• Liebe Fairy, mit geschlechtsspezifischem Charisma, das auch eine Dirigentin und einen Kindergärtner schmücken kann, kann ich gut leben. Das ist dann ja schon wieder spannend, weil offensichtlich althergebrachten Rollen widersprechende Tätigkeiten der Ausstrahlung keinen Abbruch tun, sondern sogar besonders charismatisch ausgefüllt werden können. Von daher finde ich jetzt Dein Beispiel besonders gut!

    Das ist natürlich ein politisches Thema, denn das liegt nicht zum geringsten Anteil an der miesen Bezahlung.

    Oder liegt die miese Bezahlung an den Geschlechterrollen? Von Frauen wird eher nicht erwartet, als Alleinverdiener eine Familie durch die Jahre der Kleinstkinder zu bringen. (so wie von Männern nicht das Stillen erwartet wird meistens, auch wenn man da mit Ziegenmilchpulver schon recht weit kommen kann...) Also müssen "Frauenberufe" auch nicht alleinverdienermäßig bezahlt werden, so scheint mir die zynisch systemische Logik dahinter.

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Zitat von philmus

    [...] zynisch systemische Logik [...]

    Aber ja! Persönlich würde ich so weit gehen, zu behaupten, dass in unserer Gesellschaft ganz pauschal um so mehr (Geld) verdient, wer um so weniger (Werte) schafft. Das Konzept des Wertes und die Doppelbödigkeit des Konzepts Verdienst werden auf eine schon ziemlich merkwürdige Weise ad absurdum geführt.

    Meine Selbsteinschätzung sagt mir, dass ich in beruflicher Hinsicht mich irgendwo in der Mitte befinde.

    Vielleicht übertreibe ich und sicherlich gibt es gesellschaftliche Phänomene, die sich gut in Einklang bringen lassen mit einer solchen umgekehrten Proportionalität zwischen Wichtigkeit und Entgelt einer Tätigkeit.

    [Aber gut, ich überschreite hier nicht nur die Grenzen dieses Threads, sondern möglicherweise des ganzen Forums.]

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Lieber Wolfgang, jeder der gerade jetzt in Corona- Zeiten offene Augen, Ohren und Herzen hat kann Dir nur zustimmen. Wenn ich Veschwörungstheoretiker wäre, könnte ich behaupten, dass uns eine göttliche Fügung dieses Virus gesendet hat, um auf alle denkbaren Missstände mit dem Finger zu zeigen. Lieber Philmus - schön gesagt. Und Charisma ist immer ein Vorteil, aber für manche Berufe ist es ein Must have. Dirigenten jedwedes Geschlechts gehören mE. dazu. :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Danke, werte Feenkönigin! Aber jetzt will ich diesen Schauplatz auch wieder hinter mir lassen!

    :cincinbier: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Alondra de la Parra dirigiert morgen abend um 19.00 Uhr das hr-Sinfonieorchester bei seinen derzeitgen täglichen Stage&Seven-Konzert:

    https://www.hr-sinfonieorchester.de/livestreams/st…treams-100.html

    Gespielt wird:
    Silvestre Revueltas: Homenaje a Federico García Lorca
    Peter Tschaikowsky: Rokoko-Variationen
    Sergej Prokofjew: Symphonie classique

    Die Konzerte bleiben nach dem livestram i.d.R. noch auf der website zum Ansehen verfügbar.

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Im SZ Magazin der vergangenen Woche gab es einen sehr sympathischen Artikel über Joana Mallwitz:

    https://sz-magazin.sueddeutsche.de/musik/joana-ma…-portraet-88925

    Ich finde, das klingt sympathisch, ohne gleich einen großen Hype auszurufen ...

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Hallo zusammen,

    to whom it may concern:

    Gestern hat eine weitere Dirigentin in München Ihr Debüt gegeben:
    Karina Canellakis bei den MPhil: weil man ohne Publikum gespielt hat, gibt es eine Videoaufzeichnung mit Beethoven IV und Adams Shaker Loops.

    Wichtige Anregungen in ihrer Karriere hat sie von Sir Simon Rattle erhalten, ich finde, diesen Einfluss kann man erkennen.

    Ich habe in den Beethoven reingehört und bin ziemlich angetan vom Ergebnis.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • zu Karina Canellakis

    Ich habe in den Beethoven reingehört und bin ziemlich angetan vom Ergebnis.

    eben auch reingehört und gar nicht begeistert.
    Was Tempostabilität angeht, hat sie noch ein wenig an sich zu arbeiten.
    Sowohl der 1. als auch der 4. Satz wird im Verlauf der Wiederholung deutlich langsamer, aufgrund des ohnehin gemäßigten Grundtempos wirkt das dann ziemlich flügellahm. Man könnte glatt auf den (irrigen) Gedanken kommen, dass Wiederholungen langweilig sind.
    Außerdem amerikanische Sitzordnung... ich dachte da wären wir allmählich drüber hinweg.
    Die Dame ist ja noch jung, schaun wir mal.

    Gruß, Khampan

  • Sehr interessant darin auch die Ausführungen unseres Cellisten Michael Sch.

    Ach, im Grunde gibt es hier nur Vorzüge und bewährte Muster.
    Ich bin nach wie vor ein Verfechter der Celli innen und zumindest der Bratschen außen.
    Viel lieber wäre mir natürlich 1.und 2.Geigen gegenüber und Bässe hinten.
    So, wie das mal gedacht war im 19.Jhdt.

    Aber ich bin das alles jetzt auch müde, das Ergebniss muß stimmen.
    Unabhängig von der Aufstellung.

    Solche Details waren und sind zurecht mal sehr in Mode gewesen,kein Zweifel.

    Aber heute bin ich soweit, dass mich erstmal eine Interpretation umhauen muß.
    Und wenn diese amerikanisch ist, dann ist es auch ok.

    Es gibt so viele Parameter, da möchte ich mich heute nicht mehr auf einige wenige festlegen.

    Was ich vor 10 Jahren mal geschrieben habe, dazu stehe ich heute noch, aber ich habe mich auch geändert.
    Und ich bin vielleicht etwas altersmilde geworden.

    Mir ist heute nur noch wichtig, dass etwas überzeugend ist.
    Und erst danach schaue ich mir die Details an, warum das so ist.
    Dazu kann eine klassische Aufstellung beitragen, muß es aber nicht mehr unbedingt.

    Ich will erstmal das Resultat hören und Spaß dabei haben.

  • Ach so, um beim Thema zu bleiben:

    Ich habe schon vor 37 Jahren unter einer Dirigentin gespielt, später dann auch unter einer
    jungen Simone Young und einigen anderen.

    Mir war das Geschlecht immer schnurz, entweder das Dirigat war gut oder weniger gut.
    Meistens war es bei allen excellent, aber es gab wie immer Ausrutscher, was auch normal ist.

    Im Grunde sollte man darüber gar nicht mehr spekulieren oder nachdenken.
    Weibliche Dirigenten sind genau so gut oder weniger gut wie Ihre männlichen Pendants.

    Und heutzutage gibt es sicherlich kaum noch Probleme mit reaktionären Orchestermusikern, die dürften langsam ausgestorben sein.

    Eine Diskussion, ob weibliche Dirigenten anders oder was weiß ich sind, finde ich obsolet.
    Unnötig und auch diskriminierend.
    Diese Zeiten sind zum Glück vorbei.

    Hoffe ich.

  • Beim BR SO gab es in den vergangenen Wochen zwei Dirigentinnen- Debüts, die man nun im Konzertvideo nachvollziehen kann:

    Oksana Lyniv mit diesem Programm, hier hat mir der Mozart ausgesprochen gut gefallen, für manchen hier im Forum mag die zweite Fassung der 'Italienischen' interessant sein:

    Wolfgang Amadeus Mozart, Sinfonia concertante Es-Dur, KV 364
    Felix Mendelssohn Bartholdy, Symphonie Nr. 4 A-Dur, op. 90 – „Italienische“ (Fassung 1834)

    Jehye Lee, Violine
    Tobias Reifland, Viola
    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

    Karina Canellakis hat mich vor allem in der sehr gelungenen Verklärten Nacht sehr überzeugt:

    Richard Strauss, Serenade Es-Dur für 13 Bläser TrV 106, op. 7
    Richard Strauss, Vier Lieder TrV 170, op. 27
    Arnold Schönberg, „Verklärte Nacht“ Fassung für Streichorchester, op. 4

    Camilla Nylund, Sopran
    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Philadelphia Philharmonic Orchestra

    Philadelphia Orchestra.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Mann*innen können Joana Mallwitz jetzt auch in der Mediathek sehen.
    https://www.ardmediathek.de/ard/video/der-…x0X3NjaHViZXJ0/

    Mich hat das Konzert spät abends so sehr erfreut, dass ich es mittels BlueTooth über die "Anlage" laufen ließ und dabei wohl die Lautstärke unterschätzte.
    Man muss es nämlich laut, richtig laut spielen.
    Auf jeden Fall stand plötzlich der Nachbar vor der Tür, im Schlafanzug und klingelte Sturm. :thumbup:

    In reduzierter Lautstärke ging es weiter. Mir hat es sehr gut gefallen.

    Frau Mallwitz ist Chefin in Nürnberg und scheint dort ne ähnliche Euphorie ausgelöst zu haben wie der Theodor in Stuttgart.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

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