FUX, Johann Joseph (1660-1741) - Galionsfigur des österreichischen Barock
Liebe Capricciosi!
Im folgenden Jahr jährt sich der mutmaßliche Geburtstag eines wesentlichen Barockkomponisten zum 350. Mal: Johann Joseph Fux wurde wahrscheinlich 1660 in der winzigen Ansiedlung Hirtenfeld geboren, die damals zur Pfarre St. Marein bei Graz gehörte (heute zu Nestelbach), und hat als Bauernsohn eine steile Karriere hingelegt: Zunächst studierte er Jus in Graz und Ingolstadt und hat sich wohl parallel musikalisch fortgebildet, denn 1696 wurde er Organist am Schottenstift in Wien, 1701 Kapellmeister am Stephansdom und 1711 bekam er gar den Traumjob eines Hofmusikdirektors in Wien. Daneben war er ein bedeutender Kompositionslehrer, und seine auf Latein (!) verfasste Schrift "Gradus ad Parnassum" (1725), ein Lehrbuch der Komposition und besonders des Kontrapunktes, blieb jahrhundertelang ein Klassiker. Auch heute ist Fux hauptsächlich wegen dieser pädagogischen Leistungen bekannt, sein umfangreiches und vielfältiges kompositorisches Werk wird selbst in Österreich kaum gespielt und erst langsam wieder entdeckt.
Das kann ich einerseits ein bisschen nachvollziehen. Die österreichische Barockmusik - im geistlichen Bereich katholische Musik der Gegenreformation! - unterscheidet sich doch deutlich von der Barockmusik anderer Nationen, was ich hauptsächlich dem Konservativismus des Wiener Hofes anlaste. In Fux wurde jedenfalls ein Komponist gefunden, der diese konservativen Musikvorstellungen begeistert umsetzte: Er komponiert im stylus mixtus, eine Art Verschmelzung der Renaissancepolyphonie mit dem neuen monodischen Stil mit unabhängigen Instrumentalstimmen. Er schreibt, dass der Komponist darauf zu achten habe, in Kompositionen für die Kirche keine Tanzmelodien zu verwenden, auf der anderen Seite aber auch keine kraftlosen, blutleeren Melodien. In meinen Augen ist ihm selbst das nicht immer optimal gelungen; manche seiner geistlichen Werke erscheinen mir im Vergleich mit denen seiner Kollegen in anderen Ländern tatsächlich ein bisschen temperamentlos. Dass er freilich auch anders konnte, beweisen seine weltlichen Kompositionen.
Andererseits gibt es von ihm auch Kirchenmusik, in der die Verschmelzung der konträren Stile wirklich ausgezeichnet und zum Vorteil der Musik gelungen ist, Werke, die es auf jeden Fall verdienen würden, öfter aufgeführt zu werden: Als Beispiel dafür möchte ich allen ganz besonders das Magnificat K 98 ans Herz legen, das auf der empfehlenswerten Doppel-CD "Vienna 1700 - Baroque Music from Austria" unter Lorenz Duftschmid eingespielt ist. Hier ist Fux at his best - und ich frage mich seither, ob Bach den Beginn für sein Magnificat plagiiert hat, oder ob es sich dabei um einen musikalischen Topos des Barock handelt. Mit Sicherheit gibt es bei Fux auch noch sehr viel zu entdecken, denn nur ein Bruchteil seiner Kompositionen sind derzeit als Aufnahmen oder auch nur Noten greifbar!
Von cpo gibt es noch einige weitere Fux-Einspielungen, von denen ich besonders die "Lux aeterna - Geistliche Musik" betitelte empfehle. Man sollte bei jpc rasch zugreifen, denn die Fux-Aufnahmen sind gerade verdächtig günstig - vielleicht sollen sie abverkauft werden und zum Fux-Jahr neu aufgelegt werden?! Jedenfalls laden € 5,99 für die Einzel-CD, € 9,99 für die Doppel-CD wirklich zum Ankauf ein! Wer nicht bestellt, ist selber schuld...
Wie geht es euch mit diesem Komponisten? Welche Werke und Aufnahmen hält ihr für empfehlenswert? Ich freue mich auf eine rege Diskussion!
Liebe Grüße,
Areios
Appendix: Capriccio-Threads zu einzelnen Werken von Johann Joseph Fux:
FUX: Dafne in Lauro K 308
FUX: Orfeo ed Euridice K 309
FUX: Die Partiten und Sonaten à 3
Johann Joseph Fux: Die Messen