Der Bassist Georg Zeppenfeld: "Man ist ja als Westfale nicht unbedingt zum Kunstgesang geboren!"
Gestern hatte ich mir den 1. Akt der aktuellen "Meistersinger"-Aufführung in Salzburg als Video angeschaut und war ziemlich begeistert. Nicht nur Regisseur Stefan Herheim scheint wieder eine vorzügliche Arbeit abgeliefert zu haben, auch musikalisch war das bisher von hoher Qualität. Neben dem Hans Sachs von Michael Volle gefiel mir vor allem der Sänger des Pogner, was für eine in allen Registern prächtig-volltönende Basstimme! Da ich den Vorspann mit der Besetzungsliste nicht so ganz aufmerksam verfolgt hatte, konnte ich zunächst keinen Namen zuordnen, obwohl mir die Stimme und der Sänger irgendwie bekannt vorkamen. Schnell stellte sich heraus, dass es Georg Zeppenfeld war, den ich 2010 in der Radio-Übertragung des Bayreuther "Lohengrin" (Neuenfels/Nelsons) als König Heinrich zum ersten Mal gehört und begeistert wahrgenommen hatte. 2011 gab es ja dann die Fernsehübertragung dieses "Lohengrin" und man konnte sich auch von den darstellerischen Fähigkeiten Zeppenfelds überzeugen, der einen herrlich durchgeknallten König gab.
Zeppenfeld wuchs im westfälischen Attendorn auf und begann in Detmold zuerst ein Schulmusikstudium bei Waldemar Hölzer. Der als Teil des Studiums vorgeschriebene Stimmbildungsunterricht machte ihn auf sein stimmliches Potential aufmerksam und er wechselte 1996 an die Musikhochschule Köln, um dort Gesang bei Hans Sotin zu studieren. Erste Bühnenerfahrung sammelte er in Münster und Bonn, von 2001 bis 2005 war er Ensemble-Mitglied an der Semperoper in Dresden. Das von mir im Threadtitel gewählte Zitat stammt aus einem kurzen Interview, welches ich im Internet gefunden habe ("http://www.xing.com/net/westflob/p…rullen-31826697"). Der Interviewer (der sich übrigens im Einleitungstext einen ziemlich groben Schnitzer erlaubt, indem er Zeppenfeld als "Operntenor" vorstellt) fragt dort, ob es in Zeppenfelds Gesangskarriere Hindernisse gegeben habe. Zeppenfelds Antwort darauf lässt einen etwas schmunzeln: "Man ist ja als Westfale nicht unbedingt zum Kunstgesang geboren. Da, wo wir sprechen, nämlich hinten, wird normalerweise nicht gesungen. Es hat lange gedauert und meinen Lehrer viel Geduld gekostet, bis ich verstanden hatte, wie man die Stimme nach vorne bringt." Wie ich finde, hat sich der Aufwand mehr als gelohnt, für mich gehört Zeppenfeld momentan in die allererste Riege der Bassisten und ich hoffe, ihn bald mal live erleben zu können.
Auf folgenden Aufnahmen ist Zeppenfeld u.a. zu hören, bzw. auch zu sehen:
Als Sparafucile im "Rigoletto":
Als König Heinrich im "Lohengrin":
Die Salzburger "Meistersinger" gibt es in der Mediathek von 3sat zum anschauen: "http://www.3sat.de/mediathek/inde…=play&obj=37574"
Was haltet ihr von Georg Zeppenfeld? Habt ihr ihn schon mal live erlebt? Welche Aufnahmen kennt ihr sonst noch mit ihm?
DiO :beatnik:
Quellen: Neben dem erwähnten Interview diverse Künstlerbiographien auf den Seiten der Opernhäuser, bzw. seiner Agentur.