Vivaldi, Antonio: "Die vier Jahreszeiten" - op. 8 Nr. 1-4

  • l-l Ja! Superscheibe, das! Dicke Empfehlung!

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Demnächst bei Kaisers ...

    Antonio Vivaldi: Die vier Jahreszeiten

    Wohl die populärsten Musikstücke aus dem Barock. Entsprechend findet man sie auch in der Kolumne, die Kaiser in der Bunten geschrieben hat. Was er nicht wissen konnte, war der Quantensprung, den die Interpretation der barocken Meisterwerke durch Il Giardino Armonico erfaahren würde. Es setzte ein Wettlauf ein, bei dem das geräuschhafte der Konzerte immer deutlicher herausgearbeitet wurde. Inzwischen sind wir auf einer Ebene angelangt, bei der die Verbindung von Expressivität und Schönheit des Klanges auf einer neuen Stufe harmonisiert ... Il cimento dell'armonia, eine exemplarische Einspielung.

    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Zitat

    war der Quantensprung, den die Interpretzation der barocken Meisterwerke durch Il Giardino Armonico

    Also, für mein Empfinden bewegte sich IGA in den 90ern, jedenfalls aus der Bachperspektive, ich denke da an die Brandenburgischen Konzerte, nicht allzu weit, wenn überhaupt, außerhalb der üblichen HIP Bahnen, das man da von einem "Quantensprung der Interpretation" reden könnte.

  • Also, für mein Empfinden bewegte sich IGA in den 90ern, jedenfalls aus der Bachperspektive, ich denke da an die Brandenburgischen Konzerte, nicht allzu weit, wenn überhaupt, außerhalb der üblichen HIP Bahnen, das man da von einem "Quantensprung der Interpretation" reden könnte.

    Ich sehe das aber so. Selbst wenn man die damals vorliegenden Einspielungen mit Harnoncourt oder die mit der Blankenstijn anhört, fällt einem auf, wie sehr das Geräuschhafte betont wird. Gegenüber den Einspielungen mit Mutter oder Schwalbé, wo der Schönklang geuscht wird, dass selbst der Hund nicht mehr die Melodielinie stört, ist Il Giardino Armonico eine andere Welt. Dass es diese Entwicklung als Eigendynamik in der ganzen HIP-Bewegung gab, widerspricht dem doch nicht.

    [...]

    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Ich sehe das aber so. Selbst wenn man die damals vorliegenden Einspielungen mit Harnoncourt oder die mit der Blankenstijn anhört, fällt einem auf, wie sehr das Geräuschhafte betont wird. Gegenüber den Einspielungen mit Mutter oder Schwalbé, wo der Schönklang geuscht wird, dass selbst der Hund nicht mehr die Melodielinie stört, ist Il Giardino Armonico eine andere Welt. Dass es diese Entwicklung als Eigendynamik in der ganzen HIP-Bewegung gab, widerspricht dem doch nicht.

    Zu dem Begriff der "Geräuschhaftigkeit" einer Interpretation fällt es mir zunächst einmal nicht leicht, mir konkret darunter etwas vorzustellen, was einen "Quantensprung" rechtfertigen könnte. Auf der Seite des Österreichischen Rundfunks finde ich die nachfolgende Beschreibung:

    Zitat

    Weiterentwicklung der Aufführungspraxis
    Die Aufführungspraxis hat inzwischen ihre eigene Geschichte. Neue, junge Stars in der Folge von (und wie sie alle heißen) sind längst etabliert.

    Zu ihnen gehört das Ensemble Il Giardino Armonico, die in ihrer 1997 erschienenen Aufnahme mit einer, gegenüber Harnoncourt, insgesamt härteren Artikulation musizieren. Vieles wird kurz, hart, manchmal sogar geräuschhaft krachend musiziert.

    Die Plastizität wird erhöht, die Artikulation aber auch einseitiger, weiche Klänge werden ganz auf die cantablen Passagen reduziert - eine auch allgemein zu beobachtende Tendenz bei jüngeren Spezialensembles für Alte Musik.

    aus: http://oe1.orf.at/artikel/206465

    Meinst Du soetwas oder zumindest Ähnliches?

  • Meinst Du soetwas oder zumindest Ähnliches?

    Was mir auffiel, war dass die Geräusche beim Artikulieren eines Tones überdeutlich reproduziert wurden. Bei Harnoncourt war das noch ein Anklang, der den Ton herber machte, aber hier wurden die Geräusche beim Erzeugen des Tones bewusst als gestalterisches Mittel eingesetzt.

    Ein möglicher Weg, dies zu "überbieten", zeigen dfie Aufnahmen der Freitagsakademie. Hier sind es aber die Umweltgeräusche, wo die Bedingungen einer historischen Aufführungen mit reproduziert werden. Man kann das durchaus mal mit Interesse hören, es ist aber nicht die Aufnahme, die ich mir mehrfach anhöre

    im Unterschied etwa zum Café Zimmermann, dem Freiburger Barockorchester oder eben der Biondi. Aber Il Giardino Armonico finde ich auch heute noch eine spannende Sache. Es ist übrigens die Aufnahme (bei den Brandenburgischen Konzerten ist es die Einspielung unter Goebel), die in meinem Bekanntenkreis die Grenze zwischennoch und nicht mehr akzeptierten HIP kennzeichnet (für eine ganze Anzahl liegen die genannten jenseits der Grenze).

    Liebe Grüße Peter
    (der sich vom Neoklassizisten Strawinsky zum "Klassizisten" Mendelssohn bewegt hat)

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Die vorausgehenden 5 Beiträge aus "Eben gehört" habe ich auf Wunsch von Josquin Dufay hierhin kopiert, keck voraussetzend, daß die beiden betroffenen Verfasser nichts dagegen einzuwenden haben.

    :gurni:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Die neueste Einspielung, die ich habe, ist diese hier:

    (P) 2010 Harmonia Mundi France HMC 902061 [37'48"]

    Midori Seiler (Violine)
    Akademie für Alte Musik Berlin
    D: Clemens-Maria Nuszbaumer

    Hier ist eine ganz andere Spielweise am Werk: schnell, kraftvoll, eigenwillig und hoch virtuos. Die Akademie baut eine ganz andere Klanglichkeit mittels Tempi, Ausdruck und Dynamik auf, die ich so noch nie gehört habe. Das Tempo wird je nach Stelle stark variiert, die Dynamik extrem ausgelotet, die Rhythmik gegen den Strich gebürstet. Das ist schon stellenweise deutlich anders als bei Karajan/Pinnock/I Musici; dennoch wirken die zwölf Sätze nicht zerfahren, sondern haben einen organischen Fluß und sichere Innenspannung. Seiler und Nuszbaumer wollen die Noten neu interpretieren, neue Akzente setzen, ohne Vivaldis Musik zu verraten; es klingt so, als ob die Musik eine eigene Diktion erhält. Erfrischend klingt das: der Pepp in 3/III z.B. ist geradezu aufrüttelnd. Die lautengezupte Ruhe von 3/II ist herrlich. Das Cello-Stakkato in 1/II fährt wie entfernte Hammerschläge in die Ohren. 4/II perlt feinsinnig vor sich hin. Gefällt mir sehr, sehr gut! :yes:

    Die Klangqualität ist bemerkenswert authentisch. Die Instrumente sind sauber eingefangen, und ihre dynamischen Qualitäten werden wunderbar wiedergegeben. Harte Akzente beim Spielen kommen mit Schmackes aus den Boxen. Da hat man die Mikros aber sehr nah gesetzt. Sehr wirkungsvoll, wie ich finde. :yes:

    Fazit: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Sozialisation und Dauerliebling trotz zahlreicher anderer Aufnahmen, leider praktisch kaputt ...

    Antonio Vivaldi: "Die vier Jahreszeiten", MC, Felix Ayo (Violine), Kammerorchester Berlin - Vittorio Negri


    "http://s1.directupload.net/file/d/3408/ciizv9dj_jpg.htm"

    Die dürfte wohl der entsprechen:

    sch. amazon, zeigt Cover nicht an:
    http://www.amazon.de/Four-Seasons-V…di+negri+berlin

    Eine CD ist schwieriger kaputtzukriegen...

    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Sozialisation und Dauerliebling trotz zahlreicher anderer Aufnahmen, leider praktisch kaputt ...

    Antonio Vivaldi: "Die vier Jahreszeiten", MC, Felix Ayo (Violine), Kammerorchester Berlin - Vittorio Negri


    Nimm doch die CD:

    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/6132qmOmK-L._SX355_.jpg]

    siehe auch hier:

    "http://www.arkivmusic.com/classical/albu…album_id=490282"


    PS:

    Ups - da war jemand schneller als ich... :D


    jd ;+)

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Die dürfte wohl der entsprechen:

    sch. amazon, zeigt Cover nicht an:
    http://www.amazon.de/Four-Seasons-V…di+negri+berlin

    Eine CD ist schwieriger kaputtzukriegen...

    LG
    Tamás
    :wink:

    Das stimmt, aber wer nimmt einem die Erinnerungen an die 70er und 80er in der Zone, als ich diese MC jahrelang auf einem uralten reinen Kassettenrekorder (Geracord 6020 oder Sonett-Recorder KT 300) rauf- und runterspielte, bevor ich mir zur Jugendweihe 1985 für sagenhafte 1100 DDR-Mark einen Radiorecorder (KR 660) gekauft habe. Die alte Technik ist doch glatt wieder einen Thread wert ...

  • Das stimmt, aber wer nimmt einem die Erinnerungen an die 70er und 80er in der Zone, als ich diese MC jahrelang auf einem uralten reinen Kassettenrekorder (Geracord 6020 oder Sonett-Recorder KT 300) rauf- und runterspielte, bevor ich mir zur Jugendweihe 1985 für sagenhafte 1100 DDR-Mark einen Radiorecorder (KR 660) gekauft habe.


    Wer soll dir diese Erinnerung nehmen? ;+) Wir können dir nur die Empfehlung geben, die CD zu kaufen, sie in den Laptop zu legen und die Augen zu schließen; könnte fast passen vom Klang her. Aber wer weiß: vielleicht bringt dir die CD auf deiner Anlage eine Tiefe (und Höhe) dar, die zu einem ganz neuem Erlebnis wird... :yes:


    jd :D

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Die alte Technik ist doch glatt wieder einen Thread wert ...


    Wäre nicht schlecht... :love:


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd


  • Wer soll dir diese Erinnerung nehmen? ;+) Wir können dir nur die Empfehlung geben, die CD zu kaufen, sie in den Laptop zu legen und die Augen zu schließen; könnte fast passen. Aber wer weiß: vielleicht bringt dir die CD eine Tiefe (und Höhe) dar, die zu einem ganz neuem Erlebnis wird... :yes:


    jd :D


    Und dafür danke ich euch! Und ein neues Erlebnis? Eben das befürchte ich ja ... 8+)

  • Midori Seiler (Violine)
    Akademie für Alte Musik Berlin
    D: Clemens-Maria Nuszbaumer


    Ja, das ist eine der spannendsten Einspielungen barocker Musik überhaupt. Da wird die Affektenlehre endlich mal ernst genommen, nicht nur vom Orchester, sondern vor allem von der Solistin, was Midori Seiler da treibt, ist schier unglaublich, da wird die Affektenlehre als ein Kompendium expressiver Ausdrucksmöglichkeiten genutzt. Da wundert man sich, dass nach der Aufnahme die Geige noch heil war :D


  • Ja, das ist eine der spannendsten Einspielungen barocker Musik überhaupt. Da wird die Affektenlehre endlich mal ernst genommen, nicht nur vom Orchester, sondern vor allem von der Solistin, was Midori Seiler da treibt, ist schier unglaublich, da wird die Affektenlehre als ein Kompendium expressiver Ausdrucksmöglichkeiten genutzt. Da wundert man sich, dass nach der Aufnahme die Geige noch heil war :D

    Diese Aufnahme gefällt mir auch sehr gut. Empfehlen kann ich diese DVD:

    Da werden die Vier Jahreszeiten als getanztes Konzert dargeboten, was ich sehr gelungen und eindrucksvoll finde. Allerdings habe ich nicht diese DVD, sondern daraus wurde vor einiger Zeit mal Vivaldis Vier Jahrezeiten auf Arte übertragen und ich hatte das auf DVD aufgenommen.

    Lionel

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Midori Seiler (Violine)
    Akademie für Alte Musik Berlin
    D: Clemens-Maria Nuszbaumer


    Hier ist eine ganz andere Spielweise am Werk: schnell, kraftvoll, eigenwillig und hoch virtuos.

    Als ich angefangen habe mich mit sog. klassischer Musik zu beschäftigen, stand auch dieser Zyklus - nicht diese Aufnahme - noch mit in meinem Fokus. Lang, lang ist es her. :gurni:

    Irgendwann habe ich dann gänzlich das Interesse daran verloren, weil mir das "Zeugs" aus den Ohren herauskam. Vielleicht habe ich nur die falschen Aufnahmen (Naxos, Capella Istropolitana, Gunzenhauser/I Musici, Miriana Sirbu)? Jedenfalls könnte sich die Vermutung aufdrängen, wenn ich Deinen Beitrag lese.

  • Ob du "falsche" Aufnahmen hast, kann ich dir natürlich nicht beantworten... ;+) Ich kann dir aber sagen, daß selbst Pinnock nicht so variabel klingt wie Midori/Nuszbaumer, und den mag ich besonders. Eine Möglichkeit, ausgetretene Pfade zu verlassen.


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Diese Aufnahme gefällt mir auch sehr gut. Empfehlen kann ich diese DVD:

    Da werden die Vier Jahreszeiten als getanztes Konzert dargeboten, was ich sehr gelungen und eindrucksvoll finde. Allerdings habe ich nicht diese DVD, sondern daraus wurde vor einiger Zeit mal Vivaldis Vier Jahrezeiten auf Arte übertragen und ich hatte das auf DVD aufgenommen.

    Lionel


    ..., die (= DVD) man wohl auch bei YT in HD-Qualität finden kann. Mit außerordentlich massiver visueller Unterstützung wirkt Vivaldi plötzlich doch recht interessant.

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    Ballett interessiert mich ja an sich "nicht die Bohne", was die Mitwirkenden dieser Session allerdings an Außergewöhnlichkeiten so veranstalten, ist wirklich sehenswert und auch ein bißchen, vielleicht sogar etwas mehr, hörenswert.

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