Schostakowitsch: 24 Präludien und Fugen op. 87

  • Hallo Frank,

    genau so ging es mir auch mit der Jarrett-Aufnahme.

    :wink:

    Nur weil etwas viel Arbeit war und Schweiß gekostet hat, ist es nicht besser oder wichtiger als etwas, das Spaß gemacht hat. (Helge Schneider)

  • Eine willkommene Gelegenheit, diesen Thread wieder einmal aus der Versenkung zu holen, ist eine neue Einspielung der 24 Präludien und Fugen:

    Vorgelegt hat sie der russische Pianist Alexander Melnikov, erschienen ist die Aufnahme bei Harmonia Mundi. Ich besitze die Aufnahme, habe sie aber noch nicht hören können, aber vielleicht jemand von Euch? Melnikov hat schon einige Aufnahmen bei Harmonia Mundi veröffentlicht, zuletzt die Beethoven-Sonaten für Violine und Klavier. Daneben noch ein Brahms-Album.

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • RE: Scherbakow mit op.87

    Ich habe auch als einzige Aufnahme die Naxos-CD mit Konstantin Scherbakow, mit der ich zufrieden bin.

    8+) Und zufrieden sein kann, wie die erfolgten Kritiken hier mitlerweile belegen.

    Allerdings war ich vom meditativen, ruhigen Charakter des Werkes insgesamt etwas enttäuscht. Ich hatte mir mehr "größere Pranke" für Schostakowitsch erwartet. ;( Der Beitrag von maticus 5/2009 belegt gar eine "Satie-Nähe" für die 24 Präludien und Fugen. Satie, ein Komponist mit dem ich ohnehin auf Kriegsfuß stehe/genau wie mit Minimal Music - für mich beides "Langweiler der ersten Klasse".

    Zitat


    Favoriten von maticus:

    Meine momentanen Favoriten sind die Nummern (besonders fett)

    1, 4, 5, 9, 10, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 20, 21, 24,

    aber es gibt (inzwischen) keine, die ich überhaupt nicht mag.


    Hallo maticus,

    Deine Favoritennummern werde ich mal eingehend hörend überprüfen.

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Ein seit Juni 2009 bestehender Capriccio-Thread über op. 87 erwähnt alle möglichen Aufnahmen, z.B. von Konstantin Scherbakow, Mûza Rubackyté, Marios Papadopoulos, Caroline Weichert, Jenny Lin, David Jalbert und Alexander Melnikov, aber nimmt die wirklich großen Aufnahmen von Präludien und Fugen aus op. 87, die Kenner weltweit hymnisch rühmen, die Kultstatus besitzen, überhaupt nicht zur Kenntnis? Ich frage mich wirklich manchmal, woran so etwas liegen könnte. Aber ich bin mir sicher, dass irgendeine Philosophie schon dahinterstecken wird. Und während ich mich wundere, lege ich mir die vier Präludien und Fugen auf, die Tatjana Nikolajewa am 18. August 1987 in Salzburg spielte (sie hat - zu meiner Beruhigung - hier immerhin Erwähnung gefunden)

    Und danach vertiefe ich mich in die grandiosen Aufnahmen zweier Klavier-Titanen, die op. 87 wie niemand sonst auf der Welt im Konzertsaal interpretiert haben (bei einem der beiden saß ich mal glückerfüllt in der ersten Reihe des Saals, als dies passierte - wenige Reihen hinter mir saß übrigens der andächtig lauschende Leonard Bernstein -), von denen es auch viele Mitschnitte dieser Interpretationen gibt. Die genieße ich einfach mal im Stillen. Ohne zu verraten, wen ich meine. Ihr könnt mir dann ja in den nächsten Tagen entgegenschleudern, dass Mûza Rubackyté, Marios Papadopoulos und alle anderen doch auch ganz, ganz tolle op. 87-Interpreten seien und dass ich von großen Namen verblendet sei. Bitte schön - gerne schön. Suum cuique.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Ein seit Juni 2009 bestehender Capriccio-Thread über op. 87 erwähnt alle möglichen Aufnahmen,(...) aber nimmt die wirklich großen Aufnahmen von Präludien und Fugen aus op. 87, die Kenner weltweit hymnisch rühmen, die Kultstatus besitzen, überhaupt nicht zur Kenntnis? Ich frage mich wirklich manchmal, woran so etwas liegen könnte.

    Ist doch ganz einfach: Hier gibt es eben keine "Kenner", die den "Kultstatus" dieser Aufnahmen zu würdigen wissen. Außer Dir natürlich. Du hebst Dich ja derartig von dem gemeinen Volk hier ab, dass Du Dich zu Recht nicht einmal dazu herablässt, zu verraten, um welche Aufnahmen es eigentlich geht. Von einer Begründung, was diese im Gegensatz zu allen anderen zu "wirklich großen Aufnahmen" macht, mal ganz abgesehen. Mit so etwas gibt sich ja bekanntlich kein wahrer Kenner ab.

    Schwer beeindruckt,

    Christian


  • Und danach vertiefe ich mich in die grandiosen Aufnahmen zweier Klavier-Titanen, die op. 87 wie niemand sonst auf der Welt im Konzertsaal interpretiert haben (bei einem der beiden saß ich mal glückerfüllt in der ersten Reihe des Saals, als dies passierte - wenige Reihen hinter mir saß übrigens der andächtig lauschende Leonard Bernstein -), von denen es auch viele Mitschnitte dieser Interpretationen gibt. Die genieße ich einfach mal im Stillen. Ohne zu verraten, wen ich meine. Ihr könnt mir dann ja in den nächsten Tagen entgegenschleudern, dass Mûza Rubackyté, Marios Papadopoulos und alle anderen doch auch ganz, ganz tolle op. 87-Interpreten seien und dass ich von großen Namen verblendet sei. Bitte schön - gerne schön. Suum cuique.

    Schade, dass Du Dich ausschweigst ;+)

    Es würde mich durchaus interessieren, wen Du meinst, gerade weil ich auf diesem Sektor nicht so gut zu Hause bin, wie anderswo. Also nur zu. Butter bei die Fische ;+)

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • General Lavine hat oben Nikolajewa ausführlich erwähnt, inklusive Live-Erlebnis.
    Aber warum einen thread lesen, wenn man stattdessen auch eine Verschwörungstheorie oder "Philosophie" wittern kann, aufgrund derer die "maßgeblichen" Aufnahmen (warum sind die eigentlich maßgeblich? und Scherbakow &c nicht. Eine Begründung, abgesehen vom andächtig lauschenden Lennie, wäre ja vielleicht eher Motivation für andere Hörer als so ein absurdes Persönlichnehmen der Abwesenheit bestimmter "Referenzen") nicht genannt werden.

    Die aufgrund der schwer nachvollziehbaren Indigniertheit gar nicht explizit genannten, sondern vom geneigten Leser als Hausaufgabe herauszufindenden Einspielungen sind vermutlich die von Gott Swjatoslaw Richter, der nicht den ganzen Zyklus gespielt hat.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Wenn der Music-Lover vom Titanen raunt, wissen wir doch, wer gemeint ist. Als kleines Trösterchen für den enttäuschten Fan klaube ich mal zusammen, was ich dereinst über diese Philips-Doppel-CD in einem anderen Forum geschrieben habe (mit minimalen Veränderungen):

    Dann und wann höre ich die Präludien und Fugen ganz gern. Allerdings höre ich sie nur selten hintereinander weg. Sie sind nach meinem Empfinden dafür zu wenig zusammengehörig. Die oben abgebildete Aufnahme von Schwerbakow besitze ich ebenfalls. Auch ich halte sie für gut und empfehle sie gern. Allerdings ist das Bessere des Guten Feind. Und das Bessere ist eindeutig Richter in der oben abgebildeten Aufnahme. Es handelt sich um keine Gesamtaufnahme. Richter hat keine gemacht. Er hat jedoch diverse Stücke aus op. 87 eingespielt. Immerhin befinden sich von ihnen rund 40 Minuten auf dieser Doppel-CD (die, bevor sie 2007 wieder erschien, nur früher nur für viel Geld gebraucht erhältlich war).

    Wie unterscheiden sich nun Scherbakow und Richter? Der größte Unterschied dürfte in dem Ausmaß der Gestaltung liegen. Scherbakow, so ist mein Eindruck, ohne im Besitz der Noten zu sein, gestaltet so gut wie nicht. Damit meine ich, er spielt die Noten - welche er vollkommen beherrscht -, nicht mehr. Scherbakow ist nach meinem Eindruck überdies stärker an der Motorik als an den Klangfarben interessiert. Rhythmisch, das Urteil erlaube ich mir, halte ich ihn sogar für stärker als Richter. Bei Richter tritt die Motorik in den Hintergrund, teils wirkt besonders das Spiel der linken Hand im Vergleich zu Scherbakow etwas unstet. Nur geht es Richter offenbar gar nicht um einen möglichst exakten Vortrag der Noten, also z.B. um ein über längere Zeit möglichst gleichförmiges Spiel der linken Hand. Ganz im Gegenteil ist Richter nach meinem Eindruck daran interessiert, nicht nur die Noten zu spielen, sondern diese, teils unter Verwendung großer Eigenmächtigkeiten, möglichst interessant zu gestalten. Er holt aus den Noten ein Mehr hinaus, das Scherbakow nicht herausholen wollte. Ein Crescendo ist bei Scherbakow ein bloßes Ansteigen der Lautstärke, bei Richter hingegen ein fast schon magisches machtvolles Anschwellen. Der Klangkosmos, in dem Richter sich bewegt, ist ungeheuerlich. Einzelne hohe Töne der rechten Hand, die bei Scherbakow keine besondere Beachtung finden, versteht Richter derart in den Mittelpunkt zu rücken, dass sie auf eine Weise funkelnd leuchten, die ich nur mit beseelt zu beschreiben weiß. Richter ist im Vergleich zu Scherbakow, insbesondere aufgrund der Anschlagsvielfalt der rechten Hand, ein Zauberer, ein Magier der Klänge. Würde ein Komponist sein Werk von Scherbakow und Richter gespielt hören, würde er bei Scherbakow zufrieden äußern: "Ja, das ist wirklich gut gespielt." Bei Richter hingegen würde er staunen, weil er nicht geahnt hat, was alles in seiner Komposition steckt, und er würde sich ungläubig - und insgeheim bewundernd - selbst fragen: "Das habe ich komponiert?" Der Klang der Richter-Aufnahme ist übrigens trotz ständigen Hintergrund-Rauschens befriedigend bis gut.

    Von Tatiana Nikolaeva kenne ich keine Aufnahme.

    Viele Grüße
    Thomas

  • Wenn der Music-Lover vom Titanen raunt, wissen wir doch, wer gemeint ist.

    l-l l-l l-l l-l , lieber Thomas!

    Schön, dass es mir gelungen ist, diesen seit 1 1/2 Jahren eingeschlafenen Thread über ein hochinteressantes Thema durch ein - erkennbar ironisches - Posting wieder zum Leben zu erwecken! Und dann bekomme ich noch so herrlich aufgebrachte Postings wie #25 und #27 zu lesen. Wunderbar :klatsch:

    Und jetzt zum allein Wichtigen: zur Musik. Die Meinungsführerschaft von Tatjana Nikolajewa in Sachen op. 87 anzuzweifeln, wäre aberwitzig. Sie war praktisch op. 87, ist sogar inmitten einer öffentlichen Aufführung dieses Werks gestorben. Sie hat sich wie kein anderer für dieses ihr gewidmete und von ihr am 23. und 28. Dezember 1952 in Leningrad uraufgeführte Werk eingesetzt, hat es immer wieder auf ihre Programme genommen, z.B. in Salzburg

    Du glaubst gar nicht, lieber Lavine, wie ich Dich um Dein Live-Erlebnis mit ihr in Köln beneide! So etwas Tolles war mir leider zu Lebzeiten von Tatjana Nikolajewa nicht vergönnt.

    Ihre Gesamtaufnahmen des Zyklus'
    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51LrEkPfOwL._SS400_.jpg
       
    sollten m.E. stets Ausgangspunkt einer Befassung mit diesem Werk sein. Aber jenseits von Nikolajewa gibt es natürlich noch weitere absolut herausragende Schostakowitsch-Interpreten, die op. 87 nicht zyklisch im Konzertsaal gespielt haben, mit ihren Auszügen aus op. 87 aber vielleicht sogar mehr für die Durchsetzung des Werks getan haben als die "Enzyklopädisten". Meine beiden Lieblingsinterpreten des Werks jenseits der Widmungsträgerin sind - was in der Tat niemanden verwundern dürfte - Emil Gilels und Swjatoslaw Richter. Richter habe ich am 4. Juli 1988 in Lübeck live im Konzertsaal mit den Präludien und Fugen Nr. 19 und 20 gehört: das war jener sagenhafte Klavierabend, dessen Liszt-Teil auf dieser RCA-CD
    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/519jJwsvbUL._SL500_.jpg]
    veröffentlicht wurde, während der Schostakowitsch-Teil leider in den einschlägigen Diskografien immer noch als bisher unveröffentlicht verzeichnet ist.

    Was ist greifbar von Richter und Gilels? Eine Menge. Insbesondere im Falle von Richter, der immer wieder Auszüge aus op. 87 auf seine Konzertprogramme setzte. Bei Gilels ist die Ausbeute hingegen nicht so intensiv. Von ihm gibt es nur die Präludien und Fugen Nr. 1, 5 und 24. Aber in welch(!!!) atemberaubenden Interpretationen :juhu: :juhu: :juhu: Zu nennen sind die Live-Aufnahmen vom 26. Februar 1954 aus Paris, die Studio-Aufnahmen vom 5. und 22. März 1954 aus Paris sowie die Moskauer und New Yorker Mitschnitte von 1955. Empfehlenswerte Bezugsquellen für alle drei von Gilels gespielten Präludien und Fugen sind diese CDs
     

    Von Richter gibt es weitaus mehr: nämlich die Präludien und Fugen Nr. 2, 3, 4, 6, 7, 8, 12, 14, 15, 17, 18, 19, 20, 21, 22 und 23. Also immerhin 16 (!) von 24 Präludien und Fugen. Welche Aufnahmen sollte man von ihm besitzen?
    Ich als Fan sage natürlich: alle :hide:
    Aber wer kein expliziter Richter-Komplettist ist, sollte vielleicht mal mit dieser grandiosen Philips-Veröffentlichung mit hohem Kultstatus beginnen (ärgerlicherweise nie als CD erschienen, aber immerhin nach wie vor als LP erhältlich)

    und sich dann Schritt für Schritt durch die zahlreichen Live-Mitschnitte durcharbeiten, die es allenthalben zu kaufen gibt. Außer der bereits von Thomas in Posting #28 verlinkten (sehr schönen) CD möchte ich z.B. diese hier erwähnen
           [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51tjawA5sXL._SL500_.jpg]
    Glückseligkeit ist garantiert :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:

    P.S.: Bemerkenswerterweise kommen sich Richter und Gilels auch bei diesem Werk wieder mal nicht in die Quere. Die drei Präludien und Fugen, die Gilels in seinem Repertoire hatte, hat Richter ausgelassen. Ein direkter Interpretationsvergleich Richter - Gilels ist also wieder mal - wie so oft - nicht möglich.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Die Meinungsführerschaft von Tatjana Nikolajewa in Sachen op. 87 anzuzweifeln, wäre aberwitzig. Sie (...) ist sogar inmitten einer öffentlichen Aufführung dieses Werks gestorben.

    Das macht sie natürlich zur ultimativen Expertin. Wenigstens wissen wir jetzt, nach welchen Kriterien Du urteilst, danke. Leider schweigst Du Dich zu den Eigenschaften der von Dir empfohlenen Einspielungen weiter aus. Ach nein: "kultig" sind sie. Na dann....

    Ihre Gesamtaufnahmen des Zyklus' sollten m.E. stets Ausgangspunkt einer Befassung mit diesem Werk sein.

    Interessante These. Ich war bisher eigentlich der Meinung, dass der Notentext auch eine ganz brauchbare Basis für die Auseinandersetzung mit einer Komposition sein könnte.

    Viele Grüße,

    Christian

  • wikipedia meint ferner, dass sie nicht während der Aufführung des Werkes verstorben ist sondern erst Tage später in Folge einer während des Konzerts erlittenen Hirnblutung.

  • Milton

    Das Werk stand auch 1993 auf dem Programm ihres Konzerts in San Francisco, bei dem sie ein tödlicher Gehirnschlag ereilte.

    Genauso wie Lavine das oben in Posting #10 geschrieben hat, hatte ich das auch in Erinnerung. So habe ich es in einem CD-Booklet gelesen und so steht es auch auf der Homepage ihrer Schallplattenfirma:

    Zitat

    Tatiana Nikolayeva died whilst playing the Shostakovich Preludes and Fugues at a public concert in San Francisco on 13 November 1993.

    Quelle: "http://www.hyperion-records.co.uk/a.asp?a=A1004&name=nikolayeva"

    Du hast aber möglicherweise Recht: Auf der Tatjana Nikolajewa-Homepage ist ein Artikel aus "The Independent" eingestellt, in welchem es heißt:

    Zitat

    The Opus 87 set became one of the most important works in Nikolayeva's repertoire, taking up a whole recital programme. Indeed, it was while she was performing the big B flat minor fugue at the Herbst Theater in San Francisco on 13 November that she suffered a massive brain haemorrhage and soon lapsed into a coma.

    Quelle: "http://www.tatiana-nikolayeva.info"

    Fest steht also, dass sie am Tag des Konzerts ins Koma gefallen ist. Möglicherweise - insoweit findet man unterschiedliche Angaben - ist sie aber nicht am Tag des Konzerts gestorben, sondern etwas später. Wiki meint hierzu:

    Zitat

    On November 13, 1993, while playing the Shostakovich Preludes and Fugues at a concert in San Francisco, Nikolayeva was stricken by a cerebral haemorrhage and was unable to complete the performance. She died nine days later, on November 22. (Some sources say she died on November 13, but this is incorrect.)

    Quelle: "http://en.wikipedia.org/wiki/Tatiana_Nikolayeva"

    Beim Recherchieren dieser Frage bin ich übrigens auf einen hochinteressanten Artikel gestoßen, der ebenfalls auf der Tatjana Nikolajewa-Homepage eingestellt ist und die 24 Präludien und Fugen op. 87 behandelt. Dort werden auch die vorhandenen Aufnahmen kritisch gewürdigt, und zwar mit dem Ergebnis:

    Zitat

    Nikolayeva, Richter and Melnikov are the pianists who allow us to glimpse into the music's history and soul. Who have the ears to hear its 'secret songs'.

    Von den neueren Einspielungen wird diejenige von Alexander Melnikov sehr gelobt. Der Autor meint, dass sie mit den maßstabsetzenden Interpretationen durch Nikolajewa und Richter mithalten kann:

    Zitat

    Here, at last, is a vision of Shostakovich's magnificent work that can stand next to those of Nikolayeva and Richter.

    Quelle: "http://www.tatiana-nikolayeva.info"

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    (Rammstein)

  • Ein paar Worte noch zu der schon mehrfach erwähnten Tatjana Nikolayeva:

    Sie hat DS durch ihren fabulösen Umgang mit dem WTK bei einem Klavierwettbewerb in Leipzig (DS saß damals in der Jury) überhaupt erst auf die Idee gebracht, Präludien und Fugen zu komponieren. Sie arbeitete lange Zeit eng mit Schostakowitsch zusammen. Sie ist die Widmungsträgerin (wie Nocturnus bereits erwähnte). Sie hat das op. 87 außerordentlich häufig in ihre Konzertprogramme aufgenommen. Das Werk stand auch 1993 auf dem Programm ihres Konzerts in San Francisco, bei dem sie ein tödlicher Gehirnschlag ereilte. Es gibt von ihr eine Hyperion-Einspielung von 1990 und eine (schönere) bei Melodiya, vermutlich aus den 60ern.

    Wer den Kostenaufwand zur Anschaffung der älteren Nikolayeva-Aufnahme auf CD scheut, kann sich (sofern noch nicht geschehen) auf dem Streaming-Portal Simfy kostenlos registrieren und diese Aufnahme des op. 87 vollständig anhören.



    Alternativ bietet Simfy auch Jenny Lin und David Jalbert an.

    Es ist wohl auch eine DVD im Handel, die Frau Nikolayeva nach 1990 bei der Wiedergabe des Werkes und in mehreren Interviews zeigt; ich kenne sie jedoch bislang nicht.

    Cheers,

    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Hallo maticus,

    Deine Favoritennummern werde ich mal eingehend hörend überprüfen.

    Hallo Wolfgang,

    jetzt interessiert mich aber doch dein Ergebnis. Zeit genug hattest du ja. :D

    :wink: maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Heute hörte ich zum ersten Mal die Aufnahme von Jenny Lin:

    Bis dahin kannte ich nur die Aufnahme von Keith Jarrett mit der ich lange sehr zufrieden war und das auch durchaus weiterhin bin. Allerdings finde ich Jenny Lin`s Aufnahme doch irgendwie packender, weil ich den Eindruck habe, dass sie die Extreme, die in diesem Werk stecken, besser auszureizt. Die gefühlvollen, verträumten fast meditativen Passagen finde ich grandios und die schnellen, virtuosen und ironischen Stellen spielt sie sehr kraftvoll. Meiner Meinung nach ist das eine sehr gelungene Aufnahme.

    Lionel

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Von diesem Werk besitze ich die Einspielung in der Schostakowitsch selbst in die Tasten greift :

    Das hat weniger damit zu tun, dass ich meine er könnte sein Werk am besten geben (sowas meine ich nicht), sondern schlicht damit, dass die CD mal i-wo im Angebot war und mich die Klaviermusik von Schosti immer schon interessiert hatte.
    Zu Schostakowitschs Spiel kann ich nichts sagen, da ich da wenig Ahnung und auch kaum Vergleich habe, aber die Werke als solches gefallen mir.
    Besonders No. 5 in D-dur und No. 23 in F-dur begeistern mich sehr.

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • DS himself

    Im Hotelzimmer sitzend mit jederzeit wieder ausfallendem WLAN.
    DS hat jede Menge der Preludien und Fugen eingespielt. Es fehlen ca. 5 Stück, wenn ich mich erinnere. Es gab sie mal unter dem Label Russian Revelation.
    Sehr empfehlenswert. Ha gefunden!!


    Richter ist immer empfehlenswert.
    Tatjana Nikolajewa (Hyperion, die mit dem Pferd) finde ich, ehrlich gesagt, etwas hausbacken, verglichen mit dem schlichten DS oder dem sehr empfindamen Richter.
    Eine sehr interessante Aufnahme, äußerst umstritten übrigens, stammt von Keith Jarrett. Hab sie mal gehabt und einem Jarret Fan geschenkt. Doch der wurde kein DS Fan. Seltsam?!
    So, das zum Tagesausklang.

    Gruß aus Wels im Östrogenreich.
    Doc

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • In dem Kontext sollte nochmal auf die Doppel-CD aus Beitrag #1 hingewiesen werden: Schostakowitsch spielt 16 seiner Präludien und Fugen (ca. 1951) und dabei, zusammen mit Weinberg, die kongeniale Einspielung der 10. Sinfonie in der Fassung für Klavier für 4 Hände.

    (Allerdings ist mir nicht klar, ob die Doppel-CD noch erhältlich ist.)

    maticus

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  • War es anders als wir es heute empfinden?

    Hallo,
    im Internet ist eine Doktor Arbeit zu finden (kein Plagiat)

    Zitat

    Dmitry Shostakovich's Twenty-Four Preludes and Fugues op. 87: An Analysis and Critical Evaluation of the Printed Edition Based on the Composer's Recorded Performance
    Denis V. Plutalov University of Nebraska at Lincoln, dplutalov@gmail.com


    Hier geht der Verfasser von den von mir oben genannten Einspielungen der 18 Preludien und Fugen
    (Ich schreib mal bei Plutalov ab:
    1951 December 6, Moscow Preludes and Fugues op. 87: nos. 1, 3, 5 and 23
    1952 February 5, Moscow Preludes and Fugues op. 87: nos. 2, 4, 12, 13, 20 and 24.
    February 14, Moscow Preludes and Fugues from op. 87: nos. 6, 7, 8, 14, 16 and 22. 17 und 18 um 1956!) aus, indem er die Partituren des op. 87 aus den Originalschriften um die aus den Aufnahmen hörbaren dynamischen Vorschriften, Pedalbehandlungen, Tempi etc. ergänzte und so zu einem ziemlich anderem Bild als die Nikolayeva kommt.
    Der Autor meint sogar, dass DS die Aufnahmen ab Dez. 1951 wesentlich zu dem Zweck eingespielt hat, um seine Auffassung der Preludien und Fugen zu verdeutlichen. Nikolayeva hatte übernommen, das Werk vor der Öffentlichkeit zu spielen, nachdem DS selbst zweimal vor geladenen Gästen vor Nervosität (Nikolayeva war Notenumblätterein da) versagte und ihr die Uraufführung 1 Jahr später überlies. Bei den Proben soll es zu erheblichen Spannungen zwischen den beiden gekommen sein.
    Zitat aus der Arbeit von Plutalov

    Zitat

    SHOSTAKOVICH: Tatyana Petrovna, you are playing my pieces in a wrong way!
    NIKOLAYEVA: Come on, Dmitri Dmitrievich, you don‘t understand a thing in
    piano playing!55

    55 Prof. Maria Gambarian in a private conversation with the author, December 1996. On the other side,
    Shostakovich was absolutely delighted with Maria Yudina‘s rendering of his

    Auf jeden Fall, so der Autor, sollte das heutige Bild von op.87 eher an den Aufnahmen von Schostakowitsch aus den frühen 50igern gemessen werden (die von September 1958 leiden zu sehr unter seinem Handicap mit der rechten Hand, er hat danach auch komplett alle Solokonzerte gestrichen) als an Tatjana Nikolayeva, die ein verfälschtes und zu romantisches Bild der Preludien und Fugen entworfen hat und mit Ihrer Persönlichkeit den Charakter dieser Musik verdeckt hat.
    Und wenn man die Aufnahmen vergleicht: Der Unterschied ist erheblich. DS ist minimalistischer er nutzt weniger die Dynamik des Klaviers und viel mehr Pedal! Daher klingt vieles auch grau, neblig und trist traurig!
    Aber auch irgendwie moderner, wenn er fast schon Klangcluster bildet.

    Die Dr.-Arbeit kann man laden und sie ist recht leicht lesbar und sehr interessant.
    Beste Grüße wieder aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Ich möchte keinen neuen Thread aufmachen. Mengenmäßig ist die Klaviermusik von Schostakowitsch ja recht übersichtlich. Rein von der Länge her dürften die 24 Präludien und Fugen ja das Hauptwerk darstellen. Ich höre sie auch sehr oft und sehr gerne.

    Die 2. Klaviersonate gefällt mir recht gut, besonders der Finalsatz. Was ich bis neulich garnicht auf meinem Schirm hatte, war die 1. Klaviersonate Op. 12 (1926). Da ich sie neulich im Konzert gehört habe, hatte ich sie als Vorbereitung ein paarmal auf yt gehört. Inzwischen gefällt sie mir besser als die Zweite. Die Werke sind extrem unterschiedlich. Die 1. Sonate ist einsätzig und knapp 15 Minuten kurz. Sie hat (soweit ich es empfnde) keine traditionelle Struktur, keine Wiederholungen etc. Sie ist extrem wild, dissonant, "modern". Ein riesiger Unterschied auch etwa zur 1. Sinfonie Op. 10. Stilistisch (nicht die Form) scheint sie mir in einer ähnlichen Liga wie Prokofjews Sonaten (ich kenne nur 6, 7, 8 aus den 40er Jahren).

    Einspielungen von der 1. Sonate gibt es recht wenige. Die Naxos-Aufnahme mit Scherbakow (mit den 24 Präludien Op. 34) liegt schon lange, nur ein- oder zweimal gehört, bei mir rum. (Zu den 24. Präludien habe ich bisher noch keinen richtigen Zugang gefunden.) Die 1. Sonate darauf hatte ich garnicht wahrgenommen, erst neulich durch bewusstes Hören. Wesentlich besser gefällt mir die Aufnahme mit Lilya Zilberstein, aus dieser Sammlung:

    (Die Aufnahme der 1. war früher bei DG erschienen.) Gut gefallen auch die Aphorismen Op. 13. Die 24 Präludien und Fugen, hier gespielt von Ashkenazy, hatte ich schon; nach wie vor gefällt mir hier Jarrett besser.

    Die 1. Sonate habe ich (wie angedeutet) neulich live in der Frankfurter Oper (Mozartsaal) gehört. Ein Klavierabend mit Igor Levit. Im Vorgespräch beschrieb er, dass er beim Einstudieren (schon früher) sich bei keinem anderen Werk die Finger dermaßen wund gespielt habe, wie bei dieser Sonate. (Nebenbei, auch die Hammerklaviersonate Op. 106 von Beethoven hat mir ausgezeichnet gefallen an dem Abend. Es gab inkl. Zugabe noch drei Weitere längere Stücke.)

    maticus

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    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

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