Baron Britten of Aldeburgh - oder warum man noch einen Plattenspieler braucht

  • Baron Britten of Aldeburgh - oder warum man noch einen Plattenspieler braucht

    In diesem Jahr wäre der 1976 verstorbene Benjamin Britten 100 Jahre alt geworden. Natürlich erscheint eine 65 CD Box mit seinen Werken, und auch sonst erhält er Aufmerksamkeit. Nun sind seine Kompositionen nicht jedermanns Sache , aber um diese und die Frage, ob er als Interpret der eigenen Werke
    immer noch unübertroffen ist,soll es hier nicht gehen. Was ich bisher vermisse, ist eine Würdigung des Dirigenten und Pianisten fremder Werke. Dazu möchte ich einige Aufnahmen auflisten, durch die ein Bild von dieser Seite seines Schaffens entsteht. (zu Lebensdaten usw. wird auf einschlägige Seiten verwiesen).
    Britten sah sich in erster Linie als Komponist. Daher ist leider nur ein kleines, aber feines Repertoire mit fremden Werken entstanden. Er war bei Decca unter Vertrag, und die Studio-Aufnahmen , die dort erschienen, sind Stereo (im Original oft SXL).Die vom BBC bei seinem Festival in Aldeburgh mitgeschnittenen Konzerte sind entstehungsbedingt Mono / Stereo, was ihrer Qualität keinen Abbruch tut. Der Zeitraum erstreckt sich von ca. 1960 bis etwa 1972.Er arbeitete fast ausschließlich mit dem English Chamber Orchestra .Die folgende Aufzählung ist nicht vollständig , ich habe mich nur auf meinen Bestand gestützt.

    Das älteste Werk,das er aufnahm, ist eine Neubearbeitung von Purcells "The Fairy Queen".(1971,Studio,hochkarätig besetzt).
    Von Bach liegen die Johannes-Passion (auf englisch ) und die 6 Brandenburgischen Konzerte -beides Studioproduktionen-vor.Außerdem einige Kantaten aus Aldeburgh.
    Händels "Ode to St.Cecilia´s Day" stammt ebenfalls aus Aldeburgh.
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    Von Haydn liegen die Sinfonien 45 & 56(1956) sowie 95 aus 1965 und ein Cello Konzert mit Rostropovich vor.

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    Die abgebidete Aufnahme leitet über zu dem Schwerpunkt seiner Interpretationen : Mozart.
    Die Aufnahme des Konzertes No.12 ist zugleich die einzige, in der wir den Solisten Britten hören können.( Das war etwas, was er nicht mochte) . Und hier haben wir eine Parallele zu einer anderen Größe : War Britten erst Komponist, dann Dirigent, so war es bei Leonard Bernstein gerade umgekehrt.
    Und beide waren hervorragende Pianisten, nur zu selten zu hören. Und was Britten im Konzert No.12 (1956) gelingt, daß schafft Bernstein in Mozarts No.15 mit den Wienern : beides großartige Aufnahmen !
    Weitere Klavierkonzerte : No.20 KV 466 , mit Clifford Curzon (1971, Studio )No. 22 mit S.Richter (1967,Aldeburgh), sowie No. 27 : mit Richter in Aldeburgh 1970 sowie im Studio mit C.Curzon 1971.
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    Kommen wir zu den Sinfonien :
    No.25 / KV 183 - Studio 1971
    No.29 / KV 201 - Studio 1971
    No.35 / KV 385 - Aldeburgh 1972
    No.38 / KV 504 - Studio 1970
    No.39 / KV 542 - Aldeburgh 1962
    No.40 / KV 550 - Studio 1968 (!!!)
    No.41 / KV 551 - Aldeburgh 1966

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    Zudem gibt es eine Sinfonia Concertante KV 364 mit Brainin und Schidlof als Solisten, die Serenada Nocturna aus dem Studio,Arien und Exultate Jubilate ( mit E.Ameling ) sowie das Requiem (1971) aus Aldeburgh.

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    Von Beethoven und Mendelssohn gibt es nur Overtüren aus Aldeburgh ; Schumanns Szenen aus Goethes Faust sind auch von den Stimmen her gut besetzt (Studio).

    Britten hat sich sehr früh für Mahler eingesetzt. Leider gibt es nur die 4. Sinfonie (1961) und die Lieder eines fahrenden Gesellen(1972) sowie 2 Kindertotenlieder.[Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/417TB2EGBML.jpg]

    Schostakowitsch war seit 1960 mit Britten befreundet, und die Aufnahme der 14 . Sinfonie sollte jeder an Schostakowitsch Interessierte kennen. Es war die 1. Aufführung nach der Premiere außerhalb Russlands, es sangen die Solisten der Premiere, und : das Werk war Britten gewidmet.
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    Das führt über zum Pianisten / Kammermusiker Britten. Er spielte das Phantasie-Quartett des von ihm verehrten F.Bridge 1967 mit Mitgliedern des Amadeus Quartetts ; Mozarts Piano Quartett g-moll KV 478 mit Sillito/Aronowitz/Heath (1971) ; und Schostakowitsch 7 Blok Romanzen in einer wohl kaum zu
    übertreffenden Aufführung mit G.Vishnevskaya/ Hurwitz /Rostopovich im Jahre 1968 ( alle live). [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51N0SyWWX3L.jpg]

    Mit Rostropovich bildete er eines von drei unvergessenen Duos : Zusammen spielten sie die Cello Sonate op.40 von Schostakowitsch und machten eine klassische Platte mit der Cello Sonate von Debussy, der "Arpeggione" Sonate D 821 von Schubert ( auf ihre Art in der Größenordnung von Feuermann/Moore ), und 5 Stücken im Volkston von Schumann. [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/413wF0dMGTL.jpg]

    Ein weiteres Duo entstand aus der Freundschaft mit S.Richter. Britten hatte angefangen, mit Curzon vierhändig zu spielen. 1964 spielte er Schuberts Variationen D 813 mit Richter, und es machte den beiden einen solchen Spaß, daß sie in den Folgejahren so ziemlich das komplette Werk für 2 Klaviere bzw. zu 4 Händen von Mozart und Schubert spielten , dazu Debussys En Blanc Et Noir für 2 Klaviere. Den Spaß und das Musikantentum hört man mit jedem Ton der Live-Aufnahmen aus Aldeburgh .( An dieser Stelle ein Dank an music lover ,der mit seiner Erwähnung dieser Aufnahmen das Ganze bei mir auslöste).

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    Bleibt noch das 3. Duo, das Lebensduo,mit Peter Pears. Dieser wurde von Britten bei Schuberts Schöner Müllerin und Winterreise sowie Schumanns Dichterliebe kongenial begleitet (Studio).Außerdem gibt es noch weitere Lieder aus Aldeburgh .


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    Hier sollen die Hinweise auf den Interpreten Britten enden. Fast . Denn es gibt noch eine Aufnahme, die meines Wissens noch nie auf CD überspielt wurde. Jetzt wäre der Zeitpunkt dafür gekommen. In dieser Aufnahme kann man alles über den Interpreten Britten erfahren. Schuberts Sinfonie No.8 , 1972 bei Decca veröffentlicht, mit dem English Chamber Orchestra. Britten waren die Details, die Übergänge wichtig, die ließ er proben. Und dann gab er dem Werk einen Fluß . Alles klingt natürlich und "richtig". In diesem Fall ein Schubert, dessen Qualität sich eigentlich erst nach dem Hören erschließt , wenn man denkt : Das war - SCHUBERT ! (Und darum braucht man noch einen Plattenspieler ).
    Ein Merkmal der Kunst des Benjamin Britten war, daß er immer hinter dem Werk zurücktrat und allein die Musik wirken ließ. DAS GILT FÜR ALLE MIR BEKANNTEN AUFNAHMEN .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Zitat

    (Und darum braucht man noch einen Plattenspieler ).

    Mindestens! ;+)
    Hör Dir mal das Britten-Klavierkonzert mit Richter in einer orginalen DECCA Pressung bei mir an..................
    Es ist eines meiner Lieblingskonzerte, da kann die Klangqualität gar nicht groß genug sein, und das Ausgabeformat ist mir da erstmal unwichtig.

    Nur, diese Aufnahme klingt dermaßen irre auf einer orginalen DECCA-Pressung, das muß man mal erlebt haben.
    Das ist eine ganz andere Aufnahme, schockierend direkter, umwerfend, gnadenlos gut.

    DARUM brauche ICH z.B. noch einen-sehr guten-Plattenspieler.

    Die CD habe ich längst verschenkt.

  • Nur, diese Aufnahme klingt dermaßen irre auf einer orginalen DECCA-Pressung, das muß man mal erlebt haben.

    Ich habe die Aufnahme als Platte = Thorens TD 160 ( das Original) mit DL 160 (über die Jahre bester Allrounder, gerade bei älteren Platten) und als CD = Mission PCM II (getunt) : ich höre beide gern, obschon / weil sie unterschiedlich klingen ! Aber im Grundsatz hast Du recht .
    Nachsatz: Man hört jedenfalls, wie gut der Dirigent Britten war - egal, wessen Werke er leitete.

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Und ich habe noch einen Grund gefunden, warum ein Plattenspieler noch Bedeutung haben kann: Beim Stöbern in meinen Schallplatten entdeckte ich die LP BBC Records -REGL 410 .Darauf finden sich 7 Schubert -Lieder und 12 von Hugo Wolf.Aufgenommen um 1960 herum in den BBC Studios von Pears und Britten.Ich konnte nicht feststellen,daß sie auf CD veröffentlicht wurden. Kommentar überflüssig ! ( Titel auf Anfrage).

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Zitat

    b-major
    Bleibt noch das 3. Duo, das Lebensduo,mit Peter Pears. Dieser wurde von Britten bei Schuberts Schöner Müllerin und Winterreise sowie Schumanns Dichterliebe kongenial begleitet (Studio).Außerdem gibt es noch weitere Lieder aus Aldeburgh .

    Das Lebensduo im romantischen Kunstlied war meine erste Begegnung mit Britten überhaupt, noch bevor ich seine eigenen Kompositionen kannte. Dabei war es eher Zufall: Ich suchte eine Aufnahme des Liederkreises op. 39, und in einem Musikgeschäft fiel mir diese CD mit Liedern von Purcell, Fauré, Schubert, Britten, und eben diesem Liederkreis in die Hände.

    Über Pears’ Stimme hatte ich einiges gelesen oder gehört (Stichwort: „Etwas stimmschöner könnt’s schon sein“), ohne ihn bisher gehört zu haben, sodass ich etwas neugierig war.
    Sein Singen und Britten als Pianist haben mich auf Anhieb so beeindruckt, dass ich zunächst Aufnahmen dieses Duos sammelte.

    Auch ich brauchte dabei einen Plattenspieler ;+) , weil die Dichterliebe damals als CD irgendwie nicht greifbar war und ein lieber Mensch mich mit der Dichterliebe-LP überraschte.
    Die Dichterliebe und auch die Schöne Müllerin gehören immer noch zu meinen Lieblingsaufnahmen im Bereich des Kunstliedes, ebenso wie die Taubenpost, zunächst so leichtfüßig-ironisch daherkommt, und deren abgedunkeltes „– die Sehnsucht! Kennt ihr sie?“ gerade deshalb umso stärker wirkt.

    Zu meinen Lieblingsaufnahmen gehören außerdem die Duette mit Britten und Richter, die schon im Eröffnungsbeitrag vorgestellt wurden. Die Spielfreude, die darin zum Ausdruck kommt, finde ich einfach hin- und mitreißend!

    Sowohl Britten als auch Richter haben mit Dietrich Fischer-Dieskau musiziert, und ich vergleiche immer wieder gern die entsprechenden Aufnahmen mit Schubert-Liedern, die hier

     

    oder hier (zusammen mit einer tollen Aufnahme der Schönen Magelone)

    verewigt sind.

    Viele Grüße
    :wink:
    Federica

  • Und in der Tat wird sich im Laufe des jahres der Bedarf an einem Plattenspieler noch erledigt haben...

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

  • Danke für den Hinweis, Armin. Ist schon vorbestellt! Der Preis der Box ist ja geradezu unglaublich für 27 CDs in Decca-Qualität. Und für meine durch diese Box in der Sammlung entstehenden vereinzelten Doubletten-Probleme werde ich schon eine Lösung finden.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Zitat

    Und in der Tat wird sich im Laufe des jahres der Bedarf an einem Plattenspieler noch erledigt haben...

    Ich will jetzt nicht unken, es kommt immer darauf an, was man in welcher Qualität hören möchte.
    Töne oder Musik.
    Aber das ist die alte langweilige Diskussion Analog vs. Digital.

  • Bei Amazon ist sie noch billiger, aber da komme ich mit dem Verlinken nicht recht klar...

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

  • Bei Amazon ist sie noch billiger, aber da komme ich mit dem Verlinken nicht recht klar...

    Vielleicht so:

    ?

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Und in der Tat wird sich im Laufe des jahres der Bedarf an einem Plattenspieler noch erledigt haben...

    Nö...siehe z.B.Beitrag No.4.

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

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