Blind gehört / Wie gut kann man Interpreten "blind" erkennen?

  • Na komm, mit ein bisschen gutem Willen. Man kann sich ja erstmal auf fünf beschränken, Wiener, Berliner Philh., Chicago und London Symphony und Concertgebouw Orkest z. B. In Detmold vielleicht?

    Ok, ich leiere das mal an. Die Abläufe können wir vorab ja schon mal mit dem Bier-Blindtest einüben.

    Christian

  • In der Februar-Ausgabe von Concerti geht's in der Blind-gehört-Reihe um's Streichquartett. Es hören und urteilen zwei Mitglieder des Mandelring-Quartetts, Sebastian Schmidt (erste Geige) und Andreas Willwohl (Bratsche):

    http://www.concerti.de/interviews/man…lind-gehoert-2/


    Nicht schlecht. Alle Stücke erkannt, außer Suk. Zwei Ensembles mehr oder minder erkannt (Vogler und Artemis), dafür sich selbst nicht zuverlässig :D. Insgesamt auch kein pingeliger oder missgünstiger Ton wie bei manch anderen, sondern höchstens eher vorsichtige kritische Anmerkungen.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Vor allem waren es Blindtests mit Repertoire, was die beiden Musiker genauestens kennen - damit konnte sie ganz anders urteilen und differenzieren. Da ist der Aussagewert schon deutlich ergiebiger.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Vor allem waren es Blindtests mit Repertoire, was die beiden Musiker genauestens kennen - damit konnte sie ganz anders urteilen und differenzieren. Da ist der Aussagewert schon deutlich ergiebiger.


    Eigentlich wird doch bei fast allen Blindtests (zumindest den in diesem Thread verlinkten) den Musikern Repertoire aus ihrem Zuständigkeitsbereich vorgespielt: Dirigenten Orchestermusik, Pianisten Klaviermusik etc. Da werden manchmal ein paar exzentrischere Stücke eingeschmuggelt (wie jetzt bei den Streichquartetten der Suk), aber meist handelt es sich um erweitertes Standardrepertoire.

    Knifflig wird's dann, wenn ein Musiker Standardrepertoire aus seinem Bereich nicht erkennt, manchmal sogar, wenn er's schon selbst gespielt oder dirigiert hat. Das war der Fall bei dem Dirigenten Alexander Liebreich...

    http://www.concerti.de/interviews/ale…todessehnsucht/

    ... über dessen Blind-gehört-Test wir ab hier diskutiert hatten.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Tja, Aufnahmen hören ist doch was anderes als Aufnahmen machen... :D

    Wobei es tatsächlich erstaunlich ist, daß er bestimmte Werke außerhalb seiner bisherigen Dirigier-Repertoires nicht kennt. Aber bei Bruckner verzeihe ich ihm: ein Ausschnitt mitten aus einem Adagio der richtigen Symphonie zuzuordnen, da muß man ein echter Kenner sein... :jaja1:

    Aber es gibt ja noch andere Blindtests, z.B. im Radio, wo nur ein Werk mit vielen Aufnahmen besprochen wird - das ist noch viel heikler.

    Und daß ein Künstler irgendwann auch seine Ruhe haben will, kann ich auch nachvollziehen. Aber manchmal sollte man doch beruflich einige CDs kauen und auch anhören... :D

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  • Aber bei Bruckner verzeihe ich ihm: ein Ausschnitt mitten aus einem Adagio der richtigen Symphonie zuzuordnen, da muß man ein echter Kenner sein...

    Ohne angeben zu wollen :D : Wenn man mir beliebige zehn zusammenhängende Takte aus dem Adagio von Bruckners Siebter vorspielt, würde ich den Satz sofort erkennen. Was mich noch nicht zum Kenner macht. ;)


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Ich meinte: bei allen Adagios, nicht nur der von der 7. ... ;)

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  • Ich meinte: bei allen Adagios, nicht nur der von der 7. ...

    Bei Liebreich im konkreten Fall ging es ja um dasjenige der Siebten, die er zudem schon dirigiert hatte. Ich denke aber, dass ich es zumindest bei den langsamen Sätzen der Sinfonien 4-9 auch schaffen würde (3 ist wegen der Fassungsprobleme etwas heikel, bei 0-2 sowie bei der Studiensinfonie fühl ich mich nicht ganz so firm).


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Richtig, Liebreich hat ein Werk nicht erkannt, was er selbst dirigiert hat - würde sicherlich auch anderen passieren, doch es bleibt etwas peinlich. Allerdings wirkt er irgendwie nicht so konzentriert wie die beiden vom Mandelring-Quartett. Und die 7. von Celibidache - wer weiß, ob man da noch was wiedererkennen kann... :D

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  • Nicht schlecht. Alle Stücke erkannt, außer Suk. Zwei Ensembles mehr oder minder erkannt (Vogler und Artemis), dafür sich selbst nicht zuverlässig :D. Insgesamt auch kein pingeliger oder missgünstiger Ton wie bei manch anderen, sondern höchstens eher vorsichtige kritische Anmerkungen.

    Sehr zutreffend fand ich jedenfalls ihre Bemerkungen über das Spiel des Leipziger Streichquartetts. Zwar habe ich nicht deren Borodin aber so manch anderes, und die fehlende Feinfühligkeit finde ich sehr störend.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Habe ich noch nie probiert. Wonach schmecken die denn?

    Schmeckt wie bei McDonald's: nach Plastikfraß... :pop:

    Ein Glück, daß ich nicht klauen geschrieben habe... :kaffee1:

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  • Fabio Luisi findet die meisten Kollegen nicht so überzeugend, sich selbst allerdings am schlechtesten:

    http://www.concerti.de/interviews/bli…ch-nicht-gehen/

    (Merkwürdig die Bemerkung über Neeme Järvi: "Ich habe ihn nicht mehr gekannt" - entweder ein Missverständnis bzw. Übersetzungsfehler oder Luisi glaubt wirklich, Järvi sei schon tot.)


    Auch neu: Bernhard Forck (Geige) und Christoph Huntgeburth (Flöte) von der Akademie für Alte Musik Berlin:

    http://www.concerti.de/interviews/bli…o-muss-es-sein/


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • .. nur das 2 Mal op. 53 anstatt op. 23 für die 3. Sonate (es ist nicht die 5.) von Scriabin genannt wird ist etwas peinlich. Aber Herr Koroliow ist ein höflicher Mensch, der seinen ersten Eindruck z.B. bei Trifonow korrigiert als man ihm sagt wer spielt. Dabei ist der erste Eindruck meistens der Richtige.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Es ist ja geradezu phänomenal, dass Koroliov alle Pianisten erkennt. :verbeugung1: Toll ist auch, wie er das jeweilige Klavierspiel bzw. den Künstler charakterisiert (z.B. das "feminin" wirkende Spiel des Horowitz).

    Habe diese "Blind gehört"-Folge (und auch jene mit dem sympathischen Anderszewski) mit großem Interesse und Freude gelesen.

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