich ist.

    Alles Gute wünsche ich Dir und Danke für Deine Ausführungen. :verbeugung1: :verbeugung1:

    Liebe Wünsche aus Wien sendet Dir Peter. :wink: :wink:

  • Lieber Peter,

    danke, das tut gut.
    Ich muss erfreut feststellen, dass die unerfreulichen Hoffmänner seltener werden.
    Nachdem ich den Madrider/Stuttgarter Hoffmann nicht so gut fand, traf ich aber doch eine Handvoll Fans von Marthalers Interpretation. Sie sahen sie als Problematisierung der Rolle der Kunst. Und wenn man sie vor dem Hintergrund des Künstlerlokals Circulo des bellas artes in Madrid sieht, macht sie auch Sinn, ist aber m.E. kein Hoffmann mehr.
    "http://www.esmadrid.com/de/touristenin…de-bellas-artes"
    Ich habe fest vor, die 100 noch zu schaffen. Die nächsten nach Dresden sind Meiningen, Neustrelitz, Metz und die Barockstadt Gelsenkirchen.
    Ob ich nach Ankara fliege, glaube ich eher nicht.
    Was Tales of Offenbach ist, muss ich noch herausfinden. "http://www.operadellaluna.org/repertoire/offenbach.html"


    Schöne Grüße nach Wien

    i.V. Hoffmann

  • Kurzkritik Semperoper vom 4.12.16

    Ganz unvoreingenommen ging ich ja nicht in die Premiere an der Semperoper, denn es war nun zum dritten Mal, dass ich von einem Hoffmann eine 2.0-Version des gleichen Regisseurs sah. Christian von Goetz hatte sich nach Lissabon in Magdeburg mit einer völligen Neuinszenierung gewaltig gesteigert, Hinrich Horstkotte hatte nach Halberstadt in Mönchengladbach trotz gegenteiliger Ankündigung eine praktisch identische Neuauflage seiner Märchenoper geliefert, und Johannes Erath hatte in Bern mit einer genialen, psychologisch packenden Interpretation Maßstäbe gesetzt. Ich war also sehr gespannt, was kommen würde. Siehe "http://www.myway.de/hoffmann/08-bern.html"
    Um es kurz zu machen: Bern packte mich elementar, schickte mir Schaudern den Rücken hinab und gab mir das Gefühl, dass auf der Bühne mein Leben dargestellt würde. Ich fuhr ein zweites Mal nach Bern, begleitet von einer Gestalt aus "Hoffmanns Erzählungen", und wir waren beide hingerissen. Dresden beeindruckte mit einer aufwändigen Produktion, guter Interpretation, einem hervorragenden Orchester (Dresdner Staatskapelle), sehr gutem Gesang und kreativem Bühnenbild.
    Außerdem hatte ich das menschliche und intellektuelle Vergnügen, unsere Amaryllis persönlich kennlernen zu dürfen. Da sie nach der Vorstellung heim zur Familie musste, konnten wir uns nur vor der Vorstellung und in der Pause unterhalten.
    Ich mache jetzt noch einen Schlenker nach Berlin und fahre am Mittwoch wieder nach München. Es wird also diesmal etwas länger dauern mit der ausführlichen Besprechung.

  • RE: Kurzkritik Semperoper vom 4.12.16

    ... und ich hatte das Vergnügen, unseren enthusiastischen Hoffmanianer hoffmann live kennenzulernen. Die "Erkennungsszene" vor der Oper war sehr lustig. Wir waren uns beide nicht sicher, ob wir den Richtigen / die Richtige gefunden hatten – da packte hoffmann sein Olympia-Antoinia-Stella-T-Shirt aus und schon gab es keine Zweifel mehr.

    Eigentlich wollte ich gestern eine Nachtkritik schreiben, habe mich aber mit dem 4. Türchen des Capriccio-Rätsels verzettelt. Dann war ich zu geschafft. Ich werde das heute Abend an dieser Stelle nachholen.

    Ich möchte hoffmann beipflichten, dass es bis auf kleine Abstriche – dazu später ausführlicher – musikalisch ein großes Vergnügen war. Das Inszenierungskonzept war darauf ausgelegt, die Muse und den Widersacher als zwei Teile von Hoffmanns Persönlichkeit aufzufassen, was zunächst spannend wirkte, im Laufe der Aufführung aber doch etwas verkopft daherkam, emotional nicht allzu stark berührte und die Personeninteraktionen eher behinderte. Speziell im Antonia-Akt gab es einen auffälligen Spannungseinbruch (bühnenmäßig, nicht musikalisch!). Insgesamt war es aber ein sehr positiver "Hoffmann", in dem die Titelfigur sich im Rückblick mit Abstand selbst betrachtet und nicht zugrunde geht (und auch mit Alkohol fast nichts am Hut hat – sehr überraschend).

    Bis später, Amaryllis

  • Neuinszenierung "Hoffmanns Erzählungen", Semperoper DD, Premiere am 04.12.2016

    Ca. 20 Jahre war Dresden wohl hoffmannfrei, gestern hatte eine längst überfällige Neuinszenierung an der Semperoper Premiere. Wie ich in meinem vorigen Beitrag schon angedeutet habe, wurde vom Regisseur Johannes Erath hier weniger die Viereinigkeit der Frauenfiguren (im Gegenteil, es wurden eher die Gegensätze der Frauen herausgestellt, demzufolge gab es verschiedene Sängerinnen) ins Zentrum gerückt, sondern die Dreieinigkeit von Hoffmann, Muse und Widersacher. Die Muse ist dabei der positive, liebende Part in Hoffmann und der Widersacher die Angst, vereinfacht ausgedrückt. Außerdem wurden Spiegel- und Wiedergängermotive vielfältig eingesetzt; Zuschauerraum, Mittelloge, beide Prozeniumslogen, Videoprojektionen einbezogen, sowie auch einige überraschende Gags eingestreut – ob das zuviel des Guten ist, bleibt Geschmacks- und Stimmungssache. Hoffmann erzählt hier nicht nur die Zwischenakte, sondern praktisch alles. Man hat es nicht mit einem versoffenen Künsterwrack zu tun, sondern mit einem kreativen Mann in den besten Jahren, der seine eigene komplizierte Entwicklung schriftstellerisch verarbeitet. Insgesamt wirkt das Konzept nicht so emotional mitreißend, wie es die Komposition hergibt, aber das ist wohl pure Absicht. Im Programmheft äußert sich das Regieteam ausführlich und weißt explizit darauf hin, dass man sich in dieser Oper leicht verlieren kann, will man die komplette Reichhaltigkeit des Werkes auf die Bühne bringen. Genau das ist partiell passiert. Unser Mitglied "hoffmann" wird sicher auf seiner Website in den nächsten Tagen noch eingehender zu den inszenatorischen und kostümtechnischen Details Stellung nehmen.

    Besetzung

    Musikalische Leitung ... Frédéric Chaslin
    Inszenierung ... Johannes Erath
    Bühnenbild ... Heike Scheele
    Kostüme ... Gesine Völlm

    Hoffmann ... Eric Cutler
    Nicklausse / die Muse ... Christina Bock
    Olympia ... Tuuli Takala
    Antonia ... Sarah-Jane Brandon
    Giulietta ... Measha Brueggergosman
    Die vier Gegenspieler ... Peter Rose
    Andrès, Cochenille, Pitichinaccio, Frantz ... Aaron Pegram
    Luther / Crespel ... Tilmann Rönnebeck
    Hermann / Schlemihl ... Bernhard Hansky
    Nathanael ... Simeon Esper
    Spalanzani ... Tom Martinsen
    Stimme der Mutter ... Christa Mayer
    Wilhelm ... Friedrich Darge

    Sächsischer Staatsopernchor Dresden
    Sächsische Staatskapelle Dresden

    Es wurde auf Basis der Kaye-Keck-Fassung gearbeitet – zu hören waren etwa 3 Std. 10 Min. Musik, was erfreulich viel ist. Überraschend war, dass ausschließlich im Antonia-Akt einige Dialoge gesprochen wurden. Die Muse durfte sowohl die Puppen- als auch die Geigenarie singen, das umstrittene "Scintille Diamant" war dabei (ebenso das sogenannte Septett). Interessant war, wie unterschiedlich die Akte orchestral (am Pult: Frédéric Chaslin) herauspräpariert wurden, ein Aspekt, den man beim Hören von Konserve überhaupt nicht einschätzen kann. Während Prolog und Olympia mit hohem Tempo, leicht, locker, spritzig daherkamen, wurde bei Antonia plötzlich richtig große Oper mit deutlich dramatischerem Gesang und höheren Phonstärken zelebriert. Dieser Akt stellte auch die einzige Phase dar, in der die sonst sehr gute Balance zwischen Orchester und Singstimmen nicht ideal war, besonders die Geigenarie war davon leider betroffen. Das ist jetzt aber der einzige Wermutstropfen, der mir aufgefallen ist, und mag der Premierensituation geschuldet sein. Eric Cutler war sängerisch ein großartiger Hoffmann, am Beginn saß die Stimme vielleicht nicht ganz optimal, aber nach der Krönung des Kleinzack mit einem extra langen Spitzenton war er aufgewärmt und sang praktisch ermüdungsfrei mit Raffinessen, Schattierungen, in allen Lautstärken, vom Piano bis zum rückenmarkszerschneidenden Forte, ich wüßte jetzt gar nicht, welche Passage ich besonders hervorheben sollte. Darstellerisch gibt es im Rahmen der auf emotionalen Abstand bedachten Regie auch nichts zu meckern. Insgesamt hatten Peter Rose als Widersacher und Christina Bock als Muse innerhalb des Hoffmann-Dreieinigkeits-Konzeptes noch stärkere Probleme, ihren Figuren, die ja keine eigenständigen Figuren sein durften, Profil zu verleihen. Typenmäßig und stimmlich war Christina Bock eine sehr gute Muße, während mich Peter Rose weniger beeindruckt hat. Aber da war ich wohl allein, er hatte sehr viel Beifall. Für die drei Geliebten Olympia, Antonia, Giulietta wurden tatsächlich drei bzgl. des Stimmtypus sehr unterschiedliche Sängerinnen verpflichtet. Tuuli Takala vom Jungen Ensemble gab eine eher menschliche Olympia, die Spitzentöne stratosphärisch, wie sie sein müssen, sonst aber ein für einen Automaten recht sattes Timbre. Sarah-Jane Brandon sang die Antonia robust mit einer Riesenstimme. Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, dass es sich um ein fragiles, todkrankes Wesen handelt. Selbst der lange Triller, mit dem sie ihr Leben beendet, klang gesund (und war einfach wunderbar!!!). Eine ganz überraschende Performance lieferte Measha Brueggergosman, die die mit Abstand am dunkelsten gefärbte Stimme mitbrachte. L'amour lui dit: la belle! war praktisch als Chanson einer Varieté-Sängerin inszeniert und das Mikro, in das sie sang, war m.E. aktiv, was dazu führte, dass ich die Arie zunächst kaum erkannt habe. Außerdem wurde, so habe ich später im Programm nachgelesen, partiell nach unten oktaviert, um einen extra dunklen, verruchten Sound zu erreichen. Die Nummer war klasse, hatte aber nicht unbedingt den gewohnten melancholischen Charakter der Arie.

    Die Applauszeit von 9 Minuten möchte ich für eine Premiere als eher unterdurchschnittlich klassifizieren. Es gab einige Buhs für das Regieteam, die aber von den Bravorufern, die zudem den deutlich längeren Atem hatten, niedergekämpft wurden. Es gibt in dieser Saison noch reichlich weitere Termine – ich muss meine Eindrücke unbedingt überprüfen und natürlich diese wunderbare Oper erneut live hören.

    :wink: Amaryllis

  • Kritik an den Kritiken

    Eine fand ich noch, aber der Link funktioniert in Bayern nicht. "http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/audio-238796.html"
    Ich sah die zwei Reporter auf der Premierenfeier rumschleichen.
    Die SZ muss natürlich von Offenbachs einziger großen Oper faseln.
    Die Rheinnixen sind eine genauso große Oper, nur kam die beim Publikum
    nicht an, da zu lang, zu schwerfällig und in der Handlung zu
    kompliziert. Wagner sollte man als JO nicht nachzuahmen versuchen.
    Wagner hat sich auch nicht mit einem Can-Can versucht.
    Dass Chor und Orchester in DD immer mal wieder auseinanderlagen, stimmt
    auch nicht. Das passierte genau zwei Mal, und auch nur für
    Sekundenbruchteile, dann hatten sie sich wieder synchronisiert. Sowas
    erwähne ich nicht einmal, weil es bei einer Premiere normal ist.
    Die mir auf Papier vorliegende Kritik eines Herrn Gruhl aus den DNN vom
    Dienstag 6.12. muss man lesen. Ein blühendes Beispiel deutscher
    Opernkritik. Rabulismen, Metafern, Sofismen, Tropen, Sequenzen und
    poetische Bocksprünge sagen viel über Herrn Gruhls Fabulierkunst, aber
    wenig über die Oper aus. Und dann schreibt er noch von Offenbachs einziger Oper. Der Herr machte sich nicht einmal die Mühe, die qualifizierte Einführung durch die Dramaturgin anzuhören. Ab ins Altpapier.
    Sicher bekamen die Herren Pressekarten für die Premiere, während ich
    für meinen Platz vierter Rang, letzte Reihe 48 Euro hinlegen musste. Das
    erste Mal, dass ich an einer deutschen und mittel-/nordeuropäischen
    Bühne meine Hoffmann-Karte selbst bezahlen musste. Aber ich werde mich
    nicht mit einem Verriss rächen. Versprochen.
    Noch besser aber war eine Journalistin auf dem Presseempfang vor der
    Bregenzer Premiere 2015 gewesen, die mich fragte: Können Sie mir sagen, worum es
    bei dieser Oper geht?

  • Nicht registrierte Hoffmänner

    Bei den üblichen Verdächtigen wie offenbachsociety.uk.org oder operabase werden Hoffmänner selten registriert, wenn sie in slawischen Ländern gespielt werden, die das kyrillische Alfabet verwenden. Wie ich gerade von der Oper Skopje erfuhr, waren die mit ihrem Hoffmann auf einer längeren Gastspielreise durch Bulgarien, ohne dass man das erfuhr.
    P.S.: Als ich den Hoffmann in Skopje sah, feierten wir nach der Vorstellung den Wahlsieg van der Bellens. Nun gewann er wieder, nämlich als in Dresden der Hoffmann Premiere hatte. Man sollte VdB einen Besuch des Glücksbringers Hoffmann an der Volksoper nahelegen. Das wäre doch eine Aufgabe für unsere österreichischen Kollegen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!