Empfehlenswerte Dokumentarfilme

  • Für äußerst empfehlenswert halte ich die Dokus bzw. Reportagen von VICE ("http://www.vice.com/de")
    Zugegeben es ist eine Art Abenteuer-Journalismus, manches ist recht unorthodox, manchmal tendenziös (aber die behaupten auch nichts anderes), aber allein schon die Themen, die geliefert werden, lohnen, da VICE Dinge anpackt, die die meisten Medien ignorieren oder nur streifen, außedem immer nah am Geschehen sind.
    Manchen werden einige Filme zu hart sein, Zartbesaitete sollte gewisse Themen meiden, aber ich schaue die Reportagen sehr gerne.
    Ob nun in den afrikanischen Krisengebieten oder in Nordkorea unterwegs, ob sie mit fanatischen Christen oder sibirischen Einsiedlern sprechen, es gibt eine Menge zu entdecken.
    Sie haben einen eigenen YT-Channel, wo alle Reportagen zu sehen sind.

    Ähnlich verhält es sich mit den Reportagen von Louis Theroux (ebenfalls auf yt zu sehen).

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Eine Empfehlung für alle, die die Musik der Band "Pink Floyd" in ihrer Blütezeit, den 70ern, mögen. Aber auch für all jene, die den Hype nie nachvollziehen konnten, der um diese vier Musiker gemacht wurde.

    Pink Floyd: Live at Pompeii

    Im Amphitheater von Pompeji filmte der Regisseur Adrian Maben im Oktober 1971ein faszinierendes Rockkonzert ohne Publikum mit den Stücken Echoes, Careful with that axe Eugene, A saucerful of secrets, One of those days, Set the controls for the heart of the sun und Mademoiselle Nobbs.

    Es handelt sich jedoch nicht um einen reinen Konzertfilm, was wohl etwas langweilig geworden wäre. Einige weitere Songs wurden in einem Studio in Paris aufgenommen. Ferner sind Vulkanausbrüche des Vesuv und Szenen aus der Ausgrabungsstätte zu sehen, insbesondere aber Szenen mit Studioaufnahmen in den Londoner Abbey Road Studios. Diese zeigen die Band bei den Proben und Aufnahmen zu dem legendären Album "The Dark Side of the Moon" (Us and them, On the run, Brain Damage). Höchst amüsant die Interviews beim Frühstück im Studio :beatnik:

    Cheers,

    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Ein exzellentes Dokumentarspiel von Sebastian Haffner mit dem Titel "Anatomie der Marneschlacht" darf nachverfolgt werden. Wie dadurch bereits verraten wird, steht der Analysecharakter des Geschehens, was ich gerade reizvoll finde, im Vordergrund. Wer sich dafür interessiert, darf bei YT recherchieren.

  • Die Bezwingung des dritten Pols - na was wohl - natürlich des Mount Everest.

    Bei YT gibt es diverse Dokus zum Thema angebliche Erstbesteigung des Mount Everest durch Mallory und Irvine.

    Z.B. diese

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  • Ein exzellentes Dokumentarspiel von Sebastian Haffner mit dem Titel "Anatomie der Marneschlacht" darf nachverfolgt werden. Wie dadurch bereits verraten wird, steht der Analysecharakter des Geschehens, was ich gerade reizvoll finde, im Vordergrund. Wer sich dafür interessiert, darf bei YT recherchieren.


    Vielen Dank für den Hinweis!
    Werde ich mir jedenfalls ansehen, leider ist es schon wieder beinahe zwei Jahre her, dass ich Tuchmans "Guns of August" und das Büchlein zu der Haffner-Doku gelesen habe:

    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51b-f66OP2L._SY445_.jpg]


    Der Mallory/Everest-link funktioniert leider nicht.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40606445.html

    Ich habe nie nachvollziehen können, wie es 1978 im Norden Guyanas zu einer solchen Massen-selbst-Tötung (Massenmord) kommen konnte, als sich mindestens 900 Menschen vom Leben zum Tod befördern ließen/wurden - bizarr.

    Eine empfehlenswerte arte Dokumentation zu Jim Jones und seiner "Peoples Temple"-Sekte kann man hier finden:

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  • Der Mallory/Everest-link funktioniert leider nicht.

    Versuche es mal damit

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    oder hier

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  • Ein Genre, das hier bislang noch nicht erwähnt wurde, ist die fiktionale Dokumentation. Ein gutes Beispiel zum Thema "Der 3. Weltkrieg" ist hier zu finden:

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    Dazu die Beschreibung bei Wikipedia:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Dritte_Weltkrieg

  • Ein sehr empfehlenswerter, bewegender Film:

    Jugendliche, die sich mit Tanz und Ballett noch nie beschäftigt haben, erarbeiten gemeinsam mit der wunderbaren Pina Bausch und zwei tollen Choreographinnen Bauschs Stück "Kontakthof".
    Die Disziplin, Konzentration und Hingabe der Jugendlichen sind sehr beeindruckend, auch ihre Biografien.
    Ein sehr anrührender, bewegender Film, die Offenheit der Kinder, die Zerbrechlichkeit der schon kranken Pina - nicht nur den Choreographinnen sind die Tränen gekommen. Ein wunderschönes Dokument!

    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:
    :wink: Talestri

    One word is sufficient. But if one cannot find it?

    Virginia Woolf, Jacob's Room

  • Fritz Bauer

    Gestern Abend lief bei Phönix eine brillante Dokumentation von Ilona Ziok über eine der ganz großen Juristenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts - es geht um Fritz Bauer, zuletzt beruflich tätig als Generalstaatsanwalt in Hessen ("Fritz Bauer - Tod auf Raten", 2010, 97 Min.).

    Dem einen oder anderen ist Bauer vielleicht unter anderem bekannt als Ankläger im sog. "Remer-Prozess", als Mitinitiator des 1. Frankfurter Auschwitzprozesses oder als Derjenige, der dem israelischen Mossad den Wohnort Adolf Eichmanns in Argentinien mitgeteilt hat.

    Die Dokumentation ist auch bei YT zu finden und unbedingt sehenswert:

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    Weitere interessante Details zu der Dokumentation kann man hier finden:

    http://www.fritz-bauer-film.de/

  • Der (Freistaat) Kongo unter Leopold II. Eine Geschichte von Raub, Ausbeutung eines Volkes und Massentötung zum Zwecke der Erzielung von Profiten - ein "Tropischer Gulag", wie es in einem Beitrag von Daniel Vangroenweghe heißt (http://www.schattenblick.de/infopool/geist…y/ggneu168.html).

    Weiterführend auch der Wikipediaartikel:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kongogr%C3%A4uel#Film

    Die Dokumentation "Weißer König, Roter Kautschuk, Schwarzer Tod" Belgien 2004, wurde bei arte ausgestrahlt.

    Hier der Infotext des Senders:

    http://www.arte.tv/de/geschichte-…mC=1198892.html,

    und hier der YT-Link:

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    Parallel dazu empfiehlt sich die Lektüre von Joseph Conrads Erzählung "Herz der Finsternis"

  • Interessant, gerade heutzutage, wenn man auf den Fall Edward Snowden blickt, ist aus meiner Sicht das 93minütige Dokumentarspiel "Die geheimen Papiere des Pentagon" von Peter von Zahn aus dem Jahre 1973. Sehen kann man das Werk bei Youtube. Der Umstand, dass der Film im Kanal der sog. "Piratenpartei" gezeigt wird, ist zwar etwas störend aber letztlich nicht ausschlaggebend.

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    Zu Daniel Ellsberg und den damaligen Vorfällen bietet Wikipedia einen Grundbestand an Informationen.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Ellsberg

    Interessant auch dieser Artikel aus der SZ:

    http://www.sueddeutsche.de/kultur/whistle…erika-1.1718578

  • Eben gerade gesehen:

    Tödlicher Sommer
    Norwegens Jugend und die Anschläge
    2013
    Regie: Kari Anne Moe


    WDR, 23:15
    "http://m.ardmediathek.de/Toedlicher-Som…pageId=13932928"


    Ein besonderer Film, ein schmerzhafter Film. Er zeigt vier junge Menschen, die sich politisch engagieren und sich plötzlich mit Utoya konfrontiert sehen; eine der vier war sogar auf der Insel gewesen, als Breivik seine Attacken begann. Die anschließende Schulwahl wird dadurch deutlich beeinflußt. Aber es bleiben dennoch Wunden übrig; sie mögen heilen, neue Kraft geben - aber auch immer eine offene Stelle in der Seele hinterlassen.

    Der Film ist optisch eine hochpolierte Angelegenheit, vom Schnitt her bedächtig. Er braucht kein Grauen zu zeigen, aber man spürt den Schmerz Norwegens. Die Sympathie liegt bei den Vieren, die jeder für sich selber mit der Tat zurechtkommen müssen. Eine Lösung bietet der Film nicht an; es reicht bereits die Andeutung der Milieus, auch wenn das vielleicht ein bißchen zu oberflächlich dargestellt sein mag. Als Beginn für eine Diskussion reicht es allemal.


    jd

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Hallo,

    für diejenigen, die sich für Geschichte insb. US-amerikanische Geschichte interessieren sollten, ist diese Filmreihe m. E. unumgänglich und darüber hinaus einer der besten Dokumentarfilme:

    Der Mehrteiler (9 Folgen, 5 DVD mit einer Laufzeit von über 11 Stunden) über den ersten modernen industriell-technischen Krieg ist ausführlich und umfassend, detailreich und präzise angelegt. Die Dokumentation erschließt jedoch nicht nur die Kriegsjahre 1861-1865, sondern setzt vorher an und macht den Konflikt bzgl. der Gründe und seiner Voraussetzungen anschaulich begreifbar.

    Da man natürlich keine bewegten Originalaufnahmen haben konnte, wurde mittels umfangreichem Bildmaterial (Fotos), Kommentaren von Wissenschaftlern u. a. (sehr gelungen) versucht, den Geschehnissen chronologisch Rechnung zu tragen. Die Dokumentation setzt nicht auf nachgestellte Spielszenen, so wie es z. B. in Deutschland bei Dokumentationen mittlerweile üblich geworden ist: anschaulich, packend aber verzerrend und sogar sehr manipulativ. Wer Action in Verbindung mit relativ historischer Genauigkeit sucht, wird hier nicht bedient. Jene sollten sich evtl. an den Film „Gettysburg“ (2000) halten.

    Wer W. Kempowskis Bücher „Das Echolot“ (ab 1993) über den 2. Weltkrieg und danach kennen sollte, wird sich bzgl. des Films über den amerikanischen Bürgerkrieg aufgrund der sehr vielen Lesungen aus Briefen von Zeitzeugen vielleicht daran erinnert fühlen. Aber der Film ist eine Geschichtsdokumentation, die Bücher „Das Echolot“ nach Worten von Kempowski keine geschichtswissenschaftliche Arbeit, sondern eine „Collage“.

    Ggf. (?) könnte Beitrag 34 den Eindruck erwecken, dass die Dokumentation vornehmlich militärische Geschehnisse darstellt. Dazu muss gesagt sein, dass die politischen Hintergründe - insb. die Vorgeschichte des Krieges (s. o.) - einen breiten Raum einnehmen. Hier geht es gewiss nicht um Kriegsspektakel oder Kriegs- und Heldenverehrung. Krieg ist mörderisch und traumatisch, er trifft meist „Unschuldige“, die Dokumentation bringt dieses nachdrücklich ins Bewusstsein.

    „Civil War“: Sehr empfehlenswert – Ein Meilenstein!
    ___

    Die von Yukon empfohlene Dokumentation „Wettlauf zum Mond“ (Beitrag 17) schätze ich ebenfalls als sehr empfehlenswert ein.

    Bis dann.

  • Möglicherweise der falsche Ort - egal. Sehens- und hörenswert in jedem Fall. Vengerov auf dem Gelände des Stammlagers Auschwitz und Birkenau interpretiert Bachs Chaconne.

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    aus: "Holocaust: A musical memorial film from Auschwitz"

    Die weiteren Werke lassen sich bei Eingabe des Filmtitels in die Suchzeile bei YT leicht finden.

  • Möglicherweise der falsche Ort - egal. Sehens- und hörenswert in jedem Fall. Vengorov auf dem Gelände des Stammlagers Auschwitz und Birkenau interpretiert Bachs Chaconne.

    Ich kann mir nicht helfen, ich finde das unangebracht und geschmacklos. Wenn es wenigstens in irgendeinen historischen Zusammenhang zum Thema "Musik in Auschwitz" gestellt würde (z.B. zum "Mädchenorchester"), aber so ist das einfach eine hübsche Vertonung. Und dass Vengorov am Ende mit der Geige in der Hand mal eben durch das Haupttor von Birkenau hinausspaziert, finde ich angesichts der historischen Tatsachen sehr fragwürdig (dass er die Chaconne auch noch um den ganzen Mittelteil kürzt, fällt da fast schon nicht mehr ins Gewicht...). Trotzdem danke für den Link (wie übrigens auch für Deine zahlreichen früheren Links in diesem Thread; ich habe dadurch schon so manchen Film mit viel Gewinn gesehen).

    Christian

  • Ich kann mir nicht helfen, ich finde das unangebracht und geschmacklos. Wenn es wenigstens in irgendeinen historischen Zusammenhang zum Thema "Musik in Auschwitz" gestellt würde (z.B. zum "Mädchenorchester"), aber so ist das einfach eine hübsche Vertonung. Und dass Vengorov am Ende mit der Geige in der Hand mal eben durch das Haupttor von Birkenau hinausspaziert, finde ich angesichts der historischen Tatsachen sehr fragwürdig (dass er die Chaconne auch noch um den ganzen Mittelteil kürzt, fällt da fast schon nicht mehr ins Gewicht...). Trotzdem danke für den Link (wie übrigens auch für Deine zahlreichen früheren Links in diesem Thread; ich habe dadurch schon so manchen Film mit viel Gewinn gesehen).

    Christian

    Deine Sichtweise ist natürlich nachvollziehbar. Andererseits haben die Nazis das Thema Musik als "psychologischen" Aspekt im Rahmen ihres Tötungsapparats bewusst eingesetzt, wie auch Dein berechtigter Verweis auf das "Mädchenorchester von Auschwitz" zeigt. Insoweit ist die Autobiographie von Fania Fenelon lesenswert oder auch die Dramatisierung von Arthur Miller. Der Film "Holocaust: A musical memorial film from Auschwitz" wurde anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung dieses Lages durch die Rote Armee produziert. In diesem Zusammenhang könnte meines Erachtens auch das "Hinausspazieren" Vengerovs durch das Haupttor als Akt der Befreiung, wohlgemerkt nicht als Akt des Vergessens, angesehen werden.

    Vengerov selbst begründete seine Teilnahme an dem Projekt wie folgt:


    Zitat


    It was such an incredible honour to be asked to take part in this project, Vengerov says, that he readily broke off from a European tour to do so. (Earlier, Ben Weston told me that another great Jewish violinist, Itzhak Perlman, felt unable to come to Auschwitz to perform in the film.) So why did Vengerov come? "We can send a powerful message not just about what happened but what will happen in the future." What do you understand the message to be? "The message of music is love. Music is at the top near the highest spirit. This is our example. Humans go up and down".

    Humans did certainly go down, perhaps never lower than the Nazis did at Auschwitz. But as they went down, surely they took music with them. It was used to facilitate their machine of slavery and death. Wasn't music irrevocably tainted by its role in the death camps? "Music can be misunderstood. I know that really barbaric things happened here. But there are two sides: we have a beautiful side and a dark side. Music educated me. It made me a better person."
    That better person has come to commemorate the dead. "Playing music in the camps is to pray for the victims who suffered so much. I hope that they can hear us and know that we haven't forgotten them. We won't allow them to be forgotten."

    Why the chaconne? "The music of Bach is so pure, so clear. It covers such a range of emotions. It is like coming out of a dark tunnel into the light." Vengerov also points out that the chaconne has 33 variations symbolising the years of Christ's life. My worry, though, is that the chaconne thereby fits the commemoration of a principally Jewish tragedy into a Christian symbolism of suffering and redemption. Perhaps I should not worry: after all, two Jews, Vengerov and Kent, strongly feel otherwise.


    aus: http://arts.guardian.co.uk/fridayreview/s…1374948,00.html

  • Ich zweifle natürlich nicht an den guten Absichten Vengorovs oder der Filmemacher. Aber für mich persönlich ist deren Umsetzung nicht gelungen. Letztlich scheitert so etwas für mein Empfinden an dem grundsätzlichen Problem, dass eine künstlerische Auseinandersetzung immer auch Ästhetisierung ihres Gegenstandes beinhaltet. Ich war vor zehn Jahren selbst in der Gedenkstätte, und Musik ist das allerletzte, was mir dort durch den Kopf ging. Ich glaube schon, dass es möglich ist, auch Auschwitz zum künstlerischen Thema zu machen, aber der historische Bezug muss dann direkter, konkreter sein (wie z.B. in dem Film "Die Grauzone"). Hier sind die Bilder für mich nicht mehr als letzten Endes austauschbare Kulisse, und das gewählte Musikstück ist ohne erkennbaren Bezug zum Thema, so dass nur noch die - für mich allzu simple und pauschale - Aussage bleibt "The message of music is love". Aber wie gesagt: Das ist alles nur mein persönliches Ungehagen. Am passendsten fand ich noch die kurzen Einblendungen von überlebenden Musikern wie Anita Lasker-Wallfisch, weil die wenigstens für Momente einen Zusammenhang zwischen Bildern und Musik herstellten.

    Christian

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