Zunächst wundere ich mich ein wenig darüber, dass die Verfechter von künstlerischer Freiheit bei der Interpretation hier so streng sind. Ich habe dann mal in meinen Aufnahmen nachgehört (Perl, Gulda, Schnabel, Pollini und Korstick). Alle betonen die erste Note, und spielen das nicht auftaktig. Nach meinem Eindruck entspricht das auch eher dem Charakter und natürlichem Fluß des Themas.
Wenn man volltaktig beginnt, hat man gleich zu Beginn einen Taktwechsel: erst einen Dreiertakt, dann einen Vierertakt. Ob das mehr "natürlicher Fluß" ist als der notierte durchgehende Dreiertakt mit Auftakt, wage ich doch zu bezweifeln. Ich glaube eher, dass das kaum noch jemandem auffällt, weil es eben fast alle so spielen.
Der erste Takt ist ja auch nicht auftaktig notiert, sondern als Dritteltakt. Sonst hätte Beethoven ja 6 Sechzehntel als Pause notieren müssen. Dadurch wird sicher auch befördert, das Pianisten das wie einen normalen Takt behandeln.
Das verstehe ich nicht. Das Motiv ist ganz normal als Auftakt notiert, und sogar der allerletzte Takt im Satz ist ganz nach Lehrbuch um die Auftaktlänge verkürzt.
Der Auftakt ist hier nicht so offensichtlich wie in der 5. Sinfonie
Sicher, das wurde ja auch in der Diskussion schon behandelt, dass dieser Auftakt ambivalent ist und zu einem metrischen Schwebezustand führt. Man hört das aber nur, wenn man ihn eben nicht einfach wie einen Volltakt betont.
Viel spannender als die Frage ob der Anfang richtig gespielt wird ist für mich der Fortgang des Satzes.
Unbestritten. Aber erstens kann man sich ja trotzdem auch mal mit diesem Auftakt beschäftigen, und zweitens spielt er in dem Kapitel aus "Dr. Faustus" nun mal eine besondere Rolle.
Und zur Behandlung in Dr. Faustus kann ich mich nur Leverkühn anschliessen. Wir haben es hier mit einer Art Interpretation zu tun, die man nicht an strengen musikalischen Maßstäben messen sollte.
Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich Dr. Faustus deshalb als schlechten Roman bezeichnet hätte.
Christian