Ben Hur - einer meiner Lieblingsfilme (Teil 1)

  • Deshalb spricht man von Verfilmung von biblischen Stoffen (nicht von Bibelverfilmung, oder einfach Romanverfilmung). Nicht unmittelbar mit Bibel zu tun, aber wenn ein Film biblische Ereignisse bzw. Figuren beinhaltet, dann kann man das schon als "Verfilmung biblischer Stoffe" bezeichnen.

    In diesem Film kommt Jesus vor:

    Nach deiner Definition handelt es sich hierbei also auch um eine Verfilmung biblischer Stoffe?

    Warum solche verfeinerte Kategorisierierung? Ich weiß nicht.

    Ich finde nicht, dass das verfeinert ist. Für mich ist ein biblischer Stoff eher eine Geschichte, irgendeine Begebenheit, eine Handlung. Wenn man aber eine eigene, fiktive Geschichte schreibt (was nicht bedeuten soll dass das, was in der Bibel steht, wahr ist) und biblische Figuren oder eine kurze Passage aus der Bibel einbaut, dann ist das für mich doch ein Unterschied.

    Oder anders gesagt: eine Verfilmung biblischer Stoffe wäre nach meiner Definition eine Verfilmung, die ganz gezielt und hauptsächlich einen biblischen Stoff darstellt, wie etwa "Die zehn Gebote" von De Mille.

    (Interessanterweise nennt Lew Wallace selbst seine Geschichte "A Tale of the Christ", obwohl dieser nur dreimal sehr kurz vorkommt. Einmal gibt er Ben Hur etwas zu trinken, dann heilt er Mutter und Schwester desselben (beides steht NICHT in der Bibel!), und am Ende wird kurz die Kreuzigung geschildert, was auch aus der Bibel übernommen wurde.)

  • Guten Tag.

    Nach deiner Definition handelt es sich hierbei also auch um eine Verfilmung biblischer Stoffe?

    Ich habe schon gedacht. dass solche (eher ironisch gemeinte) Frage auftauchen würde. Aber ich habe ja auch nicht so genau formuliert, was biblische Stoffe angeht. Egal, wenn man das so oder so anders sehen will, sollte man das tun. Wenn jemand meint, dass "Ben Hur" so wenig mit Bible zu tun hat wie "South Park", dann ist das auch eine respektable Meinung. "South Park" ist ja immer hin viel lustiger als "Ben Hur". Aber wegen der fehlenden christlichen Religiösität ist "South Park" meilenweit davon entfernt, irgendwie mit Bibel zu tun zu haben.

    Schönen Tag.
    Penthesilea

    Auch Rom wurde nicht an einem Tag niedergebrannt - Douglas Adams

  • Gerade heute unterhielt ich mich mit einem Freund über William Wyler und natürlich kamen wir auf 'Ben Hur' zu sprechen, der schon eine ziemliche Ausnahme in seinem Oeuvre darstellt.

    Beide waren wir uns einig, dass der Film schon einer der besten 'Sandalenfilme' ist, aber wohl nicht einer der besten Wylers. Aber vielleicht ging das auch gar nicht, genauso wenig wie 'Cleopatra' der beste Mankiewicz ist. Man merkt ihm an, dass er bemüht ist, die handelnden Figuren auch psychologisch überzeugend zu kennzeichnen, aber trotzdem scheitert der Film dabei immer wieder, was sicherlich oder vielleicht mit dem Genre, der literarischen Vorlage und wohl auch mit den Schauspielern zu tun hat. Wyler steht für mich hier insgesamt mehr im Dienste Hollywoods als in vielen anderen seiner großartigen Filme, denn psychologische Durchdringung seiner Figuren, das konnte er, daran war er immer interessiert.

    Trotzdem ist es natürlich ein Hammer. Gesehen habe ich ihn als Kind noch bei der X-ten Wiederaufnahme im Kino auf einer großen Leinwand und er war natürlich überwältigend. Allerdings hat mich damals auch schon der 'Religionskitsch' mancher Szenen unangenehm berührt. Gleichzeitig haben sich aber andere Szenen aus unterschiedlichen Gründen geradezu für immer in mein Gedächtnis eingebrannt. Ben Hur in der Lepra-Höhle, der herabfallende Ziegel, der alles auslöst, der Speerwurf der beiden Protagonisten, der Empfang bei Tiberius, das Leben auf der Galeere vor dem Kampf, die Pferde, die dem Scheich am Abend noch einmal zugeführt werden und so weiter. Das heißt, dass der Film, jedenfalls für mich, eine emotionale Kraft besaß/besitzt, Bilder wirklich einzubrennen.

    Und dann natürlich die 'großen' Szenen, die Galeerenschlacht und das Wagenrennen. Das ist einfach großes, meisterhaftes Kino!!! - und alleine dafür würde es sich lohnen, den ganzen Film zu schauen. Ich weiß nicht, ob das Wagenrennen 1959 besser ist als 1925 (was für die damalige Zeit wirklich sensationell ist), aber es ist und bleibt ein filmisches Meisterwerk, auch wenn Wyler selber es ja nicht gedreht hat. Schon wenn die Musik von Rosza bei der Vorbereitung zum Rennen einsetzt, bin ich in einer anderen Welt. Und dann das Aussetzen der Musik, die schiere Spannung aufgrund des Geschehens!!! Jede Einstellung ist meisterlich, ist genauso, wie sie sein muss. (Was übrigens auch für die Seeschlacht gilt.)

    Also, 'Ben Hur' ist für mich nicht bester Wyler, aber bester 'Sandalenfilm', wenn ich auch manche Abstriche machen würde.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • 'Sandalenfilme....

    ..... :D passt besser als Swords&Sandals....
    Aber das ist Ben Hur eben gerade nicht! Der Begriff ist doch für B-Klasse Imitationen reserviert.
    Macht nix....Der Film ist super, zusammen mit Spartacus und Die 10 Gebote immer mal wieder dran bei mir.

    Erinnert sich jemand hier an Masada mit Peter O‘Toole? Damals war ich beeindruckt - muss ihn nochmal anschauen.

  • Swords&Sandals? Wat isses?
    Der mir bekannte Ausdruck ist Sandalenepos. Und Ben Hur ist eindeutig eines, wie Spartacus oder Gladiator.

    Es gibt halt wie immer gute und weniger gute.
    Wobei ich mit Ben Hur nichts richtig anfangen kann (mit den 10 Geboten noch weniger), aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Spartacus ist ein anderes Kaliber. Wie übrigens Romulus und Remus von Sergio Corbucci.

    Als Bibelfilm ist Pasolinis Vangelo secondo Matteo unübertroffen, aber das ist eben kein Sandalenepos.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Der mir bekannte Ausdruck ist Sandalenepos. Und Ben Hur ist eindeutig eines, wie Spartacus oder Gladiator.

    Also klassischer Weise bezeichnet man die in Hollywood produzierten Streifen dieses Genres als 'Monumentalfilme' oder 'Historienfilme', der italienische Ableger, das sind dann die 'Sandalenfilme'. ;)

    Als Bibelfilm ist Pasolinis Vangelo secondo Matteo unübertroffen, aber das ist eben kein Sandalenepos.

    :verbeugung1: :verbeugung1: :verbeugung1:

    :wink: Wolfram

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    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Swords&Sandals? Wat isses?
    Der mir bekannte Ausdruck ist Sandalenepos.

    Sandalenepos gefällt mir noch besser :jaja1: - viel besser als Swords&Sandals.
    Wot it is? Ein Film Genre! Wie zB spaghetti western, whodunnit, swashbuckler, tearjerker, chick flick oder sci-fi romp.

  • Der mir bekannte Ausdruck ist Sandalenepos.

    das sind dann die 'Sandalenfilme'.

    Bei diesen Begriffen muss ich unweigerlich an Monty Python's "Life of Brian" denken. :D


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Bei diesen Begriffen muss ich unweigerlich an Monty Python's "Life of Brian" denken.

    Ein 'antiker Historienfilm', ein 'Sandalenfilm', ein 'Bibelfilm', eine 'Komödie' - was willst du mehr? :D

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Weil im "Life of Brian" eine Sandale auf so groteske Weise explizit thematisiert wird.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Zitat von Rosamunde

    Ein Film Genre! Wie zB spaghetti western, whodunnit, swashbuckler, tearjerker, chick flick oder sci-fi romp.

    So viele fesche Ausdrücke auf einmal! Man lernt nie aus!

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Also, 'Ben Hur' ist für mich nicht bester Wyler, aber bester 'Sandalenfilm', wenn ich auch manche Abstriche machen würde.

    Die Monumentalfilme Hollywoods waren immer Schaufilme: aufwendig in Dekor und Statisten, mit bekannten Stars besetzt, mit einer Handlung, die gut auf die Zuschauer-Masse abgestimmt wurde. Nein, Charakterdramen waren sie nie - war auch nicht wirklich gefordert.

    Die besten Filme aus dem Genre wie z.B. Ben Hur haben immer von ihren Regisseuren profitiert, die sich besonders viel Mühe gegeben haben, das tumbe Niveau etwas zu heben. Wyler hat visuell sehr gute Lösungen geschaffen, die Geschichte in wenigen Schnitten zu erzählen, besaß auch eine klare Linie, wenn es darum geht, daß Drama zwischen Judah Ben Hur und Messala zu vertiefen. Gegen den ganzen religiösen Weihrauch-Stil konnte selbst er nicht viel machen - außer es so kurz wie möglich zu halten, allein um den Fokus auf Judah zu verlieren. Mit Miklos Rosza hatte er außerdem den besten musikalischen Mitstreiter, den er haben konnte. Und mit Yakima Canutt den besten Second-Unit-Regisseur Hollywoods.

    Visuell ist der Film das, was ich so mag an diesen Streifen: man sieht echte Kulissen unter echter Sonne mit echtem Publikum. Der gewaltige Aufwand ist stets zu sehen, zumal in jener prä-CGI-Zeit nichts besser war als wirkliche Größe im Maßstab 1:1. Hier unterschied sich Hollywood von allen anderen Filmnationen, die solchen Aufwand nicht mit Studiomitteln realisieren konnten. Technisch gesehen ist der Film in allen Bereichen bestes Handwerk - getragen von einer Regie, die clever durch alle Untiefen der Geschichte führt, um das Schiff sicher in den Hafen zu bringen.

    Inhaltlich ist Ben Hur ein solides Rachedrama, welches im Wechselspiel mit der Heilsgeschichte verwoben ist. Das ist auch das, was heute am Ehesten funktioniert. Charlton Heston paßt perfekt in die Rolle des Protagonisten, und besser als hier hat er auch nie gespielt. Seine ganzen Manierismen, die er als Schauspieler immer wieder hervorkehrte, sind hier absorbiert im Charakter des Judah oder so unkenntlich geworden, daß man sie nicht sieht. Stephen Boyd spielt als Messala wirklich um sein schauspielerisches Leben: er wußte einfach, daß dies die Chance seines Lebens war; eine größere Rolle hatte er später nie mehr. Und er gräbt auch Heston des Öfteren das Wasser ab, ohne daß dieser es peilt... :D

    Es gibt sicherlich keinen populäreren Monumentalfilm als Ben Hur, auch wenn ich Spartacus ein Ticken eher bevorzuge. Als reines Spektakel hat der Film nicht verloren, weil er halt in die Vollen greift und das Beste herauszieht. Wyler wird es letztendlich als zufriedenstellend abgehakt haben, weil er dadurch noch einige bemerkenswerte Filme realisieren konnte.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

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