Domenico Scarlatti, Sonaten für Tasteninstrumente
Liebe Scarlattifreunde,
wenn ich mich nicht irre, gibt es noch kein Thema, das sich mit dem Sonatenkosmos für Tasteninstrumente solo von Domenico Scarlatti befasst. Diesem Zustand soll abgeholfen werden. Soweit erkennbar, gibt es insgesamt zwei "Gesamt"-Einspielungen, nämlich von Scott Ross und von Pieter-Jan Belder (jeweils auf einem Cembalo sowie ergänzend Fortepiano, Orgelpositiv). Eine weitere Einspielung soll ausweislich Wikipedia auf einem Konzertflügel mit Carlo Grante in Vorbereitung sein. Daneben gibt es, wie allgemein bekannt, eine Fülle von Einspielungen ausgewählter Werke.
Wie dem auch sei, allein schon aufgrund der Anzahl dieser Werke, stellt sich schnell eine gewisse Unübersichtlichkeit dar. Zudem gibt es mehrere Werkverzeichnisse, was gleichfalls etwas zur Verwirrung beiträgt. Daraus resultiert auch mE der Umstand, dass zwar Fundort und Entstehungsgeschichte dieser Sonaten allgemein bekannt sind, gleichwohl "dieser Schatz bis heute nicht gehoben ist" (Johannes Rövenstrunck, Die Sonaten Domenico Scarlattis, 2004 - http://www.jorov.de/schriften/dosca.pdf )
Was meint Ihr, welches sind Eure bevorzugten Aufnahmen/bevorzugten Interpreten? Wie sollte Scarlatti gespielt werden, auf einem Konzertflügel/Cembalo? Wo seht Ihr wirkungsgeschichtlich interessante Ansatzpunkte? Schließlich sind Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Domenico Scarlatti im selben Jahr, nämlich 1685, geboren worden. Habt Ihr besondere Lieblinge? Nach welchen Kriterien hört Ihr die Musik Scarlattis? Interessant in diesem Zusammenhang könnte die Auffassung von Andras Schiff sein, der auf die Frage
ZitatWie suchen Sie aus 555 Scarlatti-Sonaten ausgerechnet die wenigen aus, die Sie dann spielen?
antwortete
ZitatJa, das ist eine gute Frage. Das ist ein Beispiel, wie ich Programme mache. Zuerst muss man Scarlatti sehr gründlich kennen. Ich sage nicht, dass ich jetzt alle 555 Sonaten von Scarlatti kenne, aber ich habe ehrlich alle mal durchgespielt. Ich habe zu Hause die Faksimile-Ausgaben von Scarlatti, 18 Bände sind das, und ich habe in meinem Leben schon sehr, sehr viele davon gespielt und nicht nur die bekannten Stücke. Ralph Kirkpatrick hat entdeckt, dass Scarlatti diese Sonaten meistens paarweise komponiert hat, und ich wundere mich sehr oft über die Pianisten, die Scarlatti spielen. Sie spielen immer dieselben drei, vier Sonaten und die einzeln; sie ignorieren die musikwissenschaftliche Entdeckung von Kirkpatrick, dass sie wirklich in Paaren zusammengehören, wie die Bach-Präludien und -Fugen etwa. Ich denke sehr an die Tonarten, es gibt einen Aufbau von Tonarten bei mir, weil ich finde, dass es sehr wichtig fürs Publikum ist, auch wenn es kein absolutes Gehör hat oder nicht bewusst daran denkt. Aber es ist sehr schön, z. B. Paralleltonarten nebeneinander zu hören. Wie hat Mozart oder Beethoven es in einer Sinfonie gemacht? Da kommt der erste Satz in der Haupttonart, dann der zweite Satz in der Paralleltonart oder auf der Dominanten oder Subdominaten; es ist immer eine Relation da. Ich habe also einfach immer sechs Scarlatti-Sonaten pro Programm genommen und immer Tonartenrelationen gesucht, die wieder zu den Bach-, Mozart-, Chopinstücken passten, die auch im Programm waren. Dies ist so eine Programmkomposition.
Frohe und gespannte Grüße