-ismen in der Wissenschaft zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie auch noch Phänomene erklären wollen, die nicht zu ihrem Gegenstandsbereich gehören. Der Biologismus ist der Versuch der Erklärung kultureller Phänomene mit biologischen Gründen. Das kann halt schon a priori nicht klappen. Deshalb ist dann dieser Eiertanz kein Wunder.
Die Unterschiede von Mann und Frau gehören aber auch zur Biologie, insofern kannst Du nicht sagen, dass der falsche Gegenstandsbereich untersucht wird.
ZitatZunächst hast du ja in gewisser Weise ganz ähnlich argumentiert wie ich: Du meintest, weil es ja mit der Diskriminierung der Frau in den letzten Jahrzehnten weniger schlimm geworden ist, müsste sich die Berufswahl nun geschlechtermäßig ausgeglichener darstellen als sie das tatsächlich tut. Also, blieben nach Zurückdrängen der Diskriminierung biologische Gründe für die Ungleichverteilung z.B. wenns ums Dirigieren geht.
Das ist zwar falsch, weil man gesellschaftliche Diskriminierung nicht nur abstrakt numerisch betrachtet kann (Unterschiede im Einkommen sind ja nicht die einzige Erscheinungsform).
Äm - warum ist das falsch?
ZitatAber damit siehst du durchaus die Notwendigkeit, die Diskriminierung als Faktor möglichst rauszuhalten.
Nein, die Diskriminierung muss man bei dem Thema berücksichtigen, habe ich immer geschrieben.
ZitatIch gehe halt einen Schritt weiter, indem ich meine, die Diskriminierung solle erstmal ganz aufhören.
Dann wirst Du nie irgendwas untersuchen können, da es immer Diskriminierung geben wird.
ZitatVorher dient jede biologische Untersuchung nämlich nur ihrer Beschönigung.
Nein, sie versucht nur etwas herauszufinden.
ZitatWenn es allerdings keine Diskriminierung mehr gibt, sind mir biologische Befunde auch wurscht. Denn dann zählt wirklich nur noch die Neigung. Und so sollte es doch auch eigentlich sein.
Sehr schön. Da sind wir uns ja einig. Nur wird man nie mit Sicherheit feststellen können, dass es keine Diskriminierung mehr gibt. Insofern ist die ganze Überlegung sinnlos.
ZitatAußer bei eineiigen Zwilingen unterscheidet sich jedes Gehirn vom andern. So what?
Das ist keine Grundlage dafür, anzunehmen, dass das Gehirn nicht von vorneherein bei den Geschlechtern unterschiedliche Neigungs- und Begabungsverteilungen hat.
Wenn man den Fehler begeht, grundsätzlich von einer 50 zu 50-Verteilung auszugehen, wird man Diskriminierungen annehmen, die nicht vorhanden sind, weil man sonst die Ungleichverteilung nicht verstehen kann, und in Folge zur Bekämpfung der vermeintlichen Diskriminierung eventuell durch "positive Diskriminierung" genau das betreiben, was man eigentlich verhindern will.
Deshalb ist es wichtig, dass allgemein eingesehen wird, dass die Biologie neben der Soziologie in unserer Frage auch eine Rolle spielen dürfte.