Vivaldi, Antonio: "Die vier Jahreszeiten" - op. 8 Nr. 1-4

  • In einem der langsamen Sätze (ich meine Herbst) ist ein Cembalo explizit vorgeschrieben. Sonst kann man unterschiedliche Continuo-Instrumente einsetzen, in den letzten Jahren mit ihrem Trend zu möglichst reichhaltig besetztem Continuo gibt es sicher auch Einspielungen mit massenhaften Zupfinstrumenten (Theorben etc.)

    Ich weiß nicht, ob man die alle probehören kann, aber man höre mal den Beginn des langsamen Satzes des Frühling mit Pinnock und dann mit Harnoncourt. Das "Bellen" der Viola (die Stimme hat eine eigenen dynamische Bezeichnung) hört man bei Pinnock einfach nicht.

    Harnoncourts war eine der ersten HIP-Aufnahmen, es kann sein, dass die des Collegium Aureum noch ein paar Jahre älter ist (und Pinnocks ist nur wenige Jahre jünger).

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Das "Bellen" der Viola (die Stimme hat eine eigenen dynamische Bezeichnung) hört man bei Pinnock einfach nicht.


    Überhaupt ist Vivaldi zu den progressiven Komponisten zu zählen.

    Irgendwo im Internet habe ich gelesen, dass man "soo wild niemals im 18. Jhd. gespielt habe". Das bezog sich auf die Aufnahme von "Il giardino armonico". Nun, ich war damals nicht dabei. Aber immerhin machte Vivaldi sein Mädchenorchester im Ospedale della Pietà zu einem berühmten Eliteensemble, an dem er seine avantgardistischen Experimente in Ruhe durchführen konnte. Dies sowohl in formaler Hinsicht (Concerto-grosso-Form) wie in klanglicher, insbes. klangmalerischer Hinsicht. Für Letzteres sind ja gerade "Le quattro stagioni" ein ausgezeichnetes Beispiel.

    Vergleiche hinken immer, aber er ist allemal eher der Karlheinz Stockhausen als der Richard Strauss seiner Zeit. Oder eher der Franz Liszt als der Felix Mendelssohn-Bartholdy. Eine geglättete, unaufgeregte Version der "quattro stagioni" kann wohl kaum das Gemeinte angemessen wiedergeben.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Um die Klangmalerei deutlich zu machen ist oft gar keine außerordentliche Virtuosität notwendig. Beim "Bellen" im Grunde nur der Mut die Viola etwas rauh im forte hervortreten zu lassen. Bei der Begleitung im Winter-Mittelsatz kann man vielleicht streiten, ob das Harnoncourt oder Giardino vielleicht ein wenig übertreiben. Ich habe hier Harnoncourt aber überzeugender in Erinnerung, bei den anderen wirkt das ruppig und ein wenig mechanisch.
    Bei manieristischer Klangmalerei bis zum Einschluß von Geräuschen war Vivaldi ja keineswegs der einzige in seiner Zeit. Man nehme Biber schon eine Generation vorher und Rebel etwa gleichzeitig mit Vivaldi.

    Wie genau man im 17./18. Jhd. gespielt hat, ist vermutlich nicht vollständig rekonstruierbar. Angesichts der Üppigkeit und Drastik des Ausdruck in den anderen Künste im Barock spricht m.E. wenig dafür, dass die Musik sich typischerweise edler Zurückhaltung befleißigte.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)


  • Doch wie kommt es, daß diese vier Konzerte so weit herausragen aus der Masse an Barockkonzerten? Ich gebe zu, ich kann darauf keine vernünftige Antwort geben außer diese: da sie mit Sonetten gekoppelt sind, die die Jahreszeiten beschreiben, sind sie eine Art "Programmmusik", und sie setzen die Worte in betörender Weise in Musik; vielleicht ist das der Schlüssel - eine konzeptionelle Einheit, verbunden mit einem kompositorischen Erfindungsreichtum, den Vivaldi so niemals wieder hatte.

    Das ist selbstverständlich eine subjektive Sichtweise; ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, was bei ihnen an den kompositorischen Techniken so anders ist im Vergleich zu den anderen Konzerten aus op. 8 (oder den anderen, späteren Sammlungen). Hier liegt eine Affinität vor, die andere Konzerte Vivaldis nicht so haben, obwohl die Liebhaber des Italieners vielleicht andere Prioritäten setzen mögen. Aber die Mehrheit der Klassikhörer hat kein Problem damit, sich diese vier Konzerte immer wieder anzuhören - egal, ob im Konzert oder als Konserve.

    Ich glaube, der Erfolg der "Quattro stagioni" ist eigentlich ganz einfach zu erklären und eigentlich auch naheliegend: erstens sind sie wirklich gut (was keine notwendige Voraussetzung für Erfolg ist, aber doch ungemein hilft), zweitens ist es Programmmusik zu einem (außer für Tropen- und Arktisbewohner) sehr griffigen, fasslichen und ansprechenden Thema, und drittens ist das Programm genial umgesetzt, so dass es selbst ohne nähere Erklärungen ganz unmittelbar verständlich ist, und gnadenlos durchgezogen, bricht, wo es notwendig ist, die barocke Konzertform auf, versammelt auf sehr engem Raum viele unterschiedliche Affekte und viel unterschiedliche Klangmalerei und Klangeffekte - das alles gibt es bei Vivaldi oder auch in der barocken Instrumentalmusik generell zwar immer wieder, aber selten in der selben Dichte wie in den "Quattro stagioni". Dazu kommt noch eine bemerkenswerte Ökonomie der Mittel: ein kleines Streicherensemble, Cembalo (+ Theorbe?) und die Solovioline genügen Vivaldi völlig, den Inhalt der vier Jahreszeiten-Sonette in Musik umzusetzen (Richard Strauss hätte zehn Mal so viele Musiker gebraucht und Vivaldi an Wirkung dennoch nicht übertreffen können!). Die Konzerte ragen damit jedenfalls aus der Masse der barocken Konzertproduktion heraus und dürfen sich zu Recht als Meisterwerk bezeichnen lassen.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Ich habe neulich die Stücke seit längerem mal wieder gehört und konnte die Attraktivität gut nachvollziehen. Das gut nachvollziehbare und brillant umgesetzte Programm ist wohl das Element, das sie aus der Masse von hunderten, sehr ähnlichen Konzerten heraushebt. Allerdings meine ich, dass man zumindest einem dutzend oder sovon den hunderten (die ich natürlich auch nicht alle gehört habe) doch Unrecht tut, wenn man meint, die "Jahreszeiten" würden sie musikalisch weit überragen. Insofern finde ich diese vier Konzerte auch ein bißchen überschätzt. Es ist vielleicht eine ähnliche Situation wie bei Händels Messias oder einigen Haydn-Sinfonien mit Beinamen.

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    (B. Pascal)

  • Einfach mal schön, das Werk wieder so kulinarisch und mit süffigem Klang zu hören. Das ist so ähnlich wie alte James-Bond-Filme zu sehen: Völlig unrealistische Handlung, die zudem ein politisch unkorrektes Geschlechterbild vermittelt. Aber Spaß macht’s trotzdem – manchmal – und man weiß ja eigentlich, dass es Quatsch ist …


    Sehr guter Vergleich... :thumbup: :D

    Areios:
    Deiner Erläuterung kann ich viel abgewinnen - im Kern verspüre ich das ganz ähnlich.


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Zugegeben, ich schreibe hier, ohne den Thread ganz gelesen zu haben, dafür bin ich aber nicht erschöpftvom Thread-Lesen. :D

    Ich habe gerade das alte Tape in mein kürzlich für viel Geld repariertes Kassettendeck geschoben:

    Meine erste und lange Zeit einzige Einspielung der "Quattro Stagioni" (Die Extrem-Hardcore-Crustband gleichen Namens aus Trier lasse ich erstmal beiseite):

    P 1970 Pathé Marconi EMI
    Georges Armand, Violine
    Orchestre de Chambre de Toulouse
    Leitung: Louis Auriacombe.

    EMI 1C 237.10321

    Das Cover der LP sieht so aus: "http://www.musik-sammler.de/media/420542"

    Die Aufnahme ist also etwa ein Jahr vor dem krankheitsbedingten Rückzug von Louis Auriacombe entstanden.
    Zweifellos haben Il Giardino Armonico die Maßstäbe verschoben oder noch schlimmer.
    Aber diese Aufnahme funktioniert noch, was man nicht von allen der Zeit sagen kann (I Musici kann ich irgendwie gar nicht hören vor lauter Spielkultur, und das sind nun wirklich keine Verbrecher an der Musik).
    Die Tempi sind eigentlich recht verhalten, und dennoch hat das Ganze Feuer. Jahreszeitlich bedingt habe ich beim Hören mit dem "Herbst" und dem "Winter" angefangen.

    Aber am meisten wundert mich, wie gut dieses alte Tape aus den frühen 80ern noch klingt. :hide:

    Zitat von Areios:

    Zitat

    Ich glaube, der Erfolg der "Quattro stagioni" ist eigentlich ganz einfach zu erklären und eigentlich auch naheliegend: erstens sind sie wirklich gut (was keine notwendige Voraussetzung für Erfolg ist, aber doch ungemein hilft), zweitens ist es Programmmusik zu einem (außer für Tropen- und Arktisbewohner) sehr griffigen, fasslichen und ansprechenden Thema, und drittens ist das Programm genial umgesetzt, so dass es selbst ohne nähere Erklärungen ganz unmittelbar verständlich ist, und gnadenlos durchgezogen, bricht, wo es notwendig ist, die barocke Konzertform auf, versammelt auf sehr engem Raum viele unterschiedliche Affekte und viel unterschiedliche Klangmalerei und Klangeffekte - das alles gibt es bei Vivaldi oder auch in der barocken Instrumentalmusik generell zwar immer wieder, aber selten in der selben Dichte wie in den "Quattro stagioni". Dazu kommt noch eine bemerkenswerte Ökonomie der Mittel: ein kleines Streicherensemble, Cembalo (+ Theorbe?) und die Solovioline genügen Vivaldi völlig, den Inhalt der vier Jahreszeiten-Sonette in Musik umzusetzen (Richard Strauss hätte zehn Mal so viele Musiker gebraucht und Vivaldi an Wirkung dennoch nicht übertreffen können!). Die Konzerte ragen damit jedenfalls aus der Masse der barocken Konzertproduktion heraus und dürfen sich zu Recht als Meisterwerk bezeichnen lassen.

    Das unterschreibe ich!

    LG, Kermit

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

  • Ich tippe einfach grauenhaft schlecht, und das ganztägig. ;(

    LG, Kermit

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

  • Ich tippe einfach grauenhaft schlecht, und das ganztägig. ;(

    LG, Kermit


    ... und hast auch noch die Synchronstimme von David Hasselhoff :D

    Aber im Ernst, ein paar Tippfehler tun ja keinem was, war auch nicht ganz ernst gemeint von mir ;+)

  • Ziemlich verrückt the eletric V. von Thomas Wilbradt, sehr schön die neue Adaption von Galliano,mit einem kleinen ensemble hinreißend musiziert. Da kommen einem viele Aufnahme doch ziemlich verschnarcht vor. Natürlich auch mit I musici groß geworden, aber seit Harnoncourt, wohl Mitte der siebziger, davon gänzlich weg.

  • Meine zweite Einspielung war diese hier:

    (P) 1959 Philips Classics [43'57"]

    Felix Ayo (Violine)

    I Musici

    Die bekam ich Ende 1998 in Form der 9-CD-Box Vivaldi-Edition Vol. 2 von Philips, die op. 7-12 zusammenfaßt. Ich fand die immer etwas langsam (im Vergleich zu Karajan 1984), obwohl Felix Ayo wunderbar spielt. Sie klingt nicht so wuchtig, aber dennoch empfinde ich den Duktus wenig spannend: I Musici spielt irgendwie so lustlos, so behäbig. Eben gerade lief die CD3 aus der Box, und ich fand es erhellend, als nach Nr. 4/3 dann Nr. 5/1 folgte, welches ja die späteren Aufnahmen von op. 8 einleitet: was für ein Feuer, was für eine Wucht ist da zu hören! Dagegen wirken die 1959 aufgenommenen vier Jahreszeiten doch etwas müde.

    Sicherlich war das damals etwas Aufregendes, Neues; doch lebt die Aufnahme heute eher von ihrem Ruf als Klassiker als von einer aufregenden Interpretation. Geht so.
    :| :| :|


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

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    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • (Richard Strauss hätte zehn Mal so viele Musiker gebraucht und Vivaldi an Wirkung dennoch nicht übertreffen können!)

    :thumbup: und zehnmal so viel Zeit!
    Die relative Kürze von 4 Konzerten á höchstens 15 Minuten macht schon auch viel aus!

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • RE: I Musici 1959 und 1970

    Hallo Josquin,

    die Spielzeiten Deiner in Beitrag 32 gezeigten 1959er-Aufnahme von I Musici habe ich mal mit meiner von 1970 verglichen: 1970 ist i Musici insgesamt flotter unterwegs; insbesondere bei den Allegro - Sätzen beim Frühling, Sommer und Herbst. Beim Winter sind die Daten fast identisch.

    Allerdings kann ich in der 1970er-Aufnahme mit Roberto Michelucci (Philips) keinerlei Müdigkeiten, mangelndes Feuer und Temprament feststellen ... und gerade in dem Punkt bin ich sehr empfindlich, wenn es daran mangelt. :vv: Ich glaube diese dritte I Musici - Aufnahme würde Dir (und nicht nur Dir) gefallen.

    ------------------------------------------------

    :stern: Noch etwas OT, was mich ärgert:

    Wenn man in einem Thread von 2Uhr Nachts herum ein paar Tippfehler entdeckt (die sich schnell durch Bearbeitung berichtigen lassen) und diese dann wenige Minuten danach auch noch zitiert (Beitrag 28) und zudem den Thread dadurch unnötig verstümmelt, :thumbdown: dann finde ich so etwas total daneben !

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Boah, sag mir nix gegen Strauss!

    Niemals würde ich das tun.

    Aber die knackige Kürze der Vivaldi-Jahreszeiten preisen, das tu ich gerne...

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Die relative Kürze von 4 Konzerten á höchstens 15 Minuten macht schon auch viel aus!


    Hallo Philmus,

    wenn eines der 4 Jahreszeiten-Konzerte tatsächlich 15 Minuten dauern würde, dann wäre "der Ofen aus", denn das wäre bereits viel zu langsam. Das die 4J knackig gespielt werden müssen, da bin ich mit Dir einer Meinung.

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Hallo Josquin,

    die Spielzeiten Deiner in Beitrag 32 gezeigten 1959er-Aufnahme von I Musici habe ich mal mit meiner von 1970 verglichen: 1970 ist i Musici insgesamt flotter unterwegs; [...]

    Danke, lieber teleton, ich werde die Einspielung mal auf die Liste setzen... :yes:

    Ich werde mich aber nochmals ausführlich mit der 1959er Aufnahme beschäftigen; vielleicht hatte ich keinen guten Tag - denn sie kam mir sonst nie so tranig vor... :huh:


    Doch komme ich zu meiner dritten Einspielung:

    (P) 1982 Archiv Produktion 400 045-2 [37'56"]

    Simon Standage (Violine)

    The English Concert
    D: Trevor Pinnock

    Ja, meine Freunde, an der bin ich auch nicht vorbeigekommen... ;+) Ich habe sie seit genau zwei Jahren, und die hat so richtig bei mir eingeschlagen! Die fegte alles Bisherige so in den Orkus, daß nicht mehr viel übrigblieb. Wie sehr ich Mutter/Karajan 1984 abzeptieren kann, wie sehr ich I Musici 1959 einigermaßen geschätzt hatte - hier war es vorbei! Schwung, Verve, tolle dynamische Phrasierung, ein wuchtiges Klangbild trotz des kleineren Ensembles (Violinen I: 4, Violinen II: 4, Viola: 3, Violoncello: 2, Violone: 1, Chitarrone: 1, Orgel: 1, Cembalo: 1), mit einer wohlüberlegten Interpretation, die viele Details erst deutlich machte (Cembalostimme in III/2)...

    ...ganz ehrlich: grandios... :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:

    Die schnellen Sätze wie II/3 oder IV/1 kommen mit so einer Brachialgewalt daher, daß ich beim ersten Hören mich fragte, wann bleibt bei dieser Geschwindigkeit die Zeit stehen. Nun kenne ich auch noch andere neuere Aufnahmen und weiß, das können auch andere, aber irgendwie hat Pinnock einen Standage gesetzt ( :D ), an dem danach keiner mehr so ohne Weiteres vorbeikonnte.

    Granate, Renate! [Blockierte Grafik: http://smileys.smilchat.net/smiley/leisure/jeux/vil2_bowling.gif]


    jd :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Habe dieser Tage drei Aufnahmen gehört und bin einmal mehr erstaunt, wie unterschiedlich Musik interpretiert werden kann, als wären es drei verschiedene Werke.
    Für mich war es fast, als hätte ich eine Symphonie in drei jeweils etwa 40 bis 45 Minuten langen Sätzen gehört, erster Satz erdig, zweiter Satz lyrisch-sphärisch, dritter Satz kammermusikalisch-dramatisch.

    Leonard Bernsteins Aufnahme mit den New Yorker Philharmonikern und dem Solisten John Corigliano (CD Sony SMK 63161) wurde in drei Sessions im Manhattan Center (New York City) aufgenommen, der Frühling am 13.3.1963, Sommer und Winter am 27.1.1964 und der Herbst am 11.2.1964.
    Mein Höreindruck: erdig und zupackend. Bernstein improvisiert am Cembalo über den Generalbass. John Coriglianos beherzte Speifreude taugt mir auch wirklich.

    Danach die hier schon mehrmals genannte, umstrittene Mutter/Karajan EMI Aufnahme. Sphärisch und lyrisch. Ich sehe es nicht so kritisch wie motiaan und Mauerblümchen. Ich kann mir diese Musik so gespielt gut als wirklich wirksamen Seelentröster oder beruhigend bei Krankheiten vorstellen, mag sein eher bei denen die mit historischer Aufführungspraxis nichts am Hut haben. Ich höre diese CD immer wieder gern, banal gesagt einfach weil die Musik und die Interpretation (für mich) schön sind.

    Schließlich die hier auch schon mehrmals erwähnte Alice und Nikolaus Harnoncourt Aufnahme. Die finde ich dramatisch und kammermusikalisch differenziert am spannendsten.

    Wieder einmal bin ich untauglich für Wertungen. So verschieden alle drei sind, ich mag sie alle drei sehr gerne. Vielleicht genau wegen ihrer völlig unterschiedlichen Ansätze und weil sie alle auf ihre Art was draus machen, was mir sehr ans Herz geht.

    Und pardon die etwas derbere Formulierung: Saugute Musik, zurecht heute einer der Klassiker schlechthin der ganzen E-Musik. Was für plastische Stimmungsbilder! Einfach nur genial!

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Saugute Musik saugut interpretiert.

    Antonio Vivaldi (1678-1741)
    Die Vier Jahreszeiten

    Red Priest Ensemble (Piers Adams, Blockflöten;Julia Bishop, Violine;Angela East, Cello;Julian Rhodes, Cembalo)


    Schon die ersten Töne lassen aufhorchen! Dier Frühling beginnt mit einem echten Vogelkonzert. Wenige Takte später wird klar: Hier spielt die sonst so dröge Blockflöte die erste Geige.. Die 4 Jahreszeitenkonzerte wurden vom brittischen Ensemble 'Red Priest' für ein Quartett, bestehend aus Violine, Cello, Cembalo und Blöckflöte, adaptiert. Diese wirklich empfehlenswerte Aufnahme zeichnet sich durch Schmiss, Witz, Spiellaune und unbändigen Erfindungsreichtum aus - nach dem Motto: Alles, nur nicht langweilig sein.


    Gruß
    Josquin

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