Beethoven: Die Streichquartette - Gesamteinspielungen: Empfehlungen der Capricciosi

  • Beethoven: Die Streichquartette - Gesamteinspielungen: Empfehlungen der Capricciosi

    Anlaß für diese Eröffnung ist das Hören der 6 Streichquartette op. 33 gerade eben - allerdings nicht Beethoven, sondern Haydn -, eingespielt 2008 durch das Auryn-Quartett. Deren Spiel überzeugt mich sehr: transparenter Klang (hervorragende Aufnahmetechnik!), fein aufeinander abgestimmte Solisten, leidenschaftlich da, wo es paßt, zurückhaltend, wo es sein soll, das wirkt kontrolliert, stets souverän und intelligent - soweit meine Höreindrücke, die sich auch auf deren Einspielung der drei Brahms-Quartette beziehen.

    Das Auryn-Quartett hat auch - und damit bin ich beim Thema - Beethovens 16 Streichquartette samt der Großen Fuge eingespielt, ebenfalls bei Tacet, jeweils 2 CD, 2002-04:


    Op. 18/1-6


    Op. 59/1-3, 74


    Op. 95, 127, 132


    Op. 130, 131, 133, 135

    Diese Aufnahmen kenne ich noch nicht, wobei ich bei meiner ersten Fage wäre: Wer kann etwas darüber sagen? Paßt das, was ich über die Haydn- und Brahms-Aufnahmen der Auryns sage, auch hier?

    Folgende Gesamteinspielungen finden sich bei mir:


    Ungarisches Streichquartett, EMI, 7 CD, aufg. 1953


    The Juilliard String Quartet, Sony, 8 CD, aufg. 1964-70


    Gewandhaus-Quartett, DGG, 10 CD, aufg. 1996-2003 (+ ältere Aufnahmen als Bonus)

    Dazu kommen noch einige Aufnahmen des legendären Busch-Quartetts (allerdings sind das keine Gesamteinspielungen).

    Die Aufnahmen mit dem Ungarischen Streichquartett habe ich früher sehr geschätzt, aber lange nicht mehr gehört. Das gleiche gilt für die anderen genannten Aufnahmen. Sollte ich mal wieder ändern...

    Daher weitere Fragen in die Runde:
    - Welche Gesamteinspielungen kennt Ihr?
    - Empfehlungen?

    Übrigens: Zu einzelnen Werken gibt es immerhin bereits zwei Fäden:

    Beethoven: Streichquartette op. 59
    Beethoven: Streichquartett F-dur op. 135 – "Es muss sein!"

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Lieber Gurnemanz!

    Von den Aufnahmen, die Du vorgestellt hast, kenne ich leider nur die des Gewandhaus-Quartetts und habe sie lange nicht mehr gehört. Warum? Irgendwie erschien sie mir in keiner Richtung besonders, nicht besonders musikantisch, nicht besonders durchgearbeitet, nicht besonders schnell, nicht besonders langsam, nicht besonders gut aufgenommen. Und alles umgekehrt genauso. Viele schätzen sie aber sehr. Interessant ist allemal die beiliegende CD mit Aufnahmen alter Gewandhaus-Formationen.

    Ich kenne zwei Aufnahmen, die für mein Empfinden in eine ähnliche Richtung gehen (also von gewachsenen Formationen mit langer gemeinsamer Spielerfahrung, mit dem gemeinsamem Atem und der natürlichen Autorität solcher Gruppierungen), aber für meinen Geschmack einen individuelleren Ensemble-Klang bieten:

    Allein der Cellist David Soyer mit seinem extrem individuellen Ton rechtfertigt finde ich den Kauf.


    Das Talich-Quartett mag ich mit dem unterschiedlichsten Repertoire bei jedem Hören lieber. Auch bei Beethoven. Es ist glaube ich die zweite Formation, in der sie hier spielen, der erste Primarius inzwischen an der Bratsche. Wunderbar kernig, unprätentiös und mit dem so schwer fassbaren gewissen etwas.


    Von den neuen Aufnahmen finde ich die Belcea-Aufnahme am interessantesten:

    Ein anderer Ansatz, sehr durchdacht, feinste dynamische Abstufungen, zum Teil sehr expressiv, extrem sauber, mit Elementen der historisierenden Aufführungspraxis, aber unaufdringlich eingesetzt. So eine transparente und dennoch leidenschaftliche Große Fuge zum Beispiel, ich werde es nicht müde, das immer zu wiederholen, habe ich noch nie gehört.

    Artemis spricht mich persönlich nicht so an, was nicht an angeblichen spieltechnischen Mängeln liegt, von denen ich schon gelesen, die ich aber ehrlich gesagt bei denen nie gehört habe, sondern einfach daran, dass sie mich emotional kalt lassen, warum auch immer. Die ABQ-Aufnahmen finde ich persönlich klangtechnisch mäßig, Suske wäre sicher auch eine Alternative, in der gleichen Richtung wie Talich oder Guarneri, für mich aber nicht ganz so individuell klingend.

    Na jedenfalls viel Freude beim Wiederentdecken! ;+)

  • Von den Aufnahmen, die Du vorgestellt hast, kenne ich leider nur die des Gewandhaus-Quartetts und habe sie lange nicht mehr gehört. Warum? Irgendwie erschien sie mir in keiner Richtung besonders, nicht besonders musikantisch, nicht besonders durchgearbeitet, nicht besonders schnell, nicht besonders langsam, nicht besonders gut aufgenommen. Und alles umgekehrt genauso. Viele schätzen sie aber sehr. Interessant ist allemal die beiliegende CD mit Aufnahmen alter Gewandhaus-Formationen.

    Danke, lieber Braccio, für Deine Anmerkungen!

    Die Aufnahmen des Gewandhaus-Quartetts habe ich unterschiedlich in Erinnerung: Gelungen die letzten Quartette (op. 127, 130-133, 135), solide die frühen (op. 18), ziemlich langweilig dagegen die mittleren (op. 59, 74, 95). Aber das müßte ich erst wieder überprüfen, könnte ich heute anders empfinden.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Helmut Lachenmann

  • Lieber Gurnemanz,

    danke für diesen Thread!

    Die Beethoven-Quartette habe ich längere Zeit nicht mehr gehört. Aus der Erinnerung (und dem Gedächtnis des Internet) ein paar Fetzen:

    Das Budapest String Quartet hat die Quartette eher rund, unter Vermeidung der Extreme eingespielt. Eine liebevolle, detailfreudige Lesart, die gar nicht mal so "old style" klingt, wie das Aufnahmedatum vermuten lassen könnte. Ich mag den Beethoven allerdings lieber mit besser hörbaren Ecken und Kanten.

    Das Amadeus-Quartett ... ich sage mal Norbert Brainin. Klanglich nicht unproblematisch. Die "späten" Quartette hatte ich mal im Vergleich mehrerer Ensembles gehört, da fehlten mir bei den Amadeus-Mannen ein paar Tiefendimensionen, die anderswo erfahrbar waren.

     

    Das Alban-Berg-Quartett bietet in seiner ersten GA einen für meine Begriffe sehr annehmbaren Weg zwischen "old style" und HIP, zwischen strukturbetonten und klangsinnlichem Zugang. Ich mag diese GA immer noch sehr.

    Die Einspielung der Emersons kann einen geradezu vom Stuhl fegen, etwa im Finale von op. 59 Nr. 3 oder in op. 95. Sie legen es darauf an, einen Krimi zu präsentieren, spielen die Musik wie auf des Messers Schneide. Spannend, "thrilling", aber dies und der meist leicht nervöse Ton verhindern manchmal auch das Entstehen von Ruhe und/oder Tiefe.

     

    Die Einspielung des Takacs-Quartetts finde ich momentan vielleicht die alles in allem am besten gelungene unter diesen Fünfen. Der beim ABQ genannte Kompromiss ist einen Tick in Richtung von mehr Schärfe verschoben, was ich sehr mag.

    (Atemberaubend sind die Aufnahmen mit dem Busch-Quartett, da gibt's leider nur die späten Quartette, darum gehört das nicht hierher.)

    Vielleicht später mal mehr zu den einzelnen Gruppen der frühen, mittleren und späten Quartette ... jetzt sind erst einmal Haydn und Mozart dran ... ;+)

    Kann jemand etwas zu den Aufnahmen des Vegh-Quartettes sagen? ich glaube, es gibt zwei GAn mit diesem Ensemble.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich besitze eine CD aus der Auryn-Reihe (inkl. op.130/133), habe an die aber keine Erinnerung. :hide: Ich war von ihrem op.33 auch nicht so begeistert wie etliche andere hier, so dass ich von weiteren Anschaffungen erstmal Abstand genommen habe (die ohne Bedenken empfehlenswerte Großtat dieses Ensembles sehe ich in der Schubert-GA bei cpo).

    Ich besitze an GA
    Ungarisches SQ stereo 1960er (in einer preiswerten Beethoven-Box)
    Juilliard CBS/Sony 1960er (s.o.)
    Melos DG 1980er
    Musikverein Platz 1980er/90er

    Dann noch eine historische Beinahe-GA der 1930er/40er mit dem Budapest Quartett (Biddulph u. CBS Masterworks; hier fehlen 18/5, 59/1 und 133)
    alle Werke, die das Petersen Q. eingespielt hat
    alle Werke, die das Hagen Q. eingespielt hat (außer op.95, das nur unverschämt teuer gebraucht zu finden ist)
    mittlere und späte mit dem Emerson Q. (DG)
    späte mit dem Smetana Q. (Supraphon)
    späte mit dem Yale Q.(Vanguard)
    späte mit dem LaSalle Q (DG)
    op.18 mit dem Turner Q. (harmonia mundi)
    op.18 mit dem Smithsonian Q. (deutsche harmonia mundi)
    einzelne weitere CDs mit anderen Ensembles (Orford, Vegh, Artemis, Endellion...)

    Von meinen GA hast Du die vermutlich beste (Juilliard) schon, die Musikverein ist höchstens in Japan zu kriegen (sehr gut, aber etwas verhallt), die Melos/DG auch vergriffen und eine zweite mit dem ungarischen SQ brauchst Du wohl auch nicht, zumal die Mono-Aufnahme vermutlich ohnehin die angesehenere ist.

    Eher als eine weitere GA würde ich ein op.18 (sonst gibt es nicht viel) in einer HIP-Aufnahme (Smithsonian oder Turner Q., Mosaiques eher nicht) empfehlen. Dann evtl. die späten mit dem LaSalle Q. Die ist emotional vielleicht etwas "kühl", aber die Mittelstimmen sind wohl kaum irgendwo so deutlich hörbar und es scheint mir jedenfalls eine sehr lohnende Ergänzung. "Ecken und Kanten" werden hier weniger durch irrwitzige Tempi und extreme Dynamik deutlich als durch die Stimmführung.

    Ich selbst bin weitgehend durch "moderne" Einspielungen, oft mit sehr virtuosen Ensembles und zügigen Tempi geprägt (Melos, Emerson etc.). Natürlich gibt es da auch Unterschiede, aber viele Parameter sind sehr ähnlich. Manche etwas ältere Aufnahmen wirken da erst einmal etwas "zahm", teils wegen vielleicht auch aus technischen Gründen eingeschränkten Dynamik, teils wegen oft etwas gemessener Tempi (freilich mit Ausnahmen). Sie können aber außerordentliches bieten, in Phrasierung, Balance und auch im Ausdruck besonders der langsamen Sätze. Leider ist die Stereo-Aufnahme des Vegh-Q. vergriffen und die Einzel-CDs absurd teuer (ich besitze auch nur vier Quartette mit denen). Aber die späten + op.95 mit dem Smetana Q. wäre vielleicht eine Option für eine Alternative gegenüber einigen (grob gesagt) manchmal etwas stromlinienförmigen (oder andererseits extrem "mikrodynamischen", wie das Hagen Q.) Zugängen der letzten ca. 20 Jahre.

    Normalerweise bin ich von der Musik immer wieder so begeistert, dass ein Ensemble schon etwas ganz anders als ich es mir vorstelle, machen muss, oder offenkundige (und ich bin gewiss niemand, der ein feines Ohr für Intonation etc. hätte) Schwächen aufweisen, damit ich wirklich enttäuscht bin. Sofern man dann wirklich ins Detail geht, wird man schon Präferenzen entwickeln und die Musik ist auch wieder so reichhaltig, dass es immer etwas geben wird, was noch besser herauskommen könnte..
    Ich bin zB aus "theoretischen" Gründen der Ansicht, dass der "Dankgesang" meistens eher zu langsam gespielt wird, meine, dass der flüssiger, dabei jedoch sehr verhalten gespielt werden sollte. Aber dennoch kann ich mich dem Eindruck einer sehr breiten und teils beinahe orchestral-bombastischen Lesart wie beim Melos-Q.auch nicht entziehen.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Die Einspielung der Emersons kann einen geradezu vom Stuhl fegen, etwa im Finale von op. 59 Nr. 3 oder in op. 95. Sie legen es darauf an, einen Krimi zu präsentieren, spielen die Musik wie auf des Messers Schneide. Spannend, "thrilling", aber dies und der meist leicht nervöse Ton verhindern manchmal auch das Entstehen von Ruhe und/oder Tiefe.

    Zwei CDs u. a. mit op. 95 (gekoppelt mit Schubert) hatte ich mal, war aber genervt vom Drang der Emersons, jeden Takt mit der größtmöglichen Expressivität zu belegen - was ich damals auch mehreren Konzerten erlebte, als sie einen ganzen Beethoven-Zyklus präsentierten, kurz: das hat mich eher abgeschreckt. Aufdringlich fand ich das.

    Ich besitze eine CD aus der Auryn-Reihe (inkl. op.130/133), habe an die aber keine Erinnerung. :hide:

    Vielleicht hast Du gelegentlich Lust und Zeit, Dich wieder zu erinnern... :whistling:

    Ansonsten: Herzlichen Dank für die vielen Hinweise!

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Mein Favorit ist derzeit das Takacs - Quartet aus von Mauerblümchen umrissenen Gründen, - und, ein wenig eingeschränkt in Bezug auf die Einspielungen mit den späteren Umbesetzungen, aus Gründen, die Zwielicht hier verschiedentlich benannt hat, auch wenn ohne ihn mir nur einige davon selbst aufgefallen wären, das Artemis-Quartet.

    Vom Hagen-Quartet habe ich bislang nicht mal alle vorhandenen und es gibt noch keine GA. Nach dem, was ich kenne, geurteilt, ist es aber ein weiterer Verdächtiger für meine Spitzengruppe.

    Emerson-Q finde ich schon überwiegend auch sehr toll - Hören auf der Stuhlkante und dennoch sehr klangschön und differenziert, auch wenn's wohl aus dem Studiobaukasten ist.

    Des weiteren vorhanden und insgesamt durchaus auf je eigene Weise geschätzt:

    - LaSalle Q.
    - Juilliard Q. (beide Zyklen)
    - Borodin Q.
    - Alban-Berg-Q.
    - Leipziger Streichquartett
    - Petersen Q., soweit aufgenommen

    In HIP hat das Schuppanzigh-Quartett leider nur 18/4 und 59/3 aufgenommen :juhu: Von ihnen würde ich mir eine GA wünschen.

    Ganz oben nach meiner Begehrlichkeit steht jetzt noch das Belcea Quartet. Nach dem, was ich über den Zugang gelesen habe, dürfte ihre GA mir sehr zusagen. Ihre Bartok- und Britten-GA's sind meine Favoriten, seit ich sie habe, obwohl ich bei beiden sehr gut eingedeckt bin. Also Belcea wird irgenwann noch dazukommen, obwohl ich eigentlich schon mehr als genug habe.

    Guarneri-Q. und Gewandhaus-Q. hatte ich mal ausgeliehen. Gewandhaus-Q. kam mir vergleichsweise nur solide vor und war für mich langweilig. Der, wie bereits bemerkt, sehr individuelle Klang der Guarneris sagte mir überhaupt nicht zu. Ich habe inzwischen auch sonst alles mit ihnen abgestoßen.

    :wink: Matthias

  • Zitat von »Matthias Oberg«
    Der, wie bereits bemerkt, sehr individuelle Klang der Guarneris sagte mir überhaupt nicht zu. Ich habe inzwischen auch sonst alles mit ihnen abgestoßen.

    Echt jetzt? Nicht zu fassen :faint:

    Lieber Braccio,

    ich habe oft nichts gegen Eigenwilligkeit, eher im Gegenteil, und ich habe auch durchaus rausgehört, dass sie sicherlich ihre Qualitäten haben, aber da geht es mir wohl ähnlich, wie Gurnemanz mit dem, was er als "Aufdringlichkeit" der Emersons empfindet, während ich gerade diese hochnervöse Expressivität an ihnen mag, aber der Klang der Guarneris war mir irgendwie richtig unangenehm. Ich kann das nicht mal weiter erläutern ?(

    :wink: Matthias

  • Zwei CDs u. a. mit op. 95 (gekoppelt mit Schubert) hatte ich mal, war aber genervt vom Drang der Emersons, jeden Takt mit der größtmöglichen Expressivität zu belegen - was ich damals auch mehreren Konzerten erlebte, als sie einen ganzen Beethoven-Zyklus präsentierten, kurz: das hat mich eher abgeschreckt. Aufdringlich fand ich das.

    Ja, einmal op. 95 gekoppelt mit Schuberts d-moll (Der Tod & das Mädchen), dann op. 135 mit Schuberts G-dur. Für die Gesamtaufnahme haben die Emersons diese Quartette aber nochmal aufgenommen. Op. 95 habe ich mit der Einzelaufnahme kennen- & sehr lieben gelernt. In der Gesamtaufnahme sind sie dann noch etwas schneller (unter 19 Minuten), und von dieser Aufnahme war ich dann etwas enttäuscht - besonders, was die beiden langsameren, mittleren Sätze angeht. Aber vielleicht kommt sie dir ja mehr entgegen.

    Nur weil etwas viel Arbeit war und Schweiß gekostet hat, ist es nicht besser oder wichtiger als etwas, das Spaß gemacht hat. (Helge Schneider)

  • Ja, einmal op. 95 gekoppelt mit Schuberts d-moll (Der Tod & das Mädchen), dann op. 135 mit Schuberts G-dur.

    Stimmt, diese beiden CDs habe ich mal besessen und dann weggeschenkt. Ich fürchte, dieses Ensemble lasse ich so schnell nicht mehr ran an mich. Dabei ist mir ein schmissiger, schneller Beethoven ja durchaus recht, auch bei den Streichquartetten.

    Vielleicht bin ich einfach negativ voreingenommen, was die Emersons angeht...

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
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    Helmut Lachenmann

  • Ich fürchte, die Emersons lasse ich so schnell nicht mehr ran. Dabei ist mir ein schmissiger, schneller Beethoven ja durchaus recht, auch bei den Streichquartetten.

    Den oft geäußerten Eindruck, die Emersons hätten eine Tendenz dazu, Subtilitäten zu überspielen, habe ich bei ihrer Gesamtaufnahme auch. Die davor enstandene Einzelaufnahme von op. 95 hingegen wird meinem Eindruck nach den mittleren Sätzen besser gerecht.
    Enttäuscht war ich auch von dem langsamen Satz von op. 18 Nr. 3 D-dur, den etwa die Juillards in ihrer älteren Studio-Aufnahme (60er & 1970 oder so) so packend als Drama darstellen. Bei den Emersons fand ich das dann glattgebügelt.

    Nur weil etwas viel Arbeit war und Schweiß gekostet hat, ist es nicht besser oder wichtiger als etwas, das Spaß gemacht hat. (Helge Schneider)

  • Die meisten neueren Aufnahmen, die ich gehört habe, sind ähnlich schnell wie die Emersons (schon das Melos Q. in den 80ern). Ein paar Sekunden im Finale von op.59/3 (weder Satz noch Quartett mag ich besonders) machen nun auch keinen wesentlichen Unterschied. Auch im Kopfsatz von op.95 gibt es wahrlich wichtigere Dinge als ob er nun 4 oder 4:20 min. dauert. Ich finde, dass bei einigen sehr schnellen Tempi die Kontraste auf der Strecke bleiben. Emerson (oder auch schon Yale) sind zB im Presto (5. Satz) von op.131 sauschnell, aber nur schnell und damit weniger witzig und widerborstig als andere.

    Pauschale Urteile sind bei diesen Werken noch weniger möglich als sonst schon. Man müsste die Satz für Satz, wenn nicht Takt für Takt durchgehen, um Interpretationen ernsthaft zu kritisieren/evaluieren. Es gibt von den Emersons ja nach wie vor die späten (Trio) und seit kurzem auch wieder die mittleren separat, wenn man nicht gleich die GA holen will.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Pauschale Urteile sind bei diesen Werken noch weniger möglich als sonst schon. Man müsste die Satz für Satz, wenn nicht Takt für Takt durchgehen, um Interpretationen ernsthaft zu kritisieren/evaluieren.

    Ja, das denke ich auch. Deswegen kann ich zu den GAs als Ganzes eigentlich auch noch gar nicht viel schreiben.

    :wink: Matthias

  • für mich ist das Alban-Berg einfach das non plus ultra für B. Quartette

    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum (Nietzsche)
    In der Tat spuckte ... der teuflische Blechtrichter nun alsbald jene Mischung von Bronchialschleim und zerkautem Gummi aus, welchen die Besitzer von Grammophonen und Abonnenten von Radios übereingekommen sind Musik zu nennen (H Hesse)
    ----------------------------
    Im übrigen bin ich der Meinung, dass immer Sommerzeit sein sollte (gerade im Winter)

  • Ich habe einige Quartette mit dem Vermeer Quartett aus den 80ern auf LP, ich meine, dass es da auch eine Gesamtaufnahme gibt. Kommt mir ein wenig wie ein Vorläufer der Emersons vor: recht zügige Tempi, wenig Pathos, aber dennoch ein sehr nachdrückliches Spiel.

  • Bei Amazon hat ein Rezensent namens "kruzenstern" ganz lesenswerte Besprechungen der Einspielungen des Artemis-Quartetts und des Belcea Quartet eingegeben: "http://www.amazon.de/gp/cdp/member-…#R2KKCYIEVFIHV6". Kann's nicht beurteilen, da ich beide Einspielungen nicht kenne.

    Belcea kommt sehr gut weg, Artemis weniger...

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
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    Helmut Lachenmann

  • Belcea kommt sehr gut weg, Artemis weniger...

    Ja, finde auch, dass das gut beschrieben ist. Mir gefallen ja die Belcea-Aufnahmen auch besser als die von Artemis. Ob das allerdings an den von Kruzenstern monierten Problemen der Artemis-Aufnahme liegt? Keine Ahnung. Auf mich wirken die Artemis-Einspielungen einfach ein wenig distanziert und kalkuliert, wobei das völlig subjektiv ist. Belcea hört man schon auch die Absicht an, aber sie sind bei aller Raffinesse für mein Empfinden noch musikantischer, und sie klingen einfach superb.
    Ein Problem bei Gesamtaufnahmen ist meines Erachtens auch, dass gerade die alten Formationen wie ABQ, Talich, Suske, Guarneri bei den frühen Quartetten zumindest für meinen Geschmack etwas zu - dick wäre zu viel, aber es geht doch in diese Richtung -, zu voluminös spielen. Bei Artemis und auch bei Belcea klingt das passender, und trotzdem bleiben sie den mittleren und späten Werken an Ausdruck nichts schuldig.

    Sehr spannend finde ich auch die gerade begonnene GA durch das Quartetto di Cremona. Die springen einen vor Energie geradezu an:

  • Bei Amazon hat ein Rezensent namens "kruzenstern" ganz lesenswerte Besprechungen der Einspielungen des Artemis-Quartetts und des Belcea Quartet eingegeben: "http://www.amazon.de/gp/cdp/member-…#R2KKCYIEVFIHV6". Kann's nicht beurteilen, da ich beide Einspielungen nicht kenne.

    Ich kann das auch nicht beurteilen, bin aber, was die harrsche Kritik am Artemis-Quartet betrifft, äußerst skeptisch. Ich habe das Quartett - wenn auch mit der ursprünglichen Besetzung in den Mittelstimmen - einmal im Konzert gehört, auch mit Beethoven (op. 95 und op. 132), und da war mein Eindruck durchaus positiv. Den langsamen Satz von op. 132 spielten die vier damals wunderbar innig und ausdrucksvoll, von einer angeblichen "Abneigung gegen p, pp und ppp" keine Spur. Und dass Eckhard Runges Cellospiel "schlicht furchtbar" sei, kann ich einfach nicht glauben. Da müsste sich eine ganze Menge von Leuten, denen ich bisher doch einigen Sachverstand zugetraut habe, sehr geirrt haben. Nun ist es natürlich nicht ganz unmöglich, dass "kruzenstern" sie alle an Kompetenz übertrifft, aber ich habe doch so meine Zweifel. Angesichts der Tatsache, dass er bei Amazon genau zwei Kundenrezensionen verfasst hat, beide zum selben Werkzyklus und mit geradezu hymnischem Lob für eines der Ensembles, hätte ich auch noch andere Ideen...

    Christian

  • Die Rezension bzgl. des Artemis-Q. ist in meinen Augen uninformatives Gelästere, aus dem sich sehr wenig schließen lässt (außer Zweifel an der Kompetenz des Rezensenten).

    Ich besitze aus deren Reihe eine Doppel-CD (18/2, 59/3, 131 und 132). Um Genaueres zu sagen, müsste ich die wieder anhören, aber, auch wenn ich anhand dieser Aufnahmen die außerordentlich enthusiastischen Kommentare zu diesem Ensemble nicht ganz nachvollziehen kann, so sind es jedenfalls sehr gute Interpretationen. Die Vorwürfe der Rezension, sofern ich sie überhaupt verstehe, kann ich nicht nachvollziehen. Allerdings entstand deren GA über einen Zeitraum von gut 10 Jahren, einschließlich mehrerer Wechsel in der Besetzung, wenn ich recht erinnere; insofern ist eine Stichprobe vielleicht immer problematisch.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

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