PURCELL: Dido and Aeneas

  • Ich hatte zwei Einspielungen innerhalb einer Woche bei ebay ersteigern können und hörte sie im direkten Vergleich:


    Ohne Frage ist Janet Baker klasse, auch der Klang der Aufnahme ist sehr gut. Aber mich hat von Anfang an das fette Orchester gestört. Dido ist wirklich nur für Kleinstbesetzungen geeignet. - Und dann noch der Äneas... :shake: ...warum hat niemand Raimund Herincx gesagt, daß er nicht in einer Wagner-Oper singt?


    Die gefällt mir außerordentlich gut. Andrew Parrott spielte sie 1994 ein. Sie klingt exquisit, das Ensemble spielt großartig, die Sänger sind klasse. Die Hexe wird von einem Mann gesungen, vielleicht für Manchen gewöhnungsbedürftig, aber ich finde es passend. (Das Gewitter wird übrigens durch eine Kugel, die über das Parkett rollt, fabriziert. :D )


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Es gibt erfreulicherweise eine ganze Anzahl von guten Einspielungen der Oper "Dido and Aeneas". Ich schätze unter ihnen die von Hogwood und von Haim besonders.

    Aber das Überzeugendste war für mich 2007 in der Michaeliskirche zu hören. Unter der Leitung von Peter Seymour fand dort eine eine Aufführung von Dido ans Aeneas statt, deren Besetzung man auf der Seite des Yorkshire Bach Choirs ("http://www.yorkshirebachchoir.org.uk/about.shtml *) erfahren kann:

    Zitat

    The choir’s most recent European appearance was in June 2007 in Leipzig Bach Festival. Accompanied by Yorkshire Baroque Soloists, they sang Purcell’s Dido and Aeneas in the Michaeliskirche. The programme also included Blow’s Ode on the Death of Mr Henry Purcell and Daniel Purcell’s Ode on the birthday of Princess Anne The soloists included Emma Kirkby, Stephen Varcoe, Yvonne Seymour, Helen Neeves, Robin Blaze, Jason Darnell, Bethany Seymour, Judith Cunnold and Wendy Goodson. This concert has been broadcast on German, Dutch and Canadian Radio.

    ich erfreue mich an dem Mitschnitt dieser Veranstaltung. Geplant ist eine kommerzielle Veröffentlichung auf CD unter Peter Seymour, auf die ich mich freue. Wenn man mit den Sichwörtern Purcell, Peter Seymour, Dido and Aeneas googelt, stößt man auf eine Reihe von Clips.

    Liebe Grüße Peter

    * der link ist immer noch aktiv und informativ, enthält jedoch die Informationen zur Besetzung der erwähnten Aufführung von Dido and Aeneas nicht mehr; mto

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Da an anderer Stelle gerade der Streit um die "Referenzaufnahme" entflammt ist, nehme ich Glegenheit, diesen Thread wiederzubeleben.

    Meine persönliche "Referenzaufnahme" von Purcells Dido & Aeneas war die bereits von Rideamus weiter oben erwähnte Aufnahme mit Sir Colin Davis und der Academy of St. Martin-in-the-fields, von 1970, denn mit ihr habe ich das Werk in den 1980er Jahren kennen- und liebengelernt.

    Diese Aufnahme ist im übrigen wieder erhältlich; im angloamerik. Raum offenbar seit 2007 (anläßlich des 80. Geburtstages von Sir Colin Davis), hier in Deutschland seit Beginn 2010.



    Gewiß: von Historisch Informierter Aufführungspraxis konnte damals kaum die Rede sein und verglichen mit neueren Aufnahmen klingt dieser Purcell in der Tat sehr viel üppiger und theatralischer aber bisweilen auch straffer.

    DENNOCH: Helen Donath als Belinda singt die kleine Arie "Pursue thy conquest Love!" so sexy, wie ich das auf keiner anderen Aufnahme wieder gehört habe :love: .

    :wink:

    Magus

    "Whenever we hear sounds, we are changed, we are no longer the same..." Karlheinz Stockhausen 1972

  • Ich steure hier zu diesem Thema mal meine heißgeliebte DVD Aufnahme/Einspielung von Dido & Aeneas der Akademie für Alte Musik Berlin in Zusammenarbeit mit der Choreographin Sasha Waltz bei. Unbedingt sehens-/hörenswert!

    Die Aufnahme/Einspielung gab es vor einigen Monaten im Fernsehen zu sehen. Ich habe sie aufgenommen und mehrfach anzusehen versucht. Jedes Mal habe ich nach ca. 10 Minuten ausgeschaltet und gedacht, liegt vielleicht an mir. Nach dem dritten Versuch habe ich es aufgegeben. Diese DVD und ich, wir passen nicht zusammen. So muss ich resümieren: Ich finde die von corda vuota so gelobte Umsetzung ins Tänzerische misslungen und langweilig. Mein Rat daher: Vor dem Kauf erst mal reinschauen, ist nicht jedermanns Geschmack.

    Als CDs besitze ich die Einspielungen von Christe, Haim, Hogwood und Lewis. Hogwood gefällt mir am besten. Das "When I am laid in earth" von Bott ist herzzerreißend! Allein dafür lohnt die Aufnahme.

    Bernds Vorliebe für J. Norman stimme ich daneben (!) voll und ganz zu. Auf einem Recital "The Jessye Norman Collection" singt sie die Arie wahrlich grandios. Anders als Bott, die mich mit der emotionalen Tiefe ihrer Interpretation begeistert, begeistert Norman mich mit ihrer stimmlichen Fülle, mit der überflutenden Grandiosität ihres Soprans.

  • Meine Lieblingseinspielung ist

    Henry Purcell: Dido and Aeneas
    Kirkby; Seymour; Neeves Goodson; Seymour; Cunnold Varcoe, Stephen Damell; Blaze
    Yorkshire Bach Choir
    Yorkshire Bach Soloists
    Seymour, Peter
    2007

    (nicht im Handel erhältlich)

    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Da gerade heute eine Dido-CD in meinem Postkasten gelandet ist, möchte ich gleich ein paar Einspielungen zeigen:


    Wer kennt die und was meint Ihr dazu?

    Ich kenne die Britten-Version, um die es sich hier wohl handelt, in einer anderen Aufnahme, nämlich in dieser:

    Britten hat sich intensiv mit Purcell befaßt und leitet auch seine eigene Art der Deklamation von ihm ab - man merkt es in Werken wie den Donne-Sonetten, aber auch in den Opern bis hin zum "Death in Venice". Britten bewunderte an Purcell die "ruppige Harmonik" mit den oft harschen Dissonanzen, den unbedingten Ausdruckswillen und die Originalität der melodischen Erfindung. Angesichts dieser großen verehrung ist es klar, daß Britten keine Neuschöpfung im Sinn hatte, sondern sich ganz in den Dienst dessen stellte, was Purcell wollte.

    Britten ändert keine Harmonien, das Aussetzen des Basses bewegt sich innerhalb der Grenzen von Purcells Kühnheiten, die Besetzung bleibt bei einem kleinen Streichorchester, lediglich im zweiten Akt ergänzt Britten ein Trio von Sorceress und Witches (mittels der Transposition eines Trios aus "The Indioan Queen") und ebenso ergänzt er den Schluß des zweiten Aktes. Hier enthält das gedruckte Libretto nämlich acht Zeilen, die Purcell entweder nicht komponiert hat oder die verlorengegangen sind. Britten war überzeugt, sie seien verlorengegangen, da der Schluß des Aktes andernfalls tonal keine Relation zu seinem Anfang hat. Also gingen Britten und Imogen Holst, die in diesem Werk seine engste Mitarbeiterin war, auf die Suche nach einem Stück Purcells, dem sie ohne die geringsten rhythmischen Veränderungen diese Zeilen unterlegen könnten, und wurden in einer Ode fündig. Das sind die beiden einzigen Britten-Zutaten, und auch sie stammen nicht aus seiner eigenen Feder.

    Selbstverständlich hatte Britten keine historische Aufführungspraxis im Sinn (es war auch noch nicht die Zeit), dementsprechend hat er ein modernes Streichorchester im Ohr und denkt auch an die Gesangsstimmen der Gegenwart, etwa an Janet Baker.

    Wer es HIP braucht, wird Brittens Version nicht mögen, alle anderen bekommen eine sehr lebendige und spannende Interpretation von Purcells Meisterwerk.
    :wink:

    Na sdarowje! (Modest Mussorgskij)

  • Wenn ich den Amazon-Kommentar richtig deute, scheint nur die Fairy Queen auf der Doppel-CD unter der Leitung Brittens zu sein. Dei scheint erheblich umgestellt (die Masque of the Seasons ist eigentlich beinahe am Ende des Stücks), gekürzt und evtl. auch bearbeitet (was nicht heißen muss, dass es nicht lohnend und interessant sein kann, ich kenne sie nicht.)
    Die Dido ist evtl. Brittens/Holsts Fassung mit J. Baker als Dido (nicht zu verwechslen mit der Einspielung unter A. Lewis) unter Leitung von Bedford.
    Anscheinend ist für Britten in person dann die BBC-Scheibe die einzige Option.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Herzlichen Dank für die Kommentare!

    Die "Dido" auf der CD ist tatsächlich die Britten/Holst-Fassung in der Einspielung unter Steuart Bedford und laut Booklet "first release on CD".

    Die Aufnahme der "Fairy Queen" ist nicht identisch mit der, die Edwin gezeigt hat. Hier in der Besetzungsliste: Jennifer Vyvyan, Mary Wells, Norma Burrowes, Alfreda Hodgson, James Bowman, Charles Brett, Peter Pears, Ian Partridge, Owen Brannigan und John Shirley-Quirk. Ambrosian Opera Chorus und English Chamber Orchestra.


    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Dei scheint erheblich umgestellt (die Masque of the Seasons ist eigentlich beinahe am Ende des Stücks), gekürzt und evtl. auch bearbeitet (was nicht heißen muss, dass es nicht lohnend und interessant sein kann, ich kenne sie nicht.)


    Die Umstellungen rühren daher, daß Britten/I. Holst daraus ein reines Musikwerk machen wollten und dafür nach einem halbwegs logischen Ablauf suchten. Die Musik selbst ist so bearbeitet wie bei "Dido": Britten verändert keine Note Purcells, sondern setzt lediglich die Bezifferung aus, bemüht sich aber auch hier, im Rahmen dessen zu bleiben, was Purcell angemessen ist. Es ist also keine Übermalung aus moderner Sicht - wenn man einmal über die modernen Instrumente und die Sänger mit herkömmlicher (wenngleich guter) Gesangstechnik hinwegsieht. Britten hat, wenn er Alte Musik bearbeitet hat, nie "korrigierend" eingegriffen sondern immer nur im Stil des Komponisten des Originals ausgesetzt.
    :wink:

    Na sdarowje! (Modest Mussorgskij)

  • Zitat von »corda vuota« Ich steure hier zu diesem Thema mal meine heißgeliebte DVD Aufnahme/Einspielung von Dido & Aeneas der Akademie für Alte Musik Berlin in Zusammenarbeit mit der Choreographin Sasha Waltz bei. Unbedingt sehens-/hörenswert!

    Die Aufnahme/Einspielung gab es vor einigen Monaten im Fernsehen zu sehen. Ich habe sie aufgenommen und mehrfach anzusehen versucht. Jedes Mal habe ich nach ca. 10 Minuten ausgeschaltet und gedacht, liegt vielleicht an mir. Nach dem dritten Versuch habe ich es aufgegeben. Diese DVD und ich, wir passen nicht zusammen. So muss ich resümieren: Ich finde die von corda vuota so gelobte Umsetzung ins Tänzerische misslungen und langweilig. Mein Rat daher: Vor dem Kauf erst mal reinschauen, ist nicht jedermanns Geschmack.

    Hallo Knulp,

    schade, dass Du nie mehr als zehn Minuten geschafft hast ;( ;+) . Ich habe sie mir im Laufe der Zeit schon mehrfach ganz angeschaut und finde die Umsetzung sehr gelungen. Manches entfaltet sich eben erst später :huh: 8+) :thumbup: , zumal die gesamte Länge der Oper immerhin knapp 1 Stunde 40 Minuten beträgt 8o :whistling: ^^ .

    Aber es ist halt wie überall im Leben: Geschmacksache. Es möge siche jeder sein Urteil selbst bilden. :wink:

    Bis bald
    corda vuota

  • Hallo Edwin,

    es gibt auf dieser DVD (in dieser Interpretation) auch die eine oder andere Passage, die rein tänzerische daherkommt — ganz still, ohne Musik. Da geht das Werk natürlich etwas länger. :S :huh: :whistling:

    Bis bald
    corda vuota

  • In der Tat ist "Dido and Aeneas" uns als durchkomponierte Oper mit etwa einer Stunde Dauer bekannt.

    Allerdings geht dem Drama in der Partitur ein längerer Prolog -oder besser: ein Vorspiel voraus, in dessen Rahmen Phoebus, Venus, Nereiden und Nymphen, der Frühling sowie Schäfer und Schäferinnen auftreten. Ihre Versdialoge werden durch Tänze (allein sechs davon) und Zwischenspiele ("Soft Musick") umrahmt.

    Die Musik hierzu ist offenbar verloren, und daher verzichten die meisten Aufnahmen auf dieses Vorspiel. Ich habe die von Cordula Vuota empfohlene Inszenierung vor geraumer Zeit in der Glotze (arte??) gesehen und meine mich zu erinnern, daß es hier mehrere Tanzszenen gab, deren Musik nicht aus "Dido and Aeneas" stammten - genug Theatermusik hat er ja geschrieben, der gute Purcell... ;+)

    :wink:

    Magus

    "Whenever we hear sounds, we are changed, we are no longer the same..." Karlheinz Stockhausen 1972

  • Hallo Knulp,

    schade, dass Du nie mehr als zehn Minuten geschafft hast ;( ;+) . Ich habe sie mir im Laufe der Zeit schon mehrfach ganz angeschaut und finde die Umsetzung sehr gelungen. Manches entfaltet sich eben erst später :huh: 8+) :thumbup: , zumal die gesamte Länge der Oper immerhin knapp 1 Stunde 40 Minuten beträgt 8o :whistling: ^^ .

    Aber es ist halt wie überall im Leben: Geschmacksache. Es möge siche jeder sein Urteil selbst bilden. :wink:

    Bis bald
    corda vuota


    Ich habe genau diese Inszenierung vor einigen Jahren in der Staatsoper in Berlin gesehen. Das lange Bad am Anfang... die sehr spaßige Tanzstunde. Und doch: mir ging das alles etwas weit. Mehr Sasha Waltz als Purcell. (Das ist natürlich nicht richtig, aber so empfand ich das zT) Großartig fand ich, daß der Chor so in Bewegung war, tanzte, auf dem Boden lag und ein Feld im Wind imitierte usw.
    Die Akadamie war natürlich unglaublich, und am Schluß überlief's mich dann doch, die Idee mit den Lichtern, die gelöscht wurden zu einer Musik, die nach den "Drooping Wings" sehr gut paßte und von der ich leider nicht weiß, woher sie stammt (weiß das jemand? Vielleicht aus "Why, why are all the muses mute?")

    Es hat mich auch zum Teil reserviert hinterlassen, was ich da sah. Ein bißchen viel "gewollt". Dennoch: eine sehr sinnliche, schöne Geschichte, diese Inszenierung.

  • Gestern ein ausführlicher Dido and Aeneas Abend, danke für den Thread hier, habe es gestern bei meiner Erstbegegnung so erlebt:

    Nikolaus Harnoncourt sagt, das sei eigentlich eine Vierstundenoper, auf engstem Raum zusammengefasst, und es sei ein Monolith, so gut wie Monteverdi und Mozart (Fürstauer/Mika: Oper sinnlich, Residenz Verlag 2009): Nicht einmal eine Stunde dauert Henry Purcells wahrscheinlich 1688 oder 1689 in London uraufgeführte einzige Oper in drei Akten Dido and Aeneas nach Vergil auf ein Libretto des englischen Dichters und Schriftstellers Nahum Tate (1652-1715).

    Die kathargische Königin Dido ist unglücklich in den Trojaflüchtling Aeneas verliebt. Ihr Umfeld redet ihr zu, der Liebe freien Lauf zu lassen. Die mit Dido verfeindete Zauberin lässt dann aber ihre Hexen und einen Geist Aeneas dazu bringen, Karthago Richtung Italien zu verlassen. Aeneas fügt sich letztendlich, woraufhin die am Boden zerstörte Dido Selbstmord begeht.

    Purcells musikdramatische Tonsprache zwischen Instrumentalabschnitten (Vorspiele, Ritornelle und Tänze), Arien, Duetten und Trios (zum Teil mit Chor), vielfach als dialogische Rezitative (begleitet von Cembalo und Bass) angelegt sowie großteils kommentierenden Chören geht ganz unmittelbar zu Herzen. Wenn Dido im 1. Akt bekümmert die unglückliche Liebe beklagt und dieser Akt mit einem Triumphtanz schließt, wenn im 2. Akt die Höhlenwelt der Zauberin und ihrer Hexen unheimlich und bedrohlich bis hämisch incl. Echotanz der Furien verdeutlicht wird, wenn Dido dann das dräuende Unheil spürt und ein Geist Aeneas den Aufbruch befiehlt und wenn schließlich im 3. Akt nach Matrosenauftritt und Hexentanz Dido Aeneas nur mehr einen Heuchler nennen kann und Dido mit einer der schönsten, innigsten, berührendsten Opernmelodien aller Zeiten bis zum tödlichen Versinken in der Musik das bittere Ende verinnerlichen muss („When I am laid in earth“), dann nimmt einen dieses so verknappt vertonte Geschehen innerlich bewegt mit wie es bei allen großen musikdramatischen Werken möglich ist.

    Die beiden mir vorliegenden Aufnahmen mit Alfred Deller (London 1964) und Nikolaus Harnoncourt (Wien 1983) unterscheiden sich im interpretatorischen Ansatz erheblich. Deller setzt auf Ausgewogenheit und ein reines Streichorchester, Harnoncourt schärft und verdeutlicht die Konturen gesanglich wie instrumentatorisch, etwa indem er (ich glaube doch, Trompeten mitzuhören) auch Bläser einsetzt.

    Dellers in allem ausgleichender Ansatz macht nichtsdestotrotz Didos Klagen genauso deutlich wie die unheimliche Bedrohlichkeit der Zauberin und das Hämische der Hexen. Bei Deller (2 CDs Vanguard/Artemis 9100985) singen und spielen Orion Concert Choir and Orchestra, Mary Thomas (Sopran), Helen Watts (Alt), Maurice Bevan (Bariton), Ellen Dales (Sopran) und Robert Tear (Tenor), und Harold Lester spielt das Cembalo.

    Nikolaus Harnoncourt hat Purcells Dido and Aeneas 1982 am Salzburger Landestheater (Inszenierung Federik Mirdita) zusammen mit der dieser Oper hier vorangestellten Masque in Dioclesian mit dem Mozarteum Orchester und mit Christine Batty (Dido) und Anton Scharinger (Aeneas) sowie 1986 im Grazer Schauspielhaus diesmal nach Monteverdis Il combattimento di Tancredi e Clorinda mit dem Concentus Musicus Wien, dem Arnold Schoenberg Chor und Roberta Alexander (Dido) und Thomas Hampson (Aeneas) zur Aufführung gebracht.

    Im März 1983 entstand im Casino Zögernitz in Wien die Plattenaufnahme Harnoncourts des Werks (gehört allerdings von der älteren CD Teldec 4509-93686-2) mit Ann Murray (Dido), Anton Scharinger (Aeneas), Rachel Yakar (Belinda) und Trudeliese Schmidt (Zauberin). Da kommt alles schärfer, kontrastiver, äußerlich dramatischer, wesentlich akzentuierter (auch der Chor!), stark verdeutlicht gegenüber Dellers Aufnahme. Trudeliese Schmidts Zauberin wirkt auch vulgärer,

    Allein schon für dieses „When I am laid in earth“ lohnt sich alles...

    Und die vergriffene Aufnahme mit Jessye Norman muss ich mir trotz youtube (dort einzeln und komplett abrufbar) auf CD auch irgendwann zulegen.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Und die vergriffene Aufnahme mit Jessye Norman muss ich mir trotz youtube (dort einzeln und komplett abrufbar) auf CD auch irgendwann zulegen.

    Wieso vergriffen?
     
    (AD: Mai 1985, Walthamstow Assembly Hall, London)

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Diese Aufnahme hat leider nicht den Bekanntheitsgrad, den sie verdient:

    Ich glaube, alle Aufnahmen zu besitzen, die in diesem Thread vorgestellt worden sind (plus ein paar andere). Diese Mackerras-Aufnahme ist nach wie vor eine meiner geliebtesten. Tatiana Troyanos war eine großartige Dido. Hier wird sie von Mackerras stilsicher dirigiert (eine spätere Aufnahme mit ihr wird weniger subtil von Raymond Leppard). Auch läßt Barry McDaniel als Aeneas keine Wünsche offen.

    Eine andere Ausgabe kann man gebraucht für wenig Geld bekommen. Einfach "Dido Mackerras" suchen. Ich würde die andere Ausgabe schon deswegen vorziehen, daß sie auf einer CD Dido and Aeneas bringt, während die abgebildete mit der Ode on St Cecilia's Day auf 2 CD gekoppelt ist; leider ist diese Aufnahme der Ode für mich nicht so empfehlenswert,

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Wieso vergriffen?  
    (AD: Mai 1985, Walthamstow Assembly Hall, London)

    Im physischen Handel, beim heute erfolgten Versuch, bei einem leibhaftigen Menschen diese CD zu bestellen. Im Internet kriegt man natürlich immer alles, jederzeit. Bin auf die verrückte Idee gekommen, zunächst beim menschlichen CD Händler meines Vertrauens zu fragen, manchmal bin ich so weltfremd. ;) ;) ;)
    (Ist rein selbstironisch gemeint.)
    Ein herzliches DANKE für die Links, auch da bin ich weltfremd, werde die Philips-Erstauflage bestellen! :top:
    EDIT: Soeben bei medimops bestellt. Danke nochmal! Medimops hat jetzt noch drei Stück - das muss ein Lager sein dort...

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

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