Eigenes von allen für alle: Humor, Parodie und Blödelei

  • Eigenes von allen für alle: Humor, Parodie und Blödelei

    Da der Charlotte-Thread eher der seriösen Richtung gewidmet ist, probiere ich, die satirische Ader der Capricciosi anzuzapfen. Eugen Roth, schau oba!


    Ein Mensch, der gern Gedichte liest,
    weiß, daß er selbst kein Dichter ist.
    Doch hörend oft vom Kuß der Musen
    möcht' gern er wissen, wie die schmusen.
    "Probieren", denkt er, "will ich`s! " und
    (er spitzt zum Kusse schon den Mund)
    so harrt er,
    harrt,
    und harrt
    in Schweigen -
    die Musen wollen sich nicht zeigen.
    So wie er sitzt und wartet bang,
    wird ihm die Zeit allmählich lang.
    "Verschmäht bin ich!" denkt er verbittert,
    indes Verzweiflung ihn durchzittert.

    Um sich nach seines Wunsches Scheitern
    allmählich wieder zu erheitern,
    liest jetzt der Mensch den Eugen Roth,
    denn solches, fühlt er, hat er not.
    Und plötzlich wird's ihm sonnenklar,
    daß das ein Wink des Schicksals war:
    Der Musenkuß ihm sicher schmeckt
    auch dann noch, wenn er indirekt.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Ach Waldi,

    so gehts mir auch und ich bin glücklich dabei. Trotzdem: Ne Sängerin zu sein, wär schon schön.

    :wink: :wink: Frohe Ostern von der Kristin

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Ach Kristin,

    Früher wollte ich auch gern ein toller Tenor sein, aber wenn ich denke, daß die Stimme unweigerlich abbaut, bin ich froh, daß das nur ein Traum war.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Liebe Kristin! Lieber Waldi!

    Mich hat die Muse zu früh geküsst und als ich dann schon zwanzig war, war meine Stmme auch noch da und auch noch glockenklar und und fürchterbar. Da hab ich mir geschworen - nein Sänger zu sein ist nichts für mich, das hat sich auch das Bundesher gedacht, und über dreißig Tage lang, da sang ich noch einmal mit einem Tenor, die Butterfly war's was er brauchte und ich ihm half, so dass die dann ihn engagierten nur meinten sie warum hat er denn heute, in persona, eine so schlechte Partnerin, denn auf der MC da klang alles so schön und rein, das könne nicht dieselbe sein. Da meinte er ganz verlegen, die Butterfly ist nicht das, der ist in Mistelbach beim Bund und das wars.

    Und die Moral von der Geschicht, aus Sopranen werden Tenöre nicht, denn Emmy Loose sagte sogar - Peter jetzt wirst ein Bass, das ist mir klar.

    Und Sänger sein ist grad kein leichtes Brot und ich bin froh ich wurd' es nicht, denn da hatte ich zu große Vorbilder so werd ich nie, da mach ich lieber eine Parodie.

    Gesegnete Ostern wünsche ich Euch Beiden und Allen, Euer Peter. :wink: :wink:

  • Naja, für den Hausgebrauch reichte es damals - das war vor über vierzig Jahren. Da hatte ich so eine inspirierte Phase. Nicht immer wohlerzogen, wie man aus folgender Reimerei entnehmen kann:

    Ein Mensch, dem grade was entfährt,,
    hat so, indem er sich entleert,
    Erleichterung sich zwar verschafft,
    jedoch die Umwelt geht in Saft,
    und höchst ergrimmt, um sich zu rächen,
    läßt sie nun gleiche Mittel sprechen.
    Der Mensch, der hämisch erst gelächelt,
    fühlt sich jetzt selber miefumfächelt...
    Moral: Liebst du Gemütlichkeit,
    geh zur Entlüftung erst beiseit!

    Späterhin habe ich die "Ein Mensch"-Masche gelassen und mich mehr dem Schütteln gewidmet. Aber das ist wohl etwas für einen eigenen Thread.

    :wink: Waldi

    Frohe Ostern Euch allen!

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Als vor langer Zeit eine Freundin ihre Pathologieprüfung bestand (seither ist sie eine der namhaftesten Ärztinnen Österreichs geworden und auch noch als Primaria im Ruhestand national und international höchst aktiv), vereinten mein Vater und ich unsere schwachen Kräfte zu Folgendem:

    Mit Energie und aller Kraft
    hat es die Mia nun geschafft.
    Das kluge Mädchen ist drum heute
    der Mittelpunkt, um den die Leute
    sich, Beifall spendend, zahlreich sammeln
    und schlecht gereimt Bewund`rung stammeln.
    Im Köpfchen hat sie, scheint's, die Mittel
    für eine guten Doktortitel.
    Bald lindert sie der Leiden Not,
    schafft so dem Apotheker Brot,
    sorgt für die Kranken jeder Gattung
    und für die Städtische Bestattung.
    Die Bäuche werden aufgemetzelt,
    die Därme sacht herausgekletzelt,
    und ohne daß man viel verspürt,
    kriegt man per Podex injiziert,
    was je nach Stand dem Leibe frommt,
    denn - Achtung! - wenn man nämlich kommt
    und weiß nicht, wie man's richtig macht,
    kommt's vor, daß man wird umgebracht:
    Privat nur wird man gut behandelt,
    als Kassenpatient - verschandelt
    (auch das noch immer ideal,
    denn meistens endet's eh letal).
    Der theoretischen Belehrung
    sei jetzt genug, daß nicht von Störung
    der Stimmung man einst kann berichten,
    weil wir erfanden Mordsgeschichten.
    Daher (das Beste kommt zum Schluß)
    ein zwiefach heißer Glückwunschkuß!


    Als sich die solcherart Angestrudelte später dann ehelich verband, griff der Waldi - wieder mit väterlicher Unterstützung - zur Feder respektive Schreibmaschine und verfaßte

    Löbliche Betrachtungen eines angehenden Philosophen über den Stand der Ehe

    Ein Mensch, der innig sich verbindet
    und ehelich das noch begründet,
    weiß nicht, mit welchen schweren Lasten
    er fortan muß durchs Leben hasten:
    Die Frau bekommt er nicht allein,
    den Hausfreund kriegt er obendrein,
    und dieser hundsgemeine Wicht
    macht darauf auch noch ein Gedicht.

    Beflissen, lobesam und mild
    malt der der Zukunft schaur`ges Bild.
    O Mensch, du wirst es baldigst spüren,
    wozu du ließest dich verführen.
    Ich seh' dich förmlich schon voll Trauer
    bekehrt zur Lehr' von Schopenhauer.
    Die Freiheit tauscht man ein für Pflichten,
    die nie man dachte zu verrichten.
    Der Ehemann die Wohnung kehrt,
    dieweil Frau Doktor unbeschwert
    mit Patienten munter schäkert,
    just weil der Gatte drüber meckert.
    Ihm selber wird die Kund' vom Heil
    für seine Schmerzen nie zuteil.
    Nur Pfuschmethoden übt mit Possen
    das Weib an seinem Weggenossen,
    zum Beispiel weil er Haar verliert,
    ein Hörnerpaar die Lücken ziert!

    Doch auch die Frau hat ihre Plagen,
    so darf sie nimmermehr es wagen,
    den Freund in publico zu küssen
    (was beide werden sehr vermissen).
    Der Liebe muß nun heimlich frönen
    der Hausfreund mit der lock'ren Schönen.
    Nur fürcht ich, dieses Frauenzimmer,
    das einst - vergessen werd' ich's nimmer -
    die Walters schon bei bei Tag verwechselt'
    (ihr Ruf ist seither leicht bekleckselt),
    erwischt den Falschen in der Stillen,
    was würd' mit Zorn den Richt'gen füllen.

    Die pessimist'sche Prophezeing
    soll nicht bezwecken die Entzweiung.
    Im Gegenteil, sie nützlich scheint,
    weil sie zur Abwehr Euch v e r e i n t !
    Indem ich stänkere notorisch,
    wirk' ich so katalysatorisch.

    So müßt Ihr es auch ferner treiben,
    vereint und fest beisammenbleiben.
    Das "Wir", doch nicht das "Ich" sei Euer denken,
    dann wird die Liebe Euch viel mehr noch schenken
    als Ihr gegeben. Damit sei's genung
    der guten Wünsche und der Lästerung,
    der weisen Lehren und der dummen Märchen,
    als Schluß ruf' ich ein "DREIFACH HOCH" dem Pärchen.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Respekt Waldi! Ich hab vor ca. 50 Jahren mit meiner Mama auch mal was gedichtet, das ist in den Wirrnissen des Lebens verloren gegangen. Aber so wie Dich hat mich die Muse nie geküßt. Aber immerhin war ich mal mit einem Dichter verheiratet (also auch wieder indirekt).

    Es grüßt die eher unkreative

    Kristin

    (die aber mit ihren vorhandenen Eigenschaften zufrieden ist, grins)

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Lieber Waldi! - Liebe Kristin!

    Zuerst lieber Waldi das ist einzig gut und liebe Kristin, beim Dichten da bin ich auch miserabel. :hide: :hide:

    Liebe Grüße sendet Euch Peter. :wink: :wink:

  • Wiederum zusammen mit meinem Vater (im Jahr des Herrn 1966), als viele Autos noch ohne Sicherheitsbandagen geliefert wurden:

    Diesen festen schwed'schen Gurt
    schicken wir heut an Sie furt,
    damit zu Ihrer Sicherheit
    er dann im Frühjahr schon bereit.
    Käm's nun zum Falle eines Falles
    - denn möglich ist das leider alles -,
    wird nur der Gegner zu Ihrem Vergnügen
    mit seinem Schädel durchs Fenster fliegen.
    Sie aber sitzen stolz gefestigt
    und werden leiblich nicht belästigt.
    Sollte der and're dann noch leben
    und gar noch etwa Streit anheben,
    so nimmt man flugs in beide Hände
    des Gurtes hartmetallnes Ende.
    Den Gegner man zur Einsicht bringt,
    wenn man's auf seinen Schädel schwingt.
    Sehr nützlich scheint mir das Geräte,
    das solche gute Dienste täte.
    Drum lassen ein Sie schnell es bauen,
    bevor es noch beginnt zu tauen.
    Als Abschluß noch zu dieser Reim-
    erei ein herzlich "Kommt gut heim!"


    Und zusammen mit meinem besten Freund unter den Schulkameraden an einen anderen Klassengenossen, der sich zur Solidwerdung entschlossen hatte, auf einem zierlich bedruckten Glückwunschbillett:

    Eben erhielten wir Nachricht, daß Du - kaum trauten wir unseren Augen und Ohren -
    habest beschlossen nach löblicher Sitte, zu lassen die Unrast der Jugend,
    zu vergessen, zu enden die junggesellige Zeit nach dem rühmlichen Motto:
    Vita dulcis in solo non est, tu felix Othmare nube!
    Lobenswert stets ist das Beispiel, das weise Männer uns geben,
    philosophisch bewandert in alten und neuen Autoren
    (drum wir gedachten der Worte, die Nietzsche einst schrieb in prophetischem Geiste:
    "Wand'rer, gehst du zum Weib, so vergiß nicht, die Peitsche zu schwingen!"
    dennoch hoffen wir beide, daß nie Du benötigst d i e Weisheit).
    Und wir beschließen das Werk, dessen Worte im Versmaß sich fügten (?),
    wünschen Euch beiden, was lesen Ihr könnt auf dem vorigen Blatte
    und verbleiben sohin als Othmars alte Kollegen
    S. und W.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • :mlol:
    Lieber Waldi, was ist denn aus der Mediziner-Ehe geworden????? Bei einen solchen Startschuss kann man ja mancherlei vermuten..... Ehehälften von Ärzten brauchen jedenfalls nicht selten besondere Eigenschaften, um nicht selbst alle môglichen Krankheiten zu bekommen oder vorzutäuschen..... Hausfreunde wie Du (als moralischer Beistand!) sind wahrscheinlich nicht die schlechteste Lösung. :rolleyes: :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Liebe Fairy,

    Die Medizinerehe ging sehr gut, sie sind heute noch beisammen. Leider haben wir uns infolge beiderseitiger beruflicher Belastung später aus den Augen verloren, aber sollten wir einander zufällig über den Weg laufen, gäbe es sicher ein großes Hallo!

    :wink: Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Lieber Waldi, gerade entdeckt: Die vielberufene Muse hat Dich seinerzeit ja fest im Griff gehabt: :kiss:

    :juhu: :juhu: :juhu:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Ja, das stimmt, lieber Gurni. ich weiß nicht, ob ich das heute noch so schaffen könnte. Vermutlich nicht, obwohl ich Eugen Roth nach wie vor sehr verehre.

    Wir hatten seinerzeit deutsche Bekannte, die ein Tiroler Bauernhaus für sich renoviert hatten, und mit denen wir dort vergnügliche Zeiten erlebten. Sie besaßen auch einen - leider nur kurzlebigen - Rauhhaardackel namens Piefke, den ich darauf dressierte, seinem schlafenden Herrchen auf den Bauch zu springen und dort Siesta zu halten. Freut mich heute noch diebisch. Da sie Reinecke hießen, wurde das Haus prompt "Fuchsbau" getauft. Für das Gästebuch habe ich 1964 dieses verbrochen:


    Ach, mit Zögern nur greif' ich zur oftmals stockenden Feder,
    ist doch das Reimen mir stets und auch jetzt harte Arbeit gewesen.
    Aber wenn es zu preisen gilt die schwanzwedelnde Zierde der Dackel,
    wenn's zu bekräftigen gilt das reichlich gespendete Lob seines Herrchens und Frauchens,
    nun, dann stimme auch ich in den Chor, der da rühmet zu Rechte
    nicht nur das wohnliche Haus und die behagliche Stube, den wärmespendenden Ofen,
    alles, was noch in den schönsten Wochen des Jahres den Besucher des "Fuchsbaus" erfreuet,
    sondern auch denket der so gemütlich verplauderten Stunden,
    als wir des Abends uns dann rund um die - Flasche gesetzt.
    Wehe, was bist du entschwunden, o sonnige Zeit der Erholung!
    Traurig senk' ich den Kopf, denk' ich an dich oft zurück.
    Kann ich auch jetzt nicht dort sein, wohin mich die Sehnsucht will ziehen,
    sei doch ein Gruß und noch viele gesandt durch die Worte
    (welche im Versmaß sich fügten oder dies wenigstens sollten),
    die ich schrieb, der Hund in Reserve des Hauses, allwelcher benamset sich
    Waldi.

    Nicht alle Gäste benahmen sich offenbar so brav wie wir, sodaß sich der Hausherr eine Hausordnung wünschte. Ich verfaßte eine solche (ungereimt), konnte aber nicht umhin, sie mit einigen Zeilen zu begleiten:


    Der Pflichten kurzgefaßte Kunde
    schrieb nächtlich ich zur Geisterstunde,
    damit, wer sich nicht daran hält,
    was säuberlich ich aufgezählt,
    zur Ordnungsliebe wird gebracht,
    durch Spuk, der ihn um Mitternacht
    solange ängstigt und belästigt,
    bis sich in ihm der Vorsatz festigt,
    in Zukunft immer ganz den Willen
    des Hausherrn eifrigst zu erfüllen.
    Gespensterei, auch wenn oft scheußlich,
    kann also nützlich sein und preislich,
    wenn sie ermöglicht durch ihr Walten,
    des Hauses Ordnung einzuhalten.
    Doch will ich hoffen, daß der Gäste
    Benehmen ohnehin das beste.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Der Pflichten kurzgefaßte Kunde [...]

    Abermals: :juhu: :juhu: :juhu:

    Könnten wir ja - leicht abgewandelt vielleicht - in unsere Forenregeln aufnehmen... :whistling:

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

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